Nach den Osterfeiertagen haben zwei weitere Athletinnen ihren Rücktritt erklärt. Linn Svahn kämpft sich zurück und Alexander Bolshunov muss sich operieren lassen. Teresa Stadlober bekam nach ihrer olympischen Medaille ein ganz besonderes Geschenk.
„Genug ist genug“: Falla tritt zurück
Mit Maiken Caspersen Falla nimmt ein weiterer großer Name im norwegischen Langlauf ihren Hut und stellt ihre Wettkampfski in die Ecke. Die Norwegerin hatte nach langjähriger Dominanz im Sprintweltcup mit drei kleinen Kristallkugeln, dem Olympiasieg 2014 sowie fünfmal WM-Gold in Sprint, Teamsprint und Staffel in den letzten Jahren immer wieder mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Nun hat sie fast 14 Jahre nach ihrem Durchbruch und ihrem ersten Podium bei ihrem erst zweiten Weltcupstart (Düsseldorf 2008) trotz der norwegischen Sprintmisere keine Lust mehr, noch weiter zu kämpfen. „Dieses Gefühl ist über längere Zeit gewachsen. Ich habe alle meine Ziele erreicht. In den letzten Jahren habe ich gemerkt, dass mein Körper nicht mehr ganz so gut mitspielt. Ich habe viele schwere Zeiten erlebt. Mehr kann ich nicht mehr erreichen. Nun ist es Zeit zum Aufhören“, sagte die 31-Jährige dem NRK. Für die Zukunft kann Falla sich gut einen Job als Nachwuchstrainerin vorstellen. „Aber ich stecke auch mitten in meinem Bachelor Studium in Wissenschaft und Verwaltung. Da kann ich nun alle Kräfte bündeln. Das Studium hat mir immer viel Spaß gemacht, aber ich konnte bisher nie 100% geben.“
Henriksson, Karlsson/Poromaa und Svahn
Neuigkeiten gibt es auch aus Schweden, wo mit Sofia Henriksson eine weitere Athletin ihren Rücktritt erklärte. Die inzwischen 28-Jährige galt früher als großes Talent, als sie einen kompletten Medaillensatz beim EYOF 2011 gewann sowie jeweils zweimal Gold und Silber bei Junioren-Weltmeisterschaften. Bei den Damen konnte sie aber später nie richtig Fuß fassen. Außerdem haben sich Frida Karlsson und William Poromaa entschlossen, auch in diesem Sommer eine Fernbeziehung zu führen. Diesmal verlässt Karlsson die Heimat, um in Östersund zusammen mit dem starken Damen-Team zu trainieren. Ihr langjähriger Partner bleibt diesmal etwas näher der Heimat, nachdem er vor einem Jahr in Åsarna eine Trainingsgemeinschaft mit Jens Burman bildete. Poromaa nahm eine Einladung für eine Trainingsgemeinschaft mit den zurückgetretenen Stars Charlotte Kalla und Johan Olsson an, die beide in Sundsvall ihre Basis haben. Linn Svahn war letzte Woche im Podcast Skisporet zu Gast und berichtete dort in der etwa 30-minütigen Sendung von ihrer Rehabilitation nach ihrer Schulter-OP und der langen Verletzungspause. Dabei erzählte sie unter anderem, dass sie auch nach der OP von Zeit zu Zeit noch Schmerzen in der Schulter habe und es eine schwierige Phase sei, wenn der operierte Arm noch einen kleinen Prozentsatz hinter dem gesunden Arm zurückhängt. Dennoch ist sie sicher, dass sie stärker als zuvor zurückkommen wird. Dafür trainiert sie hart. Linn Svahn erzählt auch von der Zeit, als klar wurde, dass sie sich Wettkämpfe in der nächsten Zeit und auch die Olympischen Spiele abschminken kann. Also plante sie ihren eigenen Trainingswettkampf: Noch einen Kilometer als der Vasaloppet – und ohne Stöcke! Für die Distanz benötigte sie sieben Stunden. „Ich habe meinen Trinkgürtel mit viel Energie und Süßem gefüllt und machte nach fünf Stunden eine Pause, fühlte mich aber immer noch gut. Ich hatte am Ende nur eine Menge Abschürfungen und Druckstellen an den Füßen, weil ich so lange in den Skischuhen stand“, sagte sie im Podcast.
Teresa Stadlober und ihr Schäfchen
Mit ihrer Bronzemedaille im Skiathlon der Olympischen Spiele in Peking machte sich Teresa Stadlober selbst das schönste Geschenk. Im Rahmen des Osterfests ließ sich sie noch einmal von ihrer Familie feiern und dort wartete dann noch ein ganz besonderes Geschenk, wie sie auf Instagram bekannt gab: Von ihrem Onkel, dem Bauern in der Familie Stadlober, erhielt sie ein kleines Schäfchen, das den Namen Peking bekam. Das kleine Lamm wurde genau am Tage ihrer olympischen Medaille geboren. „Am Tag des Rennens, das für den größten Damen-Langlauf-Erfolg in Österreich sorgen sollte, kam das liebe Schäfchen von selbst – ohne notwendige Mithilfe – zur Welt. Für Onkel Sepp war ganz klar, dass dieser Tag ein besonderer werden würde. Er sollte recht behalten…“, heißt es auf champs.at. Zudem wurde Teresa Stadlober vor wenigen Tagen zu Salzburgs Sportlerin des Jahres gewählt – vor Skispringerin Sara Marita Kramer und der Alpinen Mirjam Puchner.
Russland: Materialsorgen, Putin und Operation
So langsam machen sich die russischen Wintersportler doch Sorgen. Als Rossignol zu Beginn des russischen Angriffskrieges den Sportlern die Unterstützung kündigte, meinte Yuri Borodavko noch: „Sasha [Alexander Bolshunov] hat gerade erst eine Menge neuer Ski bekommen. Damit kommt er eine Weile über die Runden.“ Inzwischen zogen sich aber immer mehr Ausrüster von den russischen Athleten zurück, so dass die Teams nun doch ins Grübeln kommen. Zwar gibt es eine Skifabrik in Balabanovo, etwa eine Stunde südwestlich von Moskau, die aber nur Massenproduktion macht und keine Ski für den Leistungssport produziert. „Egal wie optimistisch ich sein möchte, aber ich verstehe, dass man die Produktion nicht so schnell umstellen kann. Der Prozess kann vier bis sechs Jahre dauern, um ausreichend gute Ski für unsere Wettkämpfe zu produzieren“, sagte Alexander Pechersky, Cheftechniker der russischen Biathleten, bei Sport24. Am 26. April wird Vladimir Putin seine Olympiasieger empfangen und ehren. Vor einigen Tagen gab es Falschmeldungen, dass Denis Spitsov bei diesem Treffen fehlen würde, was aber schnell dementiert wurde. Die Athleten würden sich mit einer Quarantäne auf das Treffen vorbereiten. Einer wird nun aber doch fehlen: Ausgerechnet der beste Russe Alexander Bolshunov. Während Trainer Borodavko zunächst eine Erkrankung meldete, wegen der Bolshunov nicht zur Quarantäne in Novogorsk sei, sich zu Hause aufhalte und es nicht sicher sei, ob er Putin treffen könne, verkündete Elena Välbe kaum eine Stunde später über die Nachrichtenagentur TASS: „Bei Sasha ist eine Operation geplant, so dass er nicht an der Ehrung der Olmypiasieger mit der Staatsführung teilnehmen kann.“ Weitere Information zu der offenbar schon länger geplanten OP gibt es bisher nicht. Vielleicht ist es aber auch nur eine Ausrede, um nicht an der Zeremonie teilnehmen zu müssen, nachdem Bolshunov sich schon bei Putins Propaganda Show sichtlich unwohl fühlte.