Der Ski-Club Willingen ist 100 Jahre alt, sein Ehrenmitglied Jochen Behle wird am 7. Juli mitten im Jubiläumsjahr 50! Der erfolgreiche Ski-Club in Nordhessen am Rande des Sauerlandes und der Skilanglauf-Klassiker sind untrennbar verbunden, auch wenn der Schwalefelder einen Teil seiner sportlichen Karriere für den SC Monte Kaolino Hirschau bestritt. Den Großteil seiner nationalen Titelsammlung holte er für seinen Heimatverein, besonders stolz ist der Bundes-Behle deshalb auch auf die deutschen Meisterschaften mit der SCW-Vereinsstaffel.
Erfolgsstatistik die sich sehen lassen kann
„Wo ist Behle?“, der Hilferuf von ZDF-Altmeister Bruno Moravatz bei Olympia 1980 in Lake Placid hat Behle populärer gemacht als es manch Weltmeister oder Olympiasieger ist. Medaillen blieben ihm verwehrt, die holt er als Trainer mit seinen Schützlingen in Gold, Silber und Bronze bei Weltmeisterschaften, bei den Olympischen Spielen und im Weltcup am laufenden Band. Das die deutschen Langlauf-Herren mit Rene Sommerfeldt, Axel Teichmann und zwei Mal Tobias Angerer den sieggewohnten Skandinaviern den Weltcup-Gesamtsieg weggeschnappt haben, wurmt die Nordländer noch heute. Doch auch Behles eigene Erfolgsstatistik kann sich sehen lassen: ein Weltcup-Sieg, vier weitere Podestplätze, Platz vier im Gesamt-Weltcup, mit der Olympia-Staffel und beim Vasa-Lauf, WM-Fünfter, 42 deutsche Meistertitel (!), sechs Olympia-Teilnmahmen, Fahnenträger 1998 in Nagano – mit seinen Trainern Oswald Schinze oder Fritz Becker bildete er eigenständige Trainingsruppen, galt als Rebell im Skiverband, um später in den Stützpunkten jene Voraussetzungen zu schaffen, die er selbst vermisste und die die Grundlagen zum Erfolg auch für Evi Sachenbacher-Stehle oder Claudia Nystad waren.
Ein Leben für den Sport
Dabei gilt er nicht gerade als „Frauenversteher“, seine Ehe mit der Biathlon-Olympiaseigerin Petra Behle scheiterte, doch die beiden verstehen sich noch heute gut, ein „Rosenkrieg“ war nie ein Thema. „Ich frage Jochen oft noch um Rat“, sagt die wiederverheiratete Petra, die als Sportmanagerin im Biathlon weiter verwurzelt ist. Als Bundestrainer hat Behle einige Kilo zugenommen, überrascht die Konkurrnz aber immer wieder nicht nur beim Speed-Golfen, wenn es auch darum geht, die 18 Löcher möglichst schnell treffsicher zu absolvieren. Eine eigene Stiftung kümmert sich um benachteiligte Kinder. Es wäre spannend, einmal auszurechnen, wie oft er auf Ski im Training und Wettkampf oder aber im Auto und per Flugzeug in seiner langen Laufbahn die Erde umrundet hat. Auch wegen seiner vielen Reisen in nunmehr über 30 Jahren bleibt die Frage „Wo ist Behle?“ immer aktuell. Am 7. Juli kann sie leicht beantwortet werden: zur Gratulationskur im Willinger Ortsteil Schwalefeld. Happy birthday, Jochen Behle!