Kurznews: Corona-Sorgen, Tour-Verzicht und russische Doping-Neuigkeiten - xc-ski.de Langlauf

Kurznews: Corona-Sorgen, Tour-Verzicht und russische Doping-Neuigkeiten

Ebba Andersson (SWE), Therese Johaug (NOR), Heidi Weng (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Sorgen um eine mögliche Corona Infektion und Restriktionen während der Weltcup Saison bestimmen das Denken vieler Teams einen Monat vor Saisonbeginn. Therese Johaug und Heidi Weng denken über einen Verzicht auf die Tour de Ski nach und es gibt Neuigkeiten in Sachen Doping aus Russland…

Schweden erwägen Weltcup-Pausen

Der Weltcup Kalender der Langläufer für die kommende Saison ist trotz der Corona Pandemie nahezu unverändert im Vergleich zu den ursprünglichen Planungen – ‚Plan B‘, Weltcupblöcke in einzelnen Ländern auszutragen, blieb in der Schublade. Im Gegensatz zu den Biathleten, die zwei Wochen an einem Ort verbringen werden, reist der Weltcup Tross von Woche zu Woche von Ort zu Ort. Wie das Aftonbladet berichtet, überlegt das schwedische Team, wegen des zu erwartenden Chaos den einen oder anderen Weltcup auszulassen. Das gab Damen-Trainer Magnus Ingesson am Rande des Trainingslagers in Vålådalen bekannt, während dessen er Einzelgespräche mit den Athletinnen führen wird. „Sie sollen selbst entscheiden, ob sie jedes Wochenende mitreisen oder das eine oder andere Wochenende auslassen und sich auf die WM konzentrieren“, so Ingesson. 14 Weltcups an ebenso vielen Orten stehen auf dem Programm und selbstverständlich werden alle Athleten und alle anderen Teilnehmer regelmäßig auf Covid19 getestet. Natürlich ist das allen Athleten bewusst, aber sie werden vermutlich noch nicht ganz realisieren, was noch alles auf sie zukommt während der Saison, glaubt Ingesson: „Keiner weiß so richtig, was auf uns zukommt und die Athleten können sich sicher nicht vorstellen, wie chaotisch das alles werden wird. Man wird viel testen, sowohl vor der Abreise als auch dann am Weltcuport. Sie können sich nicht frei bewegen, es gibt unterschiedliche Zeitslots zum Essen und auf den Wettkampfstrecken.“

Grünes Licht für Ruka

Während die offiziellen Informationen der FIS zum Sicherheitskonzept zu diesem Zeitpunkt noch fehlten, bezog Ingesson seine Informationen zu dem vermutlichen Chaos während des Weltcup Winters aus den Dokumenten der Veranstalter in Ruka. Der kleine Wintersportort im Nordosten Finnlands konnte grünes Licht für die Austragung des Weltcup Auftaktes geben und informierte die Teams über die bestehenden Einschränkungen und Corona-Regeln. Der Trainer der Schwedinnen denkt, dass die Sicherheits-Standard rund um die Sportler die Weltcupsaison beeinflussen wird, so dass die Athleten sich hin und wieder aus dem Weltcup zurückziehen werden. Nachdem mit dem finnischen Gesundheitsministerium ein Plan ausgearbeitet wurde, konnten die Veranstalter in Ruka nun die Austragung des ersten Weltcups am letzten November-Wochenende bestätigen. Der Gesundheitsplan ist hier nachzulesen: www.rukanordic.com. Dass keine Zuschauer zugelassen werden können, war schon zuvor bekannt gegeben worden. 

Keine Tour de Ski für Johaug und Weng?

Der straffe Zeitplan der FIS in Pandemiezeiten mit wöchentlichen Reisen von Ort zu Ort gefällt auch vielen Athleten gar nicht. So äußerte sich bereits Therese Johaug gegenüber der VG, dass sie die Tour de Ski möglicherweise auslassen wird. „Um ehrlich zu sein: Das ist, als würde man an den Weihnachtsmann glauben, wenn man denkt, es könnten in dieser Saison sämtliche Rennen stattfinden. Es gibt eine Menge Rennen an vielen unterschiedlichen Orten und in verschiedenen Ländern. Ich denke, angesichts der Umstände ist das ein sehr offensiver Plan, an dem ich große Zweifel haben.“ 23 Weltcuprennen, acht Tour de Ski-Etappen und sechs WM-Rennen ergeben bis zu 41 Rennstarts in dieser Corona Saison, so dass die 32-Jährige nicht ausschließt, dass sie die Tour de Ski in diesem Jahr auslässt. „Es hängt davon ab, wie gut es vor Weihnachten läuft und wie sich die Dinge weiter entwickeln“, meinte Johaug, die im Sommer wegen Übertrainings pausieren musste. „Es wird eine harte Tour de Ski mit acht Etappen – plus das ganze Drumherum mit dem Corona. Die Weltmeisterschaft ist in diesem Jahr mein großes Ziel.“ Schon definitiv klar zu sein scheint, dass Heidi Weng bei der Tour de Ski nicht am Start stehen wird. Auch sie will sich au die Titelkämpfe im Allgäu konzentrieren. Obwohl sie bei der Tour mit zwei Gesamtsiegen, drei dritten Plätzen,  elf Etappensiegen und 97 Podestplätzen immer sehr erfolgreich war, war sie in der zweiten Saisonhälfte auch immer sehr erschöpft, so dass sie bei den Großereignissen nicht ihre Bestleistungen abrufen konnte. Das will die 29-Jährige nun ändern: „Ich möchte nun mit der Tradition brechen. Ich habe neun Jahre in Folge an der Tour de Ski teilgenommen und möchte nun etwas anderes versuche. Dieses Jahr konzentriere ich mich auf die Weltmeisterschaften in Oberstdorf und möchte dort endlich mal wieder in Bestform antreten“, sagte sie dem Dagbladet. „In den letzten 15 Monaten habe ich besonders stark auf meinen Körper gehört. Ich habe weniger harte Einheiten absolviert, weniger Sprints und habe meine Frische wiedergefunden, meine Form scheint gut zu sein.“ Dazu gehört auch, dass Weng in der Vorbereitung nun viel Zeit auf dem Rad verbringt, nämlich bis zu 20 Stunden in der Woche. „Das wurde nun zu einer zweiten Leidenschaft!“

Corona Sorgen im finnischen Team

Die finnische Langlauf Nationalmannschaft will keine unnötigen Risiken in der Corona Pandemie eingehen. Das wurde im Gespräch mit Yle Urheilu klar, auch wenn die Meinungen und Ängste sich teilweise unterscheiden . Auf die Frage, ob sie bereit für den Langlauf Weltcup Winter seien, antwortete Iivo Niskanen, dass man die Saison mit einer guten Portion von Menschenverstand absolvieren müsse, es gäbe so viele Möglichkeiten, sich anzustecken. „Wenn man bedenkt, dass man einen Teil seiner Lungenkapazität verlieren kann durch eine Corona Infektion, das ist eine ganz schlimme Sache für einen Ausdauersportler. Wir müssen Respekt vor dem Virus haben“, sagte er. Krista Pärmäkoski sagte sogar, dass sie alles andere als bereit ist, irgendwohin zu reisen. Besondere Bedenken hat sie vor einer Reise nach Peking, wo die Saison im März beendet werden soll. „Man denkt darüber nach, ob man es wagen kann, nach Peking zu fahren. Mitteleuropa ist wohl sicher“, überlegt sie. Teamkollegin Katri Lylynperä sieht sich selbst in der Lage, zum Weltcup zu reisen, hat aber Bedenken bei einer Rückkehr nach Finnland: „Man muss aufpassen, dass man das Virus nicht mit nach Hause nach Finnland bringt. Verantwortung anderen Menschen gegenüber ist wichtig.“ Die Läufer der Nationalmannschaft wurden auch gefragt, ob sie glauben, dass die Weltcup-Saison wie geplant verlaufen wird. Viele sagten, sie seien mental auf zumindest geringfügige Veränderungen vorbereitet. „Die FIS muss wirklich eine Menge Dinge bedenken. Sport ist jedoch nicht das Wichtigste auf der Welt. Die menschliche Gesundheit ist von größter Bedeutung. Es ist zu hoffen, dass die FIS eine vernünftige und sichere Entscheidung trifft“, so Lylynperä. Mehrere Athleten sagten auch, sie vertrauten den Einschätzungen der Verantwortlichen. Wenn der finnische Skiverband und der internationale Skiverband erklären, dass das Rennen sicher ist, werden die Athleten ihnen vertrauen. Zum Beispiel ist Perttu Hyvärinen der Meinung, dass Athleten bei Weltcup-Wettkämpfen auch unter schwierigen Bedingungen Leistungen erbringen können. „Für uns Spitzensportler sind Hygieneprobleme so weit weg“, glaubt Hyvärinen. „Wenn die Rennen an einen wirklich unangenehmen Ort stattfinden, wird man natürlich über die Risiken nachdenken. Aber die Nationalmannschaft wird nicht starten, wenn es große Gesundheitsrisiken gibt. Ich muss jedoch nicht darüber nachdenken. Wenn Finnland zu den Wettkämpfen antritt, werde ich auch starten.“ Auch Anne Kyllönen ist der Meinung, dass die finnische Nationalmannschaft auf den Wettkampf verzichtet, wenn die Situation mit dem Coronavirus an einem Wettkampfort ein Problem darstellt. „Sicherlich darf jeder seine eigene Entscheidung treffen. Natürlich kann niemand gezwungen werden, irgendwohin zu gehen“, sagt Kyllönen. Dennoch gibt es auch in Finnland Kritik am straffen Weltcupkalender in der Pandemie: „Aus Athletensicht wäre es schöner, mehrere Weltcups an einem Ort auszutragen, um Reisen zu verringern. Das hilft den Athleten, sich besser zu erholen. Ich persönlich hätte gerne mehr richtige Ruhetage. Dann könnte man bei den Rennen mehr aus sich herausholen. Aber es ist, wie es ist. Wir werden da laufen, wo Rennen stattfinden“, meinte Pärmäkoski.

Doping News: Missed Tests bei Slepov und Disqualifikation Ustyugov

Schon der letzten Woche wurde in russischen Medien berichtet, dass Biathlet Alexey Slepov, dessen beste Leistungen im Biathlon Weltcup  schon einige Jahre zurückliegen, mittlerweile dreimal nicht von den Dopingtestern aufgefunden wurde. Normalerweise erwartet den Sportler nach drei verpassten Tests eine Dopingsperre, bei Slepov soll dies aber nicht der Fall sein, wie sports.ru berichtet. Über die ersten beiden Dopingtests gibt es keine näheren Infos, beim dritten „missed test“ am 30. September fühlte sich der 33-Jährige aber nicht wohl, reiste aus dem Trainingslager ab und ließ sich beim Arzt untersuchen, um eine Corona Infektion auszuschließen. Er durfte die Stadt vorerst nicht verlassen, vergaß aber, seinen Aufenthaltsort im ADAMS System zu ändern, so dass die Dopingkontrolleure ihn nicht finden konnten. Da er aber anschließend Befunde vorlegte, die den Arztbesuch bestätigen, ließ die RUSADA ihn ohne Strafe davonkommen und ignorierte den dritten verpassten Test. Nach einer Entscheidung des Sportgerichtshof CAS werden dem ehemaligen russischen Biathleten Evgeny Ustyugov wegen Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln alle Resultate zwischen Januar 2010 und dem Ende der Saison 2014 aberkannt, darunter auch Massenstart-Gold und Staffel-Bronze bei den Olympischen Spielen 2010 sowie die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Sochi, bei denen das deutsche Quartett den zweiten Platz belegte. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig, innerhalb von 21 Tagen könnte noch Berufung eingelegt werden, erklärte Alexey Panich, Ustyugovs Anwalt. Dem Russen werden Eigenblutdoping und EPO-Doping vorgeworfen, was Ustyugov aber selbst nicht verstehen kann. „Ja, ich habe einen verrückten Blutpass“, gibt er zu. „Mein Fall ist speziell, aber kein Beweis.“ Die IBU beanstandet ein Auf und Ab seiner Blutwerte, unter anderem des Hämoglobins.

 

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