Julian Schmid aus Oberstdorf hat die Ruka Tour gewonnen und reist im gelben Trikot des Weltcup-Führenden zur nächsten Station nach Lillehammer. Beim Tagessieg von Jarl Riiber (NOR) im Massenstart wurde Matteo Baud aus Frankreich sensationell Zweiter vor Ryota Yamamoto (JPN).
Zum Abschluss der Ruka Tour bestritten die Nordischen Kombinierer einen Massenstart-Wettbewerb, bei dem zuerst zehn Kilometer gelaufen wurden und die abschließende Entscheidung auf der Schanze fiel. Dieses eher seltene Format in der Nordischen Kombination sorgte für ungeahnte Emotionen bei den Beteiligten und ein schönes Endergebnis aus deutscher Sicht.
Geiger immer in der Spitzengruppe
Der Massenstart entpuppte sich als ein sehr kompaktes und taktisches Rennen, bei dem der Großteil des Feldes während der gesamten zehn Kilometer eng beisammen blieb. Während zu Beginn die im Weltcup vorn platzierten Athleten an der Spitze liefen, schoben sich schon bald die laufstarken Kombinierer nach vorne. Vor allem Vinzenz Geiger war während des kompletten Rennens mit in der Spitzengruppe zu finden. Dazu gesellten sich nach und nach mehrere Norweger. Ganz zu Beginn war es Jens Oftebro, der am Vortag nach dem Rennen gesundheitlich angeschlagen wirkte und ärztliche Betreuung bekam. „Wir werden sehen, wie es heute läuft. Ich habe gut geschlafen und jetzt fühle ich mich gut,“ sagte der junge Norweger vor dem Start beim FIS-Interview.
Riiber nach dem Lauf vorn, Rydzek stark
Nach einer Runde entschied sich Jens Oftebro offenbar dazu, Kräfte zu sparen. Dafür übernahm sein älterer Bruder Einar die Spitze. Auch Joergen Graabak (NOR) schob sich hinter Geiger auf Rang drei. Nach 7,5 Kilometern war es dann der Finne Eero Hirvonen, der das Feld anführte. Das Tempo blieb jedoch insgesamt langsam, die Athleten behielten sich gegenseitig im Auge. Auch Riiber hielt sich noch bedeckt. Dies änderte sich auf der Schlussrunde, als Riiber, gefolgt von Jens Oftebro, am Schlussanstieg attackierte. Manuel Faißt versuchte ebenfalls mitzugehen, wurde aber noch von Johannes Rydzek und Johannes Lamparter (AUT) abgefangen. Riiber sicherte sich die zwischenzeitliche Führung und hatte damit beste Chancen, seinen Vortagessieg zu wiederholen. Allerdings kam das Feld fast geschlossen ins Ziel. Ilkka Herola als 32. nach dem Lauf hatte lediglich 17,3 Sekunden Rückstand auf Riiber, so dass nach dem Lauf noch gar nichts entschieden war.
Viele Emotionen beim Springen
Umso spannender wurde es dann auf der Schanze. Um so mehr, als die Großschanze am Rukatunturi als schwierig zu springen gilt. Der erste, der für Furore sorgte, war der Österreicher Mario Seidl. Er war im Langlauf gestürzt und lediglich als 47. von 51 Startern ins Ziel gekommen. Auf seiner erklärten Lieblingsschanze zauberte er dann aber und knallte 147 Meter ins Tal, womit er mit großem Vorsprung die Führung übernahm. Erst Schmid, 21. nach dem Lauf, konnte ihn mit seinen 142,5 Metern dank Vorsprungs von der Spitze verdrängen. Schmid sollte in der Tageswertung schließlich auf Rang fünf vor Manuel Faißt (133,5 m) und Johannes Lamparter (137,5 m) landen. Jens Oftebro sprang ebenfalls 137,5 Meter, konnte seinen zweiten Platz aus dem Lauf aber nicht verteidigen. Er wurde am Ende Vierter hinter Ryota Yamamoto, der sowohl in der Tages- als auch in der Gesamtwertung den dritten Rang belegte.
Spannendes Duell um den Tagessieg
Die Franzosen sind bereits seit längerem als starke Springer bekannt. Doch Matteo Baud schoss aus französischer Sicht den Vogel ab. Mit Startnummer 33 sprang er 145 Meter und katapultierte sich damit an die Spitze, die er lange nicht mehr abgab. Einer nach dem anderen sortierte sich hinter ihm ein, während seine Teamkollegen mit ihm im Leaderboard warteten. Als klar war, dass es für das Podium reichen würde, brach im französischen Team lautstarker Jubel aus. Schließlich war es nur noch Riiber, der den französischen Sieg verhindern konnte. Und Riiber machte es spannend. Er brachte ebenfalls 145 Meter ins Tal. Nun kam es noch auf Haltungsnoten und Kompensationspunkte an. Schließlich verteidigte er seine Führung um 4,7 Punkte vor Baud, der nicht nur erneut eine persönliche Bestleistung verzeichnete, sondern auch das erste französische Podium seit fünf Jahren einfuhr.
Schmid Sieger der Gesamtwertung und in Gelb
In der Gesamtwertung der Ruka Tour behauptete jedoch Schmid seine Führung. Knappe sieben Punkte Vorsprung auf Riiber sorgten dafür, dass Schmid das gelbe Trikot zumindest bis nach Lillehammer nehmen darf. Dritter ist Ryota Yamamoto vor Jens Oftebro und Baud. Danach wird deutsch gesprochen: Auf den Rängen sechs bis zehn folgen Johannes Rydzek, Eric Frenzel, Mario Seidl, Manuel Faißt und Stefan Rettenegger. Bester Springer ist Yamamoto, gefolgt von Seidl und Schmid. Riiber ist bislang lediglich Vierter. Dafür trägt Riiber das rote Trikot des besten Läufers vor Graabak und Geiger.
Fazit des Wochenendes
Licht und Schatten gab es im deutschen Lager am Auftakt- wochenende. Während Vinzenz Geiger in der Loipe gewohnt stark auftrat, hatte er auf der Schanze noch deutlich zu kämpfen. Dies galt mehr oder weniger für alle DSV-Athleten mit Ausnahme von Schmid. In der Loipe macht neben Geiger auch Rydzek bislang einen starken Eindruck. Auch die Österreicher tun sich noch etwas schwer. Mario Seidl ist dank seines achten Platzes am Schlusstag als Achter der Gesamtwertung derzeit bestplatzierter Österreicher, gefolgt von Stefan Rettenegger auf Rang zehn. Rehrl und Lamparter finden sich auf den Rängen 12 und 13 wieder. So sind es bislang hauptsächlich die Norweger, die in beiden Teildisziplinen und in der Gesamtwertung punkten. Dennoch kann der SDV mit vier Athleten in den Top Ten optimistisch nach Lillehammer reisen.
Zwischenergebnis LaufEndstand TageswertungWeltcupstand und Ruka Tour-Wertung
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