Axel Teichmann „spioniert“ bei den Norwegern

Axel Teichmann im Trainingslager mit den Norwegern © Anders Skjeringstad / NRK

Der neue Stützpunkttrainer der deutschen Skilangläufer in Oberhof, Axel Teichmann, absolviert aktuell ein Trainingslager mit den Norwegern in Livigno, bei dem er deren Trainingskonzept etwas genauer unter die Lupe nehmen will.

Lernen von den Besten

Laufeinheit der Norweger © Anders Skjeringstad / NRK

Am Ende einer Bergtour mit den Athleten um Gesamtweltcupsieger Martin Johnsrud Sundby, die sich gerade in einem Trainingscamp im italienischen Livigno befinden, sagte Teichmann dem norwegischen Journalisten Anders Skjeringstad vom NRK: „Ich habe mich entschlossen, mit dem norwegischen Team unterwegs zu sein, weil ich von den Besten lernen will.“ Der Gesamtweltcup-Sieger und zweimalige Langlauf-Weltmeister ist seit dieser Saison leitender Stützpunkttrainer in Oberhof und absolviert seit 2014 ein Trainerstudium an der Sporthochschule in Köln.  „Uns macht es Spaß, hier mit Axel zu sein. Er ist ein lustiger Typ. Es scheint, dass sie neugierig sind, was wir machen und von uns lernen wollen. Ich denke, es ist ziemlich schlau von Axel, hier eine Woche mit uns zu verbringen“, erklärte ein grinsender Sundby in Livigno.

Norwegisches Dilemma

Der Besuch von Axel Teichmann im Trainingslager war nicht die einzige Aktion der Norweger in den letzten Monaten, mit denen sie versuchen, sich zu öffnen und den Skilanglauf wieder spannender zu gestalten. In den vergangenen Jahren war die Dominanz der Norweger fast erdrückend, was den Verantwortlichen ernsthaft Sorgen bereitet. Schließlich ist eine Sportart mit nur einer Nation an der Spitze deutlich weniger interessant, als solche, die deutlich unvorhersehbarer sind. Von den norwegischen Maßnahmen hat zuletzt auch das deutsche Team profitiert. So ist das gemeinsame Trainingslager der Nachwuchsathleten verschiedener Nationen im August in Norwegen schon fast Tradition. Erstmals fand dieses Jahr auch wieder ein Trainerseminar statt (wir berichteten: Trainerseminar in Norwegen: Schlütter referiert über die Talententwicklung in Deutschland), Josef Wenzl trainiert mit dem norwegischen Sprintteam und Norwegens Herren-Cheftrainer Trond Nystad war zu Vorträgen in Deutschland, Österreich und Estland unterwegs.

Teichmanns Erkenntnisse

Axel Teichmann im Gespräch © Anders Skjeringstad / NRK

Gegenüber dem NRK berichtete Axel Teichmann auch über die Erkenntnisse, die er aus dem Trainingslager in Livigno mitnehmen wird: „In Deutschland hast du einen Trainer, der dir einen Plan vorlegt, den du befolgen musst. In Norwegen lernst du vom Kindesalter an, dass du selbst für dein Training verantwortlich bist. Und dann gibt es keine Entschuldigungen, du bist verantwortlich für dein eigenes Training. Die meisten hier wissen was sie tun und warum.“ Angesprochen auf mögliche Erfolge deutscher Athleten in der Zukunft, glaubt Teichmann schon daran, dass man zu den Erfolgen des vergangenen Jahrzehnts zurückkehren kann, aber bittet um Geduld: „Es wird drei, vier Jahre dauern, bis wir einen deutschen Goldmedaillengewinner im Skilanglauf erleben. Wir müssen die jungen Athleten weiterentwickeln, ebenso wie die Denkweise der Etablierten.“

Quelle: www.nrk.no/sport/slik-vil-norge-begrense-den-norske-dominansen