Heute wurde die Zusammensetzung der norwegischen Langlauf-Teams offiziell bekannt gegeben. Wer dabei ist und wer nicht, erfahrt ihr hier…
Sundby nicht im Team
Einen Paukenschlag gab es schon im Vorfeld der offiziellen Bekanntgabe der norwegischen Langlauf Teams 2020/21 – wenn auch nicht ganz unerwartet: Martin Johnsrud Sundby erhielt keinen Platz mehr im Nationalkader, der aus finanziellen Gründen etwas reduziert wurde. Nach 13 Jahren im Team ist das für den 35-Jährigen trotz zuletzt schwächeren Leistungen ein schwerer Schlag: „Das ist, als wenn deine Frau nach 30 Jahre Ehe plötzlich die Scheidung einreicht“, meinte er. Vor seiner möglicherweise letzten Saison ist er nun ganz auf sich allen gestellt. Als Grund für seine nachlassenden Leistungen gibt er im NRK Interview seine familiäre Situation an – seine Frau ist aktuell mit dem dritten Kind hochschwanger. Außerdem zwangen ihn in der letzten Saison starke Rückenschmerzen zu reduziertem Training und zum Abbruch mehrerer Rennen. Mit der Nicht-Nominierung für das Team wird der 35-Jährige vermutlich auch weniger Weltcupstarts bekommen, es sei denn, er beweist in den Wettkämpfen, dass er zu den weltbesten Norwegern gehört. Als Titelverteidiger über 15 Kilometer im Einzelstart wird er bei der WM in Oberstdorf aber definitiv am Start stehen. Langlauf Experte Fredrik Aukland befürchtet aber, dass sich das Fehlen von Sundby auch auf den Rest des Teams auswirken wird. „Martin ist der mit der meisten Erfahrung im Team, er war lange Zeit der Teamkapitän und war die Person, die in kritischen oder unangenehmen Problemen gefragt wird“, so Aukland. „Seine kritische Stimme hat dem Team einen Schub gegeben und das wird dem Team nun fehlen. Ich glaube, er wird besser ohne das Team zurechtkommen als das Team ohne ihn.“
Fossli muss Karriere beenden
Erwartungsgemäß nicht mehr zum Team gehört auch Sondre Turvoll Fossli. Der 26-Jährige erlitt im August auf der Autofahrt von seinem Heimatort Hokksund bei Drammen nach Oslo einen Herzstillstand und konnte dank sofortigen Eingreifens seiner mitfahrenden Freundin und eines vorbeikommenden Radfahrers reanimiert werden. Die Fortsetzung seiner Langlauf-Karriere, in der er bei 54 Weltcupstarts einen Sieg und drei weitere Podestplätze feierte, stand seither in den Sternen. Eine dringend notwendige Herzuntersuchung unter Belastung musste im März wegen des Ausbruchs der Corona Pandemie abgesagt werden, inzwischen legten ihm seine Ärzte nahe, die sportliche Laufbahn zu beenden. „Leider ist es nun für mich vorbei. Ich stelle meine Ski in die Ecke und freue mich jetzt auf neue Abenteuer. Ich hatte mir vorgestellt, dass ich noch viele Jahre Spitzensport betreiben würde, aber nach dem Vorfall im August wird es leider nicht mehr so sein. Ich blicke auf so viele großartige Jahre zurück, in denen ich mit großartigen Freunden gereist bin und viele gute Ergebnisse hatte, auf die ich unglaublich stolz bin“, schrieb er in den sozialen Netzwerken. Aber damit nicht genug: Der Norweger liegt nun im Rechtsstreit mit dem Verband, nachdem die Versicherung die Übernahme der Kosten abgelehnt hatte. „Man hatte ihm gesagt, er sei Vollkasko versichert, hat aber nur Teilkasko“, veranschaulichte Fosslis Anwalt das Problem. Erst vor zwei Jahren schloss der Verband einen neuen Vertrag mit der Versicherung für alle Nationalkader-Athleten ab. Fossli dachte, dass damit alles komplett abgedeckt sei, was offenbar aber nicht der Fall ist. „Sondre hat einen gesundheitliches Problem, wegen dessen er seinen Beruf nicht mehr nachgehen kann“, so der Anwalt, der es für klaren Fall von Berufsunfähigkeit mit Einnahmeverlust hält. Der Herzstillstand sei ausgelöst aufgrund der langanhaltend starken Belastung als Skiläufer.
Weniger Athleten mit Kaderstatus
Letztes Jahr bestand das Sprint und Allround Team bei den Herren noch aus insgesamt 15 Athleten, in der kommenden Saison sind es nur noch 12. Emil Iversen, Didrik Tønseth, Sjur Røthe, Hans Christer Holund und Simen Hegstad Krüger behalten ihren Platz, während Martin Løwstrøm Nyenget neu zum Allround Team stößt. Johannes Høsflot Klæbo kehrt wie gewünscht ins Sprint Team zurück, das er zusammen mit Sindre Bjørnestad Skar, Finn-Hågen Krogh, Pål Golberg, Erik Valnes und Håvard Solås Taugbøl bilden wird. Letzterer war im letzten Jahr in keinem Kader mehr gelistet und kämpfte sich im Alleingang zu Podestplätzen, was nun wieder mit einem Platz im Team belohnt wird. Bei den Damen wurde der Kader von zwölf auf zehn Athletinnen verkleinert. Neben der zurückgetretenen Astrid Uhrenholdt Jacobsen fehlen auch Kari Øyre Slind und Mari Eide, während die erst 18-jährige Junioren-Weltmeisterin Helene Marie Fossesholm den Aufstieg in den Elite-Kader zusammen mit den anderen neun Damen Therese Johaug, Heidi Weng, Ingvild Flugstad Østberg, den Zwillingen Tiril und Lotta Udnes Weng, Ragnhild Haga, Maiken Caspersen Falla, Ane Appelkvist Stenseth und Anna Svendsen schaffte und als große Hoffnung für ihr erstes Edelmetall bei der Nordischen Ski WM in Oberstdorf gilt.
Die Teams im Überblick
Damen Elite
Therese Johaug, IL Nansen
Heidi Weng, IL Bul
Ingvild Flugstad Østberg, Gjøvik Skiklubb
Tiril Udnes Weng, Nes Ski
Ragnhild Haga, Åsen IL
Helene Marie Fossesholm, Eiker SK
Maiken Caspersen Falla, Gjerdrum IL
Ane Appelkvist Stenseth, Grong IL
Lotta Udnes Weng, Nes Ski
Anna Svendsen, Tromsø skiklubb
Herren Elite Sprint
Erik Valnes, Bardufoss og Omegn IF
Finn Hågen Krogh, Tverrelvdalen IL
Håvard Solås Taugbøl, Lillehammer Skiklub
Pål Golberg, Gol IL
Sindre Bjørnestad Skar, Bærums Verk og Hauger IF
Johannes Høsflot Klæbo, Byåsen IL
Herren Elite Allround
Sjur Røthe, Voss IL
Simen Hegstad Krüger, Lyn Ski
Emil Iversen, IL Varden Meråker
Hans Christer Holund, Lyn Ski
Martin Løwstrøm Nyenget, Lillehammer Skiklub
Didrik Tønseth, Byåsen IL