In Russland wurden die olympischen Medaillengewinner von Vladimir Putin empfangen und geehrt – einige Stars verschiedener Sportarten fehlen jedoch. Therese Johaug beendete ihre Karriere mit einem Sieg und Christian Flury verlässt die Schweizer Langläufer.
Bolshunov erneut operiert
Wie schon angekündigt, fehlte Alexander Bolshunov beim gestrigen Treffen der Athleten mit Vladimir Putin. Inzwischen ist auch der Grund bekannt: Der 25-Jährige musste sich nach September und Oktober zum dritten Mal an den Zähnen operieren lassen. Yuri Borodavko sagte dazu bei MatchTV: „Er fühlte ich krank in Kirovsk [letztes Rennen des Winters] und wurde am Sonntag an den Zähnen operiert. Seine ganzen Zahnprobleme gehen auf seine Kindheit zurück, wo er schlecht oder zu selten behandelt wurde.“ Bolshunov wuchs in dem 500-Einwohner-Dorf Podyvot’e unmittelbar an der ukrainischen Grenze auf, wo regelmäßige Zahnarztbesuche vermutlich schwierig waren. Zum ersten Trainingslager der Borodavko-Gruppe will Bolshunov wieder dabei sein, aber auch der Ort des geplanten Trainingslagers sorgt international und sogar national für Kritik: Die Halbinsel Krim. Dass es Kritik aus Norwegen gibt, wenn in Kriegszeiten ein Trainingslager auf der anektierten Halbinsel abgehalten werden soll, ist klar. Aber auch Anfisa Reztsova ist nicht einverstanden: „Warum hat er sich für ein Trainingslager auf der Krim entschieden? Da gibt es doch andere Orte! Fahrt doch dahin, wo ihr in anderen Jahren auch gewesen seid!“ Laut Borodavko finden Trainingslager auf der Krim aber schon seit 2011 statt. „Das ist ein regelmäßiger Platz für Trainingslager, schon seit 2011, als es noch zur Ukraine gehörte. Dort gibt es gute Voraussetzungen für unser Training. Wir gehen dorthin, weil es unseren Athleten gut tut, das hat keine politischen Gründe. Nur Sport und Gesundheit. Die Krim ist ein toller Trainingsort“, sagte er dem SportExpress.
Putin ehrt olympische Athleten
Warum Sergey Ustiugov beim Treffen mit Putin fehlte, ist nicht bekannt. „Vermutlich familiäre Gründe“, meinte Alexey Chervotkin. Auch Natalia Nepryaeva, Tatiana Sorina und Yulia Stupak waren nicht anwesend – wohl aus gesundheitlichen Gründen. Nepryaeva erkältete sich durch ein zu kaltes Getränk beim Ugra Marathon, so dass sie auch den Saisonabschluss in Kirovsk verpasste. Sorina befindet sich nach ihrer Schulter-OP in einer längeren Rehabilitation. Stupak hat sich nach ihrer ebenfalls länger geplanten OP Ende März gut erholt, meint aber inzwischen selbstkritisch, dass sie nach der Geburt ihres Sohnes 2020 zu schnell wieder ins Training einstieg und das zu gesundheitlichen Problemen führte. „Nun kann ich aber wieder problemlos 90 Minuten laufen!“, freute sie sich in ihrer Instagram Story. Nach einer einwöchigen Hotel-Quarantäne vor dem Zusammentreffen mit dem Staatspräsidenten wurden die Athleten verschiedener Sportarten im Kreml mit Orden ausgezeichnet. Von den anwesenden Olympiasiegern in der Langlauf-Staffel erhielt Denis Spitsov den Ehren-Orden, Veronika Stepanova und Alexei Chervotkin den Orden der Freundschaft. Silbermedaillengewinner wie Langläufer Ivan Yakimushkin oder die Damen-Staffel im Biathlon erhielten eine Auszeichnung „Für Verdienste für das Vaterland“ 1. Grades, Bronzemedaillengewinner wie Alexander Terentev sowie die Herren- und Mixed-Staffel im Biathlon erhielten den Verdienstorden 2. Grades. Im Rahmen der Verleihung sagte die bekanntermaßen sehr patriotische Veronika Stepanova: „Ich wurde in diesem Jahrhundert geboren, im Januar 2001. Seitdem ist Russland sehr stark geworden, ein stolzes und erfolgreiches Land. Natürlich mag das nicht jeder in der Welt, das ist klar. Aber wir sind auf dem richtigen Weg und wir werden definitiv gewinnen, wie auch bei den Olympischen Spielen. Ich bin stolz, dass wir heute eine so hohe Auszeichnung von unserem Staatspräsidenten erhalten. Vielen Dank, dass ihr die Flagge unseres Landes hoch haltet. Wir werden dafür sorgen, dass sie nicht sinkt, das verspreche ich.“ Außerdem wurde kürzlich bekannt, dass sie ausländische Berichterstattung verfolgt, um dann andere Nationen von ihrer Meinung zu überzeugen. Außerdem bereitet sie sich gedanklich schon auf eine Saison ohne internationale Starts vor, sollte Russland im kommenden Winter nicht international antreten dürfen: „Für eine Saison mit nationalen Rennen kann ich mich motivieren!“
Johaug verabschiedet sich mit Sieg im Skarverennet
Zum elften Mal in ihrer Karriereende hat Therese Johaug am vergangenen Wochenende das Skarverennet über 38 Kilometer von Finse nach Ustaoset am Rande des Hallingskarvet-Nationalparks östlich von Bergen gewonnen. Schon gleich nach dem Start zog die 33-Jährige auf und davon und warf in ihrem letzten Profi-Rennen keinen Blick mehr zurück. Schnell betrug ihr Vorsprung eine Minute und bei Halbzeit des Rennens bereits drei Minuten. Mit ihrer Siegerzeit von 1:33:42 Stunden belegte sie Platz 15 im Gesamtklassement mit 7:45 Minuten Rückstand auf Simen Hegstad Krüger, der die Konkurrenz der Herren gewann. Rang zwei ging mit 50 Sekunden Rückstand an den gerade erst 22 Jahre alt gewordenen Andreas Fjorden Ree, der vor einigen Wochen mit seinem souveränen Sensationssieg bei den norwegischen Meisterschaften auf sich aufmerksam machte. Dritter wurde Andrew Musgrave, 1:36 Minuten hinter dem Sieger, mit jeweils zehn Sekunden Abstand gefolgt von Sjur Røthe und Martin Kirkebjerg Mørk. Bei den Damen sicherte sich Ragnhild Haga im Zielsprint Platz zwei vor Maren Wangensteen mit fast fünf Minuten Rückstand auf Johaug. Marit Bjørgen kam mit 7:15 Minuten Rückstand als Vierte ins Ziel.
Christian Flury verlässt Swiss-Ski
Wie Swiss-Ski mitteilte, wird der Langlauf-Chef Christian ‚Hitsch‘ Flury den Schweizer Ski Verband Ende Juli auf eigenen Wunsch verlassen. Der 45-jährige Bündner war über zwölf Jahre in verschiedensten Funktionen beim Verband tätig. „Wir danken Hitsch Flury für sein langjähriges großes Engagement für den Langlaufsport in der Schweiz. Er war durch verschiedenste Tätigkeiten maßgeblich an der Entwicklung der Sportart hierzulande beteiligt. Ich bedaure den Rücktritt sehr und wünsche Hitsch alles Gute für die Zukunft“, sagte Direktor Nordisch Hippolyt Kempf. Nach einer Saison als Langlauftrainer in Kanada war er ab Sommer 2010 während vier Jahren Gruppentrainer der Weltcup- und Continental-Cup-Teams von Swiss-Ski, ehe er während drei Saisons als Schweizer Teammanager im Weltcup sowie bei den nordischen Ski-Weltmeisterschaften 2015 in Falun und 2017 in Lahti fungierte. Seit fünf Jahren war Flury Leiter des Nationalen Langlauf-Leistungszentrums in Davos, seit Herbst 2018 verantwortete er bei Swiss-Ski zudem die Ausbildung im Bereich Langlauf. Die Funktion als Chef Langlauf trat Christian Flury im Frühling 2020 an. „Ich blicke auf zwölf wunderbare Jahre bei Swiss-Ski zurück und bin sehr dankbar dafür. Nun ist es aber für mich an der Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Wohin die Reise für mich gehen wird, ist noch nicht klar“, so Christian Flury zu seinem Entscheid. Über die Besetzung der Nachfolge von Christian Flury wird zu gegebener Zeit informiert.