Marit Bjørgen und Petter Northug sind Sprint-Weltmeister von Falun

Marit Bjoergen © NordicFocus/www.nordicfocus.com

Marit Bjørgen und Petter Northug haben sich die ersten Titel bei der Nordischen Ski-WM in Falun gesichert. Silber ging an Stina Nilsson und Alex Harvey, die Bronzemedaillen wieder an Norwegen durch Maiken Caspersen Falla und Ola Vigen Hattestad.

Bjørgen setzt weitere Rekorde

Marit Bjørgen hat sich im ersten WM-Rennen ihre insgesamt 30. Weltmeisterschaftsmedaille gesichert – die 13. in Gold. Weitere werden in den nächsten fünf Rennen sicher folgen, die Marit alle bestreiten will. Im Finale, das die besten Sechs des Prologs bestritten, machte lange Zeit Olympiasiegerin Maiken Caspersen Falla das Tempo mit Stina Nilsson und Marit Bjørgen auf den Fersen. Die überraschend Prolog-Schnellste Justyna Kowalczyk schien nach überlegenen Viertel- und Halbfinalheats nach dem Start früh abgeschlagen, kämpfte sich aber an beiden Anstiegen wieder heran. Im Zielsprint ging die Polin als Vierte nach einem starken Sprinttag aber leer aus. Die Medaillen machten die Norwegerin und die Schwedin unter sich aus: Marit fuhr als Erste ins Stadion ein und gewann den Sprint von vorne. Hinter ihr sicherte sich Schwedens erste Medaillenhoffnung Stina Nilsson die Silbermedaille vor Maiken Caspersen Falla. Kari Vikhagen Gjeitnes belegte den fünften Platz vor Ingvild Flugstad Østberg, die diesmal nicht so frisch wirkte wie in anderen Sprintrennen.

Bruderduell 3:1 für Tomas, aber Petter gewinnt das entscheidende

Mit Spannung erwartet worden war das Bruderduell zwischen Petter Northug und Tomas Northug, nachdem der frischgebackene norwegische Sprint-Junioren-Weltmeister Even Northug sich kürzlich ein T-Shirt mit der Aufschrift „Who the F*** is Petter Northug?“ drucken ließ. Petter ist endlich Sprint-Weltmeister, kann man nun sagen. Dieser Titel fehlte dem Norweger bisher nach zuletzt zweimal WM-Silber im Sprint. Nachdem sich Bruder Tomas im direkten Duell im Prolog, Viertel- und Halbfinale teilweise deutlich durchgesetzt hatte, gewann der älteste Northug den entscheidenden Zweikampf im Finale. Zuerst sah es jedoch gar nicht so aus: Tomas übernahm die Initiative, bis Petter sich am ersten Anstieg mit einer ganz frechen Attacke in der Mitte hindurch von Platz sechs auf eins sprang. Tomas konnte nur völlig überrascht nach rechts blicken, sein Widerstand war für den Rest des Rennens gebrochen und er erreichte abgeschlagen als Sechster das Ziel. Trotz eines Strauchlers am Ende des Anstiegs zog Petter voll durch, doch Federico Pellegrino gab die Hoffnung nicht auf. Der Skatingspezialist mit drei Freistil-Siegen in diesem Winter kam heran und setzte eine Attacke am zweiten Anstieg. Der Italiener fuhr als Erster ins Stadion, doch Petter konnte mit besserem Ski über die Brücke wieder in Führung gehen und sich von vorn den Sprinttitel sichern. Federico Pellegrino versuchte zwar noch aus dem Windschatten heraus vorbeizuziiehen, konnte es mit dem spurtschnellen Norweger in der ungeliebten Technik aber nicht aufnehmen. Er wurde im Zielsprint noch von Alex Harvey angefangen, der Northug nicht mehr ganz erreichte, aber über den Vize-Titel jubelte. Bronze ging an Ola Vigen Hattestad vor Nikita Kriukov, die beide ebenfalls noch vor Pellegrino ins Ziel kamen.

Ringwald verpasst Halbfinale knapp

Beide DSV-Damen unter den besten 30 mussten bereits im Viertelfinale die Segel streichen. Bei Sandra Ringwald, die erst in letzter Sekunde auf den WM-Zug aufgesprungen war, reichte es allerdings hauchdünn nicht. Nach einem starken Prolog mit der siebtschnellsten Zeit wurde sie auch im Viertelfinals wieder von ihrem Freund Fabian Rießle und dessen Teamkollegen in der Nordischen Kombination angefeuert. Dort geriet die Schwarzwälderin aber mehrfach mit der Russin Evgenia Shapovalova aneinander, die ihr immer wieder den Weg abschnitt, so dass die Schonacherin Tempo rausnehmen musste. In der abschüssigen Kurve ins Stadion hinein wurde sie auch noch weit herausgetragen, was ihr für Verlassen der Strecke noch eine gelbe Karte einbrachte: „Der Prolog war super und im Viertelfinale war ich auch nicht schlecht. Aber ich hatte am Berg mehr zu kämpfen und dann hat mich die Russin auch noch rausgedrängt in der Kurve, so dass ich den längeren Weg gehen musste“, meinte Sandra, die aber vor dem Raustreiben klar hinter der Russin war. „Daran hat es aber nicht gelegen, die anderen waren schon weit weg und über die Zeit hätte es wohl auch nicht gereicht.“ Teamkollegin Denise Herrmann haderte schon vor dem Start mit der Form, es gehe „nicht so leicht von der Hand wie im letzten Winter“. In ihrem Viertelfinale gehörte sie nicht zu den Besten und als sie mit besserem Ski auf die langsame Niskanen auffuhr und abbremsen musste, war es endgültig um das Halbfinale geschehen. „Ich hatte mir mehr Hoffnungen gemacht, aber die anderen schlafen auch nicht. Die Ski waren gut. Das ist nicht meine Lieblingstechnik, da war ich am Ende blitzeblau und ich habe am zweiten Anstieg ein paar Meter gekriegt. Man will dann immer mehr, als dann herauskommt und dann verkrampft man und so fühle ich mich auch“, erklärte Denise, die als 17. gewertet wurde. Sandra belegte einen sehr guten 13. Platz. Ebenfalls im Viertelfinale Endstation war für Laurien van der Graaff, die schließlich 27. wurde. Drei weitere deutschsprachige Athletinnen waren am Start, darunter die zuletzt etwas kränkelnde Hanna Kolb und die Österreicherin Katerina Smutna, die als 31. und 32. des Prologs knapp scheiterten. Durch die Disqualifikation von Hanna Falk rückten beide im Endklassement noch einen Platz vor. Nilssons Teamkollegin gelang es im Viertelfinale, sich mit zweimal Gelb in einem Lauf disqualifizieren zu lassen – zunächst verursachte sie einen Fehlstart, dann behinderte sie Sadie Bjornsen auf der Startgeraden sehr deutlich, die sich dann mit einem Schubser wehrte. Junioren-Weltmeisterin Victoria Carl wurde 38.

Eisenlauer und Tscharnke im Viertelfinale

Auch bei den Herren schafften zwei DSV-Starter den Sprung unter die besten 30. Auch hier gab es ein deutliches Ausscheiden und einmal wäre noch mehr dringewesen. Das Lauf von Sebastian Eisenlauer, dem besten deutschen Sprinter in diesem Winter, ist definitiv als sehr abwechslungsreich zu bezeichnen. Zunächst lag der Allgäuer in der Mitte der Gruppe, bis er in einer Kurve innen vorbeiging. Danach wurde er aber in der nächsten Kurve weit nach außen getragen und fiel nach einem Stolperer am zweiten Berg zurück. Mit einem sehr schnellen Ski kam er in der Abfahrt zurück, fuhr auf Andy Newell auf, der ihn bei seinem Spurwechsel völlig übersah und fast zu Fall brachte. Sichtbar ärgerlich kam der Deutsche nur als Fünfter seines Laufes ins Ziel: „Ich habe einen ziemlich guten Ski gehabt, ich wäre da noch nach vorn gekommen. Aber ich kann ihm da nicht mal einen Vorwurf machen. Ich gehe davon aus, dass er mich nicht gesehen hat, weil vorher eine Lücke hinter ihm war. Aber als er die Spur wechselte, war definitiv keine Lücke mehr“, meinte Sebi später. Bei dem Thüringer Tim Tscharnke lief im Sprint erneut nicht viel zusammen: Nachdem er zunächst einen Fehlstart verursachte, lag er auf der Strecke meist hinten, kam zwischenzeitlich aber noch etwas nach vorn. Im zweiten Anstieg hatte er die Hoffnung aber bereits aufgegeben und er erreichte abgeschlagen das Ziel. Im Endklassement stehen für die beiden Deutschen Platz 23 und 28 zu Buche. Deutlich besser lief es für die Schweizer, wo in Abwesenheit von Dario Cologna vor allem Ueli Schnider mehr als zu überzeugen wusste. Der 24-Jährige Grenzwächter war der viertbeste im Prolog und konnte sich am Ende über den achten Platz freuen. Sein Teamkollege Jovian Hediger wurde 21. und Gianluca Cologna 27. Einziger Österreicher in den Heats war der 22-jährige Dominik Baldauf, der sehr guter 19. wurde. Wie der zweite Österreicher Markus Bader schied auch der dritte Deutsche Thomas Bing als 46. aus.