Langlauf Weltcup Livigno: Comeback-Sieg für Sundling - junger Deutscher überrascht bei Klæbo-Erfolg - xc-ski.de Langlauf

Langlauf Weltcup Livigno: Comeback-Sieg für Sundling – junger Deutscher überrascht bei Klæbo-Erfolg

Jonna Sundling (SWE) © Modica/NordicFocus

Jonna Sundling ist nach ihrer langen Weltcup-Pause wegen einer hartnäckigen Erkältung wieder ganz in ihrem Element und triumphiert vor ihren Teamkollegen und der viertplatzierten Nadine Fähndrich. Bei den Herren siegte Johannes Høsflot Klæbo vor Richard Jouve und der Schweizer Janik Riebli jubelte über sein erstes Podium. Im DSV-Team freute sich Laura Gimmler über Platz acht, als große Überraschung wurde der 21-jährige Jan Stölben jedoch starker 18.

Sundling mit dominantem Comeback-Sieg

Maja Dahlqvist (SWE), Jonna Sundling (SWE), Emma Ribom (SWE), (l-r) © Modica/NordicFocus

Der Freistilsprint in Livigno wurde auf einer relativ flachen Wiese in der Ortsmitte ausgetragen, auf der zwei künstliche Hügel aufgeschüttet worden waren. Über die erste Welle konnte man problemlos hinweggleiten; der zweite Anstieg war sehr steil mit einem Höhenunterschied von zwölf Metern. Es folgte noch eine sehr lange und breite Zielgerade, auf der es bergauf ging und die sich für alle sehr in die Länge zog. Mit Spannung erwartet wurde das Comeback der Schwedinnen, die aus langer Verletzung oder Krankheit zurückkehren und die es zu viert ins Finale schafften. Vor dem Start gab es etwas Konfusion, denn Emma Ribom stand verwirrt ohne Startnummer vor den Starttoren. Man ließ sie schließlich dennoch starten, damit die sechs Damen in der Wartezeit nicht noch mehr auskühlten bei -9°C – später erhielt die Schwedin jedoch noch eine gelbe Karte wegen fehlender Startnummer. Das Finale wurde schließlich wie alle Läufe zuvor von der Prolog-Schnellsten Jonna Sundling dominiert, die sich vor Saisonbeginn erkältete und sich nicht auskurierte. So musste sie lange pausieren und kehrte erst Anfang Januar in den Scandinavian Cup zurück, wo sie mit einem Sieg Form bewies. Dass diese Form auch auf Weltcupniveau reicht, war wegen der nationalen Konkurrenz klar gewesen und mit Ausnahme der Schwedinnen war dieser Weltcup in der Spitze nicht gut besetzt. So wurde es ein relativ leichter Sieg der Olympiasiegerin und Weltmeisterin, die alle anderen deutlich hinter sich ließ, als sie den Sprint von vorne anzog. „Es ist sehr heraus fordernd hier, aber jetzt im Finale habe ich mich gut gefühlt und gemerkt, dass ich pushen konnte. Ich freue mich sehr über den Erfolg. Ich liebe es hier in Livigno und bin immer gerne hier“, sagte die glückliche Siegerin, die auf den letzten Scan-Cup verzichtet und schon vor zehn Tagen nach Livigno gereist war.

Fähndrich Vierte hinter drei Schwedinnen

Nadine Faehndrich (SUI) © Modica/NordicFocus

Auch die weiteren Podestplätze hinter Jonna Sundling gingen an die Schwedinnen, auch wenn es zwischenzeitlich so aussah, als könne Nadine Fähndrich in die Phalanx einbrechen. Zunächst lag die Schweizerin hinter vier Schwedinnen an fünfter Stelle, arbeitete sich dann aber mit dem Anstieg auf Platz vier und danach an drei hinter Emma Ribom. Auf der ewig langen Zielgeraden setzte sich Maja Dahlqvist taktisch klug hinter Jonna Sundling und lief in ihrem Windschatten vorbei an Ribom auf Platz zwei. Nadine Fähndrich gab auf den letzten ansteigenden Metern noch einmal alles, musste sich aber im Zielsprint knapp Ribom geschlagen geben, die ihren ersten Weltcup seit ihrer Corona-Infektion bestreitet. Linn Svahn fiel bei ihrem Weltcup-Comeback nach zwei Jahren Schulterverletzung im Endspurt auf den fünften Rang zurück, Julia Kern wurde Sechste. Ribom sagte später, dass sie das Problem vor dem Start schon stark gestresst hat und sie während des Rennens nicht ganz konzentriert war. „“Ich war panisch, als ich zwei Minuten vor dem Start merkte, dass ich meine Startnummer nicht trage. Ich wusste nicht, ob ich ohne starten darf“, sagte Emma Ribom später zu Viaplay. „Das war so peinlich! Man kann doch die Startnummer nicht vergessen! Das muss ich erst verarbeiten. Ich werde nie wieder meine Startnummer vergessen!“ Wie sie weiter sagte, sei ihr später eingefallen, dass sie die Startnummer auf der Toilette vergessen hat. 

Klæbo nur knapp vor Jouve

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR) © Modica/NordicFocus

Die Norweger mit Ausnahme von Klæbo spürten die Doppelbelastung aus norwegischer Meisterschaft am Donnerstag und Weltcup in der Höhe deutlich und taten sich schwer. Klæbo, der ebenfalls erst am Freitag anreiste, wirkte in allen Läufen sehr souverän – nur im Finale wurde es ganz schön eng. Der Norweger führte das Rennen anders als an anderen Orten schon früh an und attackiert über die Kuppe hinüber, so dass er dann ohne großen Krafteinsatz durch Abfahrt und letzte Kurve auf die Zielgerade gehen konnte. Dort sah alles nach einem kontrollierten Sieg aus, aber Richard Jouve gab nicht auf. Er stürmte von Platz drei auf zwei und musste sich nur um 0,35 Sekunden geschlagen geben, obwohl er durch den Spurwechsel den längeren Weg zu gehen hatte. Im Siegerinterview lobte der Norweger ausdrücklich die Veranstalter in Livigno: „Es hat Spaß gemacht, heute zu laufen. Ich denke, wenn man erst kurzfristig anreist, merkt man die Höhe nicht so sehr. Ich denke, es ist für alle gleich. Aber es ist großartig, was man hier in Livigno auf die Beine gestellt hat. Eigentlich war der Sprint in Mailand geplant, aber vor einem Monat verlegte man den Sprint hierher Sie haben das alles toll hingekriegt hier mit einem anderen Zielsprint, als wir es gewohnt sind.“ Zum Rennen sagte er: „Wenn man um die letzte Kurve kommt, sind es noch 550 Meter bis zur Ziellinie, das zieht sich für alle sehr in die Länge. Aber es hat trotzdem Spaß gemacht, sich da durchzukämpfen und ich bin sehr zufrieden, dass ich es geschafft habe.“

Erstes Podium für Riebli

Richard Jouve (FRA), Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), Janik Riebli (SUI), (l-r) © Modica/NordicFocus

Nach starken Leistungen schafften es zwei der drei Schweizer ins Finale. Zu Beginn der langen Zielgeraden lag Janik Riebli sogar an zweiter Stelle hinter Klæbo, aber auf den letzten 550 Metern kann noch viel passieren. Aber der 24-Jährige schlug sich wacker: Er musste nur Jouve passieren lassen und jubelte bei seiner ersten Finalteilnahme über seinen ersten Podestplatz. Wo genau er sich für das Siegerfoto platzieren soll, musste ihm FIS Media Koordinatorin Synne Dyrhaug erst zeigen. Teamkollege Valerio Grond war bereits einmal zuvor in einem Finale gewesen, realisierte nun aber als Fünfter rein bestes Weltcupresultat hinter Pål Golberg und vor Renaud Jay. Der dritte Schweizer Erwan Käser kam als 30. in die Wertung. Klæbos Dauerrivale Federico Pellegrino schied als Dritter des Halbfinals aus. 

Gimmler zufriedene Achte

Laura Gimmler (GER) © Modica/NordicFocus

Laura Gimmler zeigte erneut ein sehr gutes Sprintrennen nach Rang neun im Prolog, obwohl sie im Vorfeld sagte, sie fühle sich nach der anstrengenden Tour de Ski noch nicht wieder im Wettkampfmodus. Als Zweite hinter Maja Dahlqvist zog sie ins Halbfinale ein, wo sie es erneut mit der Schwedin zu tun bekam. Die Allgäuerin hielt sich zunächst zurück, arbeitete sich aber auf dem Weg zu dem kurzen, aber knackigen Anstieg weiter nach vorne und verhakte sich dann leicht mit Julia Kern. Mit einem tollen Ski versuchte sie innen durchzugehen in der Kurve, was aber nicht gelang, so dass sie Anfang der Zielgeraden am Ende der Gruppe unterwegs war. In der letzten Rennminute gab sie aber noch einmal alles, ging mitten an der Konkurrenz vorbei und kämpfte sich fast noch auf Platz drei. Aber auch dieser dritte Rang hätte nicht zum Weiterkommen gereicht, so dass sie dennoch gute Achte wurde. „Wieder ein Top8 im Sprint – klar bin ich happy damit. Das ist ein sehr sehr gutes Ergebnis, aber ich habe von den Trainern schon gesagt bekommen, dass ich im Halbfinale hätte mutiger laufen sollen. Das bereue ich schon ein bisschen und möchte da auf jeden Fall auch noch an mir arbeiten. Aber im Großen und Ganzen kann man sagen, dass auf jeden Fall ein Step nach vorne ging. Das Selbstbewusstsein kommt jetzt sicher auch und es sind noch einige Sprints dieses Jahr. Darauf freue ich mich und… mal schauen!“, meinte Laura Gimmler, die weiter sagte: „Ansonsten hat es sehr sehr viel Spaß gemacht hier in Livigno bei traumhaftem Wetter und traumhaften Bedingungen. Es ist eine sehr spezielle Runde. Man musste durchgehend arbeiten, es war wirklich eine harte Runde, obwohl sie flach war und auch die Höhe spürt man gut. Aber Höhe liegt mir, das habe ich gern. Von daher war auch das Gefühl heute gut, vor allem auf der langen Zielgeraden und morgen geht es dann im Teamsprint weiter.“ Teamchef Peter Schlickenrieder sagte nach dem Rennen genau das, was Gimmler schon selbst andeutete: „Bei den Damen muss man den achten Platz von Laura Gimmler hervorheben, aber sie ist es ja inzwischen gewohnt, unter die Top10 zu laufen und jetzt wäre es an der Zeit, auch mal ein Finale zu erreichen. Sie hat gezeigt, dass sie es grundsätzlich drauf hat mit einem starken Prolog und starker Zielgerade, aber im Halbfinale hatte sie noch taktisches Potential, um den Step ins Finale zu schaffen.“ 

Fischer erstmals Zwölfte, Rydzek und Krehl Viertelfinale

Lea Fischer (SUI) © Modica/NordicFocus

Neben Laura Gimmler gelang es der Schweizerin Lea Fischer, erstmals in ein Halbfinale einzuziehen, wo sie Rang zwölf belegte. Das gelang ihrer Teamkollegin Alina Meier wie auch den DSV-Sprinterinnen knapp nicht. Meier schied als Dritte ihres Viertelfinals knapp aus und wurde 14 vor Coletta Rydzek, die ebenfalls Rang drei belegt hatte. Sofie Krehl kam als 17. in die Wertung, nachdem sie hinter Alina Meier die Ziellinie überquert hatte. Alexandra Danner schaffte den Einzug in die Runde der besten 30 und belegte diesen Platz auch in der Endabrechnung. Bis zur Zielgerade hielt sie mit Laura Gimmler auf den vorderen Positionen der Gruppe mit, dann verließen sie die Kräfte. „Coletta Rydzek, eigentlich unsere beste Sprinterin im Skatingbereich, heute mit Platz 15, ich denke aufgrund der Höhenlage, nicht ganz in ihrem Erwartungsbereich, aber damit kann man leben. Sofie Krehl mit Platz 17 sicherlich auch noch mehr drin, aber bei der Höhenlage und dem der Magen-Darm-Infekt während der Tour de Ski, hat noch ein paar Körner gekostet“, so Schlickenrieder. 

Ein Vulkaneifler überrascht

Jan Stoelben (GER) © Modica/NordicFocus

Sich und alle anderen überraschte Jan Stölben als er mit Startnummer 35 im Prolog als Achter de Ziellinie überquerte und damit bereits sicher qualifiziert war. Da war der Jubel groß bei dem 21-Jährigen aus Manderscheid in der Vulkaneifel, der das Skigymnasium Winterberg besuchte und mittlerweile am Bundesstützpunkt in Oberstdorf trainiert. Die Heat-Auswahl verschlief der junge Deutsche, der amtierender Deutscher Meister ist, dann aber etwas, so dass alle auf ihn warten mussten, bis er endlich im Zielraum auftauchte und sich ohne lange Überlegungen schnell für Lauf fünf entschied. In seinem Viertelfinale war das Tempo gering, niemand wollte führen, so dass der Eifler schließlich doch an die Spitze ging vor Kevin Bolger. Hinter dem Amerikaner passierte er die letzte Kurve, aber auf der Zielgeraden konnte er Renaud Jay und den Schweden Olof Jonsson nicht halten und wurde Vierter noch vor Gjøran Tefre aus Norwegen. Am Ende bedeutete das einen erstklassigen 18. Rang und das lässt ihn frohen Mutes zur U23-WM reisen. Peter Schlickenrieder sagte anschließend: „Summasummarum können wir hier Zufrieden sein. Sehr positive Überraschung durch den jungen Jan Stölben, der U23 Mann, der sich hier heute klar und deutlich qualifiziert hat mit der neunten Zeit. Er hat dann ein gutes Viertelfinale hingelegt, hat aber logischerweise noch nicht die taktischen Raffinessen drauf, um sich für ein Halbfinale zu qualifizieren. Aber das ist ein sehr erfreuliches Ergebnis bei den Herren.“ Jan Stölben ist bereits abgereist und wird morgen nicht mehr im Teamsprint antreten. Die Duos werden Krehl/Gimmler und Danner/Rydzek bei den Damen heißen und bei den Herren Fässler/Brandner. 

Aus im Prolog

Lena Keck (GER) © Modica/NordicFocus

Bei den Damen waren nur 38 Athletinnen am Start, dennoch gehörten zu den Ausgeschiedenen zwei junge Deutsche, nicht noch nicht oft im Weltcup am Start waren. Lena Keck verpasste die besten 30 nur ganz knapp und schied als 31. aus. Lara Dellit belegte Rang 35. Ane Appelkvist Stenseth gehörte nach einem Sturz zu den Ausgeschiedenen wie auch überraschend Sindre Bjørnestad Skar bei den Herren – allerdings ohne Sturz. As dem deutschen Lager konnten erwartungsgemäß die unerfahrenen Athleten mit Ausnahme von Jan Stölben nicht ins Viertelfinale vorrücken. Alexander Brandner wurde 47. mit exakt vier Sekunden Rückstand auf Rang 30, Josef Fässler wurde 50. Das war aber nicht überraschend, wie auch Schlickenrieder sagte: „Erwartungsgemäß, dass die Qualifikanten aus dem Deutschland Pokal sich nicht qualifizieren. Alexander Brandner und Josef Fässler konnten noch ein paar Pünktchen mitnehmen, sie können zufrieden von dannen ziehen. Das zeigt aber natürlich nach wie vor unsere Schwäche im Herren Langlauf auf. Das ist logischerweise noch nicht behoben und wird sicher noch einige Jahre in Anspruch nehmen, bis wir wieder mit mehreren Anschluss finden an die Weltspitze.“ Auch alle vier ÖSV-Starter scheiterten in der Höhe von Livigno: Benjamin Moser wurde 36., Lukas Mrkonjic 39. vor Michael Föttinger und Philipp Leodolter 49.

=> Ergebnis Sprint FT Damen
=> Ergebnis Sprint FT Herren

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