Martin Johnsrud Sundby gab vor einigen Tagen sein Karriereende bekannt – zumindest auf Weltcup Niveau. Petter Northug wird seine bevorstehende Haftstrafe in einer Entzugsklinik absitzen statt im Gefängnis und Alexander Bolshunov freut sich auf ein ganz spezielles Training…
Sundby beendet Weltcup Karriere
Mit dem Versuch der Titelverteidung über 15 Kilometer bei der WM in Oberstdorf, der mit einem überraschend guten siebten Platz endete, endete auch die Weltcup Karriere von Martin Johnsrud Sundby. Zwar scheint die Ursache des fast zwei Jahre andauernden Rückenproblems gefunden, dennoch sieht der 36-Jährige seine Zukunft nicht mehr im Langlauf Weltcup und lässt damit auch die bevorstehenden Olympischen Spiele in Peking sausen. Schon während der Nordischen Ski WM hatte Sundby NRK erklärt, dass die 15 Kilometer sein letztes WM Rennen gewesen seien, was aber in seinem Alter und mit zwei Jahren Abstand zur nächsten WM keine Überraschung war. In der letzten Folge der NRK Serie „Sundby mot verden“ („Sundby gegen die Welt“) erklärte er jedoch auch seine Weltcup Karriere ab sofort für beendet. „Ich werde nicht mehr bei den Olympischen Spielen antreten.“ Nun sieht er seine Zukunft im Skimarathon: „Nun setzte ich nur noch auf die interessantesten langen Läufe“, sagte er in seiner Doku. Martin Johnsrud Sundby war einer der prägendsten Langläufer der letzten zehn Jahre. Sein internationaler Durchbruch begann erst relativ spät mit 23 Jahren, als er zunächst mehrere Staffel Siege feierte – meist mit Norwegen II. Ende 2008 feierte er seinen ersten Weltcupsieg, dem noch viele weitere Siege folgen sollten. Insgesamt kann er auf 62 Podestplätze im Weltcup zurückblicken, obwohl seine Karriere auch den Makel eines Dopingsünders hat. Der Norweger, der seit seiner Kindheit Asthmatiker ist, wurde des übermäßigen Gebrauchs seines erlaubten Asthmamittels Salbutamol, das auch eine anabole Wirkung hat, überführt und zudem für zwei Monate gesperrt. Ein Sieg in Davos 2014 sowie der Sieg bei der Tour de Ski 2015 wurden ihm aberkannt, so dass er auf im Gesamtweltcup von Platz eins auf sechs zurückfiel. Dennoch bleiben dem 36-Jährigen drei große und drei kleine Kristallkugeln, zwei Siege bei der Tour de Ski, zweimal Olympisches Gold im Teamsprint und Staffel, dreimal WM-Gold sowie acht weitere Medaillen. Auf sein erstes Einzel Gold musste er jedoch bis Seefeld 2019 warten. Insgesamt verdiente er laut FIS Statistiken 1,2 Millionen Schweizer Franken Preisgeld. „Martin hat eine neue Trainingskultur im norwegischen Herren Langlauf eingeführt. Er hat mehr trainiert als jeder andere. Er hat sich auf kleine Details konzentriert und war in beiden Stilen ein kompletter Athlet. Selten hatten wir einen so herausragenden und kompletten Langläufer wie es Martin in den Jahren war, die er dominiert hat“, sagte der norwegische Ski Präsident Erik Røste in einer Pressemeldung. Sundby gehört zu den Athleten, die ihr Training seit der Aufnahme in den Kader systematisch erfasst haben und somit Puls- und Belastungswerte sowie Streckenlänge jeden Trainings dokumentierten. Hierbei stellte es sich heraus, dass er bedeutend mehr, aber mit wesentlich niedrigerer Intensität trainiert hat, als ein Großteil der Konkurrenz, vor allem in nicht-skandinavischen Ländern.
Northug sitzt Strafe im Entzug ab
Eigentlich sollte Petter Northug Anfang April seine Strafe in der Haftanstalt Trøgstad südöstlich von Oslo antreten, nachdem er im Dezember als Wiederholungstäter für mehrere Geschwindigkeitsvergehen mit massiv erhöhter Geschwindigkeit sowie Drogenbesitz zu einer siebenmonatigen Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt wurde. Diese Zeit wird er nun aber nicht im Gefängnis absitzen, sondern im 170 Kilometer westlich gelegenen Bolkesjø in einer Entzugsklinik, wo er wegen seiner Kokainsucht behandelt werden wird. In den kommenden sieben Monaten wird er die Mestringshusene Klinik rund um die Uhr betreut. Laut Paragraph 12 im Strafvollzugsgesetz besteht für Northug diese Möglichkeit, seine Strafe dort zu verbüßen. Das berichtet die VG, was Northugs Anwalt Halvard Helle aber nicht kommentieren will ebenso wie der Leiter der Haftanstalt Trøgstad. Gefängnisleiter Helge Valseth erklärte nur allgemein, jeder habe das Recht, seine Strafe nach §12 in einer solchen Institution abzusitzen, wenn eine Behandlung erforderlich ist. Auch das Mestringshusene will diesen speziellen Fall nicht kommentieren und verwies die VG zum Ablauf der Therapie auf die Homepage: Im Mestringshusene wird Northug keine Fußfessel tragen müssen, auch sind die Türen nicht abgeschlossen. Es ist „wie ein offenes Gefängnis mit strikten Regeln, das auch die Sucht behandelt.“ Northug erhält in der Klinik, die früher ein Hotel war, ein Einzelzimmer in gutem Standard mit eigenem Bad, die Klinik erwähnt fantastische Wandermöglichkeiten sommers wie winters und organisierte Ausflüge in der Gegend sowie gemeinsame Trainings im Fitnessraum. Da die Klinik auf den Fall „Northug“ nicht speziell eingeht, ist nicht klar, an welchen Aktivitäten der 35-Jährige teilnehmen darf oder muss.
Bolshunov freut sich auf Trainingspartner Falun
Alexander Bolshunov musste in den letzten Tagen nach dem Ende des Langlauf Weltcups einen wahren Interview Marathon über sich ergehen lassen, was er eigentlich gar nicht mag. Seine Abneigung gegen Interviews betrifft zwar hauptsächlich internationale Interviews, in denen er sich wegen seiner schlechten Englisch Kenntnisse immer falsch verstanden und falsch zitiert fühlt. Aber auch in Russland würde er auf die vielen Interviews lieber verzichten und stattdessen trainieren. Ab kommenden Wochenende stehen noch vier Rennen bei den russischen Meisterschaften in Tjumen auf dem Programm, bei denen er zumindest teilweise antreten wird. Danach will der 24-Jährige aber schnell nach Hause in den Westen Russlands nahe der ukrainischen Grenze zu seinen Eltern, wo sein Vater für ihn eine Trainingsrunde mit Schnee vorbereitet hat. Ganz besonders freut er sich aber auf seinen Hund Falun (benannt nach seinem ersten Sieg in Falun 2018), mit dem er Duelle im 100 Meter Sprint austrägt. Bisher gewann immer Falun, aber Bolshunov hat die Hoffnung, irgendwann schneller als der Hund zu sein – und dann auch Klæbo zu schlagen.
Laut diesem Instagram Post aus dem letzten Sommer gibt es auch noch ein weiteres Duell zwischen Falun und seinem Herrchen: Wer es länger in der Sauna aushält…