Im norwegischen Langlauf Team geht es drunter und drüber: Verletzung, Karriereende und vor allem finanzielle Probleme sorgen für Unruhe vor der bevorstehenden Team-Präsentation. Währenddessen sammelte das deutsche Team in Schweden letzte Wettkampfkilometer und holte Podestplätze.
Stenseth verletzt sich bei WM
Ane Appelkvist Stenseth beendete die Saison mit guten Ergebnissen, stand bei den vier Sprints nach der WM zweimal im Halbfinale, einmal und Viertelfinale und am Ende in Lahti wurde sie sogar Fünfte. Und das alles mit einer Verletzung, die sie sich während der Nordischen Ski WM zuzog, wo sie aber als Ersatzläuferin im Sprint nicht zum Einsatz kam. Wie ein NRK Video zeigt, das erst jetzt veröffentlicht wurde, stürzte die 28-Jährige am Abend nach dem Einzelsprint die Stufen des norwegischen Wachstrucks hinunter. Schnell sprang die Norwegerin, die sich der wartenden Journalisten bewusst war, in ein wartendes Auto. „Ich dachte nur, dass ihr [NRK] dort steht und ich jetzt kein Drama machen darf. Darauf habe ich mich konzentriert“, sagte sie. Einige Minuten später spürte sie jedoch starke Schmerzen im linken Daumen, die im Laufe der Zeit nachließen, so dass sie die Saison wie geplant beendete und gute Sprints zeigte. Im Distanzrennen bei den norwegischen Meisterschaften spürte sie dann aber wieder stärkere Schmerzen. „Ich glaube, ich bin nicht ganz ehrlich gewesen, wie schmerzhaft es war.“ Nach der NM Anfang April wurde ein MRT gemacht, das einen Bänderriss und einen Anriss eines weiteren Bandes zeigte. Außerdem hatte der Daumen beim Unfall einen so starken Stoß bekommen, so dass der linke Daumen aktuell kürzer und dicker als der rechte ist, wie sie auf einem NRK-Foto zeigt. „Höchstwahrscheinlich muss ich operiert werden, um das Band wieder zu nähen“, sagte Stenseth am Donnerstag. Sie hofft, dass bald operiert wird, weil anschließend eine längere Phase mit alternativem Training ohne Stöcke folgt. „Das ist sehr unglücklich, weil wir normalerweise mit einer Menge Skiroller-Training starten. Aber nun ist es passiert und wir werden das Beste daraus machen. Sie kann ohne Stöcke laufen oder mit einem oder sie kann sich aufs Joggen konzentrieren“, sagte Nationaltrainer Stig Rune Kveen. Die Schuld am Unfall sieht Stenseth nicht bei der nicht ungefährlichen und manchmal rutschigen Treppe: „Sie ist steil, aber man lernt, wie man sie laufen muss. Es kann immer etwas passieren, es ist nicht die Schuld der Treppe. Manchmal muss man die Füße seitlich aufsetzen, weil nicht viel Platz zwischen den Stufen ist. Da kann es dann passieren, dass man mit der Ferse hängen bleibt, wie es in meinem Fall war.“
Norwegen: Großsponsor zieht sich zurück
Dass finanzielle Probleme, die in vielen anderen Nationen vorherrschen, auch einmal die großen Norweger betreffen könnten, hätte vor allem in Norwegen selbst wohl kaum einer erwartet. Tatsache ist aber, dass sich nun kurz vor Präsentation der Teams für die kommende Saison, ein Großsponsor die Zusammenarbeit mit den Langläufern beendet. Norengros hatte 20 Jahre das Team unterstützt und zieht sich nun zurück. „Nach 20 Jahren im Langlauf beendet Norengros zur kommenden Saison die Zusammenarbeit“, sagte Marketingchef Espen Sørhaug zur VG. „Mit diesem Sponsoring haben wir unsere Ziele erreicht und unsere Bekanntheit in der Branche von 10 Prozent auf 90 Prozent gesteigert. Ich kann bestätigen, dass wir bei dem Sponsoring über Millionen sprechen, aber es war immer noch weniger als bei Sparebank1 [Norwegens Hauptsponsor].“ Zusätzlich zu den ausfallenden Sponsorengeldern macht den Norwegern auch die schwache Norwegische Krone im Vergleich zu anderen Währungen Sorgen. Das heißt, dass für die Saison 2023/24 massiv Kosten eingespart werden müssen. In einer Notfallsitzung am Mittwoch wurden die Trainer gebeten, die Nationalteams [Bekanntgabe am kommenden Montag] von 24 auf 20 Athleten zu reduzieren. Weitere Punkte, in denen Kosten eingespart werden müssen, sind die Reduktion von medizinischem Personal und Physio-Einheiten, weniger gemeinsame Trainings zu Hause und im Ausland sowie geringerer Komfort auf Reisen und in Trainingslagern. Vor allem im Sommer werden Trainingslager eingekürzt und bei Reisen muss man künftig flexibler sein und zum Beispiel auf günstigere Flüge ausweichen oder direkt zum nächsten Weltcuport weiterreisen statt einen Zwischenstopp zu Hause einzulegen.
Holund und Harsem hören auf
Während Sjur Røthe nach Ende der Weltcupsaison verkündete, seine Karriere vermutlich noch ein Jahr fortzusetzen, zog der gleichaltrige Hans Christer Holund heute einen Schlussstrich unter seine sportliche Karriere. Auf Instagram schireb er unter anderem: „Ich habe mich nun dazu entschlossen, meine Langlauf-Karriere zu beenden. Es war eine schwierige Entscheidung, aber mit zwei kleinen Kindern und anderen Aufgaben fühlt es sich nun richtig an, den Weg frei zu machen für andere hungrige Athleten, die um die Startplätze für die Heim-WM 2025 kämpfen können.“ Er gewann zweimal Einzel-Gold 2019 und 2021 sowie zwei Titel mit der Staffel 2021 und 2023 in Planica. Holund hätte sicher auch weiter zum Nationalkader gehört, bei Røthes Entscheidung wird sicher eine wichtige Rolle spielen, ob er einen Platz im Team bekommt. Auch Katherine Harsem wird nicht mehr als Langläuferin aktiv sein. Die 34-Jährige hatte immer wieder gesundheitliche Probleme mit der Hüfte, aber auch mentale Probleme. Die Ursache sieht sie darin, dass sie 2019 ihren Platz im Nationalteam verlor und das psychisch nie verkraftet hat. „Sobald ich an meinen Rücktritt denke, kommen wir die Tränen. Ich habe meine Entscheidung noch nicht akzeptiert, aber gleichzeitig fühle ich, dass ich eine Last von meinen Schultern genommen habe. Als ich in der Saison 2019 aus der Nationalmannschaft geworfen wurde, hatte ich kein Selbstvertrauen mehr . Ich war am schlimmsten und wurde allein gelassen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, und von diesem Moment an war es sehr schwierig, die Motivation zu finden“, sagte sie.
Rydzek und Gimmler holen Podestplätze in Schweden
Im Norden Europas ist die Saison noch nicht ganz beendet. Das nutzten auch ein paar DSV-Langläufer, um weitere Schneekilometer unter Wettkampfbedingungen zu sammeln. Super-Sprint und Fjälltoploppet standen im schwedischen Bruksvallarna auf dem Programm, wo sich Coletta Rydzek und Laura Gimmler über Podestplätze freuen konnten. Im Super-Sprint traten jeweils zwei Sportler in verschiedenen Runden gegeneinander an über eine Distanz von 100 Metern auf komplett flacher Strecke. Im Finale der Damen unterlag Coletta Rydzek der Norwegerin Emma Axelsson, die schon die Qualifikation klar für sich entschieden hatte. Laura Gimmler verlor ihr Halbfinale gegen die Norwegerin und wurde somit Dritte. Sofie Krehl schied im Achtelfinale aus wie auch Pia Fink. Bei den Herrn setzte sich Marcus Grate gegen den Südtiroler Michael Hellweger durch. Der Schweizer Ilan Pittier scheiterte im Viertelfinale an Hellweger. Beim Fjälltoploppet galt es tags drauf 35 Kilometer zu bewältigen und Ebba Andersson erwies sich erwartungsgemäß als unschlagbar. Sie gewann mit mehr als drei Minuten Vorsprung auf Laura Gimmler, die wiederum Frida Karlsson überraschend deutlich auf den dritten Platz verwies. Sofie Krehl kam als Siebte ins Ziel, Pia Fink wurde Elfte. Bei den Herren triumphierte Gustaf Berglund, der Lebensgefährte von Ebba Andersson, mit nur knappem Vorsprung vor dem Schweizer Antonin Savary. Rang drei ging an Fredrik Andersson, Ebbas Bruder. Bester Deutscher wurde Florian Notz als Siebter mit 1:52 Minuten Rückstand. Kombinierer Johannes Rydzek wurde 17. und der zweite Schweizer Nicola Wigger 20. Max Olex wurde 35. vor Janosch Brugger.
Golberg und Østberg gewinnen Skarverennet
Beim 37 Kilometer langen Skarverennet in Norwegen gingen die Siege an Pål Golberg und Ingvild Flugstad Østberg, die die 50. Austragung des Rennens für sich entschieden. Bei den Herren fiel die Entscheidung erst im Zielsprint und Simen Hegstad Krüger musste sich knapp geschlagen geben. Mit 52 Sekunden Rückstand wurde Mattis Stenshagen Dritter. Mit acht Minuten Rückstand belegten die beiden Deutschen Christoffer Rüger und Jakob Walther die Plätze 18 und 19. Østberg kontrollierte die Damen-Konkurrenz und gewann zwei Minuten vor Astrid Øyre Slind. Emilie Fleten wurde Dritte. DSV-Damen waren nicht am Start.