Die russischen Langläufer konnten bei der letzten Entscheidung der Langläufer bei den Olympischen Spielen in Sochi über 50 Kilometer Freistil im Massenstart einen Dreifachsieg feiern: Gold ging an Alexander Legkov vor Maxim Vylegzhanin und Ilia Chernousov.
Skiwechsel nach 30 Kilometern bringt Action ins Rennen
Wie immer war das Tempo im Freistil-Massenstart zunächst kontrolliert, der Skiwechsel nach 30 Kilometern, den ein Großteil der Spitzengruppe nutzte, brachte Bewegung in das Rennen. Matti Heikkinen verzichtete auf einen Wechsel und nutzte die Gelegenheit zu einer Attacke aus einer Gruppe mit Außenseitern wie dem überraschend starken Sprinter Bernhard Tritscher oder dem Spanier Imanol Rojo. Die Solo-Flucht des Finnen dauerte ziemlich genau zehn Kilometer, dann hatten die Favoriten unter der Tempoarbeit des Russen Alexander Legkov den Ausreißer wieder gestellt, der einen Vorsprung von bis zu 22 Sekunden vor der Gruppe hatte. Auf der letzten 10 Kilometer-Schleife wurde das Tempo lange Zeit von den Schweden bestimmt, zunächst von Anders Södergren, später von Daniel Richardsson, doch die Favoriten sortierten sich direkt dahinter ein. Während der ersten 48 Kilometer immer unter den ersten Fünf war der bärenstarke Amerikaner Noah Hoffman, dem für die letzten Kilometer dann aber die Körner fehlten.
Colognas Skibruch läutet Entscheidung ein
Etwa zwei Kilometer vor dem Ziel zählte auch Dario Cologna noch zu den aussichtsreichsten Medaillenkandidaten, doch dann musste der Schweizer in der Ebene vor dem langen Anstieg nach einem Sturz einen Skibruch hinnehmen – Cologna verzichtete sofort auf Eile, er lief sein eigenes Rennen bis zum Ziel und wurde schließlich mit knapp anderthalb Minuten Rückstand auf Platz 27 gewertet. Währenddessen ging vorn die Post am letzten Anstieg ab: Legkov attackierte, seine Landsmänner Vylegzhanin und Chernousov sowie Martin Johansrud Sundby gingen mit: Vier Athleten kämpften um drei Medaillen. Doch Alexander Legkov konnte niemand mehr gefährden. Er sicherte sich relativ ungefährdet Gold vor Maxim Vylegzhanin und Ilia Chernousov – der Norweger ging leer aus. Im Sprint um Platz fünf konnte sich überraschend Sergei Dolidovich gegen Robin Duvillard durchsetzen. Knapp dahinter wurde Anders Södergren guter Siebter vor seinen Landsmännern Daniel Richardsson und Johan Olsson. Der vierte Schwede im Bunde, Marcus Hellner, musste seinen Start erkrankt absagen. Iivo Niskanen beendete seine starken Olympischen Spiele als Zehnter vor dem Südtiroler Roland Clara und dem Schweizer Curdin Perl, der früh im Rennen gestürzt war. Mit Remo Fischer belegte ein weiterer Schweizer Rang 22, bester Österreicher am Tag des Dopinggeständnisses von Johannes Dürr wurde der Sprinter und Ex-Kombinierer Bernhard Tritscher auf einem sehr guten 24. Platz mit weniger als einer Minute Rückstand.
Deutsche mit Pech mit zweitem Ski
Der erste Ski war super, der zweite eine Katastrophe – das sagten alle vier deutschen Starter übereinstimmend. So schlecht, dass Axel Teichmann und Arnd Peiffer noch einen ungeplanten zweiten Boxenstopp einlegten: „So ein bisschen tauscht man sich unterwegs aus, gerade über den zweiten Ski. Da hat der Axel gesagt: ‚Geht deiner auch so blöd vom Fuß? Komm, wechseln wir nochmal nach 40!'“, erzählte Biathlet Arnd Peiffer, der wie Erik Lesser die Chance der zwei freien Startplätze wegen Erkrankungen der Langläufer nutzte. Durch den zweiten Skiwechsel konnten Peiffer und Axel Teichmann, die bis kurz vor Schluss zusammen blieben, noch an Erik Lesser vorbeiziehen, der darauf verzichtet hatte: „Bis Kilometer 30 war es okay. Dann nach dem Skiwechsel hat man mich schon etwas vorgewarnt in Sachen Krämpfe. Der rechte Oberschenkel war nicht mehr ganz so frisch und dann war es nur noch durchkommen und Rhythmus suchen“, meinte der zweifache Vize-Olympiasieger im Biathlon. „Man hatte mich noch gefragt in der vierten Runde, ob ich nochmal wechseln will, aber ich musste durchlaufen und meinen Rhythmus suchen.“ Axel Teichmann konnte die Skiprobleme in seinem letzten olympischen Rennen nur bestätigen: „Bis Kilometer 30 ging es. Ich habe gut in mein Rennen reingefunden. Da haben die Techniker wahrscheinlich ein bisschen in die falsche Strukturkiste gegriffen. Der zweite Ski ging überhaupt nicht. Nach Kilometer 40 habe ich wieder einen besseren Ski gekriegt und die letzten 10 Kilometer konnte ich wieder genießen.“ Lange Zeit ein erstklassiges Rennen machte der jüngste deutsche Starter Thomas Bing beim ersten 50er seiner Karriere. Er hielt sich bis Kilometer 40 in der großen Spitzengruppe, verlor dann aber den Anschluss. Auch bei dem 23-Jährigen war der zweite Ski zu schlecht, um noch mit der Gruppe mithalten zu können. „Die ersten 30 Kilometer vergingen wie im Flug. Ich habe einen sehr, sehr guten Ski gehabt. Der ging vom Fuß sehr gut in der Abfahrt. Bin locker aufgefahren und dann habe ich auf meinen Zweitski gewechselt und der hat dann fast überhaupt nicht mehr funktioniert“, meinte der Dermbacher, der das Problem mit dem Ski sofort bemerkte: „Ich habe sofort nach fünf Metern überlegt: ‚Drehste nochmal um und wechselst auf den anderen?‘ Aber dann hätte ich entgegenlaufen müssen und das darf man nicht. Dann war der Aufwand, den ich betreiben musste, um alleine auf der Ebene dranzubleiben, zu groß, dass dann sofort die Beine zugemacht haben und dann war ich weg.“ Thomas Bing belegte als bester Deutscher mit etwa drei Minuten Rückstand Rang 36, Axel Teichmann kam mit rund vier Minuten Rückstand als 39. ins Ziel. Die Biathleten Arnd Peiffer und Erik Lesser wiesen im Ziel als 40. und 42. viereinhalb beziehungsweise fünf Minuten Rückstand auf.