Unter traumhaften Bedingungen mit strahlendem Sonnenschein und Temperaturen von 6°C am Nachmittag begann die diesjährige 19. Tour de Ski in Toblach mit Siegen von Jessie Diggins und Johannes Høsflot Klæbo im Freistilsprint auf der ersten Etappe. Vier Schweizer schafften den Sprung in die Finals, zwei liefen aufs Podium. Beste Deutsche wurde Laura Gimmler.
Diggins mit überraschendem Sprintsieg
In den Heats waren viele Schwedinnen vorzeitig gescheitert wie Johanna Hagström nach Sturz oder Linn Svahn, die aktuell nicht in Bestform zu sein scheint. So vertrat nur Maja Dahlqvist ihr Team im Finale und hatte dort das Pech eines Stockbruchs, nach dem sie lange mit einem Stock laufen musste. Als auch oben auf dem Funktionsgebäude niemand mit Ersatzmaterial wartete, gab sie auf und lief später als Sechste ins Ziel. Zu Beginn des Finals hatte Nadine Fähndrich vor Jasmi Joensuu und der Schwedin das Tempo gemacht. Als die zweite Schweizerin Anja Weber zum Überholen der Schwedin ansetzte, kam es offenbar zum Stockbruch, was aber nicht als Behinderung gewertet wurde. In der zweiten Runde attackierte die Finnin, die mit kleinem Vorsprung auf die Zielgerade ging. Dort war dann aber die zweifache Tour-Siegerin Jessie Diggins stärker und holte sich den für sie überraschenden Sieg. „Das war eine große Überraschung. Ich bin unseren Wachsern so dankbar, sie haben es gerockt! Es ist so toll, hier zu sein vor diesen unglaublichen Fans. Es sind auch viele Familienmitglieder der US-Läufer da – das sind großartige Fans. Danke an alle für eure Unterstützung“, sagte Diggins, die gute Erinnerungen an Toblach hat: „Toblach ist ein toller Ort für mich. Hier hatte ich vor langer Zeit mein erstes Podium und ich hätte nie gedacht, dass ich in meinem Alter noch einen Sprintsieg hole. Das ist also eine große Überraschung“, freute sich die 33-Jährige, die nun in der Gesamtwertung und der Sprint-Wertung führt, was den Besitz von goldenem und silbernem Trikot bedeutet. „Kann ich die beide tragen?“, fragte sie FIS Media Koordinatorin Synne Dyrhaug beim Interview. Silber wird morgen aber in Vertretung Jasmi Joensuu tragen, für die ihr zweiter Platz ihr bestes Weltcup-Ergebnis und das erste Podium bedeutet. Im Ziel brach sie in Tränen aus wie auch später im finnischen Fernsehen. Joensuu hat eine turbulente Zeit hinter sich mit Trennung von ihrem langjährigen Partner und daraus folgender Schlaflosigkeit seit dem Davos-Wochenende. Nadine Fähndrich komplettierte das Treppchen als Dritte und konnte sich über ihr bestes Resultat in diesem Winter freuen. Die 24-jährige Kristin Austgulen Fosnæs realisierte als Vierte ihr bestes Weltcupresultat, was bisher Platz acht an der Alpe Cermis war, so dass man sie als starke Allrounderin auch für die Gesamtwertung der Tour auf der Rechnung haben muss. Über Platz fünf jubelte mit Anja Weber eine zweite Schweizerin.
Klæbo vor Chanavat
Johannes Høsflot Klæbo war der einzige Läufer eines sonst überragenden norwegischen Sprint-Teams, der sich in das Finale schieben konnte. Für die meisten anderen, darunter auch Amundsen, der knapp nicht als Lucky Loser weiterkam, war schon spätestens im Viertelfinale Schluss. Nur Erik Valnes kam noch ins Halbfinale, hatte aber unterwegs in beiden Heats Probleme mitzukommen, so dass ein Ausstieg in den nächsten Tagen wahrscheinlich scheint. So musste Klæbo selbst die Kohlen aus dem Feuer holen und tat es auch in einem turbulenten Finale, in dem zunächst Ben Ogden in einem Kontakt den Stock zerbrach und dann wie Dahlqvist lange keinen Ersatz bekam. Weil es anschließend noch zu einem Sturz am Anstieg zum Funktionsgebäude kam, konnte der Amerikaner zumindest noch an Platz fünfschnuppern. Durch die Schwierigkeiten der anderen konnten sich Klæbo, Lucas Chanavat und Janik Riebli absetzen und die Podestplätze unter sich aufteilen. Der Sieg ging wie erwartet an Johannes Høsflot Klæbo gefolgt von seinem französischen temporären Trainingskollegen. „Das ist ein gelungener Start in die Tour. es ist zwei Jahre her, dass ich zuletzt bei der Tour war. Schön, wieder zurück zu sein in Toblach. Ich mag den Kurs hier sehr. Er ist schwierig und im Finale passiert hier immer irgendetwas. Ich bin sehr zufrieden, wie ich in die Tour gestartet bin“, sagte der Norweger, der letztes Jahr kurzfristig krank absagen musste. Janik Riebli jubelte über sein zweites Weltcuppodium und verpasste Platz zwei dabei nur um Haaresbreite. Vierter wurde Richard Jouve nach dem Sturz mit Valerio Grond, der sich im Endspurt nur knapp gegen Ogden behaupten konnte.
Erstes Podium seit 2023
Sowohl Nadine Fähndrich als auch Janik Riebli konnten sich für Platz drei feiern lassen und für beide ist es lange her, dass sie auf dem Podium standen. Bei der 29-jährigen Luzernerin war das im März 23 in Tallinn der Fall, der 26-Jährige aus Giswil stürmte im Januar 23 in Livigno auf sein bisher einziges Podium. Fähndrich hatte im letzten Jahr Probleme wegen Herzrhythmusstörungen gehabt, die erst im Februar diagnostiziert und behandelt wurde. Diese Saison begann auch nicht nach Wunsch nach Übertraining und starker Müdigkeit zum Weltcupstart. „Das war eine gute Reaktion“, sagte sie später im Schweizer Fernsehen. Dass Anja Weber zudem als Fünfte erstmals ins Finale lief und Valerio Grond trotz Sturz und starker Vorstellung im Halbfinale immerhin ebenfalls Fünfter wurde, sei ein Grund, um mit dem Team zu feiern, meinte Riebli.
Gimmler beste Deutsche
In den letzten Tagen musste das deutsche Team mit Katharina Hennig und Coletta Rydzek zwei Absagen wegen Erkältungssymptomatik verkraften und besonders Sprinterin Rydzek fehlte heute dem deutschen Team. Dennoch gab es mit Laura Gimmler eine, die in die Bresche sprang und sogar in einem Freistilsprint ins Halbfinale kam. Die 31-Jährige zeigte eine gute taktische Leistung und wurde sehr gute Zehnte. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem zehnten Platz heute. Ich war im Halbfinale. Das macht sehr viel Mut für die nächsten Aufgaben im Sprint. Meine Taktik war, mich im vorderen Feld aufzuhalten, da meine Stärke eher darin besteht, das Tempo hochzuhalten und mich taktisch schon frühzeitig gut zu positionieren. Ich bin keine, die auf den letzten 100 Metern von sechs auf eins vorsprintet“, erklärte die Allgäuerin, die nun die WM-Norm komplettiert hat. „Morgen steht der Klassik-Massenstart an. Da habe ich auch schon sehr gute Ergebnisse erzielt, die Strecke sollte mir auch liegen. Distanz gehe ich eher immer ohne Druck an, ich freue mich auch eher auf morgen und wenn ich einen guten Tag erwische, kann ich durchaus auch da ein gutes Ergebnis erzielen.“ Auch Sofie Krehl wusste als Achte der Qualifikation zu überzeugen, schied dann aber im Viertelfinale aus. Die 29-Jährige machte beim Einbiegen auf die Zielgerade den taktischen Fehler, die Außenbahn zu nehmen, wodurch sie Positionen durch den weiteren Weg verlor, während Kerttu Niskanen innen an allen vorbei stürmte zum Viertelfinalsieg. „Ich habe mich sehr über die Top-10 Platzierung im Prolog gefreut, damit kann ich sehr zufrieden sein. Mit den Heats tue ich mich immer noch schwer. Gerade mit so einer Prologzeit hat man den Fokus schon auf dem Halbfinale, was bei mir dann nicht geklappt hat. Ich habe mich gut platziert und auch gut verhalten im Heat, aber irgendwie hat es dann doch nicht geklappt mit dem Halbfinaleinzug. Da war ich schon enttäuscht“, sagte Krehl. Dennoch war Peter Schlickenrieder zufrieden mit seinen beiden Sprinterinnen, nicht aber mit dem Rest der Damen: „Die Damen waren bisher in der Saison sehr stark aufgetreten. Mit Platz zehn von Laura Gimmler und einer tollen Prologleistung von Sofie Krehl, die am Ende 23. wird, haben wir positive Dinge gesehen. Da hatten wir uns aber ehrlich gesagt ein bisschen mehr erwartet, vor allem auch von den aufstrebenden jungen Athleten und auch von Victoria Carl, die knapp am Finale vorbei geschrammt ist. Da hätten wír uns schon Top-30 oder noch eins weiter nach vorn erwartet, aber da waren wir heute wohl nicht ganz so fokussiert und haben das Glück des Auftakts für uns nicht verbuchen können. Summa summarum ist noch deutlich Luft nach oben und wir hoffen, dass wir morgen beim Massenstart wieder ein bisschen Boden gutmachen können.“
Zwei DSV-Herren qualifiziert
Ähnlich sieht es bei den deutschen Herren aus, wo sich ebenfalls zwei Athleten unter die 30 schoben, was aber hier eher positiv zu sehen ist. Mit Platz 19 und 22 können Marius Kastner und Jan Stölben nach Rang vier und fünf in ihren Viertelfinals zufrieden sein – vor allem, weil der 22-jährige Marius Kastner am Start stürzte und sich wieder heranarbeiten musste. Für den Zielsprint fehlten dann die Kräfte, sonst wäre auch das Halbfinale möglich gewesen. „Ich denke, es war ein solider, aber kein perfekter Start in die Tour. Aber es kommt noch ein Sprint und letztes Jahr haben mir auch die Distanzrennen Spaß gemacht“, sagte Jan Stölben im ZDF. Später ergänzte er: „In dem Moment, wo ich meinen Heat wählen durfte, sah der zweite auch sehr gut aus, dass dann direkt nach mir auch noch der Amundsen und der Jouve mit reingehen ist schon sehr bitter, gerade wenn man sieht, dass aus meinem Heat drei im Finale standen. Der Heat an sich war dann eigentlich recht lange ziemlich gut, vor dem letzten Anstieg hatte sich dann der Jouve noch innen reingedrückt, dadurch war ich außen nicht mehr in der besten Position und es hat am Ende dann nicht mehr gereicht.“ Peter Schlickenrieder lobte das Duo, kritisierte aber, dass Anian Sossau sich wieder nicht qualifizierte: „Bei den Herren hatten wir wieder zwei, die sich für die Top-30 qualifiziert haben. Marius Kastner und Jan Stölben haben eine gute Prologzeit gezeigt. Leider haben wir es nicht über das Viertelfinale hinaus geschafft und deswegen war es nicht ganz zufriedenstellend. Schade war, dass Anian Sossau es wieder nicht geschafft hat, sich für die Top-30 zu qualifizieren. Er war sehr nervös und konnte die Dinge, die wir beim Besichtigen festgestellt haben, nicht ganz umsetzen“, so Schlickenrieder, dessen Fazit lautet: „Der Auftakt ist okay, aber nicht nach unserer Zufriedenheit, deswegen hoffen wir auf morgen, dass wir dort an die Leistungen anknüpfen können, die wir bisher in dieser Saison gezeigt haben.“ Marius Kastner steigt nun wie geplant aus der Tour de Ski aus. Er bereitet sich auf die U23-WM vor.
Zwei Österreicher Top-20
Gleich zwei Österreichern gelang es, sich unter die besten 20 zu schieben. Benjamin Moser schaffte es sogar fast ins Halbfinale, scheiterte als Dritter seines Viertelfinals aber knapp und wurde sehr guter 13. Der Prolog war heute sehr gut und damit war ich absolut zufrieden. Im Heat bin ich dann leider taktisch nicht schlau genug gelaufen, deswegen ist sich das Halbfinale leider nicht ausgegangen. Trotzdem bin ich mit dem 13. Platz heute sehr zufrieden und glücklich, dass es nach Davos gleich wieder so gut funktioniert hat“, sagte er. Noch besser ist die Leistung seiner jungen Teamkollegin Magdalena Scherz, die erst ihren dritten Weltcup lief und nach Platz 35 in Lahti und 33 in Davos vor Weihnachten erstmals unter die besten 30 kam. Auch im Viertelfinale schlug sich die 22-Jährige beachtlich und beendete den Lauf als Vierte, was Rang 20 bedeutete. „Mein Ziel für das heutige Rennen lautete, es in die Finalläufe zu schaffen, und das habe ich knapp geschafft. Im Heat wusste ich, dass alles, was heute noch kommt, eine Zugabe sein wird. Ich konnte gut mithalten und auf der Zielgeraden sogar noch zwei Plätze gutmachen. Jetzt habe ich mein erstes Top-20-Ergebnis im Weltcup erreicht und bin einfach sehr zufrieden mit meiner Leistung“, freute sie sich.
So verlief der Prolog…
Die Tour de Ski begann mit einer faustdicken Überraschung, als Federica Cassol den Prolog für sich entschied. Die 24-Jährige aus dem Nachwuchsteam Milano/Cortina 2026 hatte erst vor einem Jahr hier in Toblach ihr Weltcupdebüt gefeiert und hatte sich vor wenigen Tagen in Davos erstmals für die Heats qualifiziert. Knapp hinter der Italienerin hatten sich Johanna Hagström, Jessie Diggins und Linn Svahn qualifiziert. Bemerkenswert ist der sechste Platz von Helene Marie Fossesholm, auch Katerina Janatova, Krista Pärmäkoski und Kerttu Niskanen konnten sich qualifizieren und damit Bonussekunden gegenüber den anderen Kandidatinnen für die Gesamtwertung mitnahmen. Während Magdalena Scherz sich gerade noch qualifizierte, schieden auf den Plätzen direkt hinter ihr die Schweizerinnen Marina Kälin und Lea Fischer sowie auch Victoria Carl aus, was eine Überraschung war. Fünf weitere Deutsche, drei Schweizerinnen und zwei Österreicherinnen beendeten den Arbeitstag ebenfalls frühzeitig. Bei den Herren war diesmal kein Rückstand mit weniger als sechs Sekunden wie in den letzten Freistilsprints notwendig, um sich für die besten 30 zu qualifizieren – in Davos hätte Benjamin Mosers Rückstand als Elfter schon nicht mehr zum Weiterkommen gereicht, aber diesmal war es bei den Damen mit 7,1 Sekunden deutlich enger als sonst. Viele Sprinter jedoch auf die Tour de Ski, so dass man sich diesmal etwas mehr als neun Sekunden Rückstand leisten konnte. Der Schnellste war diesmal wieder Johannes Høsflot Klæbo, der 1,6 Sekunden schneller war als Lucas Chanavat und knapp drei Sekunden vor Janik Riebli lag. Neben Klæbo kamen auch Erik Valnes und Harald Østberg Amundsen als Konkurrenten um ein Gesamt-Podium weiter. Dem bosnisch-österreichischen Sprinter Lukas Mrkonjic, der nach langer Krankheit auf dem Weg zurück ist, fehlten als 34. drei Zehntelsekunden zum Weiterkommen und auch Anian Sossau war als 39. weniger als eine Sekunde zu langsam. Neben ihnen war erwartungsgemäß für die vier deutschen Distanzläufer vorzeitig Feierabend wie auch für vier Schweizer und Mika Vermeulen.
=> Ergebnisse Etappe eins: Freistilsprint Damen
=> Ergebnisse Etappe eins: Freistilsprint Herren
Tour de Ski zum Nachlesen
=> Großes deutsches Team für 19. Tour de Ski nominiert
=> Alle sieben Etappen der 19. Tour de Ski erstmals komplett in Italien
=> Diese Athleten wurden für die 19. Tour de Ski nominiert