Schon länger sind finanzielle Probleme auch beim norwegischen Skiverband bekannt. Nun gibt es Konsequenzen.
Kein Rekrutt und Junior Team mehr
Schon vor Monaten wurde bekannt, dass Hauptsponsor Equinor seine Unterstützung nach der Heim-WM einstellt. Ein neuer Großsponsor wurde nicht gefunden, so dass der Verband nun die Konsequenzen bekannt gab. Der Energiekonzern hatte bisher das Rekrutt-Team, also die Mannschaft unter dem Nationalteam, und das Junioren-Team unterstützt, die beide ‚Equinor‘ im Namen trugen. Damit ist nun zwangsweise Schluss, es gibt künftig kein Rekrutt- und Junioren-Team mehr. Die Entscheidung fiel am Mittwoch auf einer Sitzung des Langlauf Komitees, wie Verbands-Präsidentin Cathrine Instebø anschließend zur VG sagte: „Wir haben gestiegene Kosten und im Herbst informierte uns Equinor, dass sie sich als Sponsor zurückziehen. Damit waren wir mit einer neuen wirtschaftlichen Realität konfrontiert und mussten uns überlegen, wie wir unsere Aktivitäten neu ausrichten. Wir haben eine Arbeitsgruppe gegründet, die darüber nachgedacht hat, wie der Langlauf in Norwegen bis 2030 aussehen soll. Sie haben empfohlen, den Rekruttkader und das Junioren-Nationalteam zu schließen – und dem sind wir gefolgt.“ Das sei keine leichte Entscheidung gewesen, gab Instebø zu. Die Arbeitsgruppe bestand aus Nationalteam Manager Ulf Morten Aune, den Nationaltrainern Eirik Myhr Nossum und Marit Bjørgen und dem früheren Langläufer Sjur Røthe, der nun Marketing Mitarbeiter im norwegischen Verband ist. „Wir mussten die Entscheidung jetzt treffen und nicht erst nach der WM. Sonst wäre zu wenig Zeit zum Trainingsstart gewesen“, sagte Ulf Morten Aune. Nach dem Rückzug von Equinor fehlen dem norwegischen Team künftig sieben Millionen Kronen, was nach aktuellem Kurs fast 600.000 Euro entspricht. Der Erdöl- und Erdgas-Konzern wurde immer wieder von Klimaschützern kritisiert, was auch zu den Klimaprotesten bei Langlaufrennen führte. Ähnliche Störungen sind auch für die WM in Trondheim angekündigt. Insgesamt fehlen den Norwegern sogar 17 Millionen Kronen (1,45 Millionen Euro), fast ein Fünftel des Gesamtbudgets, weil auch Hauptsponsor Sparebank1 nach zehn Jahren Sponsoring im Frühjahr aufhört. Aktuell hat man noch Süßwarenfabrikant Nidar als finanzielle Unterstützung, doch der Vertrag galt nur für die WM-Saison. Außerdem will man die Vereinbarung mit Supermarktkette Spar ausbauen.
Großer Einschnitt in Norwegen
Das Problem ist, dass nahezu jeder in der Vergangenheit über diese Teams in die Nationalmannschaft gekommen ist – wie in dieser Saison Andreas Fjorden Ree und Nora Sanness, die aktuell zum Rekruttteam 2024/25 gehören und sich ins Weltcupteam vorgearbeitet haben und auch Håvard Moseby lief diese Saison aufs Podium und wurde Gesamt-Fünfter der Tour de Ski. Zum Junioren-Team 2024/25 gehören aktuell Talente wie Milla Grosberghaugen Andreassen, Lars Heggen oder Filip Skari, der 19-jährige Sohn von Bente Skari. Möglicherweise gehören Sanness, Ree und Moseby diese drei ja in Zukunft zum Nationalteam und müssen sich keine Sorgen mehr machen. Die Kadereinteilung erfolgt jedoch erst nach der Saison, so dass viele Athleten nun sicher schon Kontakte knüpfen, falls sie nicht zum Nationalteam gehören werden. Die betroffenen Athleten müssen sich nun Unterstützung in Privat- oder Regionalteams suchen. Dass man sich auch so für eine WM qualifizieren kann, bewies zum Beispiel Jan Thomas Jenssen vom Regionalteam Elon Midt-Norge oder Astrid Øyre Slind und Silje Theodorsen von Aker Dæhlie. Aktuell gibt es fünf Regionalteams in Norwegen, in denen sich die 44 Athleten aufteilen. Für sie hatte der norwegische Verband finanzielle Unterstützung organisiert mit Hilfe von Sponsoren. „Wir wollen die Regionalteams besser finanziell unterstützen. Wir müssen uns mit ihnen zusammensetzen und einen Kurs festlegen. Wie sollen die Teams aussehen, wie viele Athleten sollen dort trainieren, wie viele Trainingslager gibt es im Jahr und so weiter“, sagte Aune. „Ich bin nicht besorgt, dass wir auch weiterhin gute Talente entwickeln können. In Vereinen und Gruppen wird gute Arbeit gemacht und auch Privatteams haben eine wichtige Rolle.“