Langlauf Weltcup Ruka: Überraschung im Massenstart! Jenssen gewinnt vor Novak – Vermeulen Vierter!

Michal Novak (CZE), Jan Thomas Jenssen (NOR), Harald Oestberg Amundsen (NOR), (l-r) © Modica/NordicFocus

Der Langlauf Weltcup in Ruka endet mit einer großen Überraschung. Jan Thomas Jenssen triumphiert im Massenstart über 20 Kilometer Freistil vor Michal Novak und Harald Østberg Amundsen. Der Österreicher Mika Vermeulen wurde starker Vierter.

Vermeulen mit früher Attacke

Martin Loewstroem Nyenget (NOR), Mika Vermeulen (AUT), (l-r) © Modica/NordicFocus

Überraschend früh im Rennen, schon in der zweiten Runde, wurde die erste Attacke gesetzt. Mika Vermeulen verschärfte das Tempo, nachdem niemand zuerst in die Abfahrt gehen wollte. Im Stadion hatte er drei Sekunden Vorsprung auf das Feld, kurz darauf schloss der gestrige Sieger Martin Løwstrøm Nyenget zu ihm auf. Gemeinsam setzten sie sich bis zu zwölf Sekunden von den anderen ab, bis sie in Runde fünf wieder eingeholt wurden. Danach zeigte sich oft Simen Hegstad Krüger für die Tempoarbeit verantwortlich, generell waren aber immer mindestens sechs Norweger ganz vorne dabei, dazu internationale Athleten wie Vermeulen, Musgrave oder Novak.

Jenssen bärenstark am Berg

Jan Thomas Jenssen (NOR) © Modica/NordicFocus

Zu Beginn der letzten Runde bestand die Spitzengruppe wieder aus 14 Athleten, wie zuvor bei den Damen vergrößerte sich die Gruppe immer wieder in der Abfahrt vor dem letzten Anstieg, nachdem im großen Anstieg Lücken aufgingen. In zweiter Position hinter Krüger ging Mika Vermeulen in die letzte Runde, dort übernahmen aber schnell die Norweger das Kommando. Im letzten Anstieg lagen neben Vermeulen auch Novak und Musgrave in aussichtsreicher Position mitten in den Norwegern. Im Anstieg erwies sich der Tscheche als bärenstark, aber dann kam auch noch Jan Thomas Jenssen von hinten, der noch an Novak vorbeistürmte, während anderen die Kräfte ausgingen. Beide hatten im Flachen einen leichten Vorsprung auf die Konkurrenten und der Norweger aus der Nähe von Trondheim war nicht mehr aufzuhalten. „Das fühlt sich unfassbar geil an!“, rief er im Ziel Team des norwegischen Fernsehens zu. Im NRK Interview sagte der 27-Jährige überglücklich: „Es ist schwer in Worte zu fassen. Ich bin überglücklich. Ich werde nun immer als Weltcupsieger in Erinnerung sein. Wenn ihr mir das vor einiger Zeit gesagt hättet, hätte ich eher gelacht als es zu glauben.“ Jenssen war erst als Ersatzmann von Sjur Røthe ins Aufgebot gerückt, nachdem dieser wegen Nachwirkungen seiner Corona Infektion verzichtet hatte. 

Bestleistung für Novak, Vermeulen und Klee

Mika Vermeulen (AUT) © Modica/NordicFocus

Rang zwei ging an Michal Novak, der damit sein erstes Podium holte. Nur vor zwei Jahren war er im Handicaprennen des Ruka Triples einmal die zweitschnellste Zeit gelaufen und hatte damit den fünften Gesamtrang belegt. Harald Østberg Amundsen wurde Dritter vor Mika Vermeulen, der aber sein mit Abstand bestes Weltcupresultat realisierte. Damit war er natürlich überglücklich: „Es ist eine echte Überraschung und es ist einfach so cool. Man trainiert das ganze Jahr und ich habe heuer wirklich alles investiert. Ich habe 110 % gegeben, habe viel mehr trainiert und war einfach noch fokussierter. Und wenn es dann endlich passiert, dass man im Rennen vorne ist und um die absoluten Spitzenplätze mitkämpft, dann ist das einfach so geil. Ich war schon im Sommer bei den Rennen vorne dabei und habe mir diese Leistung auch zugetraut. Der ganze Rennverlauf war nicht geplant und hat sich einfach ergeben, aber am Ende ist es dann gewaltig ausgegangen.“ Die Plätze fünf bis sieben gingen an die Norweger Simen Hegstad Krüger, Pål Golberg und Didrik Tønseth gefolgt von Andrew Musgrave und dem nächsten Norweger Iver Tildheim Andersen. Auch Beda Klee verbesserte nach Platz elf gestern mit dem zehnten Rang seine persönliche Bestleistung erneut. Nyenget wurde Elfter vor Remi Lindholm und Iivo Niskanen, der zum Schluss nicht mehr mitgehen konnte. Lindholm froren heute wie schon bei den Olympischen Spielen in Peking die Genitalien ein, wie er später sagte. Auch Calle Halfvarsson beklagte dieses Problem. Morgens hatte der Finne noch mit seinem Zimmerkollegen über die Wahl der Unterwäsche diskutiert, sich dann doch für Baumwoll-Boxershorts entschieden. William Poromaa ging es sichtlich nicht gut, so dass er das Rennen schließlich aufgab. Schon beim Warmlaufen hatte er sich nicht gut gefühlt, nach dem Rennen fiel ein Covid Test positiv aus. 

Notz bester Deutscher

Florian Notz (GER) © Modica/NordicFocus

Mit 1:16 Minuten Rückstand und nur drei Positionen hinter Johannes Høsflot Klæbo, der gestern schon sagte, der Auftakt würde für ihn nach seiner Corona Infektion zwei Wochen zu früh kommen, landete Florian Notz auf dem 24. Platz. Der Allgäuer, dessen Vorbereitung wegen Infekten ein einziges Auf und Ab war, konnte zunächst zusammen mit Lucas Bögl lange in der Spitzengruppe mithalten, fiel dann aber in der siebten Runde zurück. Dennoch war Teamchef Peter Schlickenrieder nicht unzufrieden. „Der Aufwärtstrend freut mich für Flo Notz. Das ist ein kleines Erfolgserlebnis, mit dem er hoffentlich seine Kollegen etwas pusht. Es war ein hartes Rennen, es ging von Anfang an zur Sache. Man sieht es an dem jungen Österreicher, der sich als Vierter platziert – es geht!“ Wie Florian Notz anschließend selbst erzählte, hatte er mit der Kälte zu kämpfen: „Wir hatten ein bisschen Sorge mit der Kälte, haben schon bei den Mädels gesehen, dass das sehr kalt war und beim Einlaufen war es sehr kalt. entsprechend hat man viel angezogen. Die erste Hälfte ging es auch sehr gut von der Temperatur, in der zweiten Hälfte hat man dann schon gemerkt, dass es sehr kalt ist. Da wurde es mir ein bisschen schwindelig, speziell als das Tempo auch höher wurde. Aber ich bin mit dem Ergebnis doch sehr zufrieden. Ich kam aus einer Krankheit und war noch ein bisschen hinterher und mit Top30 kann ich heute ganz gut leben.“

Kälte-Probleme auch bei Bögl

Lucas Boegl (GER) © Modica/NordicFocus

Lucas Bögl verlor in Runde sechs den Kontakt zum Hauptfeld und landete an Position 38 mit 1:39 Minuten Rückstand. Im Ziel klagte er über die eisigen Temperaturen von -19°C und seinen Problemen damit: „Das war extrem hart, ich habe trotz Fußwärmern kalte Zehen und ich sehe überhaupt nichts. Die letzten vier Runden waren nur noch verschwommen, da sind mir trotz Brille die Augen eingefroren. Ich glaube der Optiker, der tut mich hassen, für das was ich hier mache. Das ist die schnellste Abfahrt im Weltcup und dann fährt man mit über 80 bei -20°C, der Windchill wird bei -30 sein. Rundum staubt es, weil alle gleichzeitig reinfahren. Es ist auf jeden Fall hart und umso mehr freut man sich, wenn man es geschafft hat“, so Bögl, der auf seinen Saisonauftakt nach unterbrochener Vorbereitung wegen der Geburt seines Sohnes zurückblickt: „Einerseits bin ich froh, dass ich da schon bin. Andererseits ist das natürlich nicht mein Anspruch, egal wie die Vorgeschichte ist, will ich natürlich immer Top30, Top20 laufen. Das konnte ich heute nicht. Ich habe lange mitgehalten, habe mich auch gut gefühlt, aber dann kam der berühmte Mann mit dem Hammer, aber ich nehme viel Positives mit und vieles, woran ich arbeiten kann.“ Janosch Brugger wurde 41., Albert Kuchler 73. und Jan Stölben 75. von 76 Herren, die das Ziel erreichten. Beda Klees Teamkollegen Candide Pralong und Cyril Fähndrich kamen als 30. und 51. ins Ziel.

=> Ergebnis 20 Kilometer FT Massenstart Herren

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