Langlauf Weltcup Falun: Diggins mit Kampf und Krampf zum Massenstart-Sieg – Carl nach Sturz Fünfte

Ebba Andersson (SWE), Heidi Weng (NOR), Jessie Diggins (USA), (l-r) © Authamayou/NordicFocus

Victoria Carl hätte möglicherweise erneut den Sprungs aufs Podium in Falun schaffen können – ohne den blöden Sturz. Dennoch freute sie sich über Platz fünf bei starker deutscher Mannschaftsleistung und dem Sieg von Jessie Diggins.

Sturz wirft Carl zurück

Victoria Carl (GER) © Authamayou/NordicFocus

Unter Führungsarbeit von Jessie Diggins, die vom Start weg das Tempo bestimmte, bildeten sich schon bei der ersten Passage des Mördarbakkens Lücken nach den ersten 20 im Feld. Die Amerikanerin wechselte sich im Laufe der Runde mit Ebba Andersson, Heidi Weng und ab Runde zwei auch Nora Sanness in der Führung ab, aber Victoria Carl war immer wachsam und versuchte, sich trotz ihrer Größe im Windschatten der ersten Athletinnen aufzuhalten. Nach dem dritten Mördarbakken bildete sich eine fünfköpfigen Spitzengruppe auf dem Weg zum ersten Bonussprint, der aber wie bei den Herren ohne Angriff vorüberging. Diese Fünfergruppe mit Andersson, Weng, Sanness, Diggins und Carl vergrößerte den Vorsprung auf die Verfolgerinnen mit Pia Fink und Nadja Kälin. Bei Erreichen des Sprintkurses am Ende der vierten Runde ging die Thüringerin entgegen der Absprache doch nach vorne und führte bis zur Verpflegungsstelle auf der Brücke, aber beim Stadiondurchlauf stellte sie sich dann einen Stock zwischen die Beine, stürzte hart und zerbrach sich einen Stock, als eine andere Athletin darüber lief. Damit war die Lücke da, die die 29-Jährige nicht mehr schließen konnte.

Diggins gibt nie auf

Ebba Andersson (SWE), Heidi Weng (NOR), Jessie Diggins (USA), (l-r) © Modica/NordicFocus

Vorn bekam auch Jessie Diggins immer mehr Probleme, sie sah sich um, ob Carl in Sichtweite ist, aber nach dem letzten Anstieg zum Mördarbakken musste auch sie immer wieder eine Lücke zum Trio aufgehen lassen. Das Tempo wurde von Ebba Andersson gemacht, aber in der Abfahrt zu den letzten beiden Anstiegen am Stadion zeigte sich, dass Heidi Weng den besseren Ski hat. Dennoch sprang Jessie Diggins, die sich mit ihrem puren Kampfeswillen immer wieder zurück kämpfte, als Erste in den Anstieg, stolperte dann nach Kontakt mit Weng, behielt aber die Führung. Weng zeigte sich später irritiert von der Aktion: „Da war kein Platz“, meinte sie. Im zweiten Anstieg attackierte Diggins über die Kuppe hinweg und riss damit die entscheidende Lücke zu ihren Verfolgerinnen. Bis zur Ziellinie konnte sie niemand mehr einholen und die 33-Jährige feierte ihren sechsten Saisonsieg auf dem Weg zum dritten Gesamtweltcupsieg. Im Zielsprint ging Platz zwei an Heidi Weng, die Ebba Andersson hinter sich ließ. Nora Sanness hatte nichts mehr zuzusetzen und verpasste als Vierte ihr zweites Podium. „Das war so ein außergewöhnlicher Tag. Julia [Kern] und ich sind bei Gus‘ Podium auf dem Bett auf und ab gehüpft und wir haben den TV angeschrien. Das hat mich definitiv sehr begeistert und erhitzt. Dann habe ich mir gesagt ‚Auf geht’s!‘ Das war definitiv sehr cool, vielen Dank an die Wachser, sie haben auch so hart gearbeitet. Wir hatten das ganze Wochenende extrem gute Ski und das war ein wichtiger Faktor. Das war ein Sieg für das ganze Team und es ist großartig, so nach Trondheim zu reisen“, so Diggins. Zu ihren Problemen gegen Rennende sagte sie: „Ich mag diese Strecke hier sehr, aber um ganz ehrlich zu sein, ich habe dann Krämpfe bekommen und wenn die vierte Runde etwas schneller gewesen wäre, hätte ich es nicht zurück geschafft. Ich habe mir nur gesagt ‚Bleib dran, es ist nicht vorbei, bevor wir im Ziel sind!‘ und das habe ich dann gemacht. Ich habe zuletzt einen massiven Trainingsblock absolviert und muss nun zur Ruhe kommen. Dann geht es nach Trondheim, wo ich meine Familie sehe.“

Carl zufrieden trotz Delle im Ski

Victoria Carl (GER) © Modica/NordicFocus

„Der Plan ist, sich auf Platz drei bis fünf aufzuhalten, Kräfte zu sparen und dann ihre Stärken an den flacheren Abschnitten auszuspielen“, gab Technik-Trainer Axel Teichmann die Marschroute für Victoria Carl vor, an die sie sich kurz vor ihrem Sturz nicht ganz hielt. Dann passierte das Malheur und die ersten Vier waren uneinholbar weg. Nun musste die Thüringerin ihr eigenes Tempo finden und sie brachte ihren fünften Platz mit deutlichem Vorsprung auf die Gruppe ins Ziel. Zu ihrem Fehler sagte sie im ZDF: „Ich weiß nicht, ob es mein eigener Stock war oder der meiner Frontfrau, aber ich hatte dann plötzlich ein Riesenloch in meinem Ski. Ich bin koordinativ einfach müde gewesen und dann habe ich einfach einen Bauchklatscher gemacht. Ich habe total schnell einen Ersatzstock bekommen, aber in der letzten Runde, wenn die vorne Vollgas geben, ist es schwer ranzukommen. Ich habe alles gegeben, habe meinen fünften Platz verteidigt. Ob es heute ein Podest geworden wäre, weiß ich nicht. Aber es hat sich gut angefühlt, vorne mitzulaufen.“ Teichmann lobte dennoch die Leistung seiner Athletin: „Das ist bitter, aber bis zu dem Moment war sie sehr gut im Rennen. Es war ein sehr starkes Rennen von der Vici, aber auch von Pia und Kate. Wir hätten ohne den Sturz um das Podium mitkämpfen können, darum ist es umso bitterer, wenn man sich Anfang der letzten Runde auf die Knie legt. Es war nicht geplant, drei Rennen hier zu machen, sie wollte es aber und hat gute Leistungen gezeigt. Darum muss man jetzt nicht den Kopf in den Schnee stecken.“

Fink und Kälin in besten Acht

Pia Fink (GER), Nadja Kaelin (SUI), (l-r) © Modica/NordicFocus

In Abwesenheit von Katharina Hennig, die sich wegen leichter Beschwerden im Iliosakralgelenk gestern Abend gegen einen Start entschied, um für die WM nichts zu riskieren, war auch Pia Fink als zweite Deutsche immer vorne in den besten Zehn vertreten wie auch die Engadinerin Nadja Kälin. Beide hielten sich stark in ihrer Gruppe hinter den besten Fünf und mussten im Endspurt nur Julia Kern passieren lassen. Rang sieben ging an die Baden-Württembergerin Pia Fink, der achte Rang an die Schweizerin. Für die 23-Jährige bedeutet das ihr mit Abstand bestes Weltcupresultat, das bisher bei Platz 15 im Goms gelegen hatte – ebenfalls in einem Freistil Massenstart. „Ich bin wirklich voll zufrieden mit dem heutigen Rennen. Ich habe mir vorgenommen, meine Startposition möglichst lange zu halten und am Anfang etwas Kräfte zu sparen, so dass ich dann am Ende nochmal gut drücken konnte. Das ist mir ganz gut gelungen. Ich war vor dem Wochenende schon ein bisschen angespannt, weil ich die letzten Wochen doch ein bisschen mehr trainiert hatte und es mir dann meistens eher etwas schwerer fällt, ins Rennen reinzukommen. Aber das hat dieses Wochenende ganz gut geklappt und jetzt kann ich beruhigt die nächsten Wochen angehen und mich auf Trondheim vorbereiten und freuen“, sagte Pia Fink. Katerina Janatova und Flora Dolci belegten die Plätze neun und zehn.

Sauerbrey in starker Form vor WM

Vilma Ryytty (FIN), Katherine Sauerbrey (GER), Teresa Stadlober (AUT), (l-r) © Authamayou/NordicFocus

Katherine Sauerbrey war in Runde zwei zusammen mit Sofie Krehl zurückgefallen, schaffte aber zunächst noch einmal den Anschluss. Am Mördarbakken der dritten Runde musste sie die anderen aber endgültig ziehen lassen wie auch Teresa Stadlober. Helen Hoffmann und Nadine Fähndrich mussten schon vorher abreißen lassen, dennoch kamen alle unter den besten 20 ins Ziel. Sauerbrey beweist immer mehr WM-Form und wurde sehr gute 13., während Helen Hoffmann hinter Nadine Fähndrich und vor Sofie Krehl 18. wurde. Die 23-Jährige hatte sich vor dem Rennen am FIS-Mikrofon auf keine Zielplatzierung festlegen wollte, wollte nur „Spaß haben und eine gute Technik laufen“. Mit Giuliana Werro kam eine weitere Schweizerin als 34. ins Ziel, Deutschlands Anna-Maria Dietze gab das Rennen am Ende der Spitzengruppe liegend nach einer Runde auf. Per Nilsson sagte nach dem Rennen zu seinem Team: „Für Vici war es ein bisschen bitter, als sie sich vor der letzten Runde den Stock brach, aber es war ihre eigene Schuld und sie hat ein gutes Rennen gemacht. Auch Pia und Kate haben eine starke Leistung gezeigt als Siebte und 13. und auch Helen und Sofie haben überzeugt, die ein sehr starkes Finish gemacht hat. Anna-Maria hatte Magenprobleme und konnte das Rennen darum nicht beenden. Das kann passieren, ist nicht so ein schönes Gefühl, aber es ist, wie es ist. Wir hatten heute wieder unglaublich gute Ski, also ein Podium für die Wachstechniker heute.“

Stadlober mit Rennen zum Vergessen

Teresa Stadlober (AUT) © Authamayou/NordicFocus

Teresa Stadlober fiel wie gesagt auf der dritten Runde aus der Spitzengruppe zurück und war damit und mit der Endplatzierung 15 selbstverständlich nicht zufrieden, auch wenn dieses Ergebnis für sie in Falun nicht ganz unerwartet kommt. Nach dem Rennen sagte die Radstädterin: „Das war heute leider eher ein Rennen zum Vergessen. Das 20 Kilometer-Rennen in Falun liegt mir ehrlicherweise einfach nicht und ich habe mir von Beginn an schwergetan. Körperlich und muskulär war ich heute ein wenig angeschlagen, hatte schwere Beine von gestern und bin heute einfach nicht in die Gänge gekommen. Gestern war gut, heute eher nicht – jetzt liegt der volle Fokus auf Trondheim.“

=> Ergebnis 20 Kilometer Freistil Massenstart Damen

Falun zum Nachlesen

=> Deutsches Langlauf Team für Falun zwischen Trainingseinheiten und letztem WM-Test
=> Langlauf Weltcup Falun: Letztes Kräftemessen vor WM in Trondheim steht bevor
=> Langlauf Weltcup: Fähndrich Zweite bei Sprintsiegen von Svahn und Klæbo in Falun
=> Ebba Andersson feiert Heimsieg in Falun – Carl Dritte
=> Iivo Niskanen triumphiert bei WM-Generalprobe in Falun
=> Pål Golberg feiert im Massenstart von Falun speziellen Triumph

Bildergalerie