Langlauf Weltcup Vorschau: Athleten starten in olympischen Winter - xc-ski.de Langlauf

Langlauf Weltcup Vorschau: Athleten starten in olympischen Winter

Massenstart im ersten Anstieg © Modica/NordicFocus

Mit der olympischen Saison steht ein weiterer Winter bevor, dessen Verlauf schlecht zu prognostizieren ist – wegen der Covid19-Pandemie und vor allem der Vorbereitung auf die Olympischen Winterspiele in Peking.

Zweiter Weltcup-Winter mit Covid-Pandemie

Im zweiten kompletten Corona-Winter wird die Pandemie den Langlauf-Weltcup wohl eher weniger beeinflussen. Die Maßnahmen zur Vermeidung einer Infektion sind bekannt, die Veranstalter haben sich gut vorbereitet. Auch wenn die Inzidenzen vielerorts wieder in die Höhe schnellen – die Langlauf-Bubble ist gerüstet und bleibt so weit wie möglich unter sich. Die Athleten sind vermutlich größtenteils geimpft, um ohne zusätzliche Einschränkungen durch den Winter zu kommen. Auch die russischen Sportler haben sich für europäische Vakzine entschieden, um keine Probleme durch den in Europa nicht zugelassenen russischen Sputnik-Impfstoff zu bekommen. Ohne kompletten Impfschutz gehen wohl höchstens Athletinnen und Athleten in den Winter, die sich keine Chancen auf die Olympischen Spiele ausrechnen. Denn spätestens dort erwartet sie ein entscheidender Nachteil, den sich zumindest kein Sportler leisten kann: Ungeimpfte müssen in China in eine dreiwöchige Einreisequarantäne, was die Form vor den Spielen völlig zunichte machen würde. Übrigens: Kommt es unter den Olympioniken, Betreuern oder Funktionären doch zu positiven Fällen, verbringt man seine Infektion nicht wie bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio in einem Quarantäne-Hotel, sondern man wird für die Dauer der Infektion im Krankenhaus isoliert.

Viel Höhentraining in der Olympia-Vorbereitung

Dass es in diesem Winter zu einem Kampf um die große Kristallkugel kommen wird, erscheint wie im letzten Winter eher unwahrscheinlich. Letztes Jahr war das Auslassen von Weltcups der Teams aus Norwegen und Schweden der Grund, dass der Gesamtweltcup bei den Herren eine ganz klare Angelegenheit für Russland war mit sechs Athleten unter den ersten Zehn. Bei den Damen ging die große Kristallkugel erstmals als Jessie Diggins, beste Schwedin war Ebba Andersson als Dritte des Gesamtweltcups, beste Norwegerin Therese Johaug als Neunte. Ob es diesmal auch wieder so ausgeht, entscheidet die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele. Wer lässt wie viele Wettkämpfe aus, um die besten Chancen auf einen Olympiasieg zu haben? Aus Norwegen war schon zu hören, dass die Olympischen Spiele absolute Priorität haben und man vor allem Johannes Høsflot Klæbo in diesem Winter nur wenig im Weltcup sehen wird – ab Davos will er bis zur Abreise nach China in der Höhe bleiben. Die Höhe ist bei diesen Olympischen Spielen ein entscheidender Faktor: Das Nordische Ski- und Biathlonzentrum Kuyangshu in der nordchinesischen Provinz Hubei liegt auf einer Höhe von 1700 Meter, so dass beim Großereignis des Winters neben den schweren Strecken auch die Höhe zur Herausforderung wird. Darauf haben sich die Sportler schon diesen Sommer speziell vorbereitet und auch während der Saison planen viele Teams noch Aufenthalte in der Höhe, so dass der Gesamtweltcup in diesem Winter (wieder) zur Nebensache wird.

Von Ruka über Tour de Ski und Peking nach Tyumen

Die Wettkampfstrecken von Peking kennt bisher noch niemand. Bekannt ist bisher nur, dass sie sehr schwer werden sollen. Vor dem Jahreswechsel können die Teams erstmals für wenige Tage ihre Techniker auf die Strecken schicken, um die Schneebedingungen vor Ort zu testen. Aber nicht nur die olympischen Strecken sind neu – mit dem französischen Les Rousses nach der Tour de Ski und dem russischen Tyumen beim Weltcup-Finale warten zwei unbekannte Weltcup-Stationen auf die Athleten. Zunächst bleibt aber alles wie gehabt: Die Saison startet in der nächsten Woche im finnischen Ruka, bevor es weitergeht nach Lillehammer, wo wegen Schneemangels vermutlich die unbekannteren Biathlon-Strecken genutzt werden. Vor Weihnachten folgen dann noch Davos und letztmalig Dresden, bevor am 28. Dezember die Tour de Ski beginnt mit diesmal nur sechs Etappen in drei Ländern. Die Weltcups im Januar vor den Olympischen Spielen werden vermutlich nur schwach besetzt sein, also in Les Rousses und Planica, dem Ausrichter der kommenden Weltmeisterschaften. Nach dem absoluten Highlight mit den Olympischen Spielen, wo vom 05. bis 20. Februar um Edelmetall gekämpft wird, wird die Weltcupsaison in Lahti, Drammen, Oslo und Falun fortgesetzt, bevor sie am 20. März im sibirischen Tyumen enden wird. Für Russland ist es die erste internationale Wintersport-Veranstaltung nach Bekanntwerden des McLaren Reports.

DSV-Team mit individueller Saisonplanung

Die deutschen Damen sind schon überraschend früh in sehr guter Form – das haben sie bei den FIS-Rennen nach dem dreiwöchigen intensiven Trainingslager in Muonio bewiesen. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem vielen Training, den Umfängen, und „nicht schwerpunktmäßig erste Wettkämpfe vorzubereiten“, wie Peter Schlickenrieder anschließend sagte. „Die Wettkämpfe waren Abschluss des intensiven Trainingsblocks. Und das hat man bei einigen Athleten gemerkt, dass sie am Limit sind.“ Positiv überrascht haben die DSV-Damen mit Podestplätzen in allen Rennen, obwohl Katharina Hennig und Co. sonst erst zu Tour de Ski und Großereignis ihre Form finden. Insgesamt kam das deutsche Team gesund durch Sommer und Herbst. Lediglich Katharina Hennig reiste wegen eines kleines Infektes etwas verspätet in Muonio an. Mit den größten Problemen ha nach wie vor Thomas Bing zu kämpfen, der immer noch gelegentlich Probleme mit seinem Bein nach der Fraktur von Januar 2019 hat. „Als er im Herbst sein Laufpensum wieder gesteigert hatte, brachte das wieder Probleme. Dadurch trainierte er hauptsächlich auf Rollski und dem Rad. r hat aber Einschränkungen in der Technik, die Beweglichkeit ist noch nicht ganz wieder da“, so Schlickenrieder. Umso erfreulicher war sein Resultat am Sonntag in Muonio: „Die Platzierung war ein wichtiger Schritt nach vorne, er bekommt wieder Selbstbewusstsein, das Bein hält.“ Obwohl viele Trainingstage auf dem Gletscher absolviert wurden, gab es beim DSV „kein expliziertes Höhentrainingskonzept“. Es geht um das Herantasten, das Optimum für die Leistungsfähigkeit herausfinden. „Hohe Geschwindigkeiten kann man am besten so niedrig wie möglich trainieren, in der Höhe langsamer.“ Darum reiste das deutsche Team wieder zur unmittelbaren Saisonvorbereitung nach Muonio. Wie Peter Schlickenrieder weiter sagte, wird die Saisonplanung sehr individuell ablaufen: „Sobald jemand die Quali hat, wird er ins Training gehen, denn jeder Tag, den wir mehr oder besser trainieren können als die Konkurrenz, ist ein gewonnener Tag. Das ist auch die beste Möglichkeit, unsere Athleten vor einer Corona Infektion zu schützen, denn wenn du dir jetzt ab dieser Phase eine Corona Infektion einfängst, wird es schwierig sein, die Olympischen Spiele zu erleben.“ Das DSV-Team inklusive aller Betreuer hat 100% Impfschutz. Nun wird der richtige Zeitpunkt für die Booster gesucht, damit es keine Einschränkungen durch Impfreaktionen gibt.

Medaillentraum in Österreich und der Schweiz

In den anderen deutschsprachigen Teams sind die Medaillenhoffnungen aber deutlich größer. Österreichs Aushängeschild Teresa Stadlober schrammte in Oberstdorf nur ganz knapp an einer Medaille vorbei. Ihr Ziel: „Ich möchte eine Topleistung abrufen und in allen drei Distanzrennen vorne dabei sein“, sagte sie kürzlich im xc-ski.de Interview. Die 28-Jährige ging vor dem olympischen Winter neue Wege und setzte neue Wege, indem sie sich der russischen Trainingsgruppe von Markus Cramer anschloss. Außerdem trainierte sie erstmals in der Höhe. „Ich fühle mich sehr gut, habe eine sehr gute Vorbereitung gehabt und einen sehr guten Sommer. Ich bin das erste Mal in der Höhe gewesen, das hat mir gut getaugt. Generell habe ich die Höhe immer gut vertragen, aber ich war immer nur zu Wettkämpfen in der Höhe. Die Olympischen Spiele sind in der Höhe, aber weil ich im Training sowieso neue Reize setzen wollte, hat das ganz gut gepasst.“ Die Schweizer Medaillenhoffnungen heißen Dario Cologna sowie Laurien van der Graaff und Nadine Fähndrich im Teamsprint. Sowohl Cologna und Van der Graaff als auch Sprinter Jovian Hediger gehen in ihre letzte Saison, bevor sie nach den Spielen ihre Karrieren beenden werden. Laurien van der Graaff möchte „das Beste zum Schluss“ zeigen, wie sie am Pressetag von Swiss-Ski sagte, womit sie eine leise Hoffnung auf Olympisches Gold ausdrückt, nachdem sie und Fähndrich in Oberstdorf WM-Silber ersprintet hatten. Auch Dario Cologna will „noch einmal voll angreifen“ bei seinen vierten Olympischen Spielen. Dass er auch in schwierigen Jahren auf den Punkt fit sein kann, hat der 35-Jährige bei seinen vier Goldmedaillen oft genug bewiesen.

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