Nachdem vor einem Jahr die „Großen“ in Planica um Edelmetall kämpften, ist nun die neue Generation dort vor Ort. Ab Montag, dem 05. Februar, werden die besten Athletinnen und Athleten im Junioren-und U23-Alter gesucht. Wer wird sich im Langlauf und der Nordischen Kombination die Medaillen holen?
Kleines Tal im Nordwesten Sloweniens
Planica ist ein kleiner Ortsteil von Rateče und in erster Linie der Name eines Tales, das südlich vom nur wenige Hundert Einwohner beheimatenden Rateče liegt. Es gehört zur Gemeinde Kranjska Gora mit rund 5.000 Einwohnern, das aus dem alpinen Ski-Weltcup bekannt ist und im Nordwesten Sloweniens im Dreiländereck mit Österreich und Italien in den Julischen Alpen liegt. In Kranjska Gora finden auf der Medal Plaza die Siegerehrungen statt. Rateče ist für lange und kalte Winter bekannt, aber auch für eine Vielzahl an Sonnentagen. Das nordische Zentrum befindet sich auf einer Höhe von etwa 950 Metern über der Adria und grenzt an den Triglav Nationalpark, den einzigen Nationalpark Sloweniens. Das Planica-Tal ist nur wenige Kilometer lang und zwei Kilometer nach Rateče erreicht man das Planica Nordic Center. Planica ist auch als Tal der Schanzen bekannt, vor allem die größte der acht Schanzen, die Skiflugschanze, wird alljährlich im Skisprung Weltcup genutzt. Aber auch der Langlauf Weltcup machte 2016, 2018 und 2020 schon dort Station, so dass die Strecken nicht ganz unbekannt waren, als 2023 die Nordische Ski WM ausgetragen wurde. Das heutige Planica Nordic Center wurde 2015 fertig gestellt, um für die WM 2023 gerüstet zu sein. Bevor man für 2023 den Zuschlag erhielt, zog man allerdings 2017, 2019 und 2021 gegen Lahti, Seefeld und Oberstdorf den Kürzeren. Nun darf der Nachwuchs auf WM-Strecken und -Schanzen zeigen, was er kann.
Andere Runden für jedes Rennen
Die Strecken in Planica sind Zuschauern und manchen Athleten noch bestens von der WM im letzten Jahr bekannt, sie sind sehr abwechslungsreich mit vielen Kurven und schnellen Abfahrten, die ein gutes skiläuferisches Vermögen verlangen und auch die Bedingungen an den Wettkampftagen waren mitentscheidend. Die Runden für die unterschiedlichen Wettkämpfe unterscheiden sich stark. Für den Nachwuchs steht zuerst ein Freistilsprint auf dem Programm – zunächst für Juniorinnen und Junioren, am nächsten Tag dann für die U23-Klasse. Danach werden die Meister im Massenstart in der freien Technik gesucht und als zweites Distanzrennen wird ein Einzelstart im klassischen Stil ausgetragen. Am Abschlusstag folgen die Mixed-Staffeln in beiden Altersklassen. Der 1,25 Kilometer lange Sprintkurs beginnt mit einer Abfahrt und beinhaltet insgesamt vier Anstiege mit einem Gesamtanstieg von 37 Metern. Die Mixed-Staffeln wie auch die Rennen der Nordischen Kombinierer (mit Ausnahme des Teamsprints, der in etwa dem Langlauf-Sprint entspricht) finden auf einer 2,5 Kilometer langen Runde statt, die es in sich hat, denn zu Beginn geht es gleich 500 Meter bergauf. Danach geht es wellig weiter mit einem steileren Anstieg 500 Meter vor dem Ziel. Die 3,3 Kilometer lange Runde für den Einzelstart beginnt wellig, bevor auch dort dann der 500 Meter lange Anstieg wartet. Im Massenstart ist eine vier Kilometer lange Runde fünfmal zu bewältigen. Über eine Distanz von etwa 1600 Metern geht es mit wenig Erholungsphasen vom tiefsten zum höchsten Punkt hinauf. Die Höhendifferenz beträgt 62 Meter bei einem Gesamtanstieg pro Runde von 135 Metern. Der Eintritt zu allen Wettkämpfen ist kostenlos.
Langlauf: Norweger kündigt Rücktritt nach der JWM an
Die norwegische Nominierung für die Junioren-WM wurde von einem Paukenschlag begleitet: Jørgen Nordhagen hört auf! Das große Skatingtalent überraschte vor einem Jahr als 18-Jähriger bei den norwegischen Meisterschaften mit einem achten Platz mit geringem Abstand auf die großen Namen. In Planica soll der 19-Jährige in beiden Distanzrennen und der Staffel zum Einsatz kommen, danach macht er aber Schluss mit dem Langlauf. Nordhagen hat sich entschieden, sich in Zukunft ganz auf sein zweites Standbein, den Radsport, zu konzentrieren. Im Herbst 2022 unterschrieb er bereits als 17-Jähriger einen Vertrag bis 2025 beim großen Radsport-Team Jumbo Visma. Ab 2024 soll er Rennen für das Team bestreiten. „Da wurde mir dann klar, dass meine Karriere als Langläufer damit enden wird. Aber ich wollte mich noch im Langlauf verbessern und an der JWM teilnehmen, bevor ich aufhöre“, sagte er zu TV2. Aber Norwegen hat auch andere klangvolle Namen im Aufgebot wie Milla Grossberghaugen Andreassen, die letztes Jahr schon sehr erfolgreich war mit zweimal Gold und einmal Silber, oder auch Lars Heggen, der 2023 Silber gewann. Auch Filip Skari gehört mit zum 13-köpfigen Junioren-Team, der zwar international noch keine Erfolge vorweisen kann, aber Langlauf in den Genen hat als Sohn von Olympiasiegerin Bente Skari. Aus dem 14-köpfigen U23-Kader der Norweger haben einige Athleten schon Weltcuperfahrung und gewonnene Medaillen in der Hinterhand wie Margrethe Bergane, Matz William Jenssen, Maria Hartz Melling, Sigrid Leseth Føyen, Anna Heggen, Aleksander Holmboe, Tuva Anine Brusveen-Jensen, Martin Kirkeberg Mørk, Mathias Holbæck und Thomas Mollestad. Auch im schwedischen Team gibt es international erfahrene Athleten und Debütanten. Zu den erfahrenen Junioren gehören Anton Grahn und Elias Danielsson, die in Whistler Silber gewannen. Alvar Myhlback war zwat noch bei keiner Junioren-WM, dennoch wird von dem großen Talent viel erwartet. Zu den U23-Athleten gehören Moa Hansson, Lisa Ingesson, Märta Rosenberg, Truls Gisselman, George Ersson, Måns Skoglund und Elias‘ älterer Bruder Emil Danielsson. Das franzöische Team wird angeführt von Rémi Bourdin, einer der Überraschungen der diesjährigen Tour de Ski. Der 22-Jährige ließ schweren Herzens den Weltcup in Oberhof aus, um noch einmal zu trainieren, war dann im Goms aber wieder am Start. Ebenfalöls nominiert wurde Mathis Desloges, Julien Arnaud, Gaspard Rousset, Liv Coupat, Clémence Didierlaurent, Eve-Ondine Duchaufour, Cloé Pagnier, Julie Pierrel und Maëlle Veyre für das U23-Team sowie vier Junioren und fünf Juniorinnen, die international aber noch keine Erfolge vorweisen können. Finnland schickt international unbekannte Athleten in der Juniorenklassse ins Rennen und in der U23-Klasse fehlt die letztjährige Junioren-Weltmeisterin Eevi-Inkeri Tossavainen, die zuletzt krankheitsbedingt auf alle Rennen verzichten musste. Im Aufgebot stehen aber zum Beispiel Niko Anttola, Niilo Moilanen, Emil Liekari und Vilma Ryytty. Zum italienischen U20-Aufgebot gehören Iris De Martin Pinter und Davide Ghio sowie bei den U23 Nadine Laurent, die letztes Jahr als Juniorin Sprint-Vierte wurde, und Alessandro Chiocchetti, Sprint-Sechster 2023.
Wer startet für Deutschland?
Im deutschen U23-Team sammelten zuletzt alle fünf nominierten Herren, nämlich Jan Friedrich Doerks, Korbinian Heiland, Marius Kastner, Elias Keck und Jan Stölben Weltcuperfahrung und wussten zum größten Teil auch zu überzeugen. Bei den Damen will Helen Hoffmann weitere Medaillen angreifen. Die 21-jährige Junioren-Weltmeisterin von 2022 und U23-Weltmeisterin von 2023 bereitete sich nach Weltcupstarts im Dezember seit Weihnachten im Alpencup auf die U23-WM vor. Dazu kommen Weltcup-Debütantin Verena Veit, Germana Thannheimer, Theresa Fürstenberg und Sophie Lechner. Bei den Juniorinnen starten Charlotte Böhm, Magdalena Richter und Verenas jüngere Schwester Katja Veit. Bei den Junioren ist Tom Emilio Wagner der erfahrenste Läufer, zudem sind auch Tobias Buschek, Philipp Moosmayer, Toni Rollinger und Niklas Schmid in Planica am Start.
Das DSV Team Langlauf im Überblick
Juniorinnen
– Charlotte Böhme (SV Stützengrün)
– Magdalena Richter (SC Hochvogel)
– Katja Veit (SC Oberstdorf)
Junioren
– Tobias Buschek (SC Furth im Wald)
– Philipp Moosmayer (SLZ Leutkirch)
– Toni Rollinger (ATSV Geb. Gelobtland)
– Niklas Schmid (SV Maierhöfen-Grünenbach)
– Tom Emilio Wagner (SWV Goldlauter Heidersbach)
U23 Frauen
– Theresa Fürstenberg (SC Partenkirchen)
– Helen Hoffmann (WSV Oberhof 05)
– Sophie Lechner (TSV Marquartstein)
– Germana Thannheimer (SC Oberstdorf)
– Verena Veit (SC Oberstdorf)
U23 Männer
– Jan-Friedrich Doerks (SWV Goldlauter Heidersbach)
– Korbinian Heiland (SC Partenkirchen)
– Marius Kastner (SC Neubau)
– Elias Keck (TSV Buchenberg)
– Jan Stölben (SLV Ernstberg)
Und wer ist für die Schweiz dabei?
Im Langlauf konnten die Schweizer Junioren-Teams an den letztjährigen Titelkämpfen im kanadischen Whistler mit guten Leistungen auf sich aufmerksam machen: Marina Kälin war bei den Juniorinnen über zehn Kilometer im Einzelstart zu Bronze gelaufen. Bei den Junioren hatte Niclas Steiger das Podest als Vierter nur knapp verpasst. Anja Weber (4.) und Nadja Kälin (5.) hatten im Massenstart in der U23-Kategorie einen guten Auftritt gezeigt und sich knapp neben dem Podest klassiert. Zum Abschluss hatte die Schweizer U23-Mixed-Staffel damals Bronze gewonnen. Nadja Kälin, Anja Weber, Nicola Wigger und Antonin Savary schlossen in der zweiten Rennhälfte die Lücke zur Spitze und setzten sich in einem dramatischen Finale vor dem norwegischen Team durch. Alle erwähnten Athletinnen und Athleten sind auch in diesem Jahr wieder am Start und man darf gespannt sein auf deren Abschneiden in Planica. „Natürlich erhoffen wir uns Topplatzierungen – wenn es gut läuft unter den ersten Zehn, wenn es sehr gut läuft unter den ersten Fünf“, so Nachwuchs-Chef Edi Zihlmann. Doch in erster Linie sollten die Athletinnen und Athleten auf internationaler Stufe Erfahrungen sammeln und am Tag X ihr persönliches Potenzial abrufen können. Juniorinnen: Leandra Beck, Anina Hutter, Ramona Schöpfer, Nadia Steiger
Junioren: Roman Alder, Silvan Hauser, Jon-Fadri Nufer, Isai Näff, Niclas Steiger
U23 Frauen: Fabienne Alder, Marina Kälin, Nadja Kälin, Anja Weber
U23 Männer: Fabrizio Albasini, Pierrick Cottier, Noe Näff, Ilan Pittier, Antonin Savary, Nicola Wigger
Fünf Wettkämpfe in der Nordischen Kombination
Für den Nachwuchs der Nordischen Kombination gibt es in Planica gleich fünf Mal die Möglichkeit, um Medaillen zu kämpfen. In allen Wettkämpfen wird von der Normalschanze (HS 102) gesprungen. Gelaufen werden unterschiedliche Distanzen. Den Auftakt macht der Mixed Team Event, bei dem pro Nation zwei Damen und zwei Herren gemeinsam an den Start gehen. In der Staffel laufen die Junioren jeweils fünf Kilometer als erster beziehungsweise vierter Starter. Dazwischen laufen die Damen je eine Runde über 2,5 Kilometer. Außerdem bestreiten sowohl Juniorinnen als auch Junioren je einen Einzelwettkampf, bei dem die Damen fünf, die Herren zehn Kilometer laufen. Schließlich bestreiten ebenfalls jeweils Damen und Herren einen Teamsprint. Hier treten pro Team zwei Athleten oder Athletinnen gemeinsam an. Dabei laufen die Damen pro Person insgesamt 4,5 Kilometer, die Herren pro Person 7,5 Kilometer.
Gute Medaillenchancen für DSV-Team
Das deutsche Team dürfte gute Chancen auf Podiumsplätze haben. Bei den Damen sind neben Sofia Eggensberger und Thea Häckel auch Anne Häckel und Ronja Loh nominiert. Die beiden Letztgenannten waren in den letzten Wochen ins Weltcupteam aufgestiegen und schlugen sich achtbar. Auch bei den Herren stehen mit Tristan Sommerfeldt und Richard Stenzel zwei regelmäßige Weltcupstarter im Aufgebot. Beide hatten als Medaillengewinner der letzten Junioren-WM einen persönlichen Startplatz im Weltcup, Sommerfeldt sogar bereits zwei Jahre in Folge. Das klare Ziel dürfte hier sein, dies zu verteidigen, um sich für ein weiteres Jahr den Startplatz zu sichern. Außer Stenzel und Sommerfeldt durfte auch Nick Schönfeld in dieser Saison in Oberstdorf sein Weltcup-Debüt geben. Er ist bei der JWM ebenso dabei wie Jonathan Gräbert und Lucas Mach. Dass Gräbert gut in Form ist, bewies er erst kürzlich bei der Jugendolympiade in Gangwon, wo er die Bronzemedaille gewann.
Das DSV Aufgebot der Nordischen Kombination im Überblick
Juniorinnen
– Sofia Eggensberger (SC Oberstdorf)
– Anne Häckel (VSC Klingenthal)
– Thea Häckel (VSC Klingenthal)
– Ronja Loh (VSC Klingenthal)
Junioren
– Jonathan Gräbert (WSV Oberaudorf)
– Lucas Mach (TSV Buchenberg)
– Nick Schönfeld (VSC Klingenthal)
– Tristan Sommerfeldt (WSC Erzgebirge Oberwiesenthal)
– Richard Stenzel (SC Motor Zella-Mehlis)
Temperaturen über dem Gefrierpunkt
In der aktuellen Woche liegen die Temperaturen im Planica Tal klar im Plus bei meist wolkigem Himmel. Mit Beginn der Wettkämpfe am Montag sollen die Temperaturen laut aktueller Vorhersage aber wieder sinken und zumindest nachts unter dem Gefrierpunkt liegen. Die aktuelle Schneehöhe im Tal wird mit 40 Zentimetern angegeben.
Programm
Montag, 05. Februar 2024
10:30 Uhr: Langlauf Prolog Sprint FT Juniorinnen und Junioren
13:00 Uhr: Langlauf Finalläufe Sprint FT Juniorinnen und Junioren
Dienstag, 06. Februar 2024
10:30 Uhr: Langlauf Prolog Sprint FT U23 Damen und Herren
13:00 Uhr: Langlauf Finalläufe Sprint FT U23 Damen und Herren
Mittwoch, 07. Februar 2024
09:45 Uhr: Nordische Kombination Mixed Team HS102
11:15 Uhr: Langlauf 20 Kilometer FT Massenstart Juniorinnen
13:30 Uhr: Langlauf 20 Kilometer FT Massenstart Junioren
15:45 Uhr: Nordische Kombination Mixed Team 2×5 km + 2×2,5 km
Donnerstag, 08. Februar 2024
11:15 Uhr: Langlauf 20 Kilometer FT Massenstart U23 Damen
14:00 Uhr: Langlauf 20 Kilometer FT Massenstart U23 Herren
Freitag, 09. Februar 2024
09:30 Uhr: Nordische Kombination HS102 Juniorinnen
10:00 Uhr: Langlauf 10 Kilometer KT Einzelstart Juniorinnen
11:30 Uhr: Nordische Kombination HS102 Junioren
11:45 Uhr: Langlauf 10 Kilometer KT Einzelstart Junioren
14:30 Uhr: Nordische Kombination 5 Kilometer Juniorinnen
15:15 Uhr: Nordische Kombination 10 Kilometer Junioren
Samstag, 10. Februar 2024
10:00 Uhr: Nordische Kombination Teamsprint HS102 Juniorinnen
11:00 Uhr: Langlauf 10 Kilometer KT Einzelstart U23 Damen
13:00 Uhr: Langlauf 10 Kilometer KT Einzelstart U23 Herren
15:00 Uhr: Nordische Kombination Teamsprint 2×4,5 Kilometer Juniorinnen
Sonntag, 11. Februar 2024
09:15 Uhr: Nordische Kombination Teamsprint HS102 Junioren
10:00 Uhr: Langlauf Mixed Staffel 4×5 Kilometer Juniorinnen/Junioren
12:00 Uhr: Langlauf Mixed Staffel 4×5 Kilometer U23
14:00 Uhr: Nordische Kombination Teamsprint 2×7,5 Kilometer Junioren