Niklas Dyrhaug, Didrik Tønseth, Anders Gløersen und Petter Northug konnten den Staffel-Titel verteidigen und sich die Goldmedaille nach einem spannenden Dreikampf vor Schweden und Frankreich sichern. Die Schweizer wurden Fünfte, das deutsche Quartett landete auf dem siebten Platz.
Bärenstarker Olsson bringt Schweden zurück
Es sah zwischenzeitlich nicht gut aus für die hoffnungsvollen Gastgeber aus Schweden, die durch ihren Startläufer Daniel Richardsson schon unerwartet früh in Rückstand gerieten: Der Schwede konnte wie auch Jean Marc Gaillard und Francesco de Fabiani einer Attacke von Niklas Dyrhaug am Anstieg zum kleinen Mördarbakken der letzten 2,5 Kilometer-Schleife nicht folgen. Das Trio verlor bis zum ersten Wechsel 20 Sekunden, die ein bärenstarker Weltmeister Johan Olsson nach fünf Kilometern wieder gutgemacht hatte – mit Silbermedaillen-Gewinner Maurice Manificat im Schlepptau. Doch der Schwede war noch lange nicht müde! Er übernahm weiter die Tempogestaltung und attackierte auf der letzten Runde, so dass er mit sechs Sekunden Vorsprung auf Frankreich und 14 Sekunden auf Norwegens Didrik Tønseth zum Wechsel kam. Erneut fielen die Norweger zumindest auf den Klassikstrecken durch deutlich langsamere Ski auf: Vor dem Rennen war die Angst vor neuem Schneefall sehr groß, die sich auch prompt bestätigte – pünktlich zum Rennen begann es wieder zu schneien, aber nicht so nass wie am Dienstag. So hatte der Schnee auch wegen der komplett gesalzenen Strecke nicht so große Auswirkungen wie über die zehn Kilometer der Damen.
Starke Franzosen, aber Northug unschlagbar
Nach dem Wechsel auf die viel zu leichten Freistilstrecken komplett ohne Mördarbakken und größere Anstiege setzte sich der Dreikampf um die Medaillen zwischen Norwegen, Schweden und den sehr starken Franzosen weiter fort. Die Russen waren durch ihren zu schwachen zweiten Läufer Alexander Bessmertnykh zurückgefallen. Nach dem Wechsel auf Alexander Legkov konnte dieser durch die geringen Schwierigkeiten des Streckenprofils seine Stärken nicht ausspielen, so dass sich der Rückstand bei 40 Sekunden einpendelte. Im Spitzentrio machte lange Zeit Robin Duvillard den besten Eindruck, der Franzose attackierte sogar am kleinen Anstieg der letzten Runde. Einen Abstand konnte er nicht herauslaufen, stattdessen konterte Anders Gløersen, der sich bisher zurückgehalten hatte. Dem Norweger gelang es, mit wenigen Metern Vorsprung auf Duvillard und einen nicht so überzeugenden Marcus Hellner zum letzten Wechsel zu kommen, die nach dem Wechsel auf Northug aber sofort Makulatur waren: Es wurde sofort Bummeltempo eingelegt und die nächsten Minuten durchgehalten. Doch bald wurde es dem jungen Lothringer Adrien Backscheider zu bunt – er wollte sich nicht auf die Spielchen von Petter Northug und Calle Halfvarsson, die sich belauerten, einlassen und zog sein eigenes Tempo durch. Mehr als fünf Sekunden konnte sich der junge Franzose, der schon viele Erfolge bei Junioren- und U23-Weltmeisterschaften sammeln konnte, nie absetzen. Bei der letzten Stadionpassage waren dann wieder alle drei zusammen und dem Franzosen war offenbar klar, dass er seine Hoffnungen auf Gold und Silber begraben musste. Erst wenige hundert Meter vor dem Zielsprint gab es wieder nennenswerte Action und die kam von Petter Northug! Der Norweger attackierte auf die Brücke hinauf und versuchte, seinem schwedischen Kontrahenten den Weg abzuschneiden. Calle gelang es nicht, sich in der Innenkurve zu behaupten, so dass Petter sein Tempo bis ins Ziel durchziehen konnte. Auch aus dem Windschatten heraus war keine ernsthafte Attacke mehr möglich. Bronze ging mit wenigen Sekunden Abstand an die Franzosen, deren Schlussmann sich bei seinem Staffel-Debüt aus den letzten Kämpfen im Stadion heraushielt. Rang vier lief der sichtlich enttäuschte russische Schlussläufer Evgeniy Belov nach Hause. Fünfter wurden mit großem Abstand die Schweizer vor Italien, Deutschland und Finnland.
Schwarzer Tag für ‚Bingo‘ – Platz sieben
Der deutsche Startläufer Jonas Dobler machte ein super Rennen und hielt immer mit der Favoritengruppe mit. Das änderte sich mit dem Wechsel auf Thomas Bing leider schlagartig, für den das Tempo vom Start weg viel zu hoch war. Zu Beginn der zweiten Runde verlor er endgültig den Anschluss und büßte kontinuierlich ein. Er wechselte nur als 13. auf Florian Notz, den er mit einem Rückstand von 1:53 Minuten auf die Strecke schickte. „Von Anfang an war extrem viel Tempo drin. Ich hab alles versucht, um dran zu bleiben und bis zum höchsten Punkt ist mir das auch gelungen. Aber ich habe völlig über meine Verhältnisse gelebt und war der Situation nicht gewachsen. Ich bin dann extrem eingebrochen in Runde zwei und drei und konnte absolut mein Tempo nicht mehr gehen und konnte bei keinem mitgehen“, erklärte Thomas Bing seine Probleme und fügte hinzu: „Ich kriegte keinen ordentlichen Schritt mehr zusammen und kam nicht mehr ins Gleiten rein. Beim Schub hatte ich keinen Punch mehr in den Armen. An mir sind alle vorbeigeflogen, das war unglaublich. Am Ski hat es absolut nicht gelegen, der war hervorragend, das war ganz allein meine Person.“ Der frischgebackene U23-Weltmeister Florian Notz scheint sich mitlerweile von seiner Krankheit nach den Titelkämpfen bestens erholt zu haben und machte ein erstklassiges Rennen – auch im Vergleich zur Spitze, wo er hauptsächlich in der letzten Runde ein paar Sekunden verlor. „Heute ging es sehr gut, 10 Kilometer liegen mir normal immer ganz gut. Heute war es auch etwas fester auf der Strecke. Ich konnte den Ski gut laufenlassen und dann ging es immer weiter vor“, meinte Florian, der seine erste Staffel völlig locker angehen konnte: „Ich bin es ganz entspannt angegangen, wir hatten heute eh nicht so den Erfolgsdruck. Ich wusste, dass ich Tim etwas vorbringen soll, ich hatte ein paar Mann vor mir, die ich einholen wollte.“ Als Zehnter knapp hinter Finnland und Kasachstan übergab er an Schlussläufer Tim Tscharnke, der noch ein paar Plätze gutmachte und sich mit Finnland einen Zielsprint um den siebten Platz lieferte – auch für ihn war es ein sehr gutes Staffelrennen mit nur zehn verlorenen Sekunden auf die Spitze. Mit Ausnahme vom schwarzen Tag bei Thomas Bing kann das deutsche Team also sehr zufrieden sein mit der Staffel, von der niemand etwas erwartete. Realistischerweise wäre wohl ein fünfter Platz hinter Russland möglich gewesen, die Medaillen aber sicher unerreichbar.
Schweiz: Platz fünf mit zwei Minuten Rückstand
Nach einem Endergebnis vor Deutschland sah es früh im Rennen für die Schweizer nicht aus, die durch ihren Startläufer Ueli Schnider (Ersatz für den verletzten Curdin Perl) schon mehr als eine Minute verloren. Durch ein erstklassiges Rennen von Dario Cologna, der bis kurz vor dem Ziel sogar schneller war als die Spitze, kamen die Schweizer wieder zurück ins Rennen und zur Halbzeit auf den sechsten Platz. Dario zündete den Turbo in erster Linie in Runde drei und vier, wo er innerhalb einer Runde die 42 Sekunden auf Thomas Bing gut machte und diesem auf der Schlussrunde weitere 45 Sekunden abnahm. Relativ wenig Zeit nach vorn büßten auch Jonas Baumann und Toni Livers ein, so dass sich die Schweizer über einen tollen fünften Platz mit zwei Minuten Rückstand freuen konnten.