Ingvild Flugstad Østberg und Tomas Northug haben den Klassiksprint im estnischen Otepää für sich entschieden. Für Tomas war es sein erster Weltcupsieg in einem außergewöhnlichen Finale.
Østberg bezwingt Nilsson im Zielsprint
„Ich hatte richtig gute Ski den ganzen Tag. Vor dem Finale waren wir uns nicht ganz sicher, ob wir Wachs oder NoWax-Ski nehmen sollen“, meinte Ingvild, die sich richtigerweise für den gewachsten Klassikski entschied. „Am Ende lief der Ski in der Abfahrt noch richtig gut und ich habe da noch ein paar Meter herausgeholt. Ich freue mich über meinen zweiten Sieg diese Saison.“ Im Finale war zunächst das Tempo von Stina Nilsson hochgehalten worden, bis sich im Anstieg Ingvild Flugstad Østberg und Maiken Caspersen Falla vor beziehungsweise neben die Schwedin schoben. An der Wende nach dem langen und schwierigen Anstieg hatten sich mit dem Trio und Celine Brun-Lie bereits vier Damen abgesetzt, die die ersten Plätze unter sich ausmachten. Dank sehr guter Ski, über die sich die schwedischen Damen freuen konnten, kam Nilsson in der Abfahrt ins Stadion auf Position zwei und setzte sich knapp hinter Østberg gemeinsam mit der Norwegerin ab. Im Zielsprint setzte sich die Norwegerin gegen die Schwedin durch und jubelte über ihren zweiten Saisonsieg nach dem Triumph im Freistilsprint in Davos. Auf der Abfahrt konnte Celine Brun-Lie noch an Maiken Caspersen Falla vorbeiziehen und sich den dritten Platz sichern vor Falla, die gestern noch überlegte, eventuell einen Skatingski zu nehmen – angesichts der Wetterbedingungen entschied sich die Olympiasiegerin aber dagegen. Evgenia Shapovalova belegte den fünften Platz vor Magdalena Pajala.
Northug gewinnt außergewöhnliches Finale
Der Sieger bei den Herren heißt überraschenderweise Northug, Tomas Northug. Der Norweger feierte seinen ersten Weltcupsieg, sein bisher bestes Resultat war der sechste Platz in Davos gewesen. Vor dem Finale hatten die beiden Favoriten Finn Hågen Krogh und Sondre Turvoll Fossli überraschend zu Skatingski gegriffen, was sich als die falsche Wahl herausstellen sollte. Auf den ersten flachen Metern um das Biathlonstadion herum lag Krogh noch in Führung, sobald der langgezogene Anstieg begann, waren die „Schieber“ aber chancenlos. Tomas Northug, der zu diesem Zeitpunkt vorn lief, sah sich um und als er feststellte, dass sich hinter ihm eine Lücke auftat, attackierte er und zog davon. An der Wende lag er schon längst uneinholbar vorn. „Das war so gar nicht geplant. Ich habe mich dann an ein Rennen von Björn Lind erinnert, der mal so gelaufen ist. Der Trainer rief mir am Anstieg zu, ich hätte schon 50 Meter Vorsprung“, erzählte Tomas, der sein Ding bis zum Ziel durchzog . Im Ziel schüttelte er fassungslos den Kopf und kämpfte mit den Tränen. Im Zielsprint um den zweiten Platz überquerten Ola Vigen Hattestad und der Finne Toni Ketelä Seite an Seite mit derselben Zeit gewertet, nach Auswertung des Zielfotos kam der Norweger als Zweiter in die Wertung. Für den Finnen bedeutete es dennoch sein bestes Weltcupresultat. Pål Golberg kam über den vierten Platz nicht hinaus, er steckte wie Hattestad und Kettelä zu Beginn des Anstiegs hinter den schiebenden Kollegen fest und kam nicht schnell genug vorbei. Rang fünf ging an Krogh vor Fossli, die mit ihren Skatingski auf der selektiven Strecke mit zwei schwierigen Anstiegen ein unnötiges Risiko eingegangen waren. Northug war im Halbfinale zweimal ast gestürzt: Zunächst im Anstieg, als er auf seinen eigenen Stock trat und strauchelte. Im Zielsprint war er neben der Spur in Sergei Ustiugovs Korridor unterwegs, als der sich den Stock zwischen die Beine stellte und den Norweger fast mitriss – dennoch reichte es über die Zeit ins Finale.
Deutsche im Viertelfinale ohne Chance
Nach dem Prolog sah es zunächst sehr gut aus für die deutschen Sprinter: Alle fünf Damen hatten den Cut geschafft, zusätzlich mit Sebastian Eisenlauer zumindest einer von vier Herren. Markus Weeger, Josef Wenzl und Lennart Metz liefen deutlich an den Top30 vorbei. Im Viertelfinale war dann aber für alle sechs Deutschen Endstation. Bei Sebastian Eisenlauer war dafür ein Stockbruch hinter den Biathlonstadion unmittelbar vor dem Beginn des Anstiegs die Ursache, er kam als 27. in die Wertung. Die deutschen Damen hatten bei schwierigen Wachsbedingungen, leichtem Schneefall (der erst ab dem Halbfinale zunahm) und Temperaturen um Null alle im Anstieg ihre Probleme, wo sie alle Chancen auf ein Weiterkommen einbüßten. Am besten schlug sich noch Sandra Ringwald, die im Anstieg noch einigermaßen mithalten konnte, am Ende aber als Vierte ihres Laufes ausschied. Im Endklassement stehen die Plätze 20, 21, 22, 25 und 29 für Sandra Ringwald, Denise Herrmann, Hanna Kolb, Victoria Carl und Lucia Anger zu Buche. Die Schweizer Jovian Hediger, Gianluca Cologna und Ueli Schnider sowie Laurien van der Graaff scheiterten ebenfalls im Viertelfinale.