Langlauf Weltcup: Zweite Station im schwedischen Gällivare steht bevor - xc-ski.de Langlauf

Langlauf Weltcup: Zweite Station im schwedischen Gällivare steht bevor

Staffelstart in Gaellivare (SWE) 2012 © Felgenhauer/NordicFocus

Von Ruka ging die Reise für die Langläufer weiter ins 500 Kilometer westnordwestlich gelegene Gällivare in Schweden. Dort haben die Sprinter Pause, stattdessen steht die erste Staffel auf dem Programm.

Zu Gast im Hellner Stadion in Gällivare

Hellner Stadion in Gaellivare (SWE) © Felgenhauer/NordicFocus

Gällivare ist ein Ort in der nordschwedischen Provinz Lappland, liegt 70 Kilometer nördlich des Polarkreises und gehört zur subarktischen Klimazone. Das heißt, dass der erste Schnee üblicherweise zwischen Mitte Oktober und Mitte November fällt und die letzten Reste erst im Mai verschwinden. Der Name Gällivare ist die schwedische Form des lulesamischen Jiellevárre, das einen Erzberg bezeichnet. Jielle heißt Spalt oder Zwischenraum und deutet auf ein langgestrecktes Tal im erzreichen Berg oder Fjäll (várre) hin. Der Ort wurde als Gillewara erstmals 1673 erwähnt und hat heute etwa 10.000 Einwohner. Gällivare ist eine Eisenerzregion und beherbergte bis 2018 ein großes Unterehmen zur Herstellung von Photovoltaikanlagen. Seit 2011 kann man in Gällivare im Februar das Arctic Balloon Adventure bewundern, ein internationales Treffen von Heißluftballonfahrern. Der 823 Meter hohe Dundret ist der Hausberg der Stadt und im Winter ein beliebtes alpines Skigebiet. Der Ort ist aber auch die Heimat der ehemaligen Langläuferinnen Lina Andersson und Jenny Hansson sowie natürlich Marcus Hellner, nachdem das Skistadion benannt ist. Die Umbenennung erfolgte nach dem Gewinn seiner olympischen Goldmedaille in Vancouver, wenige Monate gewann er auch die Weltcuppremiere in „seinem“ Stadion, das sich fünf Kilometer südlich der Ortsmitte am Dundret auf einer Höhe von knapp über 400 Meter befindet. Etwa acht Kilometer östlich von Gällivare liegt ein kleiner Flughafen, der größtenteils als Regionalflughafen genutzt wird, aber auch tägliche Linienflüge nach Stockholm anbietet. Man kann aber auch umweltfreundlich mit dem Zug zum Weltcup anreisen mit dem Nattåget Norrland, der am 02. und 03. Dezember mit 40% Rabatt von Luleå nach Gällivare fährt. Von dort gibt es ein Bus Shuttle zum Stadion. Auch mit einen Schneemobil kann man sich dorthin bringen lassen. Ins Stadion kommt man mit einem Zwei-Tages-Ticket für 250 SEK, nach aktuellem Kurs entspricht das 22 Euro.

Dritte Auflage mit Einzel und Staffel

Zum insgesamt dritten Mal nach 2010 und 2012 findet in Gällivare ein Langlauf Weltcup statt. Diesmal werden ein Einzelstart in freier Technik sowie ein Staffelrennen über 4×7,5 Kilometer bei Damen und Herren ausgetragen. Sowohl auf der 5 Kilometer-Runde als auch auf der 3,75 Kilometer-Runde für die Staffel erwartet die Athleten ein ständiges Auf und Ab. Die Runde für den Einzelstart hat eine tatsächliche Länge von 4821 Metern und beeinhaltet sieben Anstiege und kleinere Wellen. Der zweite lange Anstieg ab Kilometer eins trägt den klangvollen Namen Dynamitbacken gefolgt von Pumpbacken und Malmbergsbacken. Manche Streckenteile tragen aber auch den Namen von Athleten wie „Saarinens kurva“ (Saarinen Kurve) in der Mitte der Runde oder „Kallas kulle“ (Kalla Hügel) kurz vor dem Ziel. Die Höhendifferenz des Kurses beträgt 36 Meter, der längste Anstieg geht über 31 Höhenmeter, insgesamt sind 130 Höhenmeter pro Runde zu absolvieren. Auf der 3,75 Kilometer-Runde fehlen die Anstiege in der Mitte der Runde, der namenlose erste Anstieg, der Dynamitbacken, Saarinens kurva, der 500 Meter lange Anstieg zwischen Kilometer 2,5 und Kilometer 3,0 sowie Kallas kulle vor dem Ziel sind aber wieder vertreten. Die Streckenlänge beträgt knapp vier Kilometer mit einer Höhendifferenz und höchstem Anstieg von 42 Meter. Insgesamt sind pro Runde 141 Höhenmeter zu bezwingen.
Die Runde für den Einzelstart könnt ihr euch hier ansehen. Das Video stammt aus dem Jahre 2010, seitdem hat sich die Runde aber nicht verändert:

Viele Ausfälle: Corona oder Trainingspause

Die Schweden kennen die Strecken natürlich bestens, sind dort vor zwei Wochen erst ihre Saisonpremiere gelaufen. Vier von ihnen sind nun aber seit Sonntag beziehungsweise Montag mit dem Corona-Virus infiziert: William Poromaa, Jonna Sundling, Linn Svahn und Frida Karlsson. Weitere Infektionen bis zum Wochenende sind zu befürchten, da alle vier noch mit dem Team in Ruka waren. Frida Karlsson ist isoliert, jedoch symptomfrei und erwägt einen Start am Samstag. Am Mittwoch meldeten sich mit Johanna Hagström und Emil Persson zwei weitere Athleten coronakrank. Seine Chance über die nationale Gruppe bei den Heimweltcups nicht nutzen kann dagegen Anton Grahn. Der amtierende Junioren-Weltmeister im Sprint erlitt unmittelbar vor Saisonstart eine Stressfraktur im Schienbein und wird bis mindestens Ende des Jahres für Wettkämpfe ausfallen. Stattdessen feiert nun aber der 17-jährige Alvar Myhlback seine Premiere. Auch in Finnland gibt es Corona-Sorgen, denn Johanna Matintalo verpasste wegen eines Positiv-Tests am Freitag den gesamten Heimweltcup. Sie wurde von ihrem Verlobten Lauri Vuorinen und dem Rest des Teams isoliert, weitere Fälle sind bisher nicht bekannt. Dennoch entschied sich Iivo Niskanen, das Wochenende in Gällivare auszulassen – er will nun mehr Skating trainieren, was er die letzten zwei Wochen zu Gunsten des Klassischen vernachlässigt hat. Von seinem Stockausrüster SWIX erhielt er übrigens eine Verwarnung, weil er die Stöcke scheinbar wütend in den Schnee gepfeffert hatte, weil das Verhalten nicht mit den Werten der Firma übereinstimmt. Stattdessen kehrt die 45-jährige Riitta-Liisa Roponen zwei Jahre nach ihrem offiziellen Karriereende in den Weltcup zurück. Auch Johannes Høsflot Klæbo geht vorerst wieder ins Training. Er sagte schon nach dem Sprint in Ruka, dass der Weltcup für ihn nach seiner Corona-Infektion zwei Wochen zu früh kommen würde – ob er in Östersund am Start sein wird oder erst wieder in Trondheim, ist noch nicht bekannt. Auch Tiril Udnes Weng fehlt nach einem schwereren Corona-Verlauf weiterhin – laut ihrer Zwillingsschwester Lotta mindestens bis Trondheim. Trainer Sjur Ole Svarstad ist jedoch zuversichtlich, dass sie in Östersund wieder am Start ist. Zudem lässt Team Frankreich die Staffel aus, obwohl sechs Herren im Einzel am Start sind. Von Ruka reisten Julien Arnaud, Lucas Chanavat und Léna Quintin nach Hause. Außerdem fehlt ein ganzes Nationalteam bei den Rennen am kommenden Wochenende: Die Schweiz. Schwedens Team Manager Lars Öberg zeigte sich enttäuscht von der Nicht-Teilnahme der Schweiz, als der Expressen ihn darüber informierte. Italiens Topsprinter Federico Pellegrino legt erwartungsgemäß eine Trainingspause ein und Simone Mocellini fehlt nach wie vor nach seiner Hand-OP. 

Vermeulen läuft über zehn Kilometer

Das österreichische Team wird in Gällivare von Mika Vermeulen vertreten. Der Steirer, der mit Rang vier im 20 Kilometer Massenstartrennen von Ruka für mächtig Furore gesorgt hat, möchte den Schwung des mehr als gelungenen Weltcup-Starts mitnehmen und im besten Fall nahtlos an seine Leistungen vergangenes Wochenende anschließen. Der Rest des österreichischen Teams trainiert in der Zwischenzeit in der Heimat und wird bei den Rennen in Östersund (09.-10.12.) wieder in den Weltcup einsteigen. „Ruka war natürlich ein Wahnsinn und es ist einfach cool, wenn man endlich das erreicht, was man immer ankündigt. Das Ergebnis gibt mir klarerweise viel Vertrauen, aber es ist auch wichtig, dass ich mich jetzt nicht zu viel von diesem Hype mitreißen lasse. Im Endeffekt bin ich bei einem Langlaufrennen Vierter geworden – mehr aber auch nicht. Daher muss ich einfach weiter fokussiert bleiben“, meinte er. „Jetzt geht es nach Gällivare und ich sage immer, man ist so gut, wie bei seinem letzten Rennen und dementsprechend ist mein Anspruch natürlich hoch. Ich habe alle meine guten Ergebnisse zwar auf langen Distanzen erreicht, aber ich traue mir zu, dass ich auch über zehn Kilometer ordentlich mitkämpfen kann. Die Strecke ist sehr speziell, mit vielen kurvigen Abfahrten. Hier muss man das komplette Rennen durcharbeiten und einfach vom Start bis ins Ziel Gas geben.“

Erneut eisige Temperaturen und Neuschnee

Auch in Gällivare wird es wieder kalt, aber wohl nicht ganz so eisig wie in Ruka. Athleten wie Calle Halfvarsson oder Remi Lindholm, wie sich zum wiederholten Male Erfrierungen an den Genitalien einfingen, wird das freuen. Für die Zukunft gab Petter Northug, der in Ruka mehrfach dieselbe unangenehme Erfahrung machte, über die Medien den Tipp: „Der Trick ist, Thermo-Unterwäsche zu tragen, sie zu tapen und mit Silikon Gel benutzen.“ Entwarnung gibt es dennoch nicht. Laut der schwedischen Meteorologen von klart.se, wird es wieder zweistellig. Aktuell fällt Schnee in Gällivare bei Temperaturen um -8°C. Ab Freitag soll es aber kälter werden mit Tagestemperaturen von -14°C am Freitag und -16°C am Wochenende. Ab Freitag ist kein Neuschnee mehr zu erwarten. Es bleibt wolkig und leicht windig. Die Sonne zeigt sich Anfang Dezember, nur drei Wochen vor dem kürzesten Tag des Jahres, ohnehin nur noch maximal drei Stunden am Tag.

Langlauf Weltcup: Alles live bei Euro 1

Das Langlauf Wochenende wird in kompletter Länge live bei Eurosport 1 im Free TV übertragen, mobil ist man bei Discovery+ gut aufgehoben. Das ZDF plant nur kurze Zusammenfassungen der Rennen aus Gällivare, die Staffel der Herren gibt es teilweise live zu sehen. Bei ORF Sport+ sind längere Zusammenfassungen zeitversetzt geplant, obwohl das ÖSV-Team nicht vor Ort ist, die Damen-Staffel soll teilweise live gezeigt werden. SRF2 steigt verspätet in den Einzelstart der Herren ein wie auch in die Staffel der Herren – von den Damen wird nichts gezeigt.

Zeitplan Gällivare

Samstag, 02. Dezember 2023

09:45 Uhr: 10 Kilometer FT Damen
12:00 Uhr: 10 Kilometer FT Herren

Sonntag, 03. Dezember 2023

09:50 Uhr: 4×7,5 Kilometer Staffel Damen
12:00 Uhr: 4×7,5 Kilometer Staffel Herren

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