Langlauf-Olympiasiegerin Claudia Nystad hat ihren Rückzug aus dem Leistungssport bekannt gegeben. Damit geht eine der erfolgreichsten Karrieren im deutschen Skilanglauf zu Ende. Neben fünf olympischen Medaillen gewann Nystad unter anderem auch fünf WM-Medaillen.
Vancouver als Höhepunkt
Zuletzt hatte die 32-jährige vom WSC Erzgebirge Oberwiesenthal noch einmal bei den Olympischen Spielen in Vancouver für Furore gesorgt. „Die Spiele in Vancouver waren ein absoluter Höhepunkt in meiner Karriere“, erklärt Claudia Nystad. „Ich habe mir in den vergangenen Monaten viele Gedanken gemacht und habe erkennen müssen, dass es für mich jetzt Zeit ist, ein neues Leben – abseits vom Skisport – zu beginnen. Nach Vancouver wäre es für mich extrem schwer geworden, mich noch einmal einhundertprozentig zu motivieren.“
Eine der herausragenden Langläuferinnen Deutschlands
Nystads Entscheidung kam zwar nicht ganz unerwartet, wurde beim Deutschen Skiverband aber dennoch mit großem Bedauern aufgenommen. „Claudia war eine der herausragenden Langläuferinnen, die es in Deutschland je gegeben hat,“ erklärte DSV-Generalsekretär und Sportdirektor Thomas Pfüller. „Die Lücke, die sie in unserer Mannschaft hinterlässt, wird von den jungen Athletinnen zunächst einmal nur sehr schwer zu schließen sein. Von daher hätten wir uns natürlich gewünscht, wenn sie noch ein-zwei Jahre gelaufen wäre. Wir respektieren aber auch ihre Entscheidung und wünschen ihr für ihren weiteren Lebensweg ebensoviel Erfolg wie im Sport.“ Acht Jahre nach dem sensationellen Gold mit der Olympiastaffel von Salt Lake City hatte die Sportsoldatin zusammen mit ihrer Teamkollegin Evi-Sachenbacher-Stehle auch in Kanada für die – aus deutscher Sicht – wohl größte Überraschung der Olympischen Winterspiele 2010 gesorgt: Im Teamsprint düpierte sie auf der Zielgeraden die gesamte Weltelite und gewann erneut eine Goldmedaille! Und auch in der Staffel war Claudia Nystad, die bis 2008 unter ihrem Mädchennamen Künzel in den Siegerlisten geführt wurde, als Schlussläuferin entscheidend am Gewinn der Silbermedaille von Vancouver beteiligt.
Großes taktisches Geschick und perfekte Technik
„Wenn es darauf ankam, dann war auf sie eigentlich immer Verlass“, sagte Bundestrainer Jochen Behle. „Dann spielte sie mit großem taktischen Geschick ihre perfekte Technik aus und konnte kämpfen wie kaum eine Zweite. Speziell die beiden Medaillen von Kanada haben wir zu einem Großteil ihr zu verdanken. Eine Läuferin ihrer Klasse werden wir so schnell auch sicher nicht ersetzen können.“ „Clautsch“ wie sie innerhalb der Langlaufszene gerufen wird, begann 1990 mit dem Langlaufen. Nach dem Abitur kam sie 1996 zur Sportfördergruppe der Bundeswehr in Frankenberg und wurde bereits zwei Jahre später Vizeweltmeisterin bei den Junioren. Spätestens seit dem historischen Staffelsieg von 2002 und dem erstem WM-Triumph einer Deutschen Damen-Staffel im darauffolgenden Jahr bei der Weltmeisterschaft in Val di Fiemme gehörte Claudia fortan zur Belle Etage im Langlauf. Den beiden Goldmedaillen sollte in den folgenden Jahren noch weiteres Edelmetall folgen: Insgesamt zweimal Gold und dreimal Silber bei drei Olympischen Spielen sowie einmal Gold und viermal Silber bei insgesamt vier Weltmeisterschaften lautet die persönliche Abschlussbilanz von Claudia Nystad. Und auch im Weltcup stand sie seit ihrem Debüt im Jahre 1998 viermal ganz oben auf dem Siegerpodest.
Neben der Loipe
Neben der Langlaufspur war die kunstinteressierte Grafikdesign-Studentin ebenfalls immer für Überraschungen gut: Im Sommer 2007 versteigerte Nystad zu Gunsten einer Stiftung für missbrauchte Kinder ihre olympische Staffelmedaille von Salt Lake City. Die Goldmedaille ersteigerte das russische Olympische Museum in Smolensk. In den kommenden Jahren hat sich die Olympiasiegerin und Weltmeisterin ohnehin bereits vollkommen neue Prioritäten gesetzt. Statt Ausdauer, Technik und Kraft stehen demnächst ganz andere „Trainingseinheiten“ auf dem Stundenplan. Nystad will Wirtschaftsinformatik studieren.
Quelle: DSV-Pressestelle