Marit Bjørgen heißt die Siegerin der Tour de Ski 2015. Ihre Teamkolleginnen Therese Johaug, Heidi Weng und Ragnhild Haga sorgten für einen Vierfach-Triumph.
Marit Bjørgen: Endlich erfolgreich!
Nun hat Marit Bjørgen es also doch endlich geschafft! Heute kann sie nach mehreren vergeblichen Anläufen auch die Tour de Ski zu ihrem beeindruckenden Palmarés hinzufügen. Die Norwegerin ging die Abschlussetappe eher kontrolliert an und ging kein unnötiges Risiko ein. Zwar büßte sie erwartungsgemäß mehr als eine Minute auf den Bergfloh Therese Johaug ein, doch der Vorsprung nach sechs Etappen war beruhigend groß. Im Ziel trennten 1:39 Minuten die beiden Norwegerinnen, die sich im Ziel sofort beglückwünschten. „Jetzt habe ich es endlich geschafft. Ich war schon ganz verzweifelt. Ich werde ja auch nicht jünger, aber bei dieser Tour hatte ich eine fantastische Form“, sagte Marit. Heidi Weng konnte das Tempo ihrer Landsfrau nicht lange mitgehen. Zuvor hatte Johaug bereits 40 Sekunden auf Weng (hauptsächlich in der Ebene) gutgemacht, einen Kilometer vor dem Ziel musste sie dann Johaug ziehen lassen. Sie sicherte sich den dritten Rang mit zwei Minuten Rückstand auf Bjørgen. „Ich weine nicht, weil es mir schlecht geht. Ich bin so gerührt, wenn jemand so eine tolle Leistung gezeigt hat. Marit hat so verdient gewonnen, nun habe ich aber Angst, dass sie aufhört“, weinte Heidi im Ziel, die gar nicht an ihr eigenes tolles Ergebnis dachte.
Spannendes Duell zwischen Haga und Stephen
Wengs beste Freundin im Team, Ragnhild Haga, lieferte sich ein spannendes Duell mit Liz Stephen, die mit Johaug wieder zu den Schnellsten im Berg gehörte. Die Amerikanerin war 50 Sekunden hinter der Norwegerin gestartet und zog nach sieben gelaufenen Kilometern an Haga vorbei. Auf dem flacheren letzten halben Kilometer vor dem Ziel berappelte sich Haga wieder und holte die fehlenden fünf Sekunden auf. Seite an Seite kämpften beide um Platz vier, doch Haga konnte den Ski besser laufen lassen und sorgte so für einen norwegischen Vierfachsieg. Eva Vrabkova-Nyvltova wurde gute Sechste vor Nicole Fessel und Denise Herrmann. Emma Wiken belegte den neunten Platz vor Teresa Stadlober, die erstklassige Zehnte wurde. Steffi Böhler verpasste die besten Zehn knapp. Justyna Kowalczyk litt offenbar wieder unter starken Schmerzen in der Muskulatur. Die Polin verlor deutlich an Boden und gab das Rennen bald darauf auf. Später wurde bekannt, dass sie kurz ohnmächtig geworden und in ein Krankenhaus eingeliefert worden war. Inzwischen geht es ihr aber wieder gut.
Drei Deutsche in den Top11
Die deutsche Damen lieferten erneut ein erstklassiges Mannschaftsergebnis ab mit drei Athletinnen unter den besten Elf. Moniue Siegel beendete die Tour de Ski als 24. Nicole Fessel war das Rennen couragiert angegangen und vor dem Anstieg zu Liz Stephen aufgelaufen. Auch Denise Herrmann, quasi zeitgleich mit Nicole gestartet, hing bis zum Anstieg noch in dieser Vierergruppe mit der Tschechin, konzentrierte sich dann aber auf ihren eigenen Rhythmus. Einen Kilometer vor dem Rennende konnte Nicole der Tschechin nicht mehr folgen und sie erreichte das Ziel 30 Sekunden hinter ihr auf einem sehr guten siebten Platz. „Ich habe gedacht: ‚Schau bloß nicht zurück, lauf einfach, du kannst jetzt eh nichts mehr machen. Entweder die kommen oder… ich lauf jetzt einfach und schau bloß nicht zurück.‘ Ich bin froh, dass ich mich noch ins Ziel gerettet habe“, sagte Nicole. Denise hatte sich nach acht gelaufenen Kilometern an Justyna Kowalczyk vorbeigeschoben. „Es ist jedes Mal wieder ein Kampf und man weiß nie, was passiert auf den nächsten hundert Metern. Ich bin froh, dass ich es einigermaßen über die Ziellinie gebracht habe. Ich bin froh, dass der achte Platz dabei rausgesprungen ist“, freute sich Denise. Für Steffi Böhler reichte es am Ende nicht ganz zu einem Platz unter den besten Zehn. Die Schwarzwälderin musste im Anstieg die zeitgleich gestartete Schwedin Wikén laufen lassen, holte sie zwar nach acht Kilometern wieder ein, bis sie sie und Teresa Stadlober dann wieder ziehen lassen musste. „Wir wissen eigentlich, das es absolut crazy ist, was wir hier machen. Wenn ich vorher das Männerrennen ein bisschen aus dem Augenwinkel verfolge, denke ich mir nur: ‚Wir sind sowas von bescheuert!'“, schmunzelte Steffi. „Aber es macht trotzdem Spaß und wir sind jedes Mal wieder glücklich, wenn wir hier oben ankommen. Außergewöhnlich, aber es macht Spaß!“