Ingvild Flugstad Østberg und Maiken Caspersen Falla sowie Finn Hågen Krogh und Petter Northug sicherten sich die Goldmedaillen im Teamsprint der Nordischen Ski-WM in Falun. Die übrigen Medaillen gingen bei den Damen an Schweden und Polen, bei den Herren an Russland und Italien. Die deutschen Teamsprinter wurden jeweils Vierte.
Østberg/Falla dominieren Finale
Ingvild Flugstad Østberg und Maiken Caspersen Falla haben den Teamsprint im Finale sehr überlegen für sich entschieden. Die Vorentscheidung zu Gunsten der Norwegerinnen führte jedoch eine ganz andere herbei: Justyna Kowalczyk schob sich auf ihrer letzten Runde am Anstieg vor Nicole Fessel, die in ihrer dritten Runde schwer zu kämpfen hatte. So ging die Polin als Erste des Trios auf die Abfahrt, so dass Ingvild Flugstad Østberg ihren Vorsprung durch Kowalczyks langsame Abfahrtstechnik ausbauen konnte. Für Nici Fessel auf den schnellen deutschen Ski wäre wohl noch etwas möglich gewesen, wenn sie in der Abfahrt freie Fahrt gehabt hätte. So war vorn alles klar für Norwegen, wo Maiken Caspersen Falla den Sieg nach Hause lief. Um die weiteren Medaillen entwickelte sich ein spannender Dreikampf, nach dem Schweden und Polen jubeln konnten. Die Schwedinnen Ida Ingemarsdotter und Stina Nilsson hatten teilweise schon den Anschluss verloren und wirkten sowohl im Vorlauf als auch im Finale nicht besonders frisch. Erst auf der Schlussrunde war Stina Nilsson wieder stark wie eh und je, ging im Stadion in der Kurve über die Brücke an Denise Herrmann vorbei und schnappte sich im Zielsprint auch noch die Polin Sylwia Jaskowiec, die wie Justyna Kowalczyk ein ganz starkes Rennen machte und mit einer Medaille belohnt wurde. Das deutsche Duo musste wie in Sochi mit dem vierten Platz vorlieb nehmen, die Schweizerinnen Seraina Boner und Laurien van der Graaff belegten den siebten Platz.
Krogh und Northug mit ganz starker Leistung
Nach dem Ausfall von dem ursprünglich eingeplanten Martin Johnsrud Sundby (schwere Erkältung) kam der in Östersund dominierende Finn Hågen Krogh zu seinem ersten WM-Einsatz zusammen mit Petter Northug, der anders als Marit Bjørgen nicht auf einen Start verzichtete. Beide boten eine ganz starke Leistung und konnten frühzeitig über die Goldmedaille jubeln. Schon auf Runde drei von sechs zog Krogh das Tempo erheblich an und riss zum Wechsel ein kleines Loch, das Petter Northug ausbaute. Der Schwede Teodor Peterson war wie immer in diesem Winter zu schwach, um wirklich mitzuhalten – er konnte den Anschluss an Northug nicht wieder herstellen und wurde bis zum Wechsel vom Verfolgertrio bestehend aus Russland, Italien und Deutschland eingeholt. Das Rennen ging in die letzten beiden Runden: Krogh baute den norwegischen Vorsprung weiter aus und gab Northug 15 Sekunden mit auf die Schlussrunde, die der Kollege locker verwaltete. Dahinter zeigte Thomas Bing eine erstklassige persönliche Schlussrunde und übergab nach einer Attacke im Stadion als Zweiter auf Schlussläufer Tim Tscharnke. Der Biberauer verlangsamte an der Spitze der Gruppe unmittelbar vor der letzten Abfahrt noch einmal das Tempo, um in die Abfahrt hinein zu attackieren. Im Stadion musste er sich aber den Kokurrenten geschlagen geben, die ihm im Stadion keine Chance ließen. Silber ging an die Russen Alexey Petukhov und Nikita Kiukov vor den Italienern Dietmar Nöckler und Federico Pellegrino. Die Schweden kamen nur als Neunte ins Ziel, nachdem sie beim letzten Wechsel noch an dritter Stelle gewechselt hatten: Dort war unmittbar vor Peterson Alexey Petukhov nach der Übergabe gestürzt, was zu einem Stockbruch bei dem soeben startenden Schweden führte. Zwar drückte Kollege Calle Halfvarsson ihm sofort seinen Stock in die Hand, der aber nicht die richtige Länge hatte.
Wie in Sochi: Herrmann im Zielsprint geschlagen
Im Finale der Damen bemerkte man wieder einmal, wie wichtig die Erholungszeit im Teamsprint ist: Die Medaillen machten drei Teams aus dem ersten Halbfinale unter sich aus – den deutschen Damen aus dem zweiten Halbfinale fehlten im Finale die Kräfte für die letzte Runde. Außerdem hatten sie taktisch unklug im Halbfinale schon sehr viele Kräfte investiert: Denise Herrmann lief auf ihrer Schlussrunde bis zu elf Sekunden Vorsprung heraus. Kräfte, die wahrscheinlich im Finale fehlten. In Runde fünf war Nicole Fessel noch im Windschatten der attackierenden Norwegerin, musste sie aber ziehen lassen. Dann schob sich auch noch Kowalczyk unmittelbar vor Ende des Anstiegs vorbei und sorgte dafür, dass sich der Abstand in der Abfahrt noch vergrößerte. Denise Herrmann geriet auf der Schlussrunde noch mit Stina Nilsson aneinander, die in den engen S-Kurven innen vorbei wollte und sich dabei mit dem linken Ski außerhalb der V-Boards bewegte. Dafür wurde die Schwedin mit einer gelben Karte belegt. „Das ist da schon ein bisschen knifflig in den S-Kurven mit dem Geschwindigkeitsüberschuss. Ich war vorne und habe das nicht mitbekommen, dass sie außerhalb war. Aber dafür jetzt zu disqualifizieren. das wäre zu hart. Ein Ski außerhalb ist schon okay. So wollen wir unsere Medaille auch nicht gewinnen“, meinte Denise nach dem Rennen und der Bundestrainer erklärte: „Wir hatten uns sehr, sehr viel vorgenommen. Wir waren nah dran, die Mädels haben viel Kraft investiert. Sie haben sich im Vorlauf sehr gut verkauft und sind dann im Finale etwas fest geworden.“
Wieder nichts! Bing/Tscharnke ebenfalls nur Vierte
Auch bei den Herren sah alles lange sehr gut aus, auch wenn Thomas Bing und Tim Tscharnke sich als Fünfte ihres Halbfinals nur hauchdünn als Letzte noch für das Finale qualifizierten. Dort lief es dann recht gut, aber es sollte wieder nicht sein. Trotz eines taktischen Verzögerns vor der letzten Abfahrt hat es nicht gereicht, es bleibt wieder der vierte Platz. „Wir haben die vierten Plätze heute gepachtet. Sie haben sich gut ins Zeug gelegt. Thomas Bing hat ein sehr gutes Rennen gemacht und auch Tim gegen arrivierte Sprinter wie Kriukov und Pellegrino, der dieses Jahr im freien Stil alles dominiert. Aber mit dem vierten Platz müssen wir heute zufrieden sein“, meinte Ullrich und analysierte weiter: „Tim hat unten nach der Abfahrt vielleicht ein bisschen zu lange ausgesessen, aber er sagte, er war fix und fertig.“ Durch dieses lange Sitzenbleiben in Gleitposition gelang es den Konkurrenten, ihn zu schlagen. Kriukov zog auf die Brücke hinauf vorbei, in der Kurve ging dann auch noch Pellegrino mit Schwung außen vorbei. Damit war der Zielsprint um die Medaillen bereits gelaufen. Bereits im Vorlauf ausgeschieden waren die Österreicher Harald Wurm und Bernhard Tritscher sowie Roman Schaad und Gianluca Cologna aus der Schweiz – bei den Schweizern war ein Sturz Colognas in aussichtsreicher Position am letzten Anstieg der Grund für das überraschende Ausscheiden.