Im Vorfeld eines am heutigen Montag beginnenden Verfahrens des ÖSV gegen Johannes Dürr wurde bekannt, dass der Dopingsünder bei seiner Vernehmung seinen ehemaligen Trainer Gerald Heigl schwer belastet hat.
Weitergabe von Dopingmitteln?
Derzeit geht es für Johannes Dürr vor dem Landesgericht Innsbruck in einem vom ÖSV angestrengten Zivilprozess darum, ob der geständige Dopingsünder seine Behauptungen, der ÖSV dulde Doping stillschweigend, er verschließe die Augen davor und nehme Doping hin, solange sich der Dopende nicht erwischen lasse, aufrecht erhalten darf oder sie widerrufen muss. Laut seinem Anwalt hat Dürr dazu in seinen Vernehmungen eine möglicherweise entscheidende Aussage getätigt. „Was wir bestätigen können, ist, dass unser Mandant in den polizeilichen Einvernahmen ausgesagt hat, dass er in den Wettkampfsaisonen unmittelbar vor Sotschi 2014 Dopingpräparate von Herrn Gerald Heigl erhalten hat, wobei es sich insbesondere um Epo-Präparate gehandelt hat“, sagte Dürrs Rechtsbeistand Max Rammerstorfer im ARD-Morgenmagazin. Laut polizeilichen Vernehmungsprotokollen soll Heigl auch von den Blutdopingbehandlungen Dürrs gewusst und die Trainingspläne darauf abgestimmt haben. Heigl selbst gehörte seit 2004 zum Trainerteam des ÖSV und war ab 2011 als Cheftrainer tätig. Im April 2017 hatte er den ÖSV nach offiziellen Angaben auf eigenen Wunsch verlassen.
„Völlig haltlos“
Gerald Heigl hat sich bislang nicht selbst zu den ihm gegenüber erhobenen Vorwürfen geäußert. Sein Anwalt Christian Horwath bestreitet diese aber vehement. „Mein Mandant war nie in irgendwelche Dopingmachenschaften von Herrn Dürr verstrickt. Wenn er etwas gewusst hätte, hätte er das sofort unterbunden“, sagte Horwath der ARD-Dopingredaktion, „die ganzen Vorwürfe seitens des Herrn Dürr sind völlig haltlos, und mein Mandant wird dagegen auch rechtliche Schritte einleiten.“ Es ist natürlich fraglich, wie glaubwürdig ein mehrmals der Lüge überführter Dopingsünder wie Johannes Dürr ist, aber seine Angaben gegenüber der Staatsanwaltschaft waren es, die zur Aufdeckung des Dopingrings rund um den Erfurter Sportmediziner Mark Schmidt beigetragen haben. Vor diesem Hintergrund darf mit Interesse auf den Ausgang des Verfahrens zwischen ÖSV und Dürr geschaut werden. Sollte der Angeklagte bei seinen Behauptungen bleiben dürfen, wäre der Ruf des ÖSV wohl immens geschädigt. Für Dürr selbst hatte der Rückfall zu Dopingpraktiken im Zuge seines Comeback-Versuchs bereits erhebliche negative Folgen. Wie inzwischen bekannt wurde, erhielt er von seinem Arbeitgeber, dem Zollamt Innsbruck, die fristlose Kündigung.
Quelle: www.sportschau.de