Am Donnerstag erscheint die Biografie von Grigory Rodchenkov, dem Whistleblower über systematisches Doping in Russland. Sport1.de berichtet unter Berufung auf die Daily Mail, dass der ehemalige Leiter des Dopingkontrollzentrums in Moskau darin auch Evi Sachenbacher-Stehle entlastet.
Grenzfall Sachenbacher-Stehle
Grigory Rodchenkov machte in den vergangenen Jahren als Whistleblower von sich reden, der das systematische Doping in Russland aufdeckte und insbesondere Einblicke in die großangelegte Vertuschungsaktion während der Olympischen Spiele 2014 in Sochi gab. Nun erscheint am kommenden Donnerstag seine Biografie „Die Rodchenkov Affäre“, aus der die Daily Mail in Auszügen bereits zitierte. Laut Sport1.de entlastet der Russe darin auch Evi Sachenbacher-Stehle. Der deutschen Langläuferin und Biathletin wurden nach dem Massenstart von Sochi Spuren von Methylhexanamin im Urin nachgewiesen, das auf der Doping-Verbotsliste steht. Die damals 33-Jährige hatte offenbar unbewusst über ein verunreinigtes Nahrungsergänzungsmittel geringe Mengen davon aufgenommen, wie sie später nachweisen konnte. Wie Rodchenkov nun laut Sport1.de schreibt, musste Sachenbacher-Stehle als Opfer herhalten. Nachdem russische positive Proben vertuscht wurden, brauchte man positive Fälle in anderen Nationen, um kein Misstrauen zu erwecken. Da kam anscheinend die positive Probe der Langlauf-Olympiasiegerin von 2002 und 2010 gerade recht. „Bei ihr handelte es sich um einen Grenzfall; dieses Stimulans trat meist in hohen Konzentrationen auf“, schrieb Rodchenkov und fügte an: „Wenn ich bereits fünf echte Verstöße protokolliert hätte, hätte ich sie vielleicht nicht angezeigt. Aber wir brauchten Blut. Sie wurde aus dem Verkehr gezogen, und die Strafe passte nicht wirklich zu ihrem Verstoß.“
„Schon krass“
Evi Sachenbacher-Stehle hatte ihre Karriere trotz einer Verkürzung der auferlegten Sperre von zwei Jahren auf sechs Monate nach den Vorfällen in Sochi beendet und sich ihrem Leben nach dem Leistungssport gewidmet. Umso überraschter zeigte sie sich nun über diese Veröffentlichungen des Whistleblowers. „Ich weiß nicht so recht, ob ich mich freuen oder traurig sein soll“, erklärte sie gegenüber xc-ski.de. „So eine Meldung tut natürlich schon gut. Aber es ist schon krass, was die Russen anscheinend gemacht haben, um ihre Aktivitäten zu vertuschen.“ Sachenbacher-Stehle hat mit den Ereignissen damals abgeschlossen. „Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, was wäre wenn … Wichtig ist für mich nur, dass dadurch bestätigt wird, dass ich nicht wissentlicht gedopt habe.“
Olympia-Boykott wegen Einfahrtsverbot
Die Ausführungen Rodchenkovs gehen laut Sport1.de noch weiter. Zum Beispiel soll der Olympia-Boykott der russischen Mannschaft 1984 in Los Angeles nur aufgrund eines Einfahrtsverbotes eines Schiffes passiert sein. Dieses Schiff sollte ein Kontroll-Labor beheimaten, „um sicherzustellen, dass keiner unserer Athleten positiv in die Startblöcke steigt“. In seiner Zeit als Leiter des Moskauer Dopingkontrollzentrums ab 2005 seien in zehn Jahren und fünf Olympischen Spielen keine russischen Athleten überführt worden. Dabei sei es in „einigen Trainingslagern ein Problem gewesen, sauberen Urin zu finden, um heimlich Proben mit illegalen Substanzen zu ersetzen, da es nur sehr wenige gab, die saubere Proben produzieren konnten“, so Rodchenkov.
Quelle: www.sport1.de