Nach zwei anstrengenden Weltcup-Wochen mit je drei Wettkämpfen in Ruka und Lillehammer steht nun einer der körperlich anstrengendsten Weltcups auf dem Programm: Für die Langlauf-Welt ging die Reise ins rund 1600 Meter hoch gelegene Davos zur 48. Auflage des Davos Nordic. Gelaufen wird wieder ausschließlich in der freien Technik, zunächst im Sprint, dann über 10 beziehungsweise 15 Kilometer im Einzelstart.
Perfekter Langlaufort mit Höhenluft
Davos zählt etwa 10.000 Einwohner und liegt am Davosersee im Schweizer Kanton Graubünden. Die anspruchsvollen Loipen in der höchstgelegenen Stadt Europas (etwa 1600 Meter ü.NN) werden den Läuferinnen und Läufern an beiden Tagen wieder alles abverlangen. Dennoch werden die zahlreichen Lokalmatadoren vom Stützpunkt Davos versuchen, eine gute Platzierung herauszulaufen. Für Touristen hält der Ort mehr als 20.000 Betten bereit. Somit dürfte sich für jeden Zuschauer eine Bleibe finden lassen. Viele Schweizer Langläufer haben Davos wegen der tollen Trainingsbedingungen zu ihrer Heimat gemacht wie zum Beispiel Laurien van der Graaff und Dario Cologna. „Vor der eigenen Haustür ein Weltcup-Rennen zu laufen, ist sensationell und für mich ein Highlight im Weltcupwinter“, meinte Dario Cologna und auch Teamkollege Jason Rüesch freut sich auf den Heimweltcup: „Ein solch traditioneller Weltcup vor der Haustür ist natürlich schön. Da ich mein Weltcup Debüt in Davos geben konnte, wird es immer ein spezieller Ort für mich sein.“ Die gebürtige Niederländerin Laurien van der Graaff hat bereits seit frühester Kindheit Erinnerungen an den Davoser Weltcup: „Weil ich in Davos aufgewachsen bin, war ich schon immer ein Fan des Davos Nordics als kleiner Fan, Vorläufer oder als Teilnehmerin am Dæhlie Kids-Event und seit ein paar Jahren als Profilangläuferin – es ist nach wie vor ein Traum!“
Freistil-Sprint und Freistil-Einzelstart auf 1600 Meter
An einen Weltcup in der Höhe geht jedes Team und jeder Sportler anders heran. Während einige Athleten bereits frühzeitig nach Davos reisten, um sich an die Höhe zu gewöhnen, und teilweise auch ein längeres Trainingslager in Vorbereitung auf die Olympischen Spiele dranhängen, kommen manche Sportler auch erst kurzfristig vor dem Weltcup in der Davoser Höhe an. In Davos wird sowohl für die Distanzspezialisten als auch für die Sprinter etwas geboten. Am Samstag wird im freien Stil über zwei kleinere Runden um das Bünda-Stadion herum gesprintet mit herausforderndem Anstieg beziehungsweise einer Abfahrt, in der es immer wieder viele Stürze gab. Am Sonntag werden Distanzrennen über zehn und 15 Kilometer ausgetragen. Dafür ist wie in den letzten Jahren die fünf Kilometer lange Aebi-Runde vorbereitet, also die verkürzte Version der 7,5 Kilometer langen Waldji-Runde. Los geht es im Skistadion Bünda in den Ortsteil Obersand, wo nach einem Kilometer der Flüela-Bach überquert wird. Entlang des Nordufers nach Osten verläuft die Strecke bis zur Aebi-Brücke, die die Wendemarke der 5 Kilometer-Runde darstellt. Zurück geht es zunächst am Flüelabach entlang zum Stadion. Das Höhenprofil in Davos ist wie ein großer Hügel: Bis zur Aebi-Brücke geht es wellig immer wieder bergauf mit einem Höhenunterschied von 85 Metern, anschließend tendenziell bergab. Die Sprintstrecke ist im Vergleich zu den Vorjahren unverändert. Gelaufen wird wieder eine Runde von etwa 750 Meter Länge, die zweimal zu absolvieren ist. Sie beinhaltet jeweils einen Anstieg mit einer schwierigen Abfahrt.
Probleme vor Davoser Weltcup
In der letzten Woche machten Meldungen die Runde, die Weltcups in der Schweiz (Ski Alpin in St.Moritz und Langlauf in Davos) könnten ausfallen. Grund dafür waren die verschärften Einreisemodalitäten mit befürchteter Einreisequarantäne nach dem Bekanntwerden der neuen Omikron-Variante. Zwar wurden die Einreise-Bestimmungen in die Schweiz am letzten Wochenende ohne große Vorwarnung deutlich verschärft, das betrifft aber in erster Linie einen negativen PCR-Test bei Einreise und einen weiteren Test wenige Tage später. Das ist im Weltcupzirkus aber ohnehin Gang und Gäbe. Ob das tschechische Team um den zweimaligen Fünftplatzierten Michal Novak in Davos antreten kann, war zunächst unsicher. Auf dem Rückweg von Lillehammer hatte der Wachstruck der Tschechen an der Autobahn in Schweden einen Motorschaden. Damit nicht genug: Anschließend rauschte ein unaufmerksamer schwedischer LKW-Fahrer in den auf dem Seitenstreifen abgestellten Truck, der nun nicht mehr manövrierbar ist. „Große Komplikationen für unser Nationalteam!“, hieß es auf der Facebook-Seite des tschechischen Teams am späten Dienstag Nachmittag. Beide Fahrer des Wachstrucks sowie der Fahrer eines weiteren Fahrzeugs blieben unverletzt. „Das Wichtigste ist, dass es allen Mitgliedern unseres Serviceteams gut geht. Leider ist der LKW immobil, daher haben wir es den ganzen Tag mit der sehr komplizierten Logistik zu tun, um das gesamte Material und das Team nach Davos bringen zu können. Wir werden uns beim nächsten Weltcup-Rennen nur mit enormen Anstrengungen des gesamten Teams präsentieren“, sagt Štepán Kaliba, Direktor des tschechischen Langlaufteams. Mehrere Transporter machten sich auf den Weg nach Schweden, um das gesamte Material, darunter etwa 500 Paar Ski und zwei bis drei Tonnen weitere Ausrüstung, umzuladen und bis Donnerstag Vormittag nach Davos zu bringen.
Änderungen in den großen Teams
Neben Janosch Brugger fehlen auch weitere Athleten beim Weltcup in Davos wegen Formschwäche. Sowohl Emil Iversen als auch Charlotte Kalla enttäuschten zuletzt mit schwachen Leistungen und wurden ins Training geschickt. Fehlen wird auch Themas Helland Larsen, der Überraschungs-Zweite von Lillehammer, der seine Reise in die Schweiz erkrankt absagen musste. Im norwegischen Team darf sich erneut Ingvild Flugstad Østberg beweisen wie auch Kristine Stavås Skistad und Sjur Røthe, während man Athleten wie Håvard Moseby oder Didrik Tønseth im Kader vergeblich sucht. In Schweden kommen Jens Burman und Oskar Svensson nach Rückenproblemen zu ihrem ersten Start im Weltcup dieser Saison, Anna Dyvik kehrt nach Gehirnerschütterung zurück, aber Marcus Grate ist erkältet. Bei den Finnen gibt es keine großen Änderungen zu Lillehammer, aber Krista Pärmäkoski kehrt nach ihrer Erkältung zurück ins Team. Dafür fehlt Joni Mäki, der nicht ganz fit ist. Ein Weltcup in der Höhe würde sich für ihn negativ auswirken. Aus Russland ist bisher nur bekannt, dass nach Veronika Stepanova mit der 19-jährigen Evgeniya Krupitskaya ein weiteres junges Talent zum Team stößt, nachdem beide Youngster im letzten Winter im Engadin debütierten.
19 Schweizer und sieben Österreicher
Das Schweizer Team besteht beim Heimweltcup aus insgesamt 19 Athleten. darunter auch viele junge Sportler. Für Dario Cologna, erfolgreichster Schweizer Langläufer aller Zeiten, Laurien van der Graaff, WM-Silbermedaillen-Gewinnerin und Weltcupsiegerin sowie für Sprint-Spezialist Jovian Hediger wird es der letzte Auftritt bei Davos Nordic sein. Nadine Fähndrich und Valerio Grond liefen im letzten Jahr beide ins Sprintfinale, mit Janik Riebli sorgte bei der letzten Austragung ein weiterer Schweizer mit einer überragenden Prolog-Leistung für Furore (Das Schweizer Team im Überblick). Teresa Stadlober wird in Davos auf ein Antreten im Sprintrennen verzichten und sich auf das Distanzrennen am Sonntag konzentrieren. Die Salzburgerin absolvierte diese Woche noch einen intensiven Leistungstest in Ramsau am Dachstein und wird die Reise in die Schweiz am Freitag antreten. Neben Stadlober werden auch Lisa Unterweger und Barbara Walchhofer erstmals in dieser Saison im Weltcup an den Start gehen und jeweils beide Rennen in Angriff nehmen. Bei den Herren wird Mika Vermeulen kommendes Wochenende erneut beide Rennen bestreiten. Am Samstag erhält der Steirer Verstärkung von den Sprintspezialisten Benjamin Moser und Michael Föttinger. Beim Einzelstartrennen am Sonntag wird neben Vermeulen mit Bernhard Flaschberger ein weiteres Talent seinen ersten Weltcup-Einsatz in dieser Saison absolvieren.
Winterliche Bedingungen
Auch im Schweizer Kanton Graubünden ist definitiv der Winter eingekehrt. Die Temperaturen liegen dauerhaft unter Null und es schneit aktuell von morgens bis abends. So soll es auch in den nächsten Tagen bleiben. Insofern ist es gut, dass in Davos immer geskatet wird, so dass die Beeinträchtigungen durch Schnee in der Spur nicht ganz so groß sind wie im Klassischen. Zu sehen gibt es die Rennen alle bei Eurosport2. Unterwegs und zu Hause ist man mit dem Eurosport Player gut bedient, wo auch der Sprint-Prolog gezeigt wird. Ebenfalls an beiden Tagen live dabei ist SRF2 für die Schweizer Zuschauer und ORF Sport+ in Österreich – aber beide Sender steigen am Sonntag erst ab 12 Uhr ins Herren-Rennen ein. Wenn man die ARD einschaltet, wird man nur kurze Zusammenfassungen im Laufe des Nachmittags finden.
Davos Nordic 2021
Samstag, 11. Dezember 2021
11.45 Uhr: Sprint FT Prolog
14.15 Uhr: Sprint FT Finalläufe
Sonntag, 12. Dezember 2021
11.40 Uhr: 15 km FT Herren
14.00 Uhr: 10 km FT Damen