In der vergangenen Woche wurden in Gåsbu bei Hamar, 70 Kilometer südöstlich von Lillehammer, die norwegischen Meisterschaften ausgetragen, die den letzten wichtigen Meilenstein für die Qualifikation für die Weltmeisterschaften in Trondheim darstellen.
Einzelstart Klassisch 10 Kilometer
Los ging es bereits am Mittwoch mit einem Einzelstart in klassischer Technik, bei dem auch noch die am Start waren, die später nach Les Rousses reisten. Bei den Damen siegte Silje Theodorsen klar mit 31 Sekunden Vorsprung auf Hedda Østberg Amundsen, die am Sonntag in Frankreich den Massenstart mit Brustschmerzen aufgab. Für Theodorsen aus dem Aker Dæhlie Team war es der erste Elite Titel ihrer Karriere und bedeutet auch, dass sie sich damit den letzten freien Startplatz für die WM auf dieser Distanz sichern konnte. Mit nur 0,6 Sekunden Rückstand auf Amundsen ging die Bronzemedaille an Kristin Austgulen Fosnæs. Auch auf den Plätzen dahinter ging es eng zu, denn mit 40 und 41 Sekunden Rückstand gingen die Plätze vier bis sechs an Karoline Simpson-Larsen, Nora Sanness und Hedda Bakkemo. Anne Kjersti Kalvå kam über Platz acht nicht hinaus, Nationaltrainerin Marit Bjørgen wollte die Tür zur WM aber noch nicht ganz schließen. Bei den Herren ging der Titel an Henrik Dønnestad, der sich mit 13 Sekunden Vorsprung gegen Klassikspezialist Mikael Gunnulfsen durchsetzte. Beide sind Kindheitsfreunde und Vereinskollegen und konnten gemeinsam den Erfolg feiern. Eirik Mysen wurde Dritter vor Jonas Vika und Mattis Stenshagen, die auch noch unter 30 Sekunden Rückstand blieben. Hinter Martin Kirkeberg Mørk und Pål Golberg überzeugte der 39-jährige Petter Northug als Achter und ließ dabei Athleten wie Erik Valnes (12.), dem die besten Chancen auf den letzten Startplatz zugeschrieben wurden, Simen Hegstad Krüger (16.), Didrik Tønseth (17.) und Iver Tildheim Andersen (18.) hinter sich. Håvard Moseby wurde sogar nur 26. und der zu Saisonbeginn starke Andreas Fjorden Ree nur 30.
Freistilsprint am Donnerstag
Weiter ging es Donnerstag mit dem Freistilsprint, bei dem Kristine Stavås Skistad war den Titel holte, sich aber dabei schwer tat. Im Prolog lag das allerdings an einem gebrochenen Stock nach dem Start – dennoch konnte sie sich mit vier Sekunden Rückstand qualifizieren. Skeptisch war ihre Form beobachtet worden nach der langen Pause, aber zwei Tage später in Les Rousses konnte sie ja beweisen, dass sie in WM-Form ist. Im Finale von Gåsbu sicherte sich für sie völlig überraschend Helene Marie Fossesholm die Silbermedaille vor Elena Rise Johnsen, die ihre erste Medaille holte und dann in Les Rousses 17. wurde. Johanne Hauge Harviken, Julie Myhre und Hanne Wilberg Rofstad komplettierten das Finale, das Ane Appelkvist Stenseth als Siebte verpasste. Im Ziel flossen die Tränen und ihr war klar, dass damit der WM-Zug wohl abgefahren ist. Immerhin kann sie sich von ihrem Verlobten Jørgen Sæternes Ulvang trösten lassen, dem Neffen von Vegard Ulvang, der ihr an Silvester einen Antrag machte. Bei den Herren triumphierte Even Northug vor Sindre Bjørnestad Skar und wiederholte damit seinen Titelgewinn aus dem letzten Jahr. Der erst 19-jährige Junior Filip Skari gewann Bronze. Oskar Opstad Vike und Ansgar Evensen reisten als Vierte und Fünfte ohne Edelmetall weiter zum Weltcup. Rang sechs ging an Håvard Solås Taugbøl nach Sturz im Finale, mit dem er auch Evensen stark behinderte. Dass dessen Form aber stimmt, zeigte er dann aber in Les Rousses mit Platz zwei. Aber auch bei anderen WM-Kandidaten lief es nicht rund: Matz William Jensen schied nach zwei Wochen Krankheit im Prolog aus und Aleksander Elde Holmboe stürzte im Viertelfinale.
Skiathlon nach dem Ruhetag
Nach einem Tag Pause folgten am Wochenende noch Skiathlon und Staffel. Dort war Therese Johaug allen völlig überlegen, sobald sie von der klassischen Technik auf die Skatingski wechselte. Im Ziel hatte sie einen Vorsprung von 1:16 Minuten auf Heidi Weng. Im Klassischen konnten zunächst noch Kristin Austgulen Fosnæs, Nora Sanness, Helene Marie Fossesholm und Silje Theodorsen mit dem hohen Tempo von Johaug mithalten, aber Weng war die Letzte, die 15 Meter nach dem Skiwechsel den Anschluss verlor. Der Kampf um die Bronzemedaille wurde in einem Sprintduell zwischen Fosnæs und Sanness entschieden etwa eine Minute nach der Zielankunft von Weng. Ob diese Bronzemedaille für das WM-Ticket im Skiathlon für Fosnæs reicht, steht noch nicht fest. Rang fünf ging an Fossesholm vor Kalvå und Theodorsen. Bei den Herren endete der Skiathlon mit dem Auswerten des Zielfotos, in dem kaum zu erkennen war, ob die Goldmedaille an Harald Østberg Amundsen oder den U23-Weltmeister Mathias Holbæk gehen muss. Insgesamt näherte sich eine zwölfköpfige Gruppe dem Ziel, aber zwischen Amundsen und Holbæk war es extrem eng – schließlich konnte sich Amundsen die Goldmedaille umhängen lassen. Zuvor sah aber Holbæk wie der sichere Sieger aus, der dann auf der Zielgeraden einen Fehler machte, so dass Amundsen, der seit der Tour de Ski mit gesundheitlichen Problemen kämpft, Meter um Meter näher kam und doch noch Gold gewann. Der 21-jährige Holbæk kündigte für nächstes Jahr Revanche an. Bronze ging ebenfalls an einen U23-Athleten, an Thomas Linnebo Mollestad. Andreas Fjorden Ree wurde Vierter vor Edvard Sandvik, Gaute Kvåle und Didrik Tønseth. Martin Løwstrøm Nyenget hatte ich Endspurt nichts zu melden und wurde Zehnter.
Vereinsstaffeln beenden nationale Meisterschaften
Zum Abschluss wurden die Staffelrennen ausgetragen, die für viele Athleten das Highlight der Meisterschaften sind. Über 3×5 Kilometer mit zwei Klassikläufern und einer Skaterin zum Schluss ging der Titel an Strindheim IL mit Marte Skaanes, Berit Mogstad und Guro Bostad. Skaanes setzte sich zusammen mit vier anderen vom Rest der Mannschaften ab. Auf der zweiten Runde machte Berit Mogstad den Unterschied, die sich aus der Gruppe löste. Die viertschnellste Laufzeit von Schlussläuferin Guro Bostad konnte das Team verkraften und dennoch mit knapp 20 Sekunden Vorsprung den Titel holen. Silber ging an Lyn Ski 1 (Nora Sødal Raastad, Tiril Marie Møller Gundersen, Tuva Anine Brusveen-Jensen), die auf der zweiten und dritten Runde 21 und 30 Sekunden auf die jeweils schnellste Läuferin einbüßten. Bronze holte Strandbygda IL 1 mit Maiken Caspersen Falla, Karoline Grøtting und Johanne Harviken. Das Team musste aber lange um die Medaille zittern, denn von hinten kam Julie Myhre, die 42 Sekunden schneller war als Harviken und ihr Team Byåsen Idrettslag noch bis auf sechs Sekunden an die Medaillen heranbrachte. Bei den Herren war die doppelte Distanz zu absolvieren und es blieb bis zum Schluss spannend. Dennoch waren die Leistungsunterschiede innerhalb der Teams noch größer, so dass Mikael Gunnulfsen, der als Erster in der Zehnergruppe auf den zweiten Läufer übergab, später mit seinem Team mit fünf Minuten Rückstand nur 25. wurde. Das später siegreiche Team Byåsen IL (Henrik Kvennås, Didrik Tønseth, Even Solem Michelsen) wurde durch den zweiten Läufer Didrik Tønseth an die Spitze gebracht, die Schlussläufer Michelsen knapp behaupten konnte. Mit drei Sekunden Vorsprung lief er zu Gold vor dem Lillehammer Ski Club 1 mit Albert Sunde Øhlschlägel, Sander Teisbekk und Håvard Solås Taugbøl, der auf seiner Schlussrunde nur eine halbe Sekunde langsamer war als der Schnellste David Thorvik. Der konnte für Kjelsås IL 1 (Edvard Sandvik, Fredrik Wilhelmsen Garstad, David Thorvik) aber nicht mehr herausholen als Platz drei mit sieben Sekunden Rückstand. Beim letzten Wechsel hatte das Team aber noch auf Platz sieben gelegen. Petter Northug hielt als Startläufer für Strindheim mit der Spitzengruppe mit und belegte mit 15 Sekunden Rückstand mit seinem Team Rang vier. Im Sprint und Skiathlon war der 39-Jährige, der gerne Teil des ÖSV-Teams werden möchte, aber nicht mit seiner Leistung zufrieden und meinte, das sei zu schlecht, um es im Fernsehen zu zeigen.