Nach Abschluss der spannenden Wettkampfsaison 2012/2013 wirft die xc-ski.de Redaktion einen Blick zurück auf den vorolympischen Winter, in dem die Weltmeisterschaft im Val di Fiemme, zahlreiche Weltcup-Rennen und Skimarathons auf dem Programm standen.
Bjoergen besser als Kowalczyk, aber die Masse macht’s!
Der Gesamtweltcup der Damen war schon recht früh entschieden, wirft man einen Blick auf die Statistik, stellt man aber fest, dass es auch sehr viel enger hätte sein können: Beste Athletin war eigentlich Marit Bjoergen, der nur leider ihre Gesundheit einen Strich durch die Rechnung machte. Errechnet man die Durchschnittspunkte der drei Topathletinnen liegt Bjoergen mit durchschnittlich 95 Punkten bei nur zwölf Starts im Weltcup und bei Weltcupetappen deutlich vorn – in allen 24 Rennen, die sie diesen Winter bestritt, landete Bjoergen auf dem Podium, mit Ausnahme des Sprints der norwegischen Meisterschaften sogar immer auf den Plätzen eins und zwei: Eine beeindruckende Saison, nur die Herzprobleme zu Weihnachten und die damit verbundene sechswöchige Wettkampfpause verhinderten ihren vierten Triumph im Gesamtweltcup. Eigentlich während der gesamten Saison auf einem Niveau liefen Justyna Kowalczyk und Therese Johaug, die bei ihren Starts durchschnittlich 75 (Johaug) und 74 (Kowalczyk) Weltcuppunkte pro Rennen erreichten. Hier brachte die Masse der Rennen den frühen Ausschlag zu Gunsten der Polin, die neben dem vierten Tour de Ski Sieg auch zum vierten Mal den Gesamtweltcup nach Polen holte. Justyna Kowalczyk war nie rennmüde und absolvierte ein ungeheures Pensum. Ihre 2017 Weltcuppunkte sammelte sie innerhalb von 27 Wettkämpfen, während Johaug für ihre 1503 Punkte 20 Rennen benötigte.
Gesamtweltcup der Herren spannend wie seit Jahren nicht mehr
Bei den Herren lieferten sich Alexander Legkov, Dario Cologna und Petter Northug einen spannenden Dreikampf um den Gesamtweltcup, der sich bis zur abschließenden Mini-Tour in Schweden hinzog. Legkov machte viele wichtige Punkte durch seinen ersten Tour de Ski Erfolg, Cologna brachte aber die konstanteren Ergebnisse. Der Schweizer lief lange Zeit in Gelb, aber eine Krankheit nach der WM warf ihn im Kampf mit den Konkurrenten entscheidend zurück. Zu dieser Zeit drehte Petter Northug erst richtig auf, gab den Gesamtweltcup nie verloren und holte mit mehreren Siegen Punkt um Punkt auf. Beim Weltcupfinale lief er beiden Verfolgern auf und davon zu seinem zweiten Gesamtweltcupsieg. Alexander Legkov sicherte sich im Zielsprint den zweiten Rang vor dem angeschlagenen Schweizer.
Norwegische Damen dominierten WM
Das Großereignis des Winters war aber die Weltmeisterschaft der Nordischen Sportler im italienischen Fleimstal. In Lago di Tesero kämpften die Athletinnen und Athleten in zwölf spannenden Wettkämpfen um Edelmetall. Als klarer Sieger ging dank der norwegischen Damen unter der Führung von Marit Bjoergen und Therese Johaug, die wie zuvor angekündigt fünfmal Gold gewannen (da beide auf den Teamsprint verzichteten) die Mannschaft aus Norwegen hervor. Da auch Petter Northug und die norwegischen Herren noch einige Erfolge beisteuerten, sammelte das Team mit 16 Mal Edelmetall ebenso viele Medaillen wie bei der erfolgreichen Heim-WM 2011. Nicht zufrieden sein konnte dagegen Justyna Kowalczyk mit nur einer Silbermedaille. Die Schweden gingen lange Zeit als Silberteam in die Geschichte der Titelkämpfe ein, bis Johan Olsson für sein Land den goldenen Schlusspunkt setzte.
Positive Akzente aus deutscher Sicht
Aus deutscher Sicht konnten im Laufe der Saison einige positive Akzente gesetzt werden, jedoch meist nur punktuell. Positiv in Erinnerung geblieben ist sicher allen der erste Weltcupsieg von Tim Tscharnke in einem spannenden Massenstart in Canmore, in dem auch Tobias Angerer aufs Podium lief und Hannes Dotzler Sechster wurde. Überhaupt konnte sich Hannes Dotzler mit mehreren Top10-Ergebnissen (unter anderem auch bei der WM) in der erweiterten Weltspitze festsetzen, während Tim Tscharnke seine beste Phase vor und nach der Tour de Ski hatte, die er allerdings mit einem Magen-Darm-Infekt auslassen musste. Tobi Angerer erreichte sechs Ergebnisse unter den besten Zehn, dauerhafte Top-Ergebnisse waren für den 35-jährigen Gesamtweltcupsieger von 2006 und 2007 aber nicht zu erreichen. Er schaffte es als einziger Deutscher unter die besten 15 im Gesamtweltcup dieser Saison. Auch der 33-jährige Axel Teichmann tat sich sichtbar schwer, lief nicht zuletzt wegen wiederholter Infekte einen Großteil der Saison hinterher. Zu den Weltmeisterschaften löste er ein Last-Minute-Ticket und war auch im Val di Fiemme in seiner besten Form. Anschließend warf ihn jedoch wieder ein Infekt zurück, so dass er die Saison ohne weiteren Weltcupstart aber mit einem DM-Titel beenden konnte. Der dritte Routinier im Team, Jens Filbrich, wird ebenfalls nicht zufrieden auf diese Saison zurückblicken, in der er nur selten die gewohnten Ergebnisse abliefern konnte. Anders sieht die Lage bei den Damen aus, wo mit Denise Herrmann und Katrin Zeller zwei DSV-Starterinnen die Saison unter den besten 15 beendeten. Gerade Denise Herrmann machte innerhalb eines Jahres bemerkenswerte Fortschritte und entwickelte sich von einer Sprintspezialistin zu einer guten Allrounderin. Nicole Fessel zeigte ebenfalls phasenweise sehr gute Leistungen, war aber zu infektanfällig, um dauerhaft in der Weltspitze mitzumischen. Auf einem guten Weg ist auch Hanna Kolb, die immer wieder gute Ergebnisse im Sprint zeigen konnte.
FIS Marathon Cup und Ski Classics Serie
Im Skimarathon hatte sich bereits vor der Saison eine Spezialisierung angedeutet. Während sich die Klassik-Spezialisten und Skandinavier eher auf die Ski Classics Serie konzentrierten, gingen die Mitteleuropäer und Top-Skater beim FIS Marathon Cup an den Start. So verwundert es nicht, dass der Gesamtsieger der Ski Classics Serie Anders Aukland heißt und aus Norwegen kommt. Mit Seraina Boner konnte jedoch eine Schweizerin in die Phalanx der Skandinavierinnen einbrechen und bei den Damen gewinnen. Die Sieger im FIS Marathon Cup heißen Sergio Bonaldi (Italien) und Tatjana Mannima (Estland). Beim wohl bekanntesten Skimarathon der Welt, dem Vasalauf, gelang Joergen Aukland eine Premiere: Er gewann als erster Läufer mit Ski ohne Steigwachs. Bei den Damen war die erst 25-jährige Laila Kveli erfolgreich.
Erste Saison des xc-ski.de Skimarathon Teams
Eine große Schlagzeile in der Langlaufszene war vor der Saison die Gründung des ersten professionellen deutschen Skimarathon Teams. Das xc-ski.de Skimarathon Team unter Führung von Europameister Thomas Freimuth startete mit vier Athleten in die Saison und bekam ziemlich schnell Zuwachs. Nach dem Winter kann das Team auf einen Skimarathon-Europameistertitel durch Jessica Müller, einen Gesamtsieg bei der Tour de Ramsau durch Aliaksei Ivanou und eine WM- sowie U23-WM-Teilnahme durch Alexander Wolz zurückblicken. Letzterer zeigte zum Saisonabschluss beim Skadi Loppet, dass er auch auf den langen Strecken gewinnen kann. Er setzte sich über 42 Kilometer Klassik durch. Außerdem unterstützte das Team beim Skadi Loppet Olympiasiegerin Claudia Nystad bei ihren ersten beiden Rennen nach der Comeback-Ankündigung.
Im nächsten Winter warten dann mit den Olympischen Spielen in Sochi, der Tour de Ski und den zahlreichen großen Skimarathons wieder viele Highlights auf die Skilangläufer. Wir bleiben für euch am Ball!