Überraschend entschieden die Russinnen Yulia Stupak, Natalia Nepryaeva und Tatiana Sorina mit ihrer jungen Schlussläuferin Veronika Stepanova die 4×5 Kilometer Staffel vor Schweden und Norwegen für sich. Das erste deutsche Quartett belegte nach vereitelter Attacke Platz sieben.
Hennig dominiert erste fünf Kilometer
Beim deutschen Team war schnell ersichtlich, dass sie wieder mit ausgezeichnetem Klassik-Material ausgerüstet waren: Katharina Hennig bestimmte das Geschehen auf den ersten Kilometern und war maßgeblich dafür verantwortlich, dass sich die Spitzengruppe auf fünf Athletinnen reduzierte. „Ich bin mit meinem Rennen bei der heutigen Staffel sehr zufrieden. Ich konnte die Aufgabe, die mir gegeben wurde, erfüllen und die Gruppe ein bisschen sprengen. Leider hat es die Strecke nicht hergegeben, das Loch auch größer zu machen und sich ein bisschen abzusetzen, da ein langes Stück bergab ging und da alles wieder zusammengerutscht ist“, sagte Katharina Hennig später. „Nichtsdestotrotz bin ich sehr zufrieden auch mit unserem Auftritt heute. Wir haben versucht, ein bisschen was anders zu machen als sonst und haben deswegen die Aufstellung geändert, um uns ein bisschen auszuprobieren im Hinblick auf Olympia, was dort eventuell die bessere Variante sein könnte.“ Geburtstagskind Laura Gimmler hielt lange scheinbar problemlos mit Frida Karlsson, Natalia Nepryaeva und Heidi Weng mit, was Anne Kyllönen nur mit Mühe gelang. Zum höchsten Punkt ihrer zweiten Runde verschärfte die Schwedin das Tempo, so dass Gimmler mit Kyllöenen eine leichte Lücke zu den drei Favoriten aufgehen ließ, die sich bis zum Wechsel auf 20 Sekunden vergrößerte. „Ich wollte heute am Anfang so viele Kräfte sparen wie möglich, um die Lücke klein zu halten beziehungsweise erst gar nicht aufgehen zu lassen. Aber Kräfte sparen hinter Karlsson und Nepryaeva war dann nicht ganz so einfach“, lachte Laura Gimmler. „Ich bin dann bis zum letzten Anstieg drangeblieben und habe dann leider ein paar Meter liegen lassen. Ich bin dennoch zufrieden mit meinem Wettkampf und ich denke, wenn ich in Topform bin, schaffe ich es vielleicht auch noch, die paar Meter noch dranzubleiben. Daher bin ich guter Dinge.“
Dreikampf um den Sieg
Alles sah danach aus, als wären die Podestplätze bereits zur Halbzeit an die drei Favoriten verteilt: Ebba Andersson machte als erste Skaterin das Tempo, während sich Johaug nach dem Ärger mit Sorina im gestrigen Rennen diesmal hinter der Russin an dritter Stelle aufhielt, bis sie gegen Ende der ersten Runde attackierte. Dennoch gelang es ihr auf den folgenden 2,5 Kilometern nicht, sich abzusetzen und im Stadion attackierte sogar noch Sorina, so dass Johaug als Dritte wechselte. Bis zum Wechsel auf die Schlussläuferin hatte sich die Vierergruppe dahinter mit einer starken Jessie Diggins, die sich zwischenzeitlich absetzte, Ragnhild Haga für Norwegen II, Pia Fink und Kerttu Niskanen gut gehalten. Nach dem letzten Wechsel bestimmte Victoria Carl das Geschehen, setzte sich aus der Gruppe ab. Weil die Spitze unter Führung der jungen Russin bei ihrem ersten Weltcup bummelte, kam das deutsche Team bis auf sechs Sekunden heran, bis Helena Marie Fossesholm nach hinten blickte und reagierte. Damit setzte sich das Führungstrio wieder entscheidend ab und die Norwegerin selbst versuchte eine Lücke zu reißen, was ihr aber nicht gelang. Als nächstes Griff die Schwedin Moa Olsson mit besserem Ski aus der Abfahrt heraus an, konnte das aber ebenfalls nicht nutzen. Zu dritt nebeneinander liefen sie ins Stadion ein, als die 20-jährige Russin die entscheidende Attacke setzte und ein paar Meter davonlief. Die Junioren-Weltmeisterin, das „größte russische Talent seit Jahren“, jubelte zusammen mit Stupak, Nepryaeva und Sorina über den unerwarteten Sieg an ihrem zweiten Weltcup-Wochenende, mit dem sie den Norwegerinnen die erste Niederlage im Weltcup seit 2009 beibrachte. Für die Russinnen bedeutete das den ersten Staffelsieg seit 2004. „Es war kein leichtes Rennen, sondern sehr schwer. Ich habe nicht versucht, irgendetwas zu kontrollieren, sondern einfach mein eigenes Tempo zu laufen. Das Wichtigste war es, die richtige Spur zu finden, weil die sehr unterschiedlich schnell waren“, sagte Nepryaeva im russischen Fernsehen. „Stepanova musste uns heute nichts beweisen, aber ihr muss schon klar sein, dass sie nun bei den Damen antritt.“ Die Schwedinnen Emma Ribom, Frida Karlsson, Ebba Andersson und Moa Olsson freuten sich sich über Platz zwei noch vor Tiril Udnes Weng, Heidi Weng, Therese Johaug und Helene Marie Fossesholm. Die 20-jährige Norwegerin war so erschöpft, dass sie zunächst Hilfe von ihren Teamkolleginnen erhielt, aber nicht auf ihren Beinen Stehen konnte. Anschließend kümmerte sich der Teamarzt um sie.
Deutsche Teams auf sieben und neun
Victoria Carl musste für ihren mutigen Angriff am Ende bezahlen. Sie wurde von der Gruppe eingeholt und konnte den anderen Athletinnen im letzten Anstieg und im Stadion nicht mehr folgen. Rang vier holte sich das US Ski Team mit Hailey Swirbul, Rosie Brennan, Jessie Diggins und Julia Kern vor den Finninnen mit Schlussläuferin Jasmi Joensuu und Norwegen II (Falla, Kalvå, Haga, L.Weng). 15 Sekunden später erreichte Victoria Carl das Ziel und belegte mit Katharina Hennig in der ungewohnten Rolle als Startläuferin, Laura Gimmler und Pia Fink Platz sieben. Das zweite deutsche Team bot vor allem durch Startläuferin Antonia Fräbel, die zusammen mit Schweden II (Lindström) nur elf Sekunden auf die Spitze verlor, eine sehr gute Leistung und endete zusammen mit Nadine Herrmann, Coletta Rydzek und Sofie Krehl Platz neun hinter dem zweiten russischen Team und noch vor Schweden II, zu denen erstmals seit 15 Jahren auch Charlotte Kalla gehörte. Teamchef Peter Schlickenrieder zeigte sich sehr zufrieden: „Mit den Staffelrennen zum Abschluss kann man sehr zufrieden sein. Es geht dabei weniger um die reine Platzierung, sondern um die Art und Weise, wie unsere Jungs und vor allem die Mädels (Staffel I wie Staffel II) hier heute offensiv das Rennen gestaltet haben. Beginnend mit einer Katha, die 5km vorausgelaufen ist in einer Manier, die für Aufsehen gesorgt hat und auch weiter für Aufsehen sorgen wird. Das war offensiv, gekämpft bis zum Schluss, attackiert. Sie hat dann am Ende etwas Tribut zollen müssen, aber so gefällt mir das, Chapeau. Selbstbewusst, etwas probieren, risikovoll rangehen, weil nur wer riskiert, der kann auch was gewinnen. Das hat mir heute sehr gut gefallen, wir gehen erhobenen Hauptes nach Hause.“
=> Ergebnis 4×5 Kilometer Staffel
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