Schon morgen bestreitet Therese Johaug das letzte Weltcuprennen ihrer Karriere am Osloer Holmenkollen. Genau da, wo ihre große Karriere genau elf Jahre zuvor richtig durchstartete.
Kein Weltcup in Falun mehr
Seit langem wurde über die Fortsetzung ihrer Karriere gemunkelt und eigentlich waren sich die norwegischen Medien einig gewesen, dass eine zweijährige Babypause gut in den Karriereplan passen würde, um dann 2025 bei der Heim-WM in Trondheim noch einmal anzugreifen. Aber Therese Johaug hat andere Pläne. Seit Jahren ist sie mit dem ehemaligen Ruderer Nils Jakob Hoff liiert, mit dem sie sich an Silvester 2021 verlobte. Schluss sein soll nun zum Saisonende, ihr letztes Weltcuprennen bestreitet sie allerdings schon morgen über die 30 Kilometer am Holmenkollen. Die 100 Weltcupsiege in Einzel und Team (aktuell 98) wird sie demnach nicht mehr knacken. Bis zum Saisonende wird sie dann noch einige Rennen außerhalb des Weltcups bestreiten. „Es stehen noch ein paar Rennen auf dem Programm, aber nun ist es an der Zeit, sich auf ein Leben nach dem Sport zu konzentrieren“, so Johaug im Gespräch mit dem NRK.
Familie und Marit Bjørgen eingeweiht
Wenige Personen wussten bereits, was Therese Johaug heute verkünden würde, darunter natürlich ihr zukünftiger Ehemann sowie ihr Bruder und Trainingspartner Karstein Johaug: „Es ist etwas schade, aber ich bin froh, dass sie für sich selbst diese Entscheidung getroffen hat. Ich möchte an die sportlichen Erinnerungen zurückdenken, für die sie gesorgt hat. Junge Athleten träumen davon, das zu erreichen, was sie geschafft hat.“ Aber auch Marit Bjørgen war informiert, was die Freundin und Teamkollegin plant. Auf eine so emotionale Therese Johaug war die 41-Jährige jedoch nicht vorbereitet: „Therese rief mich Dienstag Abend an und sagte, dass sie ihre Karriere beenden wird. Ich war geschockt. Das hätte ich nicht erwartet. Ich dachte, sie würde noch ein paar Jahre machen. Sie war sehr emotional während des Gesprächs.“ Als NRK dieses Gespräch mit ihr führt, ist Bjørgen gerade auf dem Weg zum Vasaloppet nach Schweden und ist über die Nachricht des Karriereendes erneut geschockt: „Ich dachte, das wäre ein Geheimnis bis nach den 30 Kilometern am Holmenkollen.“ Bjørgen erinnert sich gerne daran zurück, wie Johaug ihr das erste Mal auffiel 2007 bei den nationalen Meisterschaften in Meråker, als die damals 18-Jährige Bronze gewann: „Das war damals dort im Skiathlon. Aber ich konnte nicht mit ihr zusammen laufen, weil sie eine so hohe Frequenz hatte. Ich musste mein eigenes Rennen machen.“
Bekanntgabe auf Social Media im Wortlaut
Auf Instagram und Facebook gab sie nun das Ende ihrer sportlichen Laufbahn zum Saisonende bekannt. Sie schreibt: „Am 5. März 2011 gewann ich mit den 30 Kilometern bei der Heim-WM meinen ersten Titel bei den Seniorinnen und das große Abenteuer hatte begonnen und brachte mich an Orte, von denen ich nie zu träumen gewagt hätte. In vieler Hinsicht fühlt es sich so an, als würde sich nun am Samstag, den 5. März 2022, der Kreis schließen, wenn ich wieder 30 Kilometer am Holmenkollen laufen werde. Ich möchte meine Reise noch nicht beenden, aber es ist die Zeit dafür, um dann andere Dinge zu tun, als meine ganze Zeit in den Skilanglauf zu investieren“, so die 33-Jährige. „Alles fühlt sich angesichts des Krieges bedeutungslos an. Ich bin mit dem Herzen beim ukrainischen Volk, das für seine Freiheit kämpft. Daher freue ich mich darauf, ein letztes Mal mit der Fahne auf der Brust zu kämpfen und bin dankbar für alles, was der Sport mir gegeben hat.“
Erfolgreiche Karriere mit dunklem Punkt
Johaugs höchst erfolgreiche internationale Karriere begann im Alter von 18 Jahren, als sie bei der Nordischen Ski-WM in Sapporo zu Bronze lief über 30 Kilometer klassisch. Es folgten 2011 die ersten Goldmedaillen in Oslo, insgesamt sammelte sie 14 mal WM-Gold. Ihre olympische Karriere verlief lange nicht so perfekt, mit Ausnahme von Staffel-Gold 2010 musste sie bis Peking auf ihr erstes Einzel-Gold warten. Insgesamt gewann sie in Peking dreimal Gold, in Sochi musste sie sich mit Silber hinter Marit Bjørgen und Bronze hinter Justyna Kowalcyk und Charlotte Kalla begnügen. Dass sie 2018 nicht schon den langersehnten Olympiasieg holte, liegt an dem sicherlich größten Fehler ihrer Karriere: Im Höhentraining in Italien zog sie sich einen Sonnenbrand an der Lippe zu und besorgte sich ein Medikament, bei dem niemand darauf achtete, dass auf der Verpackung ein deutlicher Hinweis angegeben war, dass der Wirkstoff auf der Dopingliste steht. Nach einer positiven Dopingkontrolle auf das Steroid Clostebol wurde Johaug ab Oktober 2016 für 18 Monate gesperrt. Nach ihrer Rückkehr setzte sie ihren Siegeszug im Weltcup weiter fort und steht aktuell bei 80 Einzelsiegen und 18 mit dem Team. Ein weiterer soll morgen noch folgen.