In der Staffel, im Teamsprint sowie über 30 und 50 Kilometer kämpften die Schweden um nationale Medaillen. Außerdem wünschen sich die schwedischen Damen, dieselben Distanzen wie die Herren zu absolvieren und Torgny Mogren, zweifacher Weltmeister über 50 Kilometer 1991 und 1993, musste sich einer Not-Operation unterziehen.
Sundling und Andersson dominieren
Zum Abschluss der Saison standen im Rahmen der schwedischen Meisterschaften in Kalix, gelegen ganz im Norden des Bottnischen Meerbusens nahe der finnischen Grenze, nur Team Entscheidungen und die langen Kanten auf dem Programm. In der 3×5 Kilometer Staffel, die komplett in klassischer Technik zu laufen war, wurde Charlotte Kalla in Team Piteå II degradiert. Allerdings ist Piteå ein starker Verein und war mit Emma Ribom, Ebba Andersson und Jonna Sundling sehr gut aufgestellt, so dass für Kalla einfach kein Platz mehr blieb. Dennoch gab sie im zweiten Team als zweite Läuferin alles und sicherte sich und ihren Vereinskolleginnen Lisa Vinsa und Sofia Henriksson noch eine Medaille, nachdem Vinsa als Vierte schon 37 Sekunden hinter den Medaillen gelegen hatten. Der Sieg ging ungefährdet mit fast zwei Minuten Vorsprung an die Favoritinnen von Piteå I, eng wurde es im Kampf um Silber, die im Zielsprint an das Team Falun-Borlänge ging mit Maja Dahlqvist, Moa Olsson und Louise Lindström. Auf Medaillenkurs lag auch das Team aus Ulricehamn, das das Rennen aber mangels dritter Läuferin beim letzten Wechsel abbrechen musste. Julia Eriksson war erkrankt, aber man unterließ es, die Wettkampfjury im Vorfeld zu informieren, aus Angst, dass Johanna Hagström und Hanna Abrahamsson nicht hätten starten dürfen. Der Teamsprint im freien Stil wurde zu einem Duell zwischen den Teams aus Piteå (Ribom und Sundling) und Sollefteå (Solin und Karlsson), die sich schon früh von allen anderen absetzten. Die letzte Runde war dann eine klare Angelegenheit für Jonna Sundling, die im anstieg attackierte. Ebba Andersson und Charlotte Kalla gewannen mit Piteå II Bronze. Zum Abschluss der Wettkampfsaison stand für die Damen ein Einzelstart über 30 Kilometer im freien Stil auf dem Programm, für das 38 Athletinnen gemeldet hatten. Als die völlig dominante Ebba Andersson mit Nummer 34 das Ziel erreichte, hatten erst acht Athletinnen vor ihr die Linie überquert. Ebba Andersson gewann die Goldmedaille mit fast zwei Minuten Vorsprung, nachdem sie nach einem Blitzstart schon nach fünf Kilometern einen Vorsprung von etwa 30 Sekunden auf die anderen Medaillenkandidatinnen hatte. Silber ging an Sprint Weltmeisterin Jonna Sundling, Bronze mit fast drei Minuten Rückstand an Charlotte Kalla, Emma Ribom verpasste Edelmetall um etwa 30 Sekunden, Linn Svahn wurde Fünfte.
Karlsson schreit vor Schmerzen
Frida Karlsson musste das Rennen über 30 Kilometer zunächst auf Silberkurs liegend nach wenigen Kilometern aufgeben. Sie hatte Probleme mit den Füßen, was zu Krämpfen in der Knochenhaut der Schienbeine führte. Mia Karlsson half an der Verpflegungskontrolle mit, so dass sie sofort zur Stelle war, als ihre Tochter Hilfe brauchte. „Sie hat einfach nur geschrien im Wald. Ich habe dann versucht, sie zu massieren und zu dehnen. Dann haben wir uns ein Auto geliehen“, so die Mutter. „Sie hätte nie starten sollen. Sie hatte schon im Teamsprint Probleme, wollte aber unbedingt laufen.“ Frida Karlsson selbst sagte in der Live Übertragung: „Ich habe es mit Tape versucht und mit Einreiben, einfach alles. Es hat zunächst geklappt auf den ersten 1,1 Kilometern, aber ich habe schon auf der ersten Runde gemerkt, dass ich stehenbleiben und anschieben musste, wo es flacher wurde.“ Mit diesem Interview wurde auch klar, dass diese Beschwerden nicht erst seit den schwedischen Meisterschaften bestehen, sondern sie schon durch weite Teile der Saison begleitet haben. Die Probleme mit den Füßen sind die Folgen all ihrer Verletzungen, die sie hatte, sagte sie. Darum lief sie seit Längerem mit alten Schuhen, um das Problem nicht weiter zu verschlimmern. Nachdem sie die WM teilweise mit starken Schmerzen absolvierte, suchte sie anschließend einen Physiotherapeuten auf – gelöst scheint der das Problem aber dennoch nicht zu haben, obwohl Frida Karlsson in den letzten zwei Wochen nicht voll trainierte, sondern nur ein Reha Programm absolvierte. Nun hat sie Zeit, sich auszukurieren und bis zur nächsten Saison wieder fit zu werden.
Kein Athlet mit mehr als einer Goldenen
In die Herrenstaffel über 3×10 Kilometer klassisch ging der Titelverteidiger Åsarna IK als Favorit, vertreten durch Marcus Ruus, Jens Burman und William Poromaa. Am Ende mussten sich sich aber mit Silber begnügen, elf Sekunden hinter Piteå, die durch Fredrik Andersson, Björn Sandström und Johan Häggström einen Doppelsieg feierten. Es war auch Ebbas kleiner Bruder Fredrik, der sein Team als Startläufer in Führung brachte und Sandström 24 Sekunden Vorsprung mitgab. Zwar brachte Burman sein Team bis zum Wechsel wieder etwas näher heran, der Sieg ging am Ende aber dennoch an Piteå, wo die Andersson-Geschwister heute den entscheidenden Unterschied machten und bei Damen und Herren jeweils eine Lücke rissen. Falun Borlänge auf dem Bronzeplatz lag schon fast drei Minuten zurück. Die neuen Titelträger im Teamsprint heißen Erik Silfver und Marcus Grate und kommen aus Umeå. „Darauf habe ich gewartet, seit ich im Teamsprint bei der WM nicht starten durfte!“, sagte Grate zu SportExpressen, die die Rennen streamten, und sah den Erfolg als Revanche. „Ich wollte es allen beweisen, so dass man mich in Zukunft nicht mehr außen vor lässt!“ Der Wettkampf war sehr spannend und schließlich setzten sich Silfver und Grate knapp im Zielsprint durch. Johan Häggström war mit seiner Silbermedaille mit Viktor Brännmark für Piteå nicht zufrieden. Bronze ging an Borås vertreten durch Gustav Nordström und Karl-Johan Westberg. Über die 50 Kilometer ging der Sieg ungefährdet an Jens Burman, der das Feld mit der letzten Startnummer von hinten aufrollte und seinen Vorsprung auf Johan Häggström und William Poromaa von Zwischenzeit zu Zwischenzeit vergrößerte. Schon nach 20 Kilometern war klar, dass diese drei Athleten die Medaillen gewinnen würden, wenn nicht einer völlig einbricht. Dennoch bekam Sprintspezialist Johan Häggström auf den letzten 15 Kilometern schwere Beine und fiel hinter Poromaa zurück, den er vorher im Griff zu haben schien. Fredrik Andersson war ab Kilometer 40 zusammen mit dem eine Minute später gestarteten Häggström unterwegs und wurde schließlich Vierter. Aber auch Sieger Jens Burman tat sich auf den letzten Kilometern schwer, so dass er seinen Vorsprung halbierte und nur noch 33 Sekunden vor Poromaa gewann.
Wunsch auf Gleichberechtigung erntet Kritik
Im Vorfeld der nationalen Titelkämpfe gingen die schwedischen Athletinnen mit einem Wunsch an die Öffentlichkeit, den sie auch beim FIS Meeting anbringen wollen: Frida Karlsson und Linn Svahn fordern, dass alle dieselben Distanzen laufen im Weltcup und bei Großereignissen – unabhängig vom Geschlecht. Das würde auch bedeuten, dass Damen dann 50 Kilometer bestreiten würden. „Das ist einfach verrückt, wenn Männer eine fast doppelt so lange Strecke absolvieren wie wir. Das ist übergriffig“, so Frida Karlsson im schwedischen Fernsehen. Linn Svahn ist derselben Ansicht und bringt das Beispiel Fußball an: „Da spielen auch Männer und Frauen jeweils 90 Minuten. Das ist in den meisten Sportarten der Fall. Ich sehe keinen Grund, warum das nicht auch im Langlauf der Fall sein sollte. Das ist eine veraltete Tradition, dass Damen im Langlauf kürzere Strecken laufen.“ Problematisch würde bei längerer Renndauer jedoch sicher werden, dass viele Fernseh Anstalten die Rennen dann nicht mehr live übertragen werden – zumindest außerhalb Skandinaviens. Aber auch Cheftrainer Anders Byström steht hinter dem Wunsch seiner Athletinnen, den Vorschlag beim FIS Kongress vorzutragen. Vegard Ulvang sei schon informiert, so Byström. Wie die Athletinnen weiter erklärten, seien viele Nationen für diese Veränderung. Als diese Meldungen ausländische Medien erreichten, gab es jedoch sofort Gegenwind aus Russland. „Was soll denn der Quatsch? Lasst sie doch in Schweden ihre gleichen Distanzen laufen! Sollen sie das doch bei den schwedischen Meisterschaften machen, um sich selbst herauszufordern! Mir gefällt es so, wie es ist“, so Natalia Nepryaeva in der SportExpress Übertragung von den russischen Meisterschaften. Dagegen ist auch Therese Johaug: „Meinen die etwa, dass die Abstände dann geringer werden? Wenn wir die Distanzen der Männer laufen, wird es doch noch langweiliger. Das ist nicht der richtige Weg!“
Fieber führt zur Not-OP
Torgny Mogren war einer der großen Stars im Skilanglauf Ende der 1980er und Anfang der 90er Jahre. Er gewann 1988 Olympisches Gold mit der Staffel wie auch bei den Weltmeisterschaften 1987 und 1989. Zudem wurde er 50 Kilometer Weltmeister 1991 und 1993 und feierte 13 Weltcup Siege. Nach seiner aktiven Karriere stieg er ins Arbeitsleben ein und kehrte zehn Jahre später als Radiosporten Experte in die Welt des Wintersports zurück. Auch bei der Nordischen Ski WM in Oberstdorf war er für den Radiosender im Einsatz, als er Fieber bekam. Natürlich befürchtete er sofort eine Covid Infektion, aber ein Test verlief negativ, so dass er vom heimischen Sofa weiterkommentierte. „Sonntag Nacht ging es mir aber deutlich schlechter. Die Lungen schmerzten und auch sonst sendete der Körper viele schlechte Signale. Ich bekam schlecht Luft und konnte mich kaum bewegen“, erzählte er dem Sportsbladet später vom Krankenbett. So ging er am Dienstag nach der WM erneut ins Gesundheitszentrum von Uppsala, wo er nach einigen Tests sofort in der Notaufnahme landete. „Ich bin an einen guten Arzt geraten, der mich nicht einfach wieder gehen ließ. Er machte einige Tests und checkte mich komplett durch. Das war einer, der sich richtig gekümmert hat und gespürt hat, dass das mehr als eine normale Lungenentzündung ist.“ Es stellte sich heraus, dass eine Herzklappe versagte, aber die Operation fand erst etwa eine Woche später statt. „Warum genau weiß ich gar nicht, man sagte nur, dass man noch nicht sofort operieren könnte.“ Der Herzklappenfehler wurde schließlich korrigiert, die Angst und Sorge kamen bei dem 57-Jährigen erst nach der OP: „Das war eine große Operation und wenn es um Herz und Lunge geht, machst du dir danach Sorgen und man merkt, dass es eine schwierige Situation ist. Aber mir geht es den Umständen entsprechend gut und in den letzten Tagen wurde es immer besser.“ Nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus erwartet den Schweden nun eine etwa dreimonatige Reha. Mogren macht sich nun Sorgen, dass er sich noch mit Covid infizieren könnte – nach dieser Operation wäre er enorm gefährdet für einen schweren Verlauf. „Ich muss mich nun in Zukunft isolieren und mich drinnen aufhalten. Aber ich hatte vorher nie Herzprobleme. Das ist so mysteriös, dass man nicht weiß, warum das aufgetreten ist.“