Der Langlauf Weltcup in Drammen, der traditionelle Sprint im klassischen Stil hinaus zur Kirche in der Innenstadt von Drammen, endete mit Siegen von Maiken Caspersen Falla und Richard Jouve. Für die Norwegerin war es der sechste Sieg in Drammen nach vielen gesundheitlichen Problemen, für den Franzosen sein allererster Sieg. Gleich zwei DSV-Damen schafften den Sprung ins Halbfinale.
Falla gewinnt Lieblingsrennen
Neben blau-gelber Bandenwerbung, gehissten Fahnen und blau-gelben Streifen auf den Startnummern waren relativ wenig ukrainische Farben zu sehen. Einzelne ukrainische Fähnchen im Publikum gingen eher unter, bei den Athleten zeigten nur Julie Myhre und Maiken Caspersen Falla mit blau-gelber Armbinde Flagge. Im Finale der Damen dominierte jedoch blau-gelb – die drei Schwedinnen bekamen allerdings große Konkurrenz von Maiken Caspersen Falla, die in Drammen schon fünfmal gewonnen hatte. Seit letztem Winter beschäftigen die Norwegerin zwar Atemprobleme sowie Magenprobleme in Davos und Peking, in Drammen war davon aber nichts mehr zu spüren. Auch wenn lange Zeit Jonna Sundling das Tempo bestimmte und dafür sorgte, dass sie, Falla und Lampic sich absetzten, kam im Anstieg wieder im Viertel- und Halbfinale wieder die Zeit der Norwegerin, die sich mit dem stärksten Finish den Sieg holte und laut jubelte. Zum sechsten Mal gewann sie das einzige Weltcuprennen, das in klassischer Technik zu Ende geht und nicht im Doppelstockschub. Die Zweitplatzierte Jonna Sundling freute sich aber sichtlich über den Erfolg der Norwegerin, die für den ersten nicht-schwedischen Sieg in diesem Winter sorgte. „Ich liebe es hier in Drammen. Schön, wieder hier zu sein. Es ist eine tolle Athmosphäre und ein toller Tag. Es ist eine ziemlich harte Strecke“, sagte die noch schnaufende Falla, obwohl die Strecke seit der letzten Austragung leicht verändert wurde: Neben einer verbreiterten Startpassage mit sechs Spuren fehlen nun erstmals die letzten besonders steilen Meter vor der Ziellinie auf den Stufen der Kathedrale. „Ich habe diese Saison viele Rennen im TV verfolgt, aber es ist schön, die Saison so zu beenden“, so Falla, die aber sicher auch noch den Sprint in Falun mitnehmen wird. Über den Podestplatz trotz Formschwäche in den letzten Rennen freute sich Anamarija Lampic. Maja Dahlqvist konnte sich im Endspurt immerhin noch Platz vier sichern vor Anna Dyvik und Nadine Fähndrich. Die Schweizerin versuchte als einzige Athletin, sich im ersten Anstieg in einer eigenen Spur nach vorn zu arbeiten, was ihr in ihrer schwächeren Technik jedoch nicht gelang. Enttäuscht reist Johanna Hagström aus Drammen ab: Zwar war die Schwedin die Schnellste im Prolog, stürzte dann aber ohne gegnerische Einwirkung in der Abfahrt im Viertelfinale. Nach dem Prolog hatte sie noch gesagt, sie wolle es diesmal taktisch klüger angehen als bisher in Drammen und nicht zu vorsichtig.
Premierensieg vor Wang
Im Finale der Herren ohne die norwegischen Stars und die verbannten Russen waren dennoch zwei Norweger der zweiten Garde vertreten. Favoriten waren allerdings die Franzosen und der chinesische Sprinter Qiang Wang – oder besser Wang Qiang, da die Chinesen den Nachnamen vor dem Vornamen nennen. In Abwesenheit der norwegischen Stars wollte sich Richard Jouve als guter Klassiksprinter nach zwölf Podestplätzen, davon zwei im klassischen Stil, endlich seinen ersten Weltcupsieg feiern. Im Prolog war der 27-Jährige mit französischem Vater und dschibutischer Mutter der Beste und auch in den Heats hatte er alles klar im Griff. Im Finale ging der Chinese das Rennen sichtlich vorsichtiger an als im Viertelfinale und Halbfinale, wo er immer Vollgas ging und eine Lücke herauslief, was ihn aber merklich Kräfte kostete. So übernahm Richard Jouve das Kommando und sorgte dafür, dass hinter ihm, Wang und Chanavat eine Lücke entstand. Alles entschied sich im letzten Anstieg zur Kirche, wo der Franzose nicht zu schlagen war und auf der Linie ausgiebig jubelte über den langersehnten Erfolg. Genauso laut freute sich jedoch auch Wang Qiang über sein erstes Podium, nachdem er sich im Anstieg wieder an Skatingspezialist Lucas Chanavat vorbeigeschoben hatte. „Es war eine tolle Stimmung, ich hatte gute Ski und eine tolle Form. es ist ein großartiges Gefühl, hier zu gewinnen“, freute sich Jouve. Sivert Wiig schaffte als Vierter sein bestes Weltcupresultat bei nur wenigen Einsätzen bisher. Federico Pellegrino schaffte es in seiner deutlich schwächeren Technik immerhin ins Finale und wurde Fünfter, in den Kampf um das Podium konnte er jedoch nicht eingreifen. Pål Trøan Aune komplettierte das Finale als Sechster.
Hennig, Gimmler und Hediger im Halbfinale
Das deutsche Langlauf-Team erreichte in Drammen das beste Mannschaftsergebnis seit 15 Jahren. Mit Laura Gimmler und Katharina Hennig schafften es zwei DSV-Damen ins Halbfinale, womit vor allem Distanzspezialistin Hennig mehr als zufrieden war. „Ich freue mich mega über mein Ergebnis. Das war jetzt das erste Mal Halbfinale für mich im Sprint. Das war schon ein Erfolgserlebnis und dann auch noch Achte zu werden, ist einfach mega. Ich habe versucht, mich auf die Zielgerade zu konzentrieren, weil ich gemerkt haben, dass ich da verhältnismäßig gut unterwegs bin und habe versucht, bis dahin so gut es ging Kräfte zu sparen“, so Hennig, die aber auch mit den Teamkolleginnen sehr zufrieden war. „Ich freue mich auch über die anderen Mädels. Ich glaube, wir haben uns heute gut präsentiert als Team, also ein rundum gelungener Tag.“ Für Hennig selbst wäre im Halbfinale sogar noch mehr drin gewesen als Platz vier, hätte ihr nicht Julia Kern, die Amerikanerin mit deutschen Eltern, am Fuß des Schlussanstiegs den Weg abgeschnitten, so dass das Tempo weg war. Laura Gimmler zeigte sich nach ihren gesundheitlichen Problemen im Januar wieder in deutlich verbesserter Form und zog ebenfalls ins Halbfinale ein, wo sie als Fünfte Gesamtrang neun belegte, nachdem sie schon im Prolog als Vierte überzeugt hatte. Für das Schweizer Team schaffte Jovian Hediger den Sprung ins Halbfinale nach starkem Anstieg im Viertelfinale, dann fand er aber keine Lücke mehr, um sich weiter nach vorn zu schieben, so dass er in seinem vorletzten Weltcupsprint Zehnter wurde.
Schneider freut sich über „Glanzlichter“ im DSV-Team
Coletta Rydzek verpasste nur ganz knapp als dritte Deutsche den Einzug ins Halbfinale – Platz drei reichte nicht, da die Lucky Loser Plätze schon von den Teamkolleginnen belegt waren. Dennoch war die Oberstdorferin nicht unzufrieden: „Es war auf jeden Fall ein gutes Rennen. Unten in der Kurve habe ich etwas Schwung verloren, dann reicht es eben nicht ganz. Ich habe alles gegeben und wieder einen Top15 Ergebnis erreicht. Das ist auf jeden Fall etwas, mit dem ich sehr zufrieden sein kann, auch wenn es leider nicht fürs Halbfinale gereicht hat“, so Rydzek, die sich im Anstieg immerhin wieder auf Platz drei vorkämpfte mit starkem Finish. „Im Viertelfinale wurde es etwas weicher als im Prolog, aber nicht so schlimm wie gestern im Training. Die Kurven und so gingen sehr gut zu fahren, wir hatten super Material, sowohl Stieg als auch Fahrt, das ging sehr, sehr gut.“ Auch Damen-Trainer Erik Schneider lobte die drei Damen unter den besten 15, zudem kam Sofie Krehl als 30. in die Wertung. „Ein sonniger Sprinttag in Drammen ist zu Ende. Mit Platz acht, neun und 14 haben wir das beste Ergebnis der letzten 15 Jahre hier geschafft. Wir sind froh, dass die Katha sich auch im Gesamtweltcup ein bisschen positionieren konnte und auch im Sprint wichtige Punkte holen konnte. Coletta konnte auch in Richtung Sprintweltcup ihre Position festigen. Das waren die Glanzlichter des Tages“, so Erik Schneider, der hinzufügte: „Jetzt sind es noch zwei Wochenenden, wo es heißt positiv denken, negativ bleiben. Vor der Tür steht ein Holmenkollen Wochenende mit Kaiserwetter, da freuen wir uns drauf.“ Für die Schweizerin Laurien van der Graaff endete ihr letzter Auftritt in Drammen schon im Viertelfinale, auch sie ist aber im Skaten deutlich stärker. Allerdings wurde sie im Anstieg auch von Johanna Matintalo stark behindert, so dass die Schweizerin komplett ihr Tempo verlor.
Brugger wieder zu früh raus
Trotz fehlender Russen und dem norwegischen A-Team gelang es Janosch Brugger wieder nicht, sich für die besten 30 zu qualifizieren. Er kam nicht über Platz 39 hinaus. Ursprünglich war es Platz 40 nach dem Prolog, aber durch die Disqualifikation von Ondrej Cerny im Viertelfinale nach der zweiten gelben Karte rutschten er und die anderen Athleten noch einen Platz auf. Von den zwölf Norwegern des B- und C-Teams kamen immerhin sieben unter die besten 30, für die Junioren wie die Holmboe-Zwillinge oder Junioren-Weltmeister Johannes Lønnestad Flaaten war die Strecke aber wohl zu schwer beziehungsweise in der falschen Technik. Bei den DSV-Damen konnte sich nur Anne Winkler als 45. nicht für das Viertelfinale qualifizieren. Die Schweizer mussten im Viertelfinale auf Janik Riebli, U23-Weltmeister Valerio Grond, Cyril Fähndrich sowie Erwan Käser verzichten, die schon im Prolog als 33., 37., 49. und 55. ausschieden und später noch um einen Platz nach vorn rückten.
Nach dem Ausschluss ihrer Athleten, die mit dem Bus wieder über die Grenze nach Sankt Petersburg einreisten, boykottierte das russische MatchTV die Ausstrahlung der Finalläufe. Die Qualifikation wurde noch übertragen.
=> Ergebnis Sprint KT Damen
=> Ergebnis Sprint KT Herren
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