Im russischen Tjumen wurde nun auch die zweite Hälfte der Titelkämpfe mit weiteren vier Entscheidungen abgeschlossen, außerdem wurde in Frankreich und Italien um Edelmetall gekämpft…
Zwei Siege und zwei DNS für Bolshunov
Die zweite Woche der russischen Meisterschaften in Tjumen, dem Ort des Weltcupfinales 2022, begann mit einem Einzelstart, auf den Alexander Bolshunov kurzfristig verzichtete. Tags zuvor war er Gast in einer Fernsehshow gewesen, beim „Comedy Club“, und durch die sehr späte Rückkehr aus Moskau war er kaum zum Schlafen gekommen und hatte sich nicht fit gefühlt. Das Rennen über 15 Kilometer im freien Stil entschied dann Artem Maltsev mit klarem Vorsprung für sich, 34 Sekunden vor Silbermedaillen Gewinner Ivan Yakimushkin. Bronze ging an Andrey Larkov gefolgt von Artem Nikolaev, Denis Spitsov und Sergey Turyshev. Spitsov hat sich von der Fraktur des fünften Mittelhandknochens inzwischen erholt, auch wenn er am 20. März ein regionales Rennen noch mit Schmerzen gewann. Erst danach begann er, komplett mit zwei Stöcken zu trainieren. Tags darauf wurde im Teamsprint um den Sieg gesprintet, den sich Bolshunov und Terentev sicherten für die nordwestrussische Arkhangelsk Region. Silber ging an Ivan Kirillov und Andrey Krasnov. Das Distanz Team Denis Spitsov und Ivan Yakimushkin aus Tjumen hatte als Drittplatzierte schon sieben Sekunden Rückstand, holten sich aber noch die Medaille vor Semikov/Vokuev und Feller/Filimonov. Die Medaillenkandidaten Parfenov/Retivykh qualifizierten sich wegen eines Sturzes nicht fürs Finale. Nach einem lautstarken Streit in Bolshunov Art mit Stockschlagen nach einem Halbfinale wurden zwei Teams disqualifiziert. In einem abwechslungsreichen 4×10 Kilometer Staffelrennen holte sich schließlich Bolshunovs Team mit Alexander Terentev, Alexander Grebenko und Alexey Shemyakin den Sieg. Silber ging mit 35 Sekunden Rückstand an das Team aus Tjumen mit Gleb Retivykh, Evgeny Belov, Denis Spitsov und Ivan Yakimushkin, nachdem das Quartett durch einen Sturz von Retivykh schon eine Minute zurücklegen hatte. Belov und Spitsov holten den Rückstand auf, so dass drei Teams zusammen auf die letzten zehn Kilometer gingen, auf denen Bolshunov den entscheidenden Unterschied machte. Bronze ging mit deutlich mehr als einer Minute Rückstand an Stanislav Volzhentsev, Ilya Semikov, Ilya Poroshkin und Ermil Vokuev. Auf den abschließenden Marathon über 50 Kilometer am Ostersonntag verzichtete Bolshunov. Er sei diesen Winter genug Kilometer gelaufen, so Bolshunov und Borodavko einstimmig. In Abwesenheit weiterer großer Namen ging der Sieg über 50 Kilometer klassisch an Ilya Semikov aus der Trainingsgruppe von Oleg Perevozchikov. Silber ging an Alexei Shemyakin vom Russian Winter Marathon Team und Bronze an Andrey Sobakarev aus der Borodavko Gruppe. Erst kurz vor Kilometer 40 hatten sich Semikov und Shemyakin aus der großen Gruppe abgesetzt und Shemyakin konnte erst auf den letzten zwei Kilometern das Tempo des neuen russischen Meisters nicht mehr mitgehen.
Sorina unschlagbar, wenn sie am Start ist
Teil zwei der russischen Meisterschaften bei den Damen begann mit einem klaren Sieg im Freistil Einzelstart von Tatiana Sorina, die 35 Sekunden schneller war als Maria Istomina und sich nach eigener Aussage noch deutlich besser gefühlt hatte als in der letzten Woche bei Sprint und Skiathlon, wo sie Silber und Gold gewonnen hatte. Bronze ging im Einzelstart an Anastasia Rygalina noch vor Natalia Nepryaeva, die etwas mehr als eine Minute auf Sorina verlor. Knapp dahinter reihten sich Anna Nechaevskaya und Alia Iksanova ein sowie Elena Ustiugova, geborene Soboleva, als Siebte. Den Teamsprint im freien Stil entschied ebenfalls Tatiana Sorina zusammen mit ihrer Trainingskollegin Ekaterina Smirnova für sich. Schon beim letzten Wechsel hatte das am stärksten aufgestellte Duo einen Vorsprung von zehn Sekunden, den Sorina sicher ins Ziel brachte. Im Kampf um Silber war es jedoch sehr eng, Angriffe am letzten Anstieg sowie auf der Zielgeraden blieben erfolglos, so dass sich Svetlana Zaborskaya und Natalia Nepryaeva gegen die jungen Alyona Baranova und Veronika Stepanova durchsetzten. Mit der 4×5 Kilometer Staffel aus Tjumen konnte Tatiana Sorina zusammen mit Startläuferin Olga Kocheruk und den Skaterinnen Ekaterina Smirnova und Anna Grukhvina erneut über den vierten Titel vor ihrem Heimpublikum jubeln, das bei den russischen Meisterschaften zugelassen war. Sorina machte aus dem Rückstand von Kucheruk einen 34-sekündigen Vorsprung, der im Laufe des Rennens bis auf eine Minute ausgedehnt wurde. Silber ging an Khristina Matsokina, Alia Iksanova, Anna Nechaevskaya und Anastasia Dotsenko, Bronze an Yana Kirpichenko, Marina Chernousova, Diana Golovan und Veronika Stepanova. Das Team mit Nepryaeva belegte im Zielsprint nur den vierten Platz. Im Klassik Massenstart über 30 Kilometer holte sich diesmal Maria Istomina den Titel, Tatiana Sorina, Natalia Nepryaeva und Yana Kirpichenko starteten nicht, Khristina Matsokina gab das Rennen auf, nachdem sie sich verletzt hatte. So konnte Istomina einen ungefährdeten Sieg feiern, was sie selbst aber schade fand. Mit 40 Sekunden Rückstand ging Silber an Anastasia Rygalina, Bronze an Anastasia Smirnova. Die junge Alexandra Shimolina fiel mit ihrem Start bei Elena Välbe in Ungnade. „Sie hätte so nie starten dürfen“, so Välbe. Grund war das Tragen eines norwegischen Rennanzugs, den die 21-Jährige für 10.000 Rubel (etwa 111 Euro) aus der Dæhlie-Kollektion gekauft hatte und schon die ganze Saison trug. „Wegen der Farbkombinationen, die auch zu Russland passen. Nationale Symbole sind ja verboten“, so Shimolina. Als Välbe erfuhr, dass sich außer den Farben keinerlei norwegische Symbole oder Sponsoren auf dem Anzug befinden, beruhigte sie sich wieder.
Pellegrino zweifacher Meister in der Distanz
Nach sieben nationalen Titeln im Sprint in den letzten Jahren ließ Federico Pellegrino nun bei den italienischen Meisterschaften am Passo Cereda in den Süddolomiten seinen ersten Titel in einem Distanzrennen folgen. Über 15 Kilometer im klassischen Stil war er fast 15 Sekunden schneller als sein ehemaliger Teamsprint Kollege Dietmar Nöckler, der Silber gewann. Bronze ging mit 20 Sekunden Rückstand an Paolo Ventura, so dass Francesco de Fabiani mit 25 Sekunden Rückstand auf seinen Freund und Trainingskollegen Pellegrino sogar die Medaillen verpasste. Bei den Damen über zehn Kilometer wurde Anna Comarella ihrer Favoritenrolle gerecht. Sie holte mit klarem Abstand die Goldmedaille, während es im Kampf um Platz zwei bis vier hauchdünn zuging. Die knappen Abstände würden einen Zielsprint vermuten lassen – es handelte sich jedoch um ein Einzelstartrennen. Überraschung des Tages war Valentina Maj, die sich über Silber freuen konnte vor Martina Bellini. Caterina Ganz ging als Vierte leer aus. Maj, Bellini und die fünftplatzierte Martina di Centa sicherten sich zudem die Medaillen in der U23 Wertung, die bei der Herren der sechstplatzierte Ivan Mariani für sich entschied. Auch über die 50 Kilometer im freien Stil, der im Massenstart ausgetragen wurde, konnte wieder Federico Pellegrino jubeln. Das taktische Rennen war gekennzeichnet durch eine mutige Flucht von Mikael Abram und Daniele Serra. Nach 25 Kilometern fiel Serra in die Gruppe zurück, während Abram sich weitere zehn Kilometer vor der Gruppe behaupten konnte. In der letzten Runde kämpften dann fünf Athleten um die Medaillen und den Titel holte sich nach einem spannenden Sprint Federico Pellegrino nach 2 Stunden und 46 Minuten. Silber und Bronze ging an Giandomenico Salvadori und Mirco Bertolina. Francesco de Fabiani wurde erneut Vierter. Bei den Damen bleib fast das gesamte Rennen eine Gruppe zusammen, aus der sich Francesca Franchi kurz vor dem Ziel löste und sich die Goldmedaille sicherte. Silber holte sich Ilaria Debertolis vor Elisa Brocard. Die U23 Titel gewannen Martin Coradazzi und erneut Valentina Maj.
Sprint Massenstart und Klassiksprint in Frankreich
Im französischen Les Contamines-Montjoie in den Hochsavoyen wurden die französischen Meister im Freistil Massenstart und im Klassiksprint gesucht. Die Distanzrunde in Les Contamines lag den Sprintern sehr gut, so dass schon in der ersten Entscheidung der französischen Meisterschaften die Distanzläufer keine Chance hatten, was aber auch den Grund hatte, dass die Rennlänge bei den Herren nur fünf Kilometer betrug. Im Endspurt setzten sich somit die Sprinter durch: Gold ging an Richard Jouve vor Renaud Jay und Valentin Chauvin. Hinter den Medaillenrängen belegten die Distanzläufer Jean Marc Gaillard, Adrien Backscheider und Clement Parisse mit geringem Abstand Platz vier bis sechs. Insgesamt gehörten 15 Athleten zur Spitzengruppe, die innerhalb von 15 Sekunden das Ziel erreichten. Bei den Damen mit einem Starterfeld von nur 13 Athletinnen ging das Rennen ebenfalls über fünf Kilometer und aus einer fünfköpfigen Gruppe heraus holte sich Ex-Biathletin Enora Latuilliere den Titel vor Lena Quintin, die sich hauchdünn gegen Delphine Claudel durchsetzte. Flora Dolci und Emilie Bulle belegten die Plätze vier und fünf. Die französische Langlauf Saison endete mit einem sonnigen Klassiksprint unter Frühjahrsbedingungen, in dem Lena Quintin den Titel feiern konnte. Mit Coralie Bentz und Melissa Gal holten sich zwei weitere Lokalmatadorinnen Silber und Bronze. Die Entscheidung bei den Herren fiel erst nach Auswertung des Zielfotos. Der Titel ging an Valentin Chauvin, Silber holte sich Jules Chappaz. Bronze ging an Nachwuchshoffnung Tom Mancini.