Nach drei anstrengenden Wochen mit jeweils Wettkämpfen steht nun der letzte Weltcup vor Weihnachten und der Tour de Ski vor der Tür. Allerdings gönnen sich viele Stars eine Pause…
Perfekter Langlaufort mit Höhenluft
Davos zählt etwa 10.000 Einwohner und liegt am Davosersee im Schweizer Kanton Graubünden. Die anspruchsvollen Loipen in der höchstgelegenen Stadt Europas (etwa 1600 Meter ü.NN) werden den Läuferinnen und Läufern an beiden Tagen wieder alles abverlangen. Dennoch werden die zahlreichen Lokalmatadoren vom Stützpunkt Davos versuchen, eine gute Platzierung herauszulaufen. Für Touristen hält der Ort mehr als 20.000 Betten bereit. Somit dürfte sich für jeden Zuschauer eine Bleibe finden lassen. Viele Schweizer Langläufer haben Davos wegen der tollen Trainingsbedingungen zu ihrer Heimat gemacht wie zum Beispiel die inzwischen zurückgetretenen Laurien van der Graaff und Dario Cologna. „Vor der eigenen Haustür ein Weltcup-Rennen zu laufen, ist sensationell und für mich ein Highlight im Weltcupwinter“, meinte Dario Cologna. Auch das aktuelle Team um Jason Rüesch freut sich auf den Heimweltcup: „Ein solch traditioneller Weltcup vor der Haustür ist natürlich schön. Da ich mein Weltcup Debüt in Davos geben konnte, wird es immer ein spezieller Ort für mich sein.“ Die neue Nordisch Direktorin von Swiss-Ski, Guri Knotten, sagte: „Heimweltcups sind für die Schweizer Sportler von zentraler Bedeutung. Das Davos Nordic leistet dabei seit Jahren wichtige Arbeit und wir freuen uns auf die Wettkämpfe vor heimischen Fans.“
Freistil-Sprint und langer Einzelstart auf 1600 Meter
An einen Weltcup in der Höhe geht jedes Team und jeder Sportler anders heran. Während einige Athleten bereits frühzeitig nach Davos reisten, um sich an die Höhe zu gewöhnen, und teilweise auch ein längeres Trainingslager in Vorbereitung auf die Tour de Ski und die Weltmeisterschaften dranhängen, kommen manche Sportler auch erst kurzfristig vor dem Weltcup in der Davoser Höhe an. In Davos wird sowohl für die Distanzspezialisten als auch für die Sprinter etwas geboten. Am Samstag wird im freien Stil über zwei kleinere Runden um das Bünda-Stadion herum gesprintet mit herausforderndem Anstieg beziehungsweise einer Abfahrt, in der es immer wieder viele Stürze gab. Am Sonntag werden Distanzrennen über20 Kilometer im Einzelstart ausgetragen. Dafür ist wie in den letzten Jahren die fünf Kilometer lange Aebi-Runde vorbereitet, also die verkürzte Version der 7,5 Kilometer langen Waldji-Runde. Das Höhenprofil in Davos ist wie ein großer Hügel: Bis zur Aebi-Brücke an der Wende geht es wellig immer wieder bergauf mit einem Höhenunterschied von 85 Metern, anschließend tendenziell bergab.
Wechsel im norwegischen Team
Beim Langlauf Weltcup in Davos verzichten einige Athleten auf einen Start, um sich von den letzten Weltcups zu erholen und auf kommende Aufgaben vorzubereiten. Es gibt aber auch ein paar Rückkehrer wie Johannes Høsflot Klæbo, der sich von seiner Erkältung erholt hat, sowie Ingvild Flugstad Østberg und Helene Marie Fossesholm, die Beitostølen ausließen. Østberg hat sich besonders viel vorgenommen, die Strecken und die Höhe in Davos lagen ihr schon immer. Die erschöpfte Heidi Weng legt eine Pause ein, nachdem sie nach gesundheitlichen Problemen in diesem Kalenderjahr sehr wenig trainiert hat. Auch Emil Iversen und Kristine Stavås Skistad verzichten zu Gunsten des Trainings auf Davos. Außerhalb der Nationalmannschaft erhalten Maria Hartz Melling, Silje Theodorsen, Ansgar Evensen, Simen Myhre und Lillehammer-Sieger Iver Tildheim Andersen die Chance, sich auch außerhalb Norwegens im Weltcup zu beweisen. Melling fällt allerdings nun mit Erkältung aus und wird durch Hanne Wilberg Rofstad ersetzt. Nach der Nominierung am Montag wurde auch Håvard Solås Taugbøl noch aus dem Aufgebot gestrichen. Nach medizinischen Untersuchungen wurde eine leichte Zerrung im Oberschenkel diagnostiziert, die er sich am letzten Wochenende im Viertelfinals des Sprints zugezogen hatte. Für ihn rückte Gjøran Tefre nach.
Update: Der Gesamtweltcup-Führende Pål Golberg fällt mit einer Erkältung aus und wird durch Thomas Helland Larsen und Henrik Dønnestad ersetzt.
Auch Schweden tauscht durch
Auch im schwedischen Team gibt es einige Änderungen. Ebba Andersson, Emma Ribom und Anna Dyvik stehen nach ihren Covid Infektionen weiter nicht zur Verfügung. Auch Frida Karlsson wird nicht in Davos am Start sein, sie legt eine Trainingspause ein wie auch Calle Halfvarsson. So bekommen viele Athleten eine Chance, die lange nicht im Weltcup gestartet sind und teilweise ihr Debüt feiern. „Es wird spannend sein, Johan Häggström wieder im Weltcup zu sehen, nachdem er letzte Woche in Idre tolle Form gezeigt hat. Durch das Fehlen einiger Athletinnen erhalten auch talentierte Langdistanz-Läuferinnen wie Ida Dahl, Jenny Larsson und Frida Erkers eine Chance. Sie alle haben bei der Saisoneröffnung in Brusksvallarna überzeugt und haben sich schon in der Höhe akklimatisiert nach den Wettkämpfen in Österreich letzte Woche“, sagte Team Manager Anders Byström. Zu den Rückkehrern ins Team gehört jedoch nicht Linn Svahn. Die 23-Jährige feierte am Freitag nach 607 Tagen ihr Comeback nach Schulterverletzung und gewann den Sprint in Idre, trat dann aber tags darauf wegen der Kälte nicht mehr an. Wegen eines Fehlers des schwedischen Verbandes verlor sie durch ihre Verletzung jedoch ihre FIS-Punkte, so dass sie in Davos mit schlechter Startnummer ins Rennen gehen müsste. Für ein Jahr Verletzung werden die FIS-Punkte eingefroren, für eine Verlängerung müsste der Verband einen erneuten Antrag stellen, was aber nicht geschah. „Linn Svahn war angeboten worden, nach Davos zu reisen, aber sie entschied sich, zu Hause in Östersund im Scandinavien Cup zu laufen, weil es ihr als Saisonstart besser gefällt“, so Byström. Jonna Sundling ist nach ihrer Erkältung zu Saisonbeginn nach wie vor nicht einsatzbereit.
Update: Nach einer Anfrage des schwedischen Verbandes entschied sich die FIS, Linn Svahn ausnahmsweise ihre FIS-Punkte zurückzugeben. Das gab FIS-Renndirektor Michal Lamplot dem Aftonbladet bekannt. Ingrid Hallquist, Maja Dahlqvist und Anton Persson fallen ebenfalls mit Erkältung aus.
Niskanen fehlt weiter
Fans von Iivo Niskanen müssen weiterhin auf seinen Saisonstart des Finnen warten. Nach seiner Covid Infektion vor Ruka und der Geburt seines ersten Sohnes am vierten Dezember stieg der 30-Jährige erst vor wenigen Tagen wieder ins Training ein. Ob die Tour de Ski ein Ziel ist, ist nicht bekannt. Ebenfalls fehlt seine Landsfrau Johanna Matintalo im Aufgebot, die sich nach erstklassigen Resultaten am letzten Wochenende eine Pause gönnt. Jasmi Joensuu, Jasmin Kähärä und Lauri Lepistö lassen ebenfalls aus. Auch wenn Cristian Zorzi, Staffel Olympiasieger von 2006, in einem Interview bei fondoitalia auf eine Rückkehr von Federico Pellegrino im Davoser Sprint hoffte, ist das – Tage vor dem erwarteten Geburtstermin – sicherlich nicht der Fall. Italien startet mit einem größeren Team als in Skandinavien mit sieben Herren und fünf Damen. Caterina Ganz fehlt wegen einer starken Erkältung. Neben dem italienischen Team lobt Zorzi, der seit dem Sommer zum Team Andorra gehört, die Leistungssteigerung der Franzosen am letzten Wochenende, die in Davos alle Stars mit am Start haben werden, darunter auch Davos-Spezialist Maurice Manificat. Kann der 36-Jährige dort noch einmal an seine alten Erfolge anknüpfen?
Überraschung! Pellegrino ist doch am Start!
17 Schweizer beim Heimweltcup
Für das Schweizer Team gehen beim Heimweltcup fünf Damen und zwölf Herren an den Start. Bei den Damen sind das Nadine Fähndrich (D+S), Lea Fischer (S), Alina Meier (S), Anja Weber (D+S) und Giuliana Werro (D). Nadja Kälin muss aufgrund einer Zerrung der Bauchmuskulatur auf einen Start in Davos verzichten. Bei den Herren hatte Jonas Baumann in Beitostølen seinen ersten Weltcupstart nach seiner Corona Infektion und ist auch in Davos im Distanzrennen wieder dabei. Außerdem vertreten Cyril Fähndrich (S+D), Roman Furger (S+D), Valerio Grond (S), Erwan Käser (S), Beda Klee (D), Candide Pralong (S+D), Janik Riebli (S), Roman Schaad (S), Avelino Näpflin (S+D), Antonin Savary (S) und Cédric Steiner (S+D) die Schweizer Farben. Weiterhin fehlt aber Jason Rüesch ist Schweizer Aufgebot. Der 28-Jährige ist schon immer stark von Verletzungen und Erkrankungen betroffen gewesen und auch in diesem Sommer hat er viele gesundheitliche Probleme gehabt: Lange wurde er die die Einschränkungen nach einer erneuten Schulter-OP im März in Training behindert, im Herbst folgte dann noch ein Infekt. Sein Ziel war es, spätestens beim Heimweltcup in Davos in die Saison einzusteigen, aber das klappte noch nicht. Vielleicht ja bei der Tour de Ski?
Fünf Österreicher ohne Vermeulen und Leodolter
Teresa Stadlober plant in Davos ein Antreten im Distanzrennen am Sonntag. Nach ihrem zwölften Platz über die zehn Kilometer in Beitostølen vergangenes Wochenende will die Salzburgerin ihre aufsteigende Form auch in die Schweiz mitnehmen. Mit Lisa Unterweger wird auch eine zweite Österreicherin an den Start gehen. Die Steirerin wird sowohl den Sprint als auch das Distanzrennen über die 20 Kilometer absolvieren. Bei den Herren werden Benjamin Moser und Michael Föttinger ebenfalls beide Rennen in Angriff nehmen. Verstärkung erhält das Team von Lukas Mrkonjic, der damit erstmals in diesem Winter in das Weltcup-Team aufrücken und auch an beiden Wettkämpfen teilnehmen wird. Mika Vermeulen und Philipp Leodolter müssen hingegen aus gesundheitlichen Gründen auf ein Antreten in Davos verzichten.
„Kein Winterwonderland“ in Davos
Davos ist Mitte Dezember für winterliche Bedingungen bekannt. Ganz so schneereich wie sonst ist es aber nicht. „Ich bin seit 8. Dezember in Davos. Die Bedingungen auf den Weltcup-Strecken sind top, es ist kalt, die Strecke ist hart. Leider ist es hier kein Winterwonderland wie sonst eigentlich immer“, sagte Lucas Bögl. Die Situation kann sich aber bis zum Wochenende noch ändern, denn vor allem für Donnerstag und Freitag sind Neuschneefälle vorausgesagt. Am Wochenende soll dann die Sonne für einen tollen Wintertag sorgen. Nachts sinken die Temperaturen bis auf -11°C, tagsüber liegen sie um den Gefrierpunkt.
Davos live in der Schweiz und Österreich
Wie üblich wie der Heimweltcup in Davos in der Schweiz komplett live übertragen. Beim Sprint am Samstag ist SRF2 zuständig, die Distanzrennen werden von SRFinfo übertragen – mit Dario Cologna am Mikrofon. Wohnt man in Österreich, sieht man jede Minute live bei ORF Sport+. In Deutschland sieht man im Fernsehen leider nicht viel Langlauf. Die ARD zeigt Zusammenfassungen und mehr gibt es diesmal auch bei Eurosport nicht zu sehen. So bleiben deutschen Zuschauern nur Livestreams, wenn sie die Rennen live verfolgen wollen. Bis nach der Tour de Ski können Abonnenten noch im Eurosport Player schauen, aber auch ein Abo über den Nachfolger Discovery+ ist ab 3,99 Euro im Monat möglich. Zu sehen ist dort auch immer der Prolog des Sprints.
Wettkampfprogramm in Davos
Samstag, 17. Dezember 2022
10:45 Uhr: Qualifikation Sprint Freistil
13:15 Uhr: Finalläufe Sprint Freistil
Sonntag, 18. Dezember 2022
10:45 Uhr: 20 Kilometer Einzelstart Freistil Damen
13:15 Uhr: 20 Kilometer Einzelstart Freistil Herren