Langlauf Weltcup: Frida Karlsson dominiert erstes Rennen in Ruka – Hennig glückliche Vierte

Therese Johaug (NOR), Frida Karlsson (SWE), Astrid Oeyre Slind (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Das deutsche Team verpasste beim Auftakt im Langlauf Weltcup knapp das erste Podium durch Katharina Hennig. Der Sieg mit großem Vorsprung an Frida Karlsson vor Rückkehrerin Therese Johaug.

Johaug meldet sich zurück

Therese Johaug (NOR) © Modica/NordicFocus

Pünktlich zum Saisonstart ist auch im finnischen Ruka der Winter eingekehrt und die Damen bereiteten sich bei leichtem Schneefall und -2°C auf ihre zehn Kilometer Klassik vor. Mit Spannung wurde der Start von Nummer 24 erwartet, Rückkehrerin Therese Johaug, die je nach zählweise 82 oder 100 Weltcupsiege (inklusive Staffel) mitbringt in ihre Comebacksaison. Die 36-Jährige ist laut eigener Aussage vor Saisonstart noch nicht in Topform, setzte aber zunächst die klaren Bestzeiten, was später Platz zwei bedeutete. „Ich habe die letzten zwei Jahre nicht viele Rennen bestritten. So muss ich sagen, dass ich mit dem zweiten Platz hier heute zufrieden bin. Frida war in ihrer eigenen Welt. Mit 43 Sekunden Vorsprung zu gewinnen, das ist eine Menge. Das ist beeindruckend“, sagte Therese Johaug nach dem Rennen bei Viaplay. „Der Abstand ist enorm, aber da kann auch der Ski einen Unterschied gemacht haben“, ergänzte sie auf Nachfrage und erklärte, dass es beim Aufwärmen noch deutlich mehr geschneit hatte als im Rennen. 

Karlsson bei zwölftem Sieg nicht zu schlagen

Frida Karlsson (SWE) © Modica/NordicFocus

Überraschend klar setzte sich Frida Karlsson gegen die gesamte Konkurrenz durch, obwohl sie bis Mitte November noch ein alternatives Höhentraining auf dem Rad auf Teneriffa absolvierte, weil sie wegen einer Überbelastung der Sehnen und Bänder im Fuß nicht skilaufen konnte. Schon letzte Woche in Bruksvallarna zeigte sie mit Platz zwei hinter Ebba Andersson, dass die Form gut ist, aber eine derartige Dominanz wie heute war definitiv nicht zu erwarten. Die 25-Jährige war bei allen Zwischenzeiten die Beste und baute ihren Vorsprung auf Johaug immer weiter aus bis auf 46,5 Sekunden im Ziel. Frida Karlsson war selbst überrascht über ihre Leistung nach ihrer Verletzungsvorgeschichte: „Das ist unglaublich. Es war vielleicht mein bestes Rennen aller Zeiten. Ich war gar nicht nervös wegen Therese. Ich war froh, dass es wieder losgeht und ich am Start stehen kann. Ein fantastischer Tag. Ich konnte die Zeiten gar nicht glauben, die man mir unterwegs gab, das ist unglaublich“, sagte sie im FIS Interview.

Norwegerinnen verbessert

Therese Johaug (NOR), Heidi Weng (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Im Vergleich zum schwachen letzten Jahr, dem schlechtesten Winter der norwegischen Langlauf-Damen seit Anfang der 1980er Jahre, zeigte sich das Team heute verbessert zum Saisonstart – möglicherweise beflügelt durch Johaugs Rückkehr. Rang drei ging an Astrid Øyre Slind, die trotz eines längeren Trainingsausfalls im Herbst ihr drittes Weltcup-Podium holte und die Katharina Hennig noch knapp das Podium wegschnappte. Heidi Weng wurde mit mehr als einer Minute Rückstand Fünfte vor Ebba Andersson und Jessie Diggins. Theresa Stadlober, Rosie Brennan und Linn Svahn komplettierten die besten Zehn. Mit Kristin Austgulen Fosnæs und Lotta Udnes Weng zeigten zwei weitere Norwegerinnen als 16. und 17. ein gutes Rennen.

Hennig verpasst nur knapp das Podium

Katharina Hennig (GER) © Modica/NordicFocus

Lange Zeit sah es bei den Zwischenzeiten so aus, als könne sich Katharina Hennig das erste deutsche Podium der Saison sichern, aber in der zweiten Runde drehte Astrid Øyre Slind auf und überflügelte die Deutsche noch um 1,4 Sekunden. Dennoch war die Sächsin nicht unzufrieden: „Das ist der glücklichste vierte Platz, den man haben kann. Ich hatte einen schlechten Herbst, ich war viel krank und mir fehlen vier Wochen Training. Ich hatte gar nicht so viel erwartet“, sagte sie im Eurosport Interview. Die 28-Jährige war erst mit dem Muonio-Trainingslager Anfang November wieder voll ins Training eingestiegen und hatte dort in beiden Distanzrennen noch Platz sechs belegt. „Ich bin super super glücklich mit meinem vierten Platz heute. Glücklicher könnte man darüber nicht sein. Ich trauere dem dritten Platz auch überhaupt nicht hinterher, weil die letzten Wochen nicht besonders toll verliefen. Ich hatte viele Krankheitsausfälle, das Gefühl war auch wirklich nicht gut und vor zwei Wochen in Muonio sah die Lage noch völlig anders aus. Darum hatte ich mich darauf eingestellt, mit sehr viel Geduld in die Saison gehen zu müssen und dass ich viele Rennen brauche, um an meine Leistungen vom letzten und vorletzten Jahr anzuknüpfen. Dass es jetzt gleich so klappt, damit habe ich wirklich nicht gerechnet und umso glücklicher war ich, als die Platzierung dann auf der Ergebnisliste stand“, freute sie sich. „Ich habe schon nach dem ersten Anstieg gemerkt, dass ich heute einen guten Tag habe. Es hatte sich noch relativ locker angefühlt und ich habe ja auch eine sehr gute Zwischenzeit bekommen, was einen natürlich motiviert. Dann habe ich einfach versucht, bei mir zu bleiben, meinen Stiefel durchzuziehen und vor allem die Anstiege zu nutzen, um Sekunden gutzumachen. Das ist ja meine Stärke, vor allem um auch den Ausfall auf der Geraden zu kompensieren, aber auch da ging es heute echt ordentlich. Ich bin jetzt sehr glücklich zufrieden und auch stolz, dass ich mich nicht habe unterkriegen lassen und bin sehr dankbar, gleich nach dem ersten Tag die volle WM-Quali eingelaufen zu haben.“

Carl wird Elfte

Victoria Carl (GER) © Modica/NordicFocus

Nach den Klassik-Eindrücken von Muonio und ihrem überlegenen Sieg vor Niskanen und Stadlober war Victoria Carl als deutsche Top-Favoritin ins Rennen gegangen und sogar auch international als Siegkandidatin gehandelt worden. Heute musste die Thüringerin aber 1:25 Minuten Rückstand hinnehmen, was Platz elf bedeutete. Die schweren Strecken mit steilen Anstiegen und die Neuschneebedingungen kamen ihr als großer und schwerer Athletin aber definitiv nicht entgegen. Mit Laura Gimmler, Katherine Sauerbrey und Pia Fink landeten drei weitere Deutsche auf den Plätzen 19 bis 21. Sprintspezialistin Coletta Rydzek wurde gute 34. Damit war auch der Teamchef sehr zufrieden: „Der Auftakt ist aus deutscher Sicht mehr als gelungen. Katharina Hennig kämpfte lange ums Podium mit und schrammt dann am Ende um eine Sekunde dran vorbei mit ihrem vierten Platz. Vici Carl wird Elfte, also zwei Läuferinnen unter den Top-15 und fünf unter den Top-21. Coletta Rydzek läuft mit ihrem 34. knapp vorbei an den Top-30, sammelte aber auch wertvolle Weltcuppunkte und hatte einen guten Rennauftakt auf einer sehr schweren Strecke. Wir sind rundum zufrieden mit den Damen“, sagte Peter Schlickenrieder. 

Stadlober zufriedene Achte

Die einzige ÖSV-Starterin Teresa Stadlober konnte mit ihrem Saisonstart und Platz acht sehr zufrieden sein, nachdem sie einen Top-10 Platz angepeilt hatte. Dabei profitierte sie aber auch von Therese Johaug, an die sie sich gleich nach ihrem Start anhängen konnte. Jedoch war ihre zweite Runde ohne die Führungsarbeit sogar besser als die ersten fünf Kilometer, wo sie knapp zehn Sekunden weniger auf Karlsson verlor und zwei Plätze gutmachte. „Das war heute ein richtig cooles Rennen. Wir hatten super Material und ich habe das auch gleich von Beginn an gemerkt, als ich gemeinsam mit Therese Johaug gelaufen bin. Ich war fast überrascht, dass ich so gut mit ihr mithalten konnte, und auf der zweiten Runde habe ich einfach versucht, nochmal alles herauszuholen. Das war heute schon mein 222. Weltcupstart und ich bin mega-happy, das es am Ende der achte Platz geworden ist. Ich bin hier in Ruka schon lange nicht mehr in die Top-Ten gelaufen, von daher war es definitiv ein sehr guter Start. Jetzt gilt es sich gut zu erholen und dann am Sonntag noch einmal richtig Gas zu geben“, sagte die Salzburgerin in ihrem ÖSV-Statement. 

Weber beste Schweizerin

In Abwesenheit von Nadine Fähndrich, die erst morgen im Sprint angreifen will, wurde die 23-Jährige Anja Weber beste Schweizerin. Die U23-Weltmeisterin von 2022 wurde 28. mit 2:18 Minuten Rückstand. Nadja Kälin wurde 36. und Désirée Steiner 45.

=> Ergebnis 10 Kilometer Klassik Damen

 

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