Nach dem Ende der Weltcupsaison finden in vielen Nationen noch nationale Meisterschaften statt. In Norwegen, Finnland und Frankreich enden diese bereits am heutigen Samstag. Über die anderen Nationen berichten wir in der nächsten Woche.
Favoritensiege und Überraschung in Lillehammer
Der zweite Teil der diesjährigen norwegischen Meisterschaften in Lillehammer begann mit den Teamsprints am Donnerstag, in denen sich die Favoriten durchsetzten. Bei den Damen war das das Duo aus Konnerud mit Maria Hartz Melling und Kristine Stavås Skistad, die aber einen schweren Start erwischten. Zunächst lag Byåsen mit Julie Myhre und Hanne Wilberg Rofstad vorne und andere Teams hatten Probleme zu folgen. In Runde vier stürmte eine starke Skistad an die Spitze und brachte ihrem Verein später den Sieg ein. Silber ging an Asker mit Elena Rise Johnsen und Hedda Østberg Amundsen vor dem Team aus Fossum mit der Deutschen Theresa Fürstenberg und Kristin Austgulen Fosnæs. Bei den Herren boten die Northug-Brüder Petter und Even für ihren Verein Strindheim lange Zeit eine gute Konkurrenz für die Favoriten Didrik Tønseth und Johannes Høsflot Klæbo vom Trondheimer Skiverein Byåsen. Nach Platz zwei im Semifinale belegten die Brüder auch im Finale den zweiten Platz, allerdings am Schluss deutlich mit 13 Sekunden Rückstand auf die Sieger Tønseth und Klæbo. „Ich bin für sowas nicht trainiert“, stöhnte der 38-Jährige im Ziel. „Mir wurde schwindlig und ich habe nichts mehr gesehen. Dann ist es schwierig, noch klassisch zu laufen.“ Bronze ging an das Duo aus Bardufoss, Maximilian Von Selchow Bie und Erik Valnes.
Im kurzen Klassik-Einzelstart über fünf und zehn Kilometer hießen die Sieger Heidi Weng und Johannes Høsflot Klæbo. Überraschend ging die Silbermedaille bei den Damen an Gro Njølstad Randby. Die 21-Jährige hatte kürzlich bei der Biathlon Junioren-WM zwei Staffel-Medaillen und zwei Top10-Plätze geholt und lag nach 1,1 Kilometern nur an 35. Stelle. Dann drehte sie Biathletin aber richtig auf und lag im Ziel nur 2,7 Sekunden hinter Siegerin Heidi Weng. Sie war als 22. von 375 Starterinnen ins Rennen gegangen und legte eine Zeit vor, die lange Zeit niemand schlagen konnte. Bronze ging mit acht Sekunden Rückstand an Kristin Austgulen Fosnæs, die sich knapp gegen Margrethe Bergane und Anne Kjersti Kalvå durchsetzte. Die Herren absolvierten die doppelte Distanz und Johannes Høsflot Klæbo war im Ziel zwölf Sekunden schneller als Erik Valnes. Eirik Sverdrup Augdal hatte als Dritter schon einen deutlichen Abstand, hielt aber auch den viertplatzierten Jonas Vika auf Distanz. Freistil-Spezialist Iver Tildheim Andersen wurde Fünfter vor Didrik Tønseth.
Totale Dominanz von Johaug
Das norwegische Damen-Team gehörte in dieser Saison wegen gesundheitlicher Probleme oder genereller Formschwäche definitiv nicht zu den stärksten Nationen. Über die abschließenden 30 Kilometer waren von den großen Namen auch nur Heidi Weng, Astrid Øyre Slind, Helene Marie Fossesholm und Margrethe Bergane am Start – und Therese Johaug, deren Rücktritt vom Rücktritt mit Spannung erwartet wurde. Anders als bei der WM in Trondheim 2025, die wegen der 50 Kilometer der Grund für ihr Comeback sind, standen heute nur 30 Kilometer auf dem Programm – allerdings im Einzelstart, aber die 35-Jährige sorgte dennoch für ein K.O. der Athletinnen aus dem Nationalteam. Schon nach fünf Kilometern lag die Rückkehrerin 18 Sekunden vor Weng und der Abstand wurde immer größer. Nach 24 Kilometern hatte sie schon fast ihren finalen Vorsprung herausgeholt und ließ es danach offenbar ruhiger angehen. Therese Johaug wurde mit 2:49 Minuten Vorsprung norwegische Meisterin, Zweite wurde die Halbnorwegerin Sophia Laukli, die aber für die USA antritt. Silber ging somit an die zwei Sekunden langsamere Magni Smedås, die mit ihrer Großcousine Therese also Gold und Silber feiern konnte. Astrid Øyre Slind lief auf den letzten sechs Kilometern noch vorbei an Heidi Weng und holte sich somit die Medaille. Weng wies als beste Läuferin der Nationalmannschaft als Fünfte vor Margrethe Bergane dreieinhalb Minuten Rückstand auf. Ein Abstand, der in Norwegen wieder Sorgenfalten aufkommen lässt. TV-Experten waren sich einig, dass die Leistungen der norwegischen Damen desaströs ist. „Ich kämpfe ein bisschen mit dem, was passiert ist. Ich hatte erwartet, dass Therese einen harten Kampf liefert, aber das ist ein K.O.“, sagte Martin Johnsrud Sundby. „Klar bin ich enttäuscht von dem Abstand. Der sollte nicht so groß sein. Das zeigt, dass Therese ein fantastisches Rennen gemacht hat und in Topform ist. Aber im Umfeld der Nationalmannschaft muss sich zum nächstes Winter einiges ändern. Das ist meine Meinung.“ Auch Johaug selbst war nach ihrem Lauf enttäuscht von der fehlenden Gegenwehr: „Ich hatte gehofft, die Mädels wären näher an mir dran. Das muss ich so ehrlich sagen.“
Ab der Halbzeit der 50 Kilometer Einzelstart lieferten sich Eirik Sverdrup Augdal und Petter Myhr ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen, nachdem Myhr langsamer angegangen war und nach zehn Kilometern schon 50 Sekunden zurück lag. Nach 40 Kilometern lagen beide gleichauf, aber auf den letzten zehn Kilometern hatte Augdal dann noch mehr zuzusetzen und holte sich mit 55 Sekunden Vorsprung den Titel. Johannes Høsflot Klæbo, der gestern noch überlegt hatte, die 50 Kilometer auszulassen, startete sehr vorsichtig und verlor knapp eine Minute auf den ersten zehn Kilometern. Dann schlug er aber ein gutes Tempo an und steigerte sich vor allem in der zweiten Rennhälfte deutlich, so dass er mit 49 Sekunden Rückstand sogar noch Silber vor dem erschöpften Myhr gewann. Finn Hågen Krogh wurde Vierter vor Iver Tildheim Andersen und Jonas Vika. Harald Østberg Amundsen verlor als 23. acht Minuten. Andere große Namen starteten nicht oder gaben auf wie Didrik Tønseth. Viele Läufer litten bei der schwierigen Strecke und schwierigen Bedingungen unter Krämpfen. „Die Läufer sahen aus als wären sie nie zuvor ein Rennen gelaufen, es war extrem hart. Aber auf einem leichteren Kurs wäre es ganz anders ausgegangen. Heute war es wohl eine der härtesten Strecken, die man haben kann. Ich war auf das Schlimmste eingestellt und das trat auch ein. Das waren richtig harte 50 Kilometer“, sagte Krogh später. „Ich hatte 25 Kilometer Krämpfe. Es war nicht nur ein Kampf um den Sieg, sondern auch das Ziel überhaupt zu erreichen“, meinte auch Myhr. „Es gab keinen Muskel, der nicht gekrampft hat. Als ich versuchte, die Beine zu entlasten, fing es auch in den Armen an.“ Das Rennen war auch geprägt von großen Materialunterschieden. Augdals Erfolgsrezept war es, dass er in der vierten von sechs Runden anhielt, um die Ski nachzuwachsen. Da er keine Hilfe von außen annahm, agierte er den Regeln entsprechend. „Das ging recht schnell, ist aber sicher der Zeitpunkt im Rennen, wo ich die meiste Zeit verlor. Die Betreuer riefen mir zu, wenn ich das tun will, soll ich die Ski abschnallen. Aber das wollte ich nicht tun. Ich habe einfach den Ski angehoben. Das ging dann viel schneller“, sagte Augdal dem NRK.
Finnische Meisterschaften in Äänekoski
In Finnland fand der zweite Teil der Titelkämpfe im mittelfinnischen Äänekoski nördlich von Jyväskylä statt. Auch dort wurden gestern fünf und zehn Kilometer gelaufen, allerdings in der freien Technik. Die Siege gingen an Kerttu Niskanen und Perttu Hyvärinen, nachdem Iivo Niskanen überraschend seinen Verzicht erklärt hatte. Zuvor hatte er gewitzelt, er würde als Underdog gegen Remi Lindholm starten, der in Falun besser als er war. Grund für seine Absage ist ein Hexenschuss, den er sich vor dem Start zuzog. Sein Startverzicht war so kurzfristig, dass Trainer Teemu Pasanen davon überrascht wurde. „Iivo tauchte nicht bei den Zwischenzeiten auf“, sagte er später. Iivos Schwester Kerttu holte sich klar den Titel mit 18 Sekunden Vorsprung auf Krista Pärmäkoski. Bronze ging an Jasmi Joensuu vor Anne Kyllönen und Johanna Matintalo. Bei den Herren triumphierte Lokalmatador Perttu Hyvärinen, der sich ebenfalls knapp 18 Sekunden vor Markus Vuorela durchsetzte. Bronze gewann Ristomatti Hakola, der Arsi Ruuskanen knapp vom Podium verwies.
Kerttu Niskanen gewann am Samstag auch das Verfolgungsrennen im klassischen Stil über zehn Kilometer. Sie baute ihren Vorsprung auf Krista Pärmäkoski auf 43 Sekunden aus und überflügelte mit diesem 13. Sieg ihren Bruder mit dessen nationalen Erfolgen. Johanna Matintalo lief sich noch auf Platz drei nach vorn mit zwei Minuten Rückstand nach ihrer Enttäuschung vom Vortag. Auch bei den Herren behauptete Perttu Hyvärinen über die 15 Kilometer seine Führung aus dem ersten Rennen. Auf seinen Heimstrecken lief er mit 48 Sekunden Vorsprung auf Ristomatti Hakola ins Ziel ein, der wenige Sekunden dahinter Bronze gewann.
Sprint und Staffel in Méribel
Im französischen Méribel wurde im Sprint und in der Staffel um nationale Titel gekämpft. Im Klassiksprint ging der Titel an Mélissa Gal, die sich nach hrtem Kampf gegen Clémence Didierlaurent und Léna Quintin durchsetzte. Julie Pierrel, Maëlle Veyre und Cloé Pagnier komplettierten das Finale. Bei den Herren ging der Titel im Klassiksprint an Jules Chappaz nach einem Dreikampf auf der Zielgeraden. Silber ersprintete sich Lucas Chanavat und Bronze Rémi Bourdin vor Théo Schely, dem zurückgetretenen Maurice Manificat und Richard Jouve. Renaud Jay schied knapp im Halbfinale aus und wurde Siebter.
In den Staffelrennen bestehend aus Athleten aus allen drei Altersklassen U18, U20 und Elite setzten sich die Damen vom Mont Blanc durch. Julie Pierrel gewann den Zielsprint gegen Cloé Pagnier und feierte zusammen mit Lina Levet and Manon Favre Bonvin den Meistertitel. Agathe Margreither, Gaetane Breniaux und Cloé Pagnier aus dem Jury wurden Zweite vor Juliane Prigent, Milla Jonnard und Flora Dolci aus den provenzalischen Alpen. Bei den Herren führte Richard Jouve seine Staffel zum Sieg, nachdem er den Zielsprint knapp gegen Jules Lapierre gewonnen hatte. Der Titel ging somit an das Trio aus den Savoyer Alpen bestehend aus Adrién Marchand, Milhan Laissus und Richard Jouve. Silber holte Team Dauphiné I mit Garpard Cottaz, Charly Deuffic und Jules Lapierre vor ihren Kollegen von Dauphiné II Lorin Vergnolle, Aubin Gaulier und Mathis Desloges, die aber schon 53 Sekunden Rückstand hatten. Hugo Lapalus führte sein Team vom Mont Blanc auf Platz vier. Maurice Manificat, Schlussläufer von Montblanc IV, lief als Elfter ins Ziel ein und wurde zu seinem Karriereende erneut ordentlich gefeiert.