Biathlon WM 2025: Johannes Thingnes Boe holt Sprint-Gold und Campbell Wright überraschend Silber

Campbell Wright (USA), Johannes Thingnes Boe (NOR), Quentin Fillon Maillet (FRA), (l-r) © Thibaut/NordicFocus

Mit zwei fehlerfreien Schießen in Kombination mit der besten Laufzeit holte sich Johannes Thingnes Boe den Titel im Sprint bei der Biathlon Weltmeisterschaft in der Lenzerheide und darf sich nun mit seinem 21. WM-Titel Rekordweltmeister nennen. Silber ging überraschend an den für die USA startenden Neuseeländer Campbell Wright und Quentin Fillon Maillet gewann Bronze. Die DSV-Herren enttäuschten.    

Johannes Thingnes Boe wird zum 21. Mal Biathlon-Weltmeister

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Thibaut/NordicFocus

Es war das große Ziel von Johannes Thingnes Boe, dass er den Rekord von Ole Einar Björndalen mit 20 Weltmeistertiteln einstellt, bevor er im März 2025 seine Karriere beendet. Im ersten Einzelrennen der Herren bei der Biathlon Weltmeisterschaft in der Lenzerheide hat Johannes Thingnes Boe mit Gold im Sprint Geschichte geschrieben und kann sich ab sofort Rekord-Weltmeister nennen. „Heute habe ich eines meiner besten Ergebnisse gebracht,“ sagte J. T. Boe nach dem Wettkampf im ZDF, „es war ein riesen Ziel von mir“. Der Norweger dominierte das Rennen von Beginn an, räumte im Liegen sicher ab und auch im Stehen hielt er sich schadlos. Mit Laufbestzeit kam er mit 27,7  Sekunden Vorsprung als Sprint-Weltmeister ins Ziel. Nachdem J. T. Boe in Antholz das gelbe Trikot des Gesamtweltcupführenden an seinen Landsmann Sturla Holm Laegreid abgeben musste, wollte er „nach einem schlechten Januar eine gute WM abliefern,“ wie er selbst sagte und das hat er bereits bei seinem ersten WM-Start in der Lenzerheide eindrucksvoll bewiesen. In die Verfolgung wird er mit gutem Vorsprung und im goldenen Trikot des amtierenden Verfolgungsweltmeisters starten. Neben J. T. Boe haben sich auch seine fünf Teamkameraden in den Top-10 platziert und damit für ein großartiges Mannschaftsergebnis gesorgt. Vebjoern Soerum hat nach zwei Strafrunden das Podest auf Rang vier verpasst, Martin Uldal (1 Fehler) kam als Sechster ins Ziel, knapp vor Endre Stroemsheim und der Titelverteidiger Sturla Holm Laegreid überquerte die Ziellinie auf dem neunten Rang vor Tarjei Boe auf Platz 10. Die Norweger waren mit sechs Athleten startberechtigt, da zur allgemeinen Startquote von vier Athleten der Titelverteidiger sowohl von Sprint als auch von der Verfolgung zusätzlich startberechtigt war. 

Campbell Wright überraschend auf dem Silberrang 

Campbell Wright (USA) © Thibaut/NordicFocus

Der 22jährige Neuseeländer Campbell Wright sorgte im WM-Sprint in der Lenzerheide für eine kleine Überraschung. Mit Startnummer 34 ins Rennen gegangen brachte er in beiden Schießen die Null und zählte läuferisch vor allem in der zweiten Runde zu den Besten. Auf der Schlussrunde hatte er sichtlich zu kämpfen, dennoch ging er im Ziel erst einmal in Führung. Am Ende musste er sich nur J. T. Boe geschlagen geben. „Erwartet bitte nicht, dass ich das morgen wieder mache,“ sagte der sympathische Wahl-Amerikaner im ZDF, und weiter: „Es ist schwer zu glauben, was da heute passiert ist.“ Campbell Wright wurde im März 2023, als er noch für sein Heimatland Neuseeland startete, Junioren-Weltmeister im Sprint. Im Sommer des gleichen Jahres wechselte er als Biathlet in die USA, nachdem er zuvor ohnehin meist mit dem US-amerikanischen Team trainierte. 

Quentin Fillon Maillet komplettiert das Podest

Quentin Fillon Maillet (FRA) © Manzoni/NordicFocus

Der Franzose Quentin Fillon Maillet kassierte zwar wie viele andere Top-Athleten auch bereits im Liegendanschlag eine Strafrunde, hielt aber seinen Rückstand Richtung Stehendanschlag gering und verließ durch die Null den Schießstand auf Rang drei, zeitgleich mit Sturla Holm Laegreid. Nachdem Fillon Maillet auf der Schlussrunde noch etwas zulegen konnte, setzte er sich deutlich von Laegreid ab und sicherte sich die Bronzemedaille, vor dem Norweger Vebjoern Soerum. Der Italiener Tommaso Giacomel überzeugte läuferisch, hatte allerdings zwei Strafrunden zu kompensieren und erreichte dennoch Rang fünf vor Martin Uldal. Man darf sich auf eine spannende Verfolgung freuen, bei der alle in den Top-10 Platzierten innerhalb einer Minute auf die Jagd gehen werden. 

Ernüchternder Start der DSV-Herren

Philipp Nawrath (GER) © Thibaut/NordicFocus

Eigentlich hatte alles gepasst, so erklärte es Philipp Horn, „zumindest bis zum Liegendanschlag“. Mit drei Strafrunden belastet war das Rennen bereits nach dem ersten Schießen gelaufen. Im Stehen kam eine weitere Extrarunde dazu und am Ende war nur ein enttäuschender 44. Platz möglich. Horn war nach dem Rennen eher frustriert: „Eigentlich lief heute alles wie ich mir das vorstelle. Ich liebe diese Strecke, ich war top-motiviert, bis zum Liegendanschlag, dann wusste ich schon, der Tag ist gelaufen. Ich habe versucht mich in der Strafrunde zu motivieren und es läuft sich verdammt schwer, wenn man drei Strafrunden in den Beinen hat.“ Danilo Riethmüller setzte nach gutem Angang in der Spur im liegenden Anschlag ebenfalls drei Schüsse vorbei, bevor er reagierte, am Diopter drehte und die verbliebenen zwei Patronen ins Ziel brachte. Stehend räumte er ab, aber am Ende reichte es nur zu Platz 40. Bester des DSV-Teams war Philipp Nawrath. Er arbeitete im Liegen sehr konzentriert, setzte nach dem dritten Schuss ab, atmete noch einmal tief durch um dann die weiteren zwei Scheiben ebenfalls weiß werden zu lassen. Stehend kamen die ersten beiden Patronen nicht ins Ziel, die weiteren drei traf er und mit 1:26 Minuten Rückstand wurde er 18. „Es geht erst einmal um die Medaillen, aber für die Medaillen war es einfach zu weit weg. Eigentlich war alles gerichtet, es war alles top.“

Strelow stürzt in der Strafrunde

Justus Strelow (GER) © Thibaut/NordicFocus

Justus Strelow schoss liegend die Null, kassierte stehend eine Strafrunde und kam dann während er kreiselte auch noch zu Sturz und verlor dadurch wertvolle Sekunden. „Die ersten zwei Runden lief es eigentlich ganz ordentlich, stehend der eine Fehler war relativ knapp. Was mich ärgert war der Sturz in der Strafrunde. Da habe ich eingefädelt, da schießt das Adrenalin rein, da werden die Oberschenkel gefühlt doppelt so dick. Die Strafrunde hat einen relativ scharfen Knick und es sind keine V-Boards, sondern Banden. Ich dachte mir gar nicht, dass man dort einfädeln kann.“ Mit 1.53 Minuten Rückstand wird Justus Strelow von Rang 30 aus in der Verfolgung auf die Jagd gehen. Dennoch ist für alle vier DSV-Starter die Hypothek für die Verfolgung bereits riesengroß und das Podest kaum mehr erreichbar. Felix Bitterling, Sportdirektor Biathlon beim DSV, gab zu, dass es ein Tag der Enttäuschung sei. „Ich will nicht drauf hauen, das müssen wir intern besprechen. Es bringt nichts rumzujammern. Wir müssen uns neu fokussieren. Wir werden uns zusammensetzen. Am Ende liegt es an den Jungs. Wir werden versuchen das beste Handwerkszeug mitzugeben.“  

„Ich hatte das erwartet“

Ole Einar Bjoerndalen (NOR), Johannes Thingnes Boe (NOR), (l-r) © Manzoni/NordicFocus

Ole Einar Björndalen, der König der Biathleten, ist zwischenzeitlich für einen norwegischen Fernsehsender als Biathlon-Experte tätig. Nachdem J. T. Boe seinen Rekord mit dem Sprinttitel in Lenzerheide eingestellt hat, sagte er: „Das ist eigentlich nicht schlimm, ich hatte das erwartet.“ Er lobte J. T. Boe in den höchsten Tönen: „Der Athlet ist unglaublich, unter Druck ist er fantastisch, er hat ein extremes Talent, nicht nur physisch. Er hat Selbstvertrauen, auch im mentalen Bereich – und ich muss ihm gratulieren. Schon als Junior war seine Motivation im Training zu sehen.“ Björndalen sagte aber auch, dass die Rücktrittsankündigung von J. T. für ihn völlig überraschend kam. „Ich hätte das nie gemacht, aber er hat eine tolle Familie, zwei Kinder. Für ihn ist das mühsam, wenn er zu Olympia in Top-Form sein möchte.

Vier Schweizer und vier Österreicher in der Verfolgung

Niklas Hartweg (SUI) © Thibaut/NordicFocus

Sebastian Stalder überzeugte mit zwei fehlerfreien Schießen, kam aber läuferisch nicht an die Besten heran und platzierte sich als bester Schweizer auf Rang 13 mit einem Rückstand von 1:06 Minuten. Niklas Hartweg räumte im Liegen mit einer Schnellfeuereinlage treffsicher ab, verpasste aber zwei Scheiben im Stehendanschlag und hat damit ein besseres Ergebnis vergeben. Als 19. wird er mit einem Rückstand von 1:27,5 Minuten in die Verfolgung gehen. Joscha Burkhalter (1 Fehler) wurde 21. und Jeremy Finello (1:3) hat sich auf Rang 59 gerade noch für die Verfolgung qualifiziert.
Simon Eder platzierte sich als bester Österreicher mit einem Rückstand von 1:49 Minuten als 26., David Komatz verpasste insgesamt drei Scheiben und kam als 49. ins Ziel. Komplett fehlerfrei agierte Fredrick Mühlbacher, dennoch belegte er aufgrund der schwächeren Laufleistung lediglich Platz 51 und Patrick Jakob (2:1) rangiert am Ende auf Platz 53.  

Ergebnis

Medaillenspiegel

Der weitere Wettkampfplan 

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