Langlauf Weltcup Drammen und Oslo: Norwegische Erfolge auf heimischem Boden

Therese Johaug (NOR) © Laiho/NordicFocus

Die Weltcups in Drammen und am Osloer Holmenkollen waren wie gemacht für die Gastgeber, die sich wie erwartet alle vier Siege holten. Maiken Caspersen Falla siegte das dritte Mal in Folge, Petter Northug wollte es allen beweisen und Therese Johaug und Martin Johnsrud Sundby siegten mit unglaublichen Vorsprüngen…

„Ich wollte es allen zeigen!“

Ola Vigen Hattestad (NOR), Petter Northug (NOR), Eirik Brandsdal (NOR), (l-r) © Felgenhauer/NordicFocus

Immer wieder in den letzten Monaten musste sich Petter Northug Lästereien anhören nach dem Motto „Der kann ja nicht mehr gewinnen“ – seit letzter Weltcupsieg war schließlich auch über zwei Jahre her. Das wollte Petter nicht auf sich sitzen lassen: „Ich wollte es allen Kritikern zeigen, die gesagt haben ich würde nie wieder einen Weltcup gewinnen. Darum habe ich es ihnen gezeigt und absichtlich alle Heats im Doppelstockschub bestritten“, sagte der Norweger nach seinem Erfolg in Drammen. Im Nachhinein mussste er aber dennoch zugeben, dass die Aktion ordentlich Körner gekostet hat. Vielleicht ein Grund, warum er am Holmenkollen nur um Platz sechs sprinten konnte.

Endlich ein Heimsieg in Oslo

Martin Johnsrud Sundby (NOR) © Laiho/NordicFocus

Zumindest mit seinem Teamkollegen Martin Johnsrud Sundby konnte Petter nicht mithalten. Wie auch? Der dominierende Athlet des Langlauf-Weltcups der letzten Jahre war auch diesmal nicht zu schlagen und absolviert im Training eine unglaubliche Anzahl von Stunden. Seit sich der Körper des inzwischen 31-Jährigen an das Pensum gewöhnt hat, ist er kaum zu schlagen. Vielleicht auch, weil er so vorausschauend trainiert: Der Norweger trainiert schon längst speziell auf die Tour de Ski 2017 hin. Ein tolles Rennen im Niemandsland zeigte der Russe Sergey Turyshev, der sich durch einen geschickten Skiwechsel nach vorn schob und viele, viele Kilometer allein unterwegs war. So allein, „dass mir das irgendwann unterwegs unheimlich geworden ist so allein“, sagte er später.

Unglaubliche Dominanz nach angeblicher Krankheit

Therese Johaug (NOR) © Laiho/NordicFocus

Im Vorfeld der norwegischen Heimrennen gab es einige Unstimmigkeiten um Therese Johaug und Heidi Weng, die vorzetig von der Pflichtvernstaltung „Norwegische Meisterschaften“ abreisten. Therese gab noch einen Husten als Grund an, Heidi sagte dazu gar nichts. Therese ließ dann auch auf Anraten des Trainers Drammen aus, um die Wogen etwas zu glätten. In ihrem Siegerstatement widerspricht sie sich dann aber etwas – krank scheint sie nicht wirklich gewesen zu sein: „Ich musste mich trotz meines großen Vorsprungs weiter konzentrieren auf meine Technik. Daran habe ich in der letzten Woche noch gearbeitet. Das war mein Saisonziel neben der Tour de Ski, hier zu gewinnen. Mein Material war sehr gut, ich habe mich gut gefühlt und bin gar nicht müde. Bei den norwegischen Meisterschaften war ich ein bisschen krank, ein paar Tage im Bett zu liegen, war vielleicht gar nicht so schlecht.“ Krank? Wie auch, schließlich gewann sie den 30er quasi in Rekordzeit, mit dem größten Vorsprung, der jemals in einem Weltcuprennen gemessen wurde. Beachtlich auch die Leistungen von Ingvild Flugstad Østberg und Anne Kyllönen, während sich Steffi Böhler im Skiwechsel-Poker verzockte. Das 30 Kilometer-Rennen ist sowieso schon seit Jahren norwegische Dominanz und so wird es wohl auch noch eine Weile bleiben: Seit Justyna Kowalczyk 2010 in Whistler Olympiasiegerin wurde, hießt die Siegerin über 30 Kilometer immer entweder Therese Johaug oder Marit Bjørgen, die am Wochenende Sohnemann Marius der Presse vorstellte und im April wieder Rennen bestreiten will.

Hilflos im Holmenkollen-Nebel

Die Probleme bei den Schweden reißen nicht ab. Problematisch ist nicht nur die große Formschwäche, die sich im Herrenteam im diesem Jahr breitmacht und die auch am Holmenkollen weiter anhielt. Da es zur Zeit nicht genügend weltcupfähige Schweden gibt, wurde nicht zum ersten Mal in dieser Saison Daniel Rickardsson reaktiviert, der eigentlich zu den Skimarathonrennen abgewandert ist. Am Wochenende hatte besonders er unter dem berüchtigten Holmenkollen-Nebel zu leiden: Die Sicht war gleich Null – nicht nur für Läufer, Fotografen und TV-Kameras: Auch die Betreuer an der Strecke verloren eindeutig den Durchblick. Als sich bei Daniel Rickardsson kurz vor dem Stadion der Belag unter dem Ski löste, hoffte er auf Unterstützung von außen. Der offizielle Skiwechsel war bei dieser Stadionpasssage noch nicht möglich, ein Betreuer hätte aber mit einem neuen Ski aushelfen können – aber niemand sah sein Problem im dichten Nebel. Daniel rief laut um Hilfe – aber niemand hörte ihn in dichtem Nebel. Er musste zunächst weiterlaufen und bis er endlich einen neuen Ski bekam, waren schon drei Minuten verloren. Am Ende kam als mit über neun Minuten Rückstand als 37. ins Ziel.

Ärger um Stina und die fehlende Startnummer eins

Mari Eide (NOR), Ingvild Flugstad Oestberg (NOR), Stina Nilsson (SWE), (l-r) © Felgenhauer/NordicFocus

Probleme bekommt auch Stina Nilsson, die immer öfter mit anderen Läuferinnen wegen ihrer robusten Art im Rennen in Streit gerät: Zuletzt war es Krista Pärmäkoski, die zu Stinas Opfer wurde. Die Schwedin drängelte sich in Drammen im Schlussanstieg vor die Finnin, die daraufhin das Tempo rausnehmen musste und den möglichen Podestplatz verlor. Stina Nilsson wurde im Finale auf Platz sechs zurückgestuft. Dennoch kam es später auf dem Parkplatz noch einmal zu einer lautstarken Auseinandersetzung zwischen Stina und Krista. Eine ähnliche Meinungsverschiedenheit gab es erst kürzlich bei der Tour de Ski zwischen der Schwedin und Heidi Weng. Ein anderes Diskussionsthema bei den schwedischen Damen ist derzeit die seit Jahren fehlerhafte FIS-App, wo auch im Live-Timing des Prologs die Startnummer eins grundsätzlich nicht mit einsortiert wird. Qualifiziert sich Nummer eins nicht, ist alles in Ordnung. Kommt sie aber unter die besten 30, freut sich möglicherweise der/die Prolog-30. über die knappe Quali und bereitet sich auf das Viertelfinale vor, bevor dann die böse Überraschung mit der Startnummer eins kommt. So erging es in disem Winter schon zweimal den Schwedinnen, die so langsam mal aus der Situation gelernt haben sollten. In der Lenzerheide war es Evelina Settlin, diesmal war Charlotte Kalla die Betroffene, die erst spät merkte, dass sie doch nicht im Viertelfinale starten darf und ziemlich verärgert war. Die berüchtigte Nummer 1 im Prolog trug diesmal Teamkollegin Linn Sömskar.

Alle News aus Drammen und Oslo

=> Heimsiege durch Falla und Northug
=> Sundby triumphiert erstmals am Holmenkollen
=> Therese Johaug läuft auf und davon

 

Bildergalerien der Woche

=> Bildergalerie Drammen
=> Bildergalerie vom Holmenkollen

 

Resultate und Weltcupstände

=> Resultat Sprint KT Damen
=> Resultat Sprint KT Herren
=> Resultat 50km KT Massenstart Herren
=> Resultat 30km KT Mst Damen

=> Weltcupstände Damen
=> Weltcupstände Herren