Wer an die Langlaufrennen im vergangenen Weltcup-Winter zurückdenkt, dem fallen vermutlich zuerst die vielen norwegischen Siege ein. Doch auch in erster Linie die deutschen Damen konnten viele gute Rennen abliefern.
Norwegen dominiert bei elf internationalen Siegern
Ja, es lässt sich nicht verleugnen: Natürlich waren Norwegerinnen und Norweger wieder einmal die Besten im vergangenen Weltcupwinter. Bis auf eine einzige Kristallkugel (Dario Cologna, Distanzweltcup) gingen alle Kristallkugeln des Winters an Norweger/innen. Ebenso beide Tour de Ski-Pokale durch Marit Bjørgen und Martin Johnsrud Sundby und auch die erfolgreichsten Medaillensammler bei den Weltmeisterschaften kamen mit Petter Northug (4x Gold) und Therese Johaug (3x Gold) aus Norwegen. Für Petter Northug dürfte diese erstklassige WM ein gutes Trostpflaster gewesen sein für den ganzen Stress, den er sich durch seinen Unfall mit Fahrerflucht im Mai 2014 selbst zugefügt hat. Das größte Übel erwartet ihn nun aber noch nach der Saison: Seine 50-tägige (Haft-)Strafe, die er nach norwegischem Recht aber mit einer Fußfessel als Hausarrest absitzen kann. Doch zurück zum Sportlichen: Vor allem zu Saisonbeginn war die norwegische Dominanz schon oft erschreckend mit rund 80 Prozent Podestplätzen, die von Norwegerinnen und Norwegern belegt wurden. Im Laufe der Saison konnten sich aber auch immerhin elf verschiedene Nicht-Norweger teilweise mehrfach in die Siegerliste eintragen. Erinnert ihr euch zum Beispiel noch an den ersten Sieg von Iivo Niskanen gleich zu Saisonbeginn vor dem jubelnden finnischen Publikum? Oder auch an Yulia Tchekaleva, die ebenfalls bei ihren Heimrennen erstmals zuschlug. Die Schwedin Jennie Öberg, die Verlobte von Calle Halfvarsson, lief ebenfalls in Rybinsk allen davon, wie es Federico Pellegrino seit Davos bei den Freistilsprints machte. Tchekalevas Teamkollege Maxim Vylegzhanin gewann nicht nur in Rybinsk, sondern auch bei der WM, was natürlich viel wichtiger für den Russen war. Zu den weiteren Saisonsiegern gehörten außerdem Dario Cologna bei der Tour und in Rybinsk, Charlotte Kalla in Östersund und bei der WM, Francesco de Fabiani mit seinem Premierensieg in Lahti, Weltmeister Johan Olsson und nicht zu vergessen Tim Tscharnke, der bei der Tour de Ski seinen zweiten Karriereerfolg feierte.
Tscharnke überrascht einmal, DSV-Damen durchweg stark
Mit Ausnahme dieses Triumphes aus dem Nichts lief das deutsche Herrenteam der Weltspitze aber meist hinterher. Bleibt zu hoffen, dass sich die noch recht junge deutsche Mannschaft unter einem neuen Trainer im kommenden Winter steigern kann. Grund zur Freude gab es dagegen bei den Damen – und das sogar (fast) über den gesamten Winter. Einzig die Weltmeisterschaften verliefen ohne die erhoffte Medaille nicht ganz nach Wunsch, sonst lässt sich aber auf vielen guten und sehr guten Ergebnissen für die Zukunft aufbauen. Denkt ihr noch an den sensationellen zweiten Platz von Nicole Fessel in Davos? Natürlich, welcher deutsche Langlauf-Fan wird das so schnell vergessen? Nicht nur Nicole, auch Steffi Böhler lieferte eine tolle Distanzsaison ab und glänzte mehrfach in diesem Winter. Besonders stark war sie in Rybinsk mit einem zweiten und einem vierten Platz, wovon aber leider keine einzige Minute im deutschen Fernsehen übertragen wurde. Belohnt wurden Nicole Fessel, Steffi Böhler und Denise Herrmann, die vor allem im Sprint konstant gute Leistungen ablieferte, mit den Plätzen acht, elf und neun im Gesamtweltcup. Ihr Potenzial stellte inzwischen auch schon die zweifache Junioren-Weltmeisterin 2015, Victoria Carl, im Weltcup zur Schau, als sie als Siebte in Lahti in die absolute Weltspitze vorstieß.
Time to say Good-Bye…
Fehlen wird uns im Weltcup in Zukunft sicherlich Claudia Nystad, die Mitte März zum zweiten Mal ihre aktive Langlaufkarriere beendete. Mit zweimal Olympia-Gold, einem WM-Titel, acht weiteren Medaillen, vier Weltcupsiegen sowie einem sechsten Platz bei der Tour de Ski 2008 und dem fünften Gesamtrang in der Saison 2004/2005 hat die 37-Jährige eine beeindruckende Karriere hinter sich. Doch nicht nur sie reißt eine Lücke, auch andere erfolgreiche Sportler haben das Ende ihrer Weltcup-Laufbahn bekanntgegeben. Da wäre zum Beispiel der Italiener Giorgio di Centa: Mit seinen 42 Jahren hat er viel erreicht, darunter zweimal Gold und einmal Silber bei Olympischen Spielen, vier WM-Medaillen, einen Weltcuperfolg, ein dritter Platz bei der Tour de Ski 2008 und im selben Jahr der fünfte Platz im Gesamtweltcup. Ein ähnliches Palmarés hat auch Johan Olsson zu bieten, der „schon“ einige Tage vor seinem 35. Geburtstag einen Schlussstrich zog. Er hat ebenfalls zwei olympische Goldmedaillen zu bieten, sowie zwei Weltmeistertitel und neun weitere Medaillen bei Großereignissen. Der Schwede feierte fünf Weltcupsiege und hatte zum Abschluss seiner Karriere noch einmal beim Vasalauf und am Holmenkollen durchstarten wollen, wo ihm aber einmal mehr eine Krankheit einen Strich durch die Rechnung machte. Ein frühes Ende ihrer sportlichen Laufbahn hat Celine Brun-Lie bekanntgegeben, die vor einer Woche erst ihren 27. Geburtstag feierte. Der Grund dafür sind Motivationsprobleme. Sie wird sich nun auf ihre berufliche Zukunft konzentrieren. Dieser Entschluss gab ihr offenbar den nötigen Auftrieb, um die beste Sprintsaison ihrer gesamten Karriere hinzulegen, mit drei Podestplätzen und dem siebten Rang im Sprintweltcup. Noch nichts Offizielles ist von Lukas Bauer bekannt. Gemunkelt wird von dem Tschechen aber, dass er eventuell sein letztes Weltcuprennen gelaufen sein könnte. Möglich ist aber auch, dass er in Zukunft hin und wieder noch einmal ein Weltcuprennen mitnimmt, sich aber ansonsten auf die Skimarathonszene konzentrieren wird.