Langlauf Kurznews aus Norwegen, der Schweiz und Russland: Klæbo, Østberg, Chernousov, Sedova und Tchekaleva - xc-ski.de Langlauf

Langlauf Kurznews aus Norwegen, der Schweiz und Russland: Klæbo, Østberg, Chernousov, Sedova und Tchekaleva

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR) © Modica/NordicFocus

Johannes Høsflot Klæbo hat einen neuen großen Sponsoren, Ingvild Flugstad Østberg wird noch lange alternativ trainieren und Selina Gasparins russischer Ehemann Ilia Chernousov will für die Schweiz starten. Außerdem ist mit Anastasia Sedova nun auch die letzte Russin Mutter geworden und ihrer Landsfrau Yulia Tchekaleva wurde ihr einziger Weltcupsieg aberkannt.

Klæbo mit Rekordvertrag

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR) © Modica/NordicFocus

Während manche Teamkollegen wie Erik Valnes, Finn-Hågen Krogh und Anna Svendsen wegen der Corona-Reisebeschränkungen vermutlich noch bis August im nordnorwegischen Tromsø festsitzen und sich dort nun vorübergehend dem Regionalteam anschließen, hätte Johannes Høsflot Klæbo zu Hause beste Trainingsbedingungen – wenn er nicht wieder mal verletzt wäre. Wegen seines gebrochenen Fingers ließ er es in den letzten Wochen ruhiger angehen, reiste mit seiner Freundin zu seiner Berghütte und trainierte dort auf Schnee, feierte den Nationalfeiertag, verbrachte Zeit mit Freunden und stieg nun ins Radtraining ein. Zeitgleich gab es aber auch Positives zu vermelden: Wie VG berichtet, unterschrieb der 23-Jährige einen großen Sponsorenvertrag mit Uno-X, einer norwegischen Tankstellenkette. Der Vertrag läuft über fünf Jahre und hat einen Wert von 25 Millionen Kronen, also fast 2,5 Millionen Euro. Dieser Vertrag kollidiert jedoch nicht mit Sponsoren des Nationalteams, wie es vor einigen Jahren bei Northug und Coop der Fall war. Ein Abschied aus dem Nationalteam ist auch nicht geplant: „Das war niemals meine Intention. Mir gefällt es gut im Sprintteam, aber ich bin sehr dankbar, dass ich nun Uno-X im Rücken habe und ich freue mich auf eine lange Zusammenarbeit. Mein Ziel ist es, im Nationalteam zu sein, weil es mir da gefällt.“ Laut Coach Vidar Løfshus spricht auch nichts dagegen, sofern er sich an die Regeln des Teams hält und bei Trainingslagern etc. dabei ist. Klæbo sagt, dass er an Treffen des Nationalteams teilnehmen wird, aber auch die Radsportexperten in den verschiedenen Bereichen wie Höhentraining, mentales Training nutzen wird. Uno-X gründete vor zehn Jahren ein Radsportteam, das in diesem Jahr in den Profibereich aufrückte.

Østberg: Volles Training nicht vor September

Ingvild Flugstad Oestberg (NOR) © Modica/NordicFocus

Desweiteren gibt es bei VG Neuigkeiten zu Ingvild Flugstad Østberg. Wie ihr Trainer Ole Morten Iversen erzählt, wird die 29-Jährige frühestens im September wieder voll trainieren können. Wir berichteten bereits, dass die Rehabilitation der Norwegerin nach ihrem Ermüdungsbruch in der Ferse Ende Februar durch den Ausbruch der Corona-Pandemie erheblich ins Stocken geriet und sie immer noch Schmerzen hat. Østberg wird dadurch den nächste Woche stattfindenden Lehrgang mit dem Team in Lillehammer und Oslo verpassen. Iversen und sein Team kontrollieren die Athletin, damit sie sich nicht zu schnell überfordert. „Ich bin etwas besorgt, dass Ingvild wieder zu viel Arbeitseifer an den Tag legt. Darum kontrollieren wir ihren Trainingsplan. Wir hoffen, dass sie bald im Kayak oder auf dem Rad trainieren kann.“ Die Hoffnung besteht, dass sie Ende Juni wieder zum Team stoßen kann – Østberg auf dem Fahrrad, während die anderen skirollern. „Über die kommende Saison mache ich mir keine Sorgen“, so Iversen. „Sie kann auch im Januar und Februar wieder tolle Leistungen abliefern.“ Das war bereits in der letzten Saison der Fall, als sie wegen ihres Untergewichts erst mit der Tour de Ski in den Weltcup einsteigen konnte und tolle Leistungen ablieferte – Ende Februar folgte die Verletzung.

Ilia Chernousov wird Schweizer

Ilia Chernousov © NordicFocus/www.nordicfocus.com

Sechs Jahre nach seinem größten Erfolg mit der olympischen Bronzemedaille in Sochi, die zeitweise wegen des McLaren Reports sogar golden schimmerte sowie der Eheschließung mit der Schweizer Biathletin Selina Gasparin, mit der er inzwischen zwei Töchter hat, will der Russe nun die Staatsbürgerschaft seiner Ehefrau annehmen. „Schon als ich das erste Mal in die Schweiz kam, habe ich mich verliebt in dieses Land. Es ist sehr schön. Ich liebe die Berge und die Natur. Und es ist super für das Training hier. Es ist das Land, wo ich leben will. Das sind mehr als genug Gründe für mich, den Pass zu beantragen“, meinte er. Als Schweizer will der 33-Jährige dann nach vier Jahren Abstinenz, in denen er bei Skimarathons am Starts war, dann auch in den Weltcup zurückkehren. Im Interview mit dem Schweizer Blick erklärte er: „Es fing 2016 an. Ich konnte das Familienleben in der Schweiz nicht mit der Nationalmannschaft in Russland vereinbaren. Ich wollte mehr bei meiner Familie sein, darum habe ich das Team verlassen. Aber ich will meine Karriere noch nicht beenden, darum probiere ich nun, für die Schweiz zu starten. Nach vier Jahren kann ich das nun und es wäre sehr schön, wenn es klappen würde. Ich habe zwar vier Jahre Langdistanz-Rennen bestritten und das war interessant, eine gute Erfahrung. Aber es ist nicht das, was ich möchte. Der Weltcup ist eine andere Liga.“ Wenn er 2016 nicht aus dem russischen Team ausgestiegen wäre, wäre seine weitere Karriere mit viel Reisen verbunden gewesen. „Ich will nicht, dass meine Töchter ohne mich aufwachsen. Viele Athleten sind viel unterwegs und machen das. Aber für mich war es der wichtigste Wunsch, zu sehen, wie sie aufwachsen.“ Leicht wird der Weg zurück in den Weltcup aber sicher nicht, vor allem in der letzten Saison waren seine Leistungen auf dem absteigenden Ast. „Ich habe die Motivation. Aber es wird nicht einfach. Ich werde viel trainieren müssen diesen Sommer. Und dann starte ich den Versuch, den Schweizer Pass zu erhalten. Ich muss Glück haben, damit es vielleicht etwas schneller geht. Das Ziel wäre, 2022 bei Olympia in Peking für die Schweiz antreten zu können.“ Deutsch spricht Chernousov inzwischen recht gut, was eine Integration ins Team begünstigen würde. „Es ist schwierig, aber ich versuche immer, Deutsch zu sprechen. Egal ob mit Freunden oder beim Einkaufen. Oder auch, wenn ich ab und zu Trainings für Kinder ausrichte. Ich muss es ja auch lernen, damit ich den Test bestehen kann. Ich versuche, alleine zu lernen. Ich spreche mit allen Leuten Deutsch und das hilft. Ich versuche auch, zu schreiben. Und ich glaube, ich verstehe und spreche immer besser.“ Dario Cologna sieht dem möglichen Teamkollegen etwas skeptisch entgegen. „Bisher ist alles Theorie. Er muss es zunächst ins Team schaffen, dann könnte er die Staffel verstärken. Aber er ist in meinem Alter und wir werden beide nicht jünger“, so der 34-Jährige gegenüber russischer Medien.

Russen im Einzeltraining, Sedova nun Mutter

Anastasia Sedova (RUS) © Modica/NordicFocus

Wegen des massiven Ausbruchs der Corona Pandemie in Russland finden weiterhin keine Trainingscamps statt, die Athleten trainieren allein zu Hause. Außerdem sitzt Markus Cramer, der Trainer einer neunköpfigen Trainingsgruppe, laut skisport.ru noch in Deutschland fest und weiß nicht, wann er in Russland einreisen kann. Beide Juni-Trainingslager seiner Gruppe in Kirovsk (Halbinsel Kola nahe der norwegisch-finnischen Grenze) und Peresvet (80 Kilometer nordöstlich von Moskau) scheinen auszufallen, da es keine Erlaubnis für die Austragung gibt. Zu dieser Trainingsgruppe gehören eigentlich auch Anastasia Kuleshova (geborene Sedova) und Julia Stupak (geborene Belorukova), beide mussten und müssen aber zunächst außerhalb der Gruppe wieder ins Trainings zurückfinden. Am 31. Mai wurde Anastasia Kuleshova als letzte der russischen Weltcup-Athletinnen Mutter, sie brachte eine gesunde Tochter zur Welt. Julia Stupak wurde bereits pünktlich zum russischen Weihnachtsfest Anfang Januar Mutter eines Sohnes. Vor allem Stupak wird laut Cramer stärker als zuvor zurückerwartet, Kuleshova muss sich zunächst von der Geburt erholen und Form aufbauen. Markus Cramer holte sich dabei Rat von Ole Einar Bjørndalen und seiner Frau Darya Domracheva, die empfohlen, so bald wie möglich wieder ins Training einzusteigen. Zu Beginn der Schwangerschaften hatten ihm die Ausfälle seiner beste Athletinnen große Sorgen gemacht, wie er nun im Gespräch mit russischen Medien erklärte. „Ich wusste, dass es früher oder später passieren würde. Wir haben oft darüber gesprochen. Belorukova und Sedova sagten direkt: Markus, wir planen, eine Familie zu gründen und Kinder zu bekommen, solange wir noch jung sind. Wir wollen nicht bis zum Ende unserer Karriere warten!“ Als sie mir von ihrer Schwangerschaft berichteten, freute ich mich natürlich mit ihnen, aber dann dachte ich sofort: „Verdammt, dann können sie nicht trainieren!““, so Markus Cramer, der sich auch gerne an die Anfangszeit mit seinen Athletinnen zurückerinnert: „Ich erinnere mich an das erste Trainingslager mit Julia und Nastya, schüchterne Mädchen, die nur „Good Morning“ auf English sagen konnten. Aber es war immer schön, mit ihnen zu arbeiten. Ihr Trainingsfleiß motiviert auch mich, 200% zu geben. Sie sind immer so positiv, es macht Spaß mit ihnen zu reden. Wir vertrauen uns und das ist enorm wichtig. Sie sind wie Töchter für mich.“

 

Tchekaleva: Einziger Sieg aberkannt

Yulia Tchekaleva © Laiho/NordicFocus

Im Rahmen des McLaren Reports wurden Dopingproben unter anderem der Olympischen Spiele in Sochi nachgetestet. Unter diesen Athletinnen war auch Yulia Tchekaleva, die aber wie viele Landsmänner und -frauen zu den Athleten gehörte, denen dann doch kein Doping nachgewiesen werden konnte: Der CAS kippte die zuvor getroffenen Sanktionen. Im Anschluss erklärte sich Tchekeleva mit einer zweijährigen Aberkennung aller Ergebnisse einverstanden, wie eurosport.ru berichtet. Das betrifft auch ihren einzigen Weltcupsieg im Skiathlon in Rybinsk 2015, den nun die inzwischen ebenfalls zurückgetretene Martine Ek Hagen zugesprochen bekommt. „Das ist großartig, aber die Gefühle sind auch gemischt. Es wäre toll gewesen, als Erste die Ziellinie zu überqueren in einem Weltcuprennen und diese Erfahrung ist mir entgangen. Es ist schön, nun der Gewinner eines Rennens zu sein, aber es ist auch schade, dass es auf diese Weise geschieht“, meinte sie Norwegerin. Steffi Böhler darf sich nachträglich über den dritten Platz freuen. (=> Tchekaleva gewinnt Skiathlon – Böhler Vierte)

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