Nachdem die Wettkampf-Saison aufgrund des Corona-Virus vorzeitig beendet wurde, ist in Norwegen ein wahrer Kilometerkrieg entbrannt. Seinen (vorläufigen) Höhepunkt erlebte die Rekordjagd nach der längsten Langlauftour am vergangenen Wochenende.
Über 31 Stunden unterwegs
Am Samstag um 13 Uhr startete der bislang letzte Versuch eines Langdistanzrekordes auf Langlaufski. Die Skimarathon-Spezialisten Anders und Joergen Aukland sowie Joar Thele hatten sich den Gjerdingen-See nördlich von Oslo ausgesucht, um dort auf einer flachen, sechs Kilometer langen Runde möglichst viele Kilometer zu absolvieren. Motiviert wurden sie vom bislang bekannten Rekord von 500 am Stück gelaufenen Kilometern von Bjoern Loekken aus dem Jahr 1983. Nach über 31 Stunden stoppten die drei Norweger am Sonntagabend bei 516 Kilometern. „Wir hatten noch ein paar Reserven, aber es war Zeit, nach Hause zu gehen“, erklärte Anders Aukland gegenüber dem norwegischen Rundfunk NRK. Unterstützt wurde das Rekordteam von zwei Serviceleuten ihres Teams Rage Eiendom. Zeiweilig war auch Anders 16-jähriger Sohn Oliver mit unterwegs. Er absolvierte 288 Kilometer in 19 Stunden.
Holund entfacht Kilometerkrieg
Begonnen hatte die Rekordjagd mit einer extra langen Tour des 50 Kilometer Weltmeisters Hans Christer Hollund am vorletzten Wochenende. Zusammen mit Johan Tjelle und Sjur Obrestad Gabrielsen war er in elf Stunden über 200 Kilometer gelaufen. Damit hatten die drei aber noch nicht einmal die Distanz des längsten Langlaufrennens der Welt, dem Nordenskiöldsloppet, erreicht. Es folgte ein erster Versuch von Anders Aukland, der bei 18 Stunden und 320 Kilometern endete. Im Laufe der Woche stieg die Kilometerleistung bei diversen Versuchen anderer Sportler bis zum Rekord am Sonntag. Die längste notierte Distanz einer Frau waren 347 Kilometer von Thea Murud.
Kein Guinness-Weltrekord und Kritik
Zwar wird die Leistung der Auklands und Joar Theles in Norwegen als Rekord gefeiert, als offizieller Guinness Weltrekord zählt die Leistung allerdings nicht. Zum einen wurde sie nicht als Rekord angemeldet, zum anderen war der Finne Hans Mäenpää im April 2018 deutlich schneller unterwegs, als er innerhalb von 24 Stunden zu einer neuen Bestleistung lief. Knapp 20 km/h betrug sein Schnitt und am Ende standen 472 Kilometer zu Buche (Neue Weltrekorde im 24 Stunden Skilanglaufen). Die Norweger absolvierten ihre Tour mit 16,6 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit, hätten also auch nach 24 Stunden den Rekord verfehlt. Der Rekord bei den Frauen liegt im übrigen bei 375,5 Kilometer und wird von der Finnin Anni Angeria gehalten. Zudem ist die Rekordjagd in Zeiten des Corona-Virus nicht unumstritten. Kombinierer Joergen Graabak äußerte sich zu den Rekordversuchen auf Twitter: „Ich bin von ganzem Herzen dabei, Grenzen zu überschreiten und mich selbst herauszufordern, was ich wirklich cool finde. Gleichzeitig denke ich, dass ich als profilierter und erfahrener Athlet in der Situation, in der ich mich jetzt befinde, als gutes Beispiel vorangehen sollte. Es ist nicht ohne Risiko, über 50 Kilometer auf Skiern unterwegs zu sein.“ Extreme Leistungen schwächen nachgewiesenermaßen das Immunsystem und erhöhen die Anfälligkeit für Infekte.
Quellen: nrk.no, vg.no
Da schließe ich mich der Meinung von Joergen Graabak an.
Die 200km Tour von Hollund war noch eine schöne Überdistanz-Tour durch die norwegischen Fjells. Thea Murud und Julie Boe liefen dann 347km auf einer 15km Runde. Und nun die Auklands mit 520km auf einer 6km Runde. Sorry, das ist sinnlos und vor allem tatsächlich ungesund (mit und ohne Coronakrise).