Langlauf Weltcup: Amundsen gewinnt Tour de Ski vor Moch – Klee Fünfter

Friedrich Moch (GER), Harald Oestberg Amundsen (NOR), Hugo Lapalus (FRA), (l-r) © Modica/NordicFocus

Harald Østberg Amundsen heißt der Sieger der Tour de Ski 2023/24. Friedrich Moch wird hervorragender Zweiter in der Gesamtwertung wie auch im Massenstart auf die Alpe Cermis. Beda Klee wird sehr guter Gesamt-Fünfter und Mika Vermeulen Zehnter.

Lapierre knapp vor Moch

Friedrich Moch (GER), Jules Lapierre (FRA), Hugo Lapalus (FRA), (l-r) © Modica/NordicFocus

Friedrich Moch ging nach seinem dritten Platz im Final Climb 2022 als einer der Topfavoriten in die abschließende Etappe. Vor dem Start hatte er sich am FIS-Mikrofon selbstbewusst gezeigt: „Ich möchte mein Bestes geben und mich zu Beginn in guter Position aufhalten. Die Beine sind müde, aber das ist wohl normal nach sechs Etappen. Mein Ziel sind die Top3, das ist mein Traumziel, aber ich bin auch so sehr glücklich mit der Tour de Ski.“ Auf den 2,5 Kilometern am Stadion Tesero hielt er sich m Platz zehn auf, auf der Marcialonga-Strecke Richtung Final Climb war er schon Siebter. Zu Beginn des Anstiegs arbeitete er sich sofort nach vorne hinter Harald Østberg Amundsen und Martin Løwstrøm Nyenget und vor Mika Vermeulen und Erik Valnes, Jules Lapierre und Beda Klee. Schnell stellte sich aber heraus, dass die Norweger ein zu langsames Tempo anschlagen. Amundsen war im letzten Jahr Platz neun in der Tour de Ski und war im Final Climb 13. – diese Saison zeigt sich der 25-Jährige aber stark formverbessert. Dennoch ging er wegen seines großen Vorsprungs in der Gesamtwertung vorsichtig an. Vor der ersten Rampe mit 24 Prozent Steigung setzte sich Moch hinter den Norweger und kurz darauf zieht nahezu die ganze Gruppe an Amundsen vorbei: Zuerst ein starker Mika Vermeulen gefolgt von Lapierre, Lapalus und Moch. Nun übernahm Lapalus kurzzeitig die Führung, aber schon in der nächsten Kehre ging Friedrich Moch an die Spitze vor Lapierre und Lapalus, während der Österreicher das Tempo nicht mitgehen konnte und sich hinter Amundsen einreihte. Das deutsch-französische Trio setzte sich von den anderen ab, aber bald konnte auch Lapalus nicht mehr mitgehen und Moch führte vor Lapierre durch das steilste Stück, den Hirschsprung, mit 28 Steigungsprozenten. Als die Strecke flacher wurde und das Ziel nur noch wenige hundert Meter entfernt, attackierte der Franzose und lief wenig später vor Friedrich Moch ins Ziel ein. „Ich mag es, es ist so hart, aber ich mag es. Es war ein toller Tag für die französische Team. Hugo ist mit mir auf dem Podium und auch auf dem Tour-Podium steht er. Was gibt es Schöneres? Ich wollte in der Gruppe mitlaufen und dann ins Rennen reinfinden im Anstieg. Dann nicht zu früh in Führung gehen. Aber es geht natürlich nicht immer wie geplant“, sagte der Franzose, der seinen ersten Weltcupsieg feierte. Mit 16 Sekunden Rückstand wurde Hugo Lapalus Dritter. Mika Vermeulen wurde exzellenter Vierter noch vor Amundsen. Rang sechs im Massenstart ging an Nyenget dicht gefolgt von Jens Burman und Beda Klee. Neunter wurde Arsi Ruuskanen vor dem 37-jahrigen Maurice Manificat. Lucas Bögl kam als 17. ins Ziel und Cyril Fähndrich als 22.

Amundsen gewinnt souverän Tour de Ski

Harald Oestberg Amundsen (NOR) © Modica/NordicFocus

Der Sieg von Harald Østberg Amundsen hatte schon lange nicht mehr in Frage gestanden – sofern der Norweger sich von Infekten fernhalten kann. Dementsprechend sicherte er sich auch souverän seinen ersten Tour de Ski-Sieg mit 1:19 Minuten Vorsprung auf Friedrich Moch, der wiederum 13 Sekunden Abstand auf Lapalus herauslief dank des Final Climbs. Amundsen selbst hatte den Sieg aber vor dem Rennen nicht als sicher angesehen, denn ihm ging es gar nicht gut. Am Ende konnte er sich aber von Freundin Hedda Follestad und der Familie feiern lassen. „Das wird eine schöne Feier“, freute sich Harald Østberg über die spontane Anreise von Freundin und Familie, die sich erst Donnerstag Abend für die Reise nach Italien entschieden. „Ich bin sehr froh, dass sie sich für die Reise entschieden haben, auch wenn ich dadurch nicht weniger nervös war.“ Auf Nachfrage des NRK-Journalisten bekräftigte er: „Ich war schrecklich nervös. Beim Warmlaufen musste ich mich übergeben und ich habe mich ganz unwohl gefühlt. Ich hatte Nerven in jeder Zelle meines Körpers.“ Martin Løwstrøm Nyenget fehlten am Schluss 25 Sekunden zum Tour de Ski Podium. Beda Klee wurde mit 2:07 Minuten Rückstand, zehn Sekunden hinter Nyenget, ganz starker Fünfter, nachdem er vor der Tour de Ski nur die Top20 angepeilt hatte. Eri Valnes, Henrik Dønnestad, Jens Burman und Jules Lapierre belegten die weiteren Plätze. Mika Vermeulen wurde sehr guter Zehnter in der Gesamtwertung, Cyril Fähndrich 13. und Lucas Bögl 19.

Moch kann es nicht glauben

Friedrich Moch (GER) © Modica/NordicFocus

Dass er wirklich der zweitbeste Läufer bei der Tour de Ski ist und auch heute nur von Lapierre geschlagen wurde, ist bei Friedrich Moch bisher noch nicht ganz angekommen. „Ich kann es noch nicht glauben, es ist einfach unglaublich. Ich habe es mir vorgenommen und habe gedacht, wenn alles richtig gut läuft, kann ich das Podest angreifen. Aber dass ich auf Platz zwei lande, ist einfach unglaublich“, freute er sich. Der Allgäuer sah im schweren Anstieg noch sehr gut aus, als alle anderen schon sichtbar litten. Zum Final Climb sagte er: „Ich hatte es von letztem Jahr richtig schlimm in Erinnerung, deswegen ging es dieses Jahr eigentlich und es war auch schneller vorbei als ich dachte. Ich habe versucht, unten nicht allzu schnell reinzulaufen und unten noch Kraft zu haben und ich denke, das hat auch ganz gut geklappt. Ich war dann richtig froh, als ich gemerkt habe, dass die hinten wegbrechen.“ Auch wer mit ihm zusammen auf dem Treppchen steht, ist ganz nach seinem Geschmack: „Über das Podium freue ich mich richtig. Gerade der Lapalus, mit dem habe ich mich schon oft gebattelt, wir haben schon viel miteinander erlebt und es ist cool, dass wir zusammen in der Gesamtwertung auf dem Podium stehen.“ Ohne die wieder exzellente Arbeit der Techniker wäre dieser Erfolg, der größte Erfolg seines deutschen Langläufers bei der Tour de Ski seit Tobias Angerer, nicht möglich gewesen – dem ist sich Friedrich Moch bewusst: „Es ist cool, dass es bei uns so gut läuft. Wir hatten auch die ganze Tour richtig gutes Material. Ein großer Dank an die Techniker, ich denke, ohne das wäre es nicht möglich gewesen. Gerade bei den zwei schwierigen Klassischrennen, da haben sie wirklich bärenstarke Arbeit geleistet.“ Nun ist Erholung angesagt für den 23-Jährigen. „Ich mache jetzt drei, vier Tage frei und dann fange ich wieder ganz langsam an“, sagte Moch. 

Andreas Schlütter, der Sportliche Leiter des DSV, wurde nach dem Erfolg seines Schützlings sehr emotional und lobte: „Es dauert lange bis ich emotional werde, aber das war heute sowas von verdient. Der Junge ist einfach cool geblieben, hat gemerkt, es geht was, hat gemerkt die Norweger kommen nicht mit und dann hat er sein Herz in die Hand genommen und hat es probiert. Dass der Franzose mitgeht, gut, das heben wir uns noch auf. Aber Gesamtwertung Platz zwei, heute Platz zwei, das zeigt, was für ein Potential dieser Junge hat und wir können auf ihn stolz sein und auf das ganze Team. Der Luggi hat sich auf Platz 17 durchgekämpft. Einfach ein sensationelles Ergebnis bei den Männern. Das hat am Anfang keiner gedacht, Frie hat sich so ein bisschen durchgeschlängelt mit guten Platzierungen und am Ende steht er als gestandener Mann auf dem Podium. Das macht mich schon emotional.“

Bögl: „Habe hintenraus ziemlich büßen müssen“

Lucas Boegl (GER) © Barbieri/NordicFocus

„Das hat eine ganz besondere Stimmung, weil viele Leute immer zuschauen. Die Leute können auch immer lang anfeuern, weil wir uns im Schneckentempo da hochbewegen. Es ist eine Qual, es hat was von Masochismus. Aber wir werden uns da durchquälen und dann ist es umso schöner“, sagte Lucas Bögl vor der letzten Etappe. Erschöpft kam Lucas Bögl mit relativ großem Rückstand als 17. im Ziel der Alpe Cermis an. Zu viel für jemanden, der vor zwei Jahren als Vierter hinter Moch den Final Climb bewältigte. Warum es heute nicht so gut lief, erzählte er nach dem Rennen: „Man verdrängt es scheinbar ganz schön, diese Schmerzen. Ich habe eine relativ schwierige Startposition gehabt von weit hinten und habe mich da vorkämpfen müssen. Am Berg ist es schwierig zu überholen, da kann man sich extrem breit machen und deswegen habe ich wahrscheinlich unten zu viel investieren müssen. Das habe ich dann oben so richtig gebüßt und bin so richtig blau gegangen.“ Nach der gestrige Etappe warf das DSV-Duo einen Blick auf die Gesamtwertung und war guter Dinge für ein deutsches Podium. „Wir habe uns gestern auf dem Zimmer die Gesamtwertung angeschaut und ich habe gesagt, ‚Mach dein Ding!‘. Er weiß, dass er da stark ist, wir sind da traditionell stark und der Frie sowieso. Er hat da vor zwei Jahren seinen ersten Podestplatz gemacht, wo ich auch schon dabei war“, sagte Lucas Bögl. Als Läufer im Kampf gegen den Berg bekommt man erstaunlich viel mit im Aufstieg, wie er weiter sagte: „Man sieht ja relativ weit hoch und ein bisschen kriegt man mit als Sportler und ich habe gesehen, dass er vorn gut dabei ist und habe dann den Valnes überholt, der ja im Kampf mit ihm in der Gesamtwertung war. Den hatte er also auf alle Fälle geschluckt. Ich habe dann gesehen, dass er mit dem Lapalus vorne kämpft, habe aber schon beim Laufen gedacht, dass sich das gut ausgehen kann. Wie es bei der Tageswertung ist, das habe ich zum Schluss nicht mehr mitgekriegt aber die Tour de Ski Wertung ist das Wichtige und das war richtig cool, dass er das geschafft hat.“ Nach seinen Erfahrungen wird es dem 33-Jährigen erst Mitte der Woche schlecht gehen nach diesen Strapazen: „“Die Müdigkeit kommt noch, man sagt, das zieht ein bisschen nach, der Körper ist noch im Wettkampfmodus. Das werde ich morgen und übermorgen noch nicht so merken. Dann denkt man, dieses Jahr hat man es gut weggesteckt, aber dann kommt der dritte Tag und dann fährt man langsam runter. Daher kann ich aus Erfahrung sagen, dass die Müdigkeit groß ist.“

Vermeulen wollte aufs Podium

Mika Vermeulen (AUT) © Barbieri/NordicFocus

Mika Vermeulen war immer vorne dabei als es ernst wurde. Am Anfang des Anstiegs mutete er sich vielleicht etwas zu viel zu mit seinem Tempo und fiel dann etwas zurück. Dennoch wurde der Ramsauer sehr guter Vierter und Zehnter in der Gesamtwertung, auch wenn er eigentlich an der Alpe Cermis aufs Podium wollte. „Der vierte Platz beim Rennen auf die Alpe Cermis ist natürlich sehr gut, aber leider nicht ganz gut genug, weil ich mir einfach einen Stockerlplatz vorgenommen habe. Aber wenn man bedenkt, mit welcher Vorbereitung ich aufgrund meiner Erkrankung in die Tour gestartet bin, muss man am Ende mit den Ergebnissen und dem zehnten Platz in der Gesamtwertung auf jeden Fall zufrieden sein. Nichtsdestotrotz war das heute für mich persönlich der absolute Saisonhöhepunkt und ich blicke mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf dieses Rennen zurück. Am Ende ist es leider wieder nur der vierte Platz geworden und ich glaube, wenn man Vierter werden kann, kann man es auch auf das Podest schaffen.“

Klee Gesamt-Fünfter und Fähndrich 13.

Beda Klee (SUI), Cyril Faehndrich (SUI), (l-r) © Modica/NordicFocus

Beda Klee, der sich vor der letzten Etappe noch leise Hoffnungen auf das Tour-Podest machen konnte, wurde im Final Climb guter Achter. Das bedeutete in der Gesamtwertung einen sehr guten fünften Rang – viel mehr, als er vor der Tour de Ski erwartet hatte. Der Final Climb fiel ihm etwas leichter als befürchtet, „es hat fast Spaß gemacht“, sagte er später im SRF. „Platz fünf ist immer noch surreal gut, ich bin mit dem Ziel einer Top-20-Klassierung zur Tour de Ski gestartet.“ Cyril Fähndrich konnte nach seinem Podium am Vortag nicht mehr ganz mithalten und wurde schließlich 22. In der Gesamtwertung belegte der Zentralschweizer damit zum Schluss den 13. Rang.

 

=> Ergebnis 10 Kilometer FT Massenstart Final Climb
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