Vom 28. Februar bis 8. März 2020 findet in Oberwiesenthal die Nordische Junioren- und U23-Weltmeisterschaft statt. Skilangläufer, Kombinierer und Skispringer aus 40 Nationen werden dann in 25 Wettbewerben um die Medaillen kämpfen. Im Interview erzählt OK-Leiter Christian Freitag, wie es zur Vergabe kam, berichtet über die Herausforderungen, aber auch über das Rahmenprogramm.
Die Frage kam auf, wie und wann denn eigentlich die Entscheidung getroffen wurde, eine Nachwuchs-Ski-WM nach Oberwiesenthal zu holen und Christian Freitag erinnert sich zurück. „Es war 2012, als es von den Landräten des Vogtlandkreises und des Erzgebirgskreises, den Herren Lenk und Vogel, ein Schreiben gegeben hat, in dem die Idee dem DSV (Deutschen Skiverband) unterbreitet wurde, sich mit beiden Standorten für eine Junioren-Ski-Weltmeisterschaft zu bewerben. Dieses Schreiben wurde nachfolgend für einige Jahre sicher in einer Schublade des DSV verwahrt und geriet fast schon in Vergessenheit, bis das Thema Weltmeisterschaft in Oberstdorf aufkam. Mit der Vergabe der WM sollte die JWM als Testlauf stattfinden. Das kam aber für die Oberstdorfer ziemlich überraschend und Voraussetzungen, die Bedingung für die Durchführung waren, konnten nicht so schnell geschaffen werden. Der DSV vergab die JWM kurzerhand an Oberwiesenthal. Irgendwie musste das Schreiben von 2012 wohl seinen Weg in die richtigen Hände gefunden haben. Mit den Verbänden und der Politik entschied man die JWM in Zusammenarbeit aller Vereine und Verbände in Sachsen stattfinden zu lassen, aus logistischen Gründen wurde dann nur ein Standort gewählt. Das sollte Oberwiesenthal sein. Die letztendliche Entscheidung und der Startschuss kam trotz alledem eher überraschend, hat es doch so lange gedauert, bis man die einstige Idee der beiden Landräte aufgriff. Keiner hatte mehr damit gerechnet. Die Chance für die gesamte Region wurde aber glücklicherweise recht schnell erkannt und gemeinsam packte man es an.“
Gemeinsam mit dem gesamten WSC Erzgebirge Oberwiesenthal e.V. stand Christian Freitag für diese Idee ein. In einem Gemeinschaftsprojekt mit allen Vereinen der Region wurden die nötigen Brücken gebaut, um die Junioren-WM in Kurort Oberwiesenthal stattfinden zu lassen. „Allein hätte das aus meiner Sicht keiner der Vereine, weder Klingenthal, noch Altenberg, oder Oberwiesenthal, auf die Beine stellen können. Das ist eine Gemeinschaftsarbeit auf die ich auch sehr stolz bin. Es sind so viele Helfer notwendig für die Umsetzung, dass es einer der Vereine, vor allem auch in der kurzen Zeit nicht hätte im Alleingang stemmen können“, fährt Freitag fort. Er selbst hatte erst kurz nach dem Jahreswechsel 2016/17 das erste Mal von der Junioren-Weltmeisterschaft gehört. Damals hat aber noch keiner damit gerechnet, dass aus der Idee in den Kinderschuhen mal eine ausgewachsene Veranstaltung werden soll. In einem Gespräch mit den Klingenthalern wurde das Thema wieder fokussiert und letztendlich die finale Entscheidung für die Ausrichtung der JWM sogar ohne den WSC getroffen. In einer Sitzung der Vereine und Verbände entschied man sich für den Standort Oberwiesenthal für die JWM 2020. „Das war unser großes Glück, dass das so gekommen ist. Ich glaube, dass der WSC ohne diese klare Entscheidung vielleicht gar nicht den Mut gefasst hätte, da dran zu bleiben und die Veranstaltung auszurichten. Der Wurf ins kalte Wasser war für den WSC die Abnahme der Entscheidung. Wir sind den Weg dann aber unter der Prämisse gegangen, dass die JWM wirklich eine gemeinschaftliche Veranstaltung mit allen Vereinen sein wird.“, berichtet Freitag wie es dazu kam, dass er nun plötzlich eine WM vor der Haustür hat. Zur Namensgebung der Veranstaltung weiß der Breitenbrunner noch hinzu zu fügen: „Lange haben wir uns über den Titel Gedanken gemacht. Erst sollte Sachsen eingebracht werden, dann der Fichtelberg. Es war aber alles etwas zu ungenau. Sachsen ist groß. Neben dem Fichtelberg gibt es auch noch das Fichtelgebirge. Am Ende wurde es Oberwiesenthal als Austragungsort. Nach einer Recherche in der Historie der Stadt haben wir heraus gefunden, dass es immer der Ort war, der im Titel der Veranstaltungen genannt wurde.“
Mit dem entworfenen Logo für die Veranstaltung wurde alles aus einem bestimmten Grund dreifarbig gehalten. Zum einen wird mit der Nordischen Kombination, dem Skisprung und Skilanglauf in drei Disziplinen gestartet. Dann sind es mit Altenberg, Klingenthal und Oberwiesenthal drei wichtige Standorte in Sachsen, die als wesentliche Wintersport-Zentren bekannt sind. Oberwiesenthal ist zwar Haupt-Namensgeber der JWM 2020, aber es handelt sich um ein Gemeinschaftsprojekt der drei wichtigen Wintersport-Standorte Sachsens. Das möchte auch Christian Freitag noch einmal explizit unterstreichen. „Wir verzichten gewollt auf die Kommunikation eines eigentlichen Ausrichters. Der Ausrichter ist immer das OK (Organisationskomitee) der Junioren-WM. Das ist uns sehr wichtig, denn in diesem OK sind viele verschiedene Vereine vertreten, die alle in Person zusammen arbeiten. Jeder soll sich mit der JWM identifizieren können und jeder sollte Spaß haben ein Teil dieses Gemeinschaftsprojektes zu sein.“
Verschiedenste logistische Herausforderungen warteten nun auf den WSC und den Kurort Oberwiesenthal. Mit viel Schweiß und schlaflosen Nächten fiebert man der JWM entgegen. Einige der vorgenommenen Bauarbeiten, wie der Rettungs- und Fußgängertunnel an der Schanzenanlage waren Voraussetzungen für die Durchführung der JWM, werden den Kurort Oberwiesenthal aber auch darüber hinaus nachhaltig als einen der Haupt-Skistandorte in Sachsen sichern. „Ich denke man muss das sogar noch ein Stückchen weiter spinnen. Zum einen sind diese Maßnahmen für Oberwiesenthal essenziell. Zum anderen, besonders mit Blick auf die diesjährigen Wetter-Kapriolen, ist es der schneesicherste Standort und damit auch für die heutigen und die zukünftigen Sportler, also unsere Kinder, wichtig um den Wintersport weiter betreiben zu können. Die logistischen Maßnahmen, wie der Bau des Tunnels, begünstigen natürlich die Voraussetzungen für den Wintersport in Oberwiesenthal.“ Damit bekräftigt Christian Freitag die Aussage, dass mit den baulichen Maßnahmen an den Sportstätten auch die Zukunft des Sports, auch über die JWM hinaus nachhaltig in Oberwiesenthal gesichert wird. „Ich persönlich finde es sehr wichtig, dass wir am Wintersport, oder noch besser ausgedrückt, am Nachwuchs-Sport festhalten. Durch den Sport lernen unsere Kinder sich mit Wettkämpfen und dergleichen für die Zukunft zu rüsten. Kinder lieben es sich zu messen und entwickeln so die nötigen Ellbogen und den Kampfgeist, den sie brauchen, um sich später einmal in der Erwachsenenwelt durchzusetzen. Das lernt man im Sport sehr gut. Ich wünsche mir daher, dass auch die grünen Politiker das ganze Thema nicht nur aus ökologischer Sicht betrachten, sondern auch mit der nötigen Gelassenheit und mit dem Blick auf die Belange des Wintersports. Der Ausbau der Sportstätten ist nachhaltig für die Zukunft der Region und des Sports und das sollte man nicht aus dem Auge lassen.“ Da gibt es eigentlich nichts weiter hinzu zu fügen.
Die letzte Frage richtet sich noch einmal an die JWM und ihr Programm. Was möchte ein Christian Freitag ganz besonders unterstreichen, bzw. den Zuschauern und Lesern nahe bringen? „Es sind zu viele Punkte, um das in ein oder zwei Sätzen abzuschließen“, antwortet Freitag. „Wir haben ein spannendes Rahmenprogramm auf die Beine gestellt. Die Wettkämpfe anzuschauen lohnt sich allemal. Ich freue mich auch ganz besonders über die ganzen Schülerprojekte, mit denen wir versuchen auch die Kinder wieder etwas näher an den Sport heran zu bekommen. Mich freut, dass viele Schulen die Möglichkeit nutzen werden, an den Fichtelberg zu kommen und das so genannte ‚weiße Gold‘ auch den Kindern näher zu bringen, die weiter unten im Tal wohnen und vielleicht nicht so viel Berührung damit haben. Des Weiteren gibt es noch viele andere Vereine, die sich beim Rahmenprogramm einbringen. Zum Beispiel wird sich der OSV um das Programm im VIP-Bereich an der Freilichtbühne kümmern. Und auch der Kirch-Gemeinde möchte ich für ihr Engagement danken. Was die auf die Beine gestellt haben, ist echt unglaublich. Es wird internationale Gottesdienste geben und die Kirche wird am Mittwochabend, den 3. März sogar als Kino genutzt, wenn die ‚European Outdoor Film Tour‘ ihren Halt in Oberwiesenthal macht. Auch hier liegt der Fokus auf dem Outdoor-Sport. Es ist ein modernes Programm, das den Ort belebt. Es werden sich viele bereits im Urlaub in Oberwiesenthal befinden und bekommen ein rundes Rahmenprogramm geboten. Es zeigt, was wir gemeinsam geschaffen haben, um den Zuschauern etwas Ordentliches zu bieten.“
Wie man deutlich aus dem Interview heraus hören kann, geht es vor allem um die Gemeinsamkeit in und um Oberwiesenthal und daher stellt sich nun die Frage, gibt es denn schon Ideen für gemeinsame Projekte über die JWM hinaus? „Da habe ich auf alle Fälle einige Vorstellungen, aber ich würde sehr gern erst einmal kurz durchatmen, wenn die JWM vorüber ist und wieder Kraft für neue kreative Ideen sammeln. Danach wird es sicher nicht lange dauern, bis sich die Verbände und Vereine wieder zusammen finden, um nach neuen gemeinsamen Möglichkeiten zu suchen. Dank der JWM werden sicher neue Luftschlösser entstehen und das Team, wie es jetzt entstanden ist, wird daran arbeiten neue Projekte zu schaffen.“ Die Motivation ist auf alle Fälle recht hoch und man kann sagen, dass mit der JWM noch lange nicht Schluss sein wird.
Weitere Infos zur Veranstaltung und Tickets, das Rahmenprogramm und den Wettkampfplan, findet ihr hier: www.jwm2020.de
Quelle: Pressemeldung Oberwiesenthal 2020