Langlauf Weltcup Oslo: Klæbo triumphiert bei 80. Sieg erstmals am Holmenkollen

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR) © Modica/NordicFocus

Johannes Høsflot Klæbo feierte am Osloer Holmenkollen seinen Premierensieg gefolgt von vier Teamkollegen. Mika Vermeulen und Friedrich Moch kamen unter die besten 16.

Wenig Action auf den ersten Runden

Harald Oestberg Amundsen (NOR), Johannes Hoesflot Klaebo (NOR), Didrik Toenseth (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Bei 0°C und ganz feinem Schneeregen nahmen 57 Herren das Rennen auf. Anders als bei den Damen schienen zunächst eine größere Zahl an Athleten Interesse an Bonuspunkten am Frognerseteren zu haben – wegen der Bonustrophy, dem Gesamt- oder Distanzweltcup. Die großen Punkte räumte erwartungsgemäß Johannes Høsflot Klæbo ab, der vor diesem Rennen 236 Punkte hinter Harald Østberg Amundsen lag – Amundsen selbst kämpfte aber auch gar nicht gegen den Teamkollegen und begnügte sich jeweils mit Platz zwei. Durch eine Tempoverschärfung von Martin Løwstrøm Nyenget kurz vor Ende der zweiten Runde war die Geschwindigkeit danach durch Führungsarbeit von Iivo Niskanen höher und es bildeten sich Lücken im Feld. Nach dem dritten Bonussprint konnten sich unter Tempoarbeit von Nyenget drei Norweger aus der Spitzengruppe absetzen, aber Niskanen gelang es, die Gruppe wieder heranzuführen bis unten ins Stadion. Dort übernahm der Finne wieder das Tempodiktat und führte die noch 22-köpfige Gruppe zum Skiwechsel, den auch alle mit Ausnahme von Lauri Lepistö nutzten. Nach seinem eigenen Wechsel eine Runde später gelang ihm schnell wieder der Zusammenschluss und seine frischeren Ski sollten sich später noch auszahlen. Ende der fünften Runde versuchte es Jens Burman mit einem Fluchtversuch, aber Amundsen und die anderen waren wachsam und ließen ihn nicht entkommen.

Premierensieg für Klæbo

Johannes Hoesflot Klaebo (NOR) © Modica/NordicFocus

Mit Beginn der letzten Runde war plötzlich Iivo Niskanen wieder ganz vorne zu sehen, der sich vorher zwei Runden im Feld versteckt hatte. Er hielt das Tempo hoch, so dass die Gruppe im Anstieg langsam kleiner wurde. Am Bonussprint attackierten die Schweden und Burman holte die letzten 15 Punkte, Johannes Høsflot Klæbo wurde nur Dritter und Amundsen Fünfter. Nach der Abfahrt übernahmen die Norweger mit Klæbo im Stadion wieder das Kommando für die letzten 3,3 Kilometer, im Anstieg zur Kapelle versuchte es wieder Burman, aber Didrik Tønseth, Klæbo, Amundsen, Nyenget und Pål Golberg blieben ihm auf den Fersen. Tønseth ging am vorletzten Anstieg nach vorne, seine Teamkollegen reihten sich kurz darauf hinter ihm ein und Klæbo griff am Hellner-Bakken an. Mit Amundsen neben sich ging er in die Abfahrt zum Stadion gefolgt von drei weiteren Teamkollegen, zwei Schweden und Pellegrino. In führender Position ging Klæbo in den letzten kleinen Anstieg am Schießstand und zog den Sprint von vorne an gefolgt von Nyenget und Golberg. In dieser Reihenfolge überquerte das Trio auch die Ziellinie vor Amundsen und Didrik Tønseth. Für Klæbo war es der erste Sieg am Holmenkollen, bisher war Platz sieben 2023 sein bestes Resultat gewesen. „Es hat schon lange an mir genagt, dass ich noch nie ein 50 Kilometer Rennen gewonnen habe. Ich musste das jetzt einfach schaffen“, sagte er bei NRK. Auch ein Johannes Høsflot Klæbo scheint sich nach einer langen Saison das Ende herbeizusehnen. Beim Besuch in der königlichen Loge, wo neben der königlichen Familie auch Oslos Bürgermeisterin Anne Lindboe und Skipräsidentin Tove Moe Dyrhaug vertreten waren, sagte er unter anderem zu Kronprinz Haakon: „Eine Woche ist nun noch übrig, dann sind Ferien“, worauf alle Anwesenden lachten. „Den ganzen Winter in einer Bubble von Hotel zu Hotel… da ist es gut, bald nach Hause zu kommen.“ Im Gesamtweltcup liegt er nun noch 202 Punkte hinter Amundsen. Nach alten Weltcuppunkten hätte der 27-Jährige aber trotz seines Fehlens bei der Tour de Ski schon vor dem Holmenkollen mit fünf Punkten vor Amundsen in Führung gelegen. 

Fünf Norweger vor Burman und Pellegrino

Jens Burman (SWE) © Modica/NordicFocus

Anders als im letzten Jahr, wo in der freien Technik beim Sieg von Simen Hegstad Krüger zehn Norweger die ersten zehn Plätze belegten, schafften die Gastgeber diesmal „nur“ einen Fünffachsieg. Bester Nicht-Norweger wurde Jens Burman nach starker Vorstellung auf dem sechsten Platz vor Federico Pellegrino, der sich in den letzten zwei Jahren zu einem guten Allrounder in beiden Techniken entwickelte. Mattis Stenshagen, der durch seine Weltcupstarts im Januar und Februar seine Führung im Scandinavian Cup an Emil Iversen verlor, wurde Achter vor Iivo Niskanen und William Poromaa. Abseits der Fernsehkameras stürzte Poromaa im Stadion im Anstieg am Schießstand und verletzte sich am Daumen. Er reist nun heim nach Schweden, um geröngt zu werden. Edvard Sandvik aus der nationalen Gruppe kam mit Blessuren im Gesicht als Elfter ins Ziel vor Lauri Lepistö, der sich mit seinem späteren Skiwechsel sein bestes Weltcupresultat sicherte.

Solider 13. Platz für Vermeulen

Mika Vermeulen (AUT) © Modica/NordicFocus

Mika Vermeulen hatte sich nach Platz 29 im letzten Jahr in der freien Technik diesmal einen Top10-Platz erhofft, was nicht ganz aufging. Wie auch Friedrich Moch hielt er bis kurz vor Schluss mit den Besten mit und wurde guter 13. in seiner eigentlich schwächeren Technik. Zufrieden sagte er: „Es war wie erwartet ein brutal hartes Rennen. Am Anfang war das Tempo noch etwas lockerer, aber vor allem die dritte Runde war extrem schwierig. Ich musste alles geben, um dabei zu bleiben, aber glücklicherweise hat es allen sehr viel Kraft gekostet und danach herrschte bis zur letzten Runde fast eine Art Waffenstillstand. Auf der Schlussrunde ging es nur mehr mit Vollgas dahin, aber ich habe es gut überstanden und der 13. Platz ist, wie eigentlich die gesamte Saison, wirklich sehr solide. Ich war ständig gut dabei und für einen ehemaligen Kombinierer ist ein 13. Platz beim 50er in Oslo gar nicht so schlecht.“

Moch mit Krämpfen auf 16

Friedrich Moch (GER) © Modica/NordicFocus

„Natürlich ist es richtig hart zu laufen, aber vor so einer Kulisse ist es immer schön“, sagte Friedrich Moch vor dem Start. Als 16. realisierte der Allgäuer als einziger DSV-Starter sein bisher bestes Resultat über 50 Kilometer – auch wenn er sich sicher noch etwas weiter vorn gesehen hätte. Der 23-Jährige hatte unterwegs mit Schmerzen zu kämpfen, so dass er schließlich auf der letzten Schleife abreißen lassen musste und nicht mehr um einen Top10-Platz kämpfen konnte. Nach dem Rennen, in dem er sich gelegentlich den Rücken gedehnt hatte, sagte er in der ARD: „Das sind die ganz normalen Schmerzen nach 50 Kilometern. Die letzten zwei Runden waren ganz schön zäh, man hat gemerkt, dass die Muskulatur langsam zumacht. Die Arme haben gekrampft und die letzte Runde war dann ein ganz schöner Kampf“, so Moch, der weiter erzählt: „Die ersten fünf Runden habe ich mich echt gut gefühlt, aber dann in der letzten Runde kam der Punkt, wo es ganz schön reingeschossen ist. Ich habe so lange wie möglich versucht dranzubleiben, aber das war dann nicht mehr ganz drin und ich habe dann versucht, einigermaßen gut ins Ziel zu kommen.“ Moch verblieb im Distanzweltcup, wo es für ihn noch eng zugeht, auf Platz fünf und rutschte im Gesamtweltcup auf Platz sechs ab. Zwar zog er in der Distanzwertung an Andrew Musgrave vorbei (letztes Jahr bester Nicht-Norweger), der nach einem Stockbruch lange im Anstieg ohne Stock laufen musste und weit zurückfiel. In beiden Wertungen zog aber Martin Løwstrøm Nyenget an dem 23-Jährigen vorbei. „Ich habe die Gruppe kurz vorm höchsten Punkt ziehen lassen müssen, aber ich bin trotzdem sehr zufrieden. Ich wollte immer in Schlagdistanz zu den Vordersten sein, aber in den ersten Runden gab es noch viele Positionskämpfe, wo man auch mal weiter hinten gelandet ist. Ich habe mir dann vorgenommen, immer unter den Top10 zu bleiben, um auch noch den einen oder anderen Punkt beim Bonussprint mitzunehmen ohne viel Aufwand und das hat auch gut funktioniert. Das Ziel ist jetzt vorn allem im Skating Massenstart nochmal vorne reinzulaufen. Da freue ich mich nochmal drauf und versuche, den fünften Platz zu verteidigen“, sagte er, ohne zu wissen, dass Nyenget nun zwölf Punkte vor ihm liegt. Sportdirektor Andreas Schlütter war zufrieden mit seinem Schützling, der mit seinen 23 Jahren noch jung ist und Potential für die nächsten Fünfziger hat: „Wieder ein sehr schweres Rennen. Man war sich etwas unsicher, was das Wetter angeht. Beim Testen hat es auch leicht geschneit, es war auch ein bisschen Neuschnee in der Spur, also ein bisschen mehr Arbeit für die Techniker, um das optimale Material zu finden. Aber das ist unseren Technikern wieder sehr gut gelungen. Unser Einzelstarter Friedrich Moch hatte sehr sehr gutes Material unter den Füßen. Frie ist von Anfang an mit der Spitzengruppe mitmarschiert, es gab viele Positionskämpfe, das Tempo war gleich sehr hoch, wegen des Bonussprints in jeder Runde. Am Ende hat er 22 Punkte mitgenommen für die Platzierung auch im Gesamtweltcup. Es ist ein 16. Platz geworden, aus meiner Sicht eine Top-Leistung. Es ist ein junger Athlet, der natürlich noch Potential nach oben hat. Irgendwann kommt er diese sechs Runden in Perfektion durch und wird sich dann auch deutlich weiter vorne platzieren. In der Summe können wir sehr zufrieden hier vom Holmenkollen abreisen.“

Manificat verabschiedet sich

Maurice Manificat (FRA) © Modica/NordicFocus

Beda Klee konnte diesmal nicht mit den Besten mithalten. Schon in Runde drei fiel er wie seine Teamkollegen aus der Hauptgruppe heraus. Am Ende belegte er als bester Schweizer Rang 29. Cyril Fähndrich wurde 41., Jason Rüesch 46. und Candide Pralong 48. Jonas Baumann gab das rennen nach vier Runden auf. Candide Pralong war zeitweise in einer Gruppe zusammen mit Maurice Manificat unterwegs, der heute mit 37 Jahren seinen Abschied aus dem Weltcup feierte. Vor dem Start sagte er am FIS-Mikrofon: „Es ist ein emotionaler Tag. 18 Jahre war ich im Weltcup unterwegs. Ich habe so viele tolle Erinnerungen an Olympische Spiele. Weltmeisterschaften und Weltcups. Die Mannschaft ist wie eine Familie für mich. Wir verbringen so viel gute Zeit zusammen. Für mich ist das noch nicht das Ende, ich möchte neue Dinge ausprobieren, vielleicht die Ski Classics. Aber jetzt erstmal dieses Rennen. Viel Vorbereitungszeit hatte ich nicht, weil ich wieder krank war.“ Im Ziel wurde er von seinem gesamten Team erwartet, die Leibchen mit den Buchstaben „MERCI MOMO“ trugen und teilweise vor ihm niederknieten. Nach einer Sektdusche und einem ‚Shoey‘ wie in der Formel 1 verabschiedete sich Maurice Manificat auf den Schultern seiner Teamkollegen aus dem Langlauf Weltcup. 

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