Marit Bjørgen konnte sich beim letzten Freistilsprint vor den Olympischen Spielen erneut einen Sieg holen. Nach dem gestrigen Distanzrennen gewann die Norwegerin diesmal vor Denise Herrmann und Ingvild Flugstad Østberg. Bei den Herren feierten de Norweger durch Ola Vigen Hattestad und Eirik Brandsdal einen Doppelsieg vor Josef Wenzl, der damit die Sprint-Weltcup-Wertung übernahm.
Denise Herrmann wieder Zweite
Einen Weltcupsprint ohne Denise Herrmann im Finale? Das kann man sich in dieser Saison gar nicht mehr vorstellen. Die Oberwiesenthalerin schaffte es in jedem Rennen unter die besten Sechs, bis auf zweimal sogar immer auf das Podium. Die Deutsche ist die einzige Sportlerin, die in diesem Winter immer im Finale dabei war. So trägt sie auch verdientermaßen das rote Trikot der Sprintbesten und konnte diese Position mit dem heutigen zweiten Platz weiter festigen. Wegen der Streckenbeschaffenheit konnten sich die Favoriten bei Damen und Herren in allen Heats auf der ersten Runde zurückhalten und erst später aus dem Windschatten attackieren. So machten es auch Marit Bjørgen und Denise Herrmann, die sich sowohl im Halbfinale als auch im Finale ab dem Anstieg über das Funktionsgebäude gemeinsam vorarbeiteten. Während die Norwegerin im Finale vor Kikkan Randall die Führung übernahm, wurde Herrmann am letzten Anstieg wieder etwas nach hinten durchgereicht. Mit einem tollen Ski kam sie in der Abfahrt wieder hinter Bjørgen nach vorn, während Randall in der Kurve vor der Zielgeraden eingeklemmt wurde und sie das Tempo rausnehmen musste. „Ich bin am Start nicht ganz so gut weggekommen, darum war ich erstmal hinten positioniert. Ich habe versucht, ruhig zu bleiben und es taktisch so zu gestalten wie die Läufer davor. Das ist auch ganz gut aufgegangen. Über das Haus drüber konnte ich auf der Außenspur ganz gut durchziehen. Ich hatte Wahnsinnsmaterial unter den Füßen und bin dann wieder ran und vorbeigeflogen“, strahlte die Deutsche. Im Zielsprint konnte Denise Herrmann die Doppelsiegerin von Toblach nicht mehr ganz abfangen, jubelte jedoch über ihren erneuten zweiten Platz. „Heute habe ich mich sehr langsam gefühlt, dann ging es immer besser und besser. Am Anstieg habe ich dann immer Gas gegeben“, meinte Marit Bjørgen, die sich selbst nicht ganz erklären konnte, warum sie zu Beginn aller Heats nicht richtig in die Gänge kam. Ingvild Flugstad Østberg konnte sich über den dritten Platz freuen vor ihrer Teamkollegin Maiken Caspersen Falla. Kikkan Randall fiel durch ihre Probleme in der letzten Kurve bis auf den fünften Platz vor Katja Visnar zurück.
Josef Wenzl schlüpft ins Sprinttrikot
Mit Josef Wenzl kann ein weiterer Deutscher das rote Trikot des Sprintbesten mit in die Weltcuppause nehmen. Der Bayerwalder liegt damit zum ersten Mal seit seinem Sprint-Triumph in Düsseldorf 2007 in einer Weltcup-Wertung in Führung – damals bekam er das gelbe Trikot ausgehändigt. Im heutigen Sprint taktierte der 29-Jährige wieder wie gewohnt: Er fabrizierte einen Fehlstart nach dem anderen, um die Konkurrenz aus der Konzentration zu bringen und hielt sich im Rennen dann lange am Ende des Feldes auf. Durch die beiden letzten Anstiege über das Funktionsgebäude und im Wald und die anschließenden Abfahrten schob er sich bis auf den dritten Platz hinter die beiden führenden Norweger nach vorn und konnte diese Position auch durch die enge Kurve und im Zielsprint halten. „Das war ein wirklich gutes Ergebnis für mich heute. Ich war schon die ganze Saison sehr stark und hoffe, dass das so weitergeht. In Sochi wird das nicht so leicht. Da ist die Strecke viel schwerer als heute, so dass wir abwarten müssen, was passiert. Aber heute lief alles bestens“, freute er sich. Der Sieg ging an einen befreit wirkenden Ola Vigen Hattestad, der sich erst vor einer Woche durch den norwegischen Sprinttitel hinter Andy Musgrave (GBR) für einen Olympiastart empfohlen hatte. „Nach den norwegischen Meisterschaften wurde mir gesagt, dass ich immer noch nicht sicher bin für Sochi, aber ich denke, heute habe ich es ihnen gezeigt“, freute sich Hattestad. „Im Viertel- und Halbfinale wollte ich an zweiter Stelle die Abfahrt ins Stadion runterfahren, aber im Finale wusste ich, dass ich stark genug bin, um die Führung zu übernehmen.“ Zweiter wurde sein Teamkollege Eirik Brandsdal. Mit Pål Golberg kam ein weiterer Norweger als Vierter in die Wertung vor dem Schweden Teodor Peterson. Der Prolog-Schnellste Jovian Hediger, der wie (fast) alle seiner Schweizer Teamkollegen (Dario Cologna schied im Prolog knapp aus) wieder eine tolle Leistung zeigte, wurde nur Sechster. Der 23-Jährige aus Bex hatte auch im Finale überzeugt, war dann aber am letzten Anstieg gestürzt.
Sandra Ringwald erstmals im Halbfinale
Einen starken Eindruck hinterließ die zweitbeste Deutsche Sandra Ringwald. Die Schwarzwälderin, die in dieser Saison bei allen Sprint-Starts zuverlässig ins Viertelfinale kam, schaffte zum ersten Mal in ihrer Karriere den Sprung ins Halbfinale – leider eine Woche zu spät, um noch auf den Olympiazug aufzuspringen. „Es fühlt sich gut an, bei den Besten des Skilanglaufs mitzulaufen. Das Ergebnis kommt nun zu spät für Olympia. So ganz spurlos geht es nicht an mir vorbei, aber jetzt ist es eh schon abgeschlossen. Ich mache das Beste draus und es war heute einfach ein gutes Ergebnis“, meinte sie. Die Schonacherin hatte bisher nur einen 15. Platz zu Buche stehen und schaffte damit nicht die volle Norm. Die 23-Jährige war im Halbfinale gegen große Namen wie Randall, Østberg, Falla, Weng und Ingemarsdotter jedoch chancenlos und beendete den letzten Weltcup vor der Olympia-Pause als starke Elfte. Hanna Kolb, Lucia Anger und die frischgebackene U23-Weltmeisterin Elisabeth Schicho scheiterten im Viertelfinale und wurden auf den Rängen 17, 20 und 24 gewertet.