Therese Johaug hat im 30 Kilometer-Rennen in Falun in der klassischen Technik fast einen Start-Ziel-Sieg hingelegt und ihren WM-Titel von 2011 in Oslo im klassischen Stil verteidigt. Silber ging an die Freistil-Weltmeisterin von 2013, Marit Bjørgen, gefolgt von Charlotte Kalla.
23 Kilometer im Alleingang
Nach einem forschen Beginn wurde das Tempo nach den ersten Kilometern wieder etwas verschleppt, Dauer-Tempomacherin Therese Johaug hielt sich auffallend zurück. Warum sie dies tat, wurde nach sieben Kilometern klar, als sie am Mördarbakken überraschend früh attackierte und damit alle Konkurrentinnen auf dem falschen Fuß erwischte. Vor allem Marit Bjørgen sah für einige Minuten sehr schlecht aus und fiel aus der sich aufsplitternden Gruppe zurück. Nach etwa drei Kilometern hatte sich wieder eine sechsköpfige Verfolgergruppe mit zwei Norwegerinnen (Bjørgen und Weng), zwei Schwedinnen (Kalla und Bleckur) und zwei Finninnen (Saarinen und Niskanen) gebildet, die bei der Stadionpassage nach zehn Kilometern 17 Sekunden Rückstand aufwiesen. Ein wichtiger taktischer Moment war der einzige erlaubte Skiwechsel des Rennens (möglich nach 5, 15 oder 25 Kilometern). Charlotte Kalla stürzte vor dem Wechsel auf der Brücke und kam etwas aus dem Tritt, die Finninnen vertrauten weiter auf ihr aktuelles Material und liefen durch, was sich später als Fehler herausstellen sollte. Nach ihrem Skiwechsel gab Marit Bjørgen Gas und holte schnell die zehn Sekunden Vorsprung des Saarinen/Niskanen-Duos auf. Am Mördarbakken setzte sich die Norwegerin von den Finninnen ab, von denen sich besonders Saarinen mit ihrem nachlassenden Ski quälte und kontinuierlich zurückfiel. Auch Charlotte Kalla hatte zu diesem Zeitpunkt in der Dreiergruppe dahinter schwer zu kämpfen, vor allem in den steilen Anstiegen. Auch die zweite Finnin litt inzwischen in der Abfahrt unter ihrem Ski und fiel zusammen mit Kalla kurzzeitig hinter Bleckur und Weng zurück. Als die letzte Runde eingeläutet wurde, war das Quartett wieder gemeinsam auf der Verfolgung von Johaug und Bjørgen. Der Abstand zwischen den beiden Norwegerinnen hatte bei Kilometer 25 ein Maximum von 1:15 Minuten erreicht, das Quartett lag zu diesem Zeitpunkt fast 55 Sekunden hinter Bjørgen.
Favoriten holen die Medaillen
Auf den letzten fünf Kilometern nahm Therese Johaug etwas Tempo raus und genoss ihren Erfolg. Sie bekam schon am letzten Anstieg eine kleine Flagge gereicht, mit der sie im Stadion jubelte. Währenddessen tat sich ihre Landsfrau auf der Schlussrunde wieder sichtlich schwerer, während Charlotte Kalla unter dem Jubel ihrer Fans auf den letzten Kilometern nur so über die Strecke flog und bis auf zwischenzeitlich 30 Sekunden an Marit Bjørgen herankam – mehr als Bronze war aber nicht mehr drin, so dass sie sich im Stadion wieder feiern lassen konnte. Die Schwedin hatte zu Beginn der letzten fünf Kilometer das Tempo deutlich verschärft und dadurch die Gruppe gesprengt. 25 Sekunden nach ihr erreichte Kerttu Niskanen als gute Vierte das Ziel. Weitere 15 Sekunden später erreichte Sofia Bleckur als erstklassige Fünfte das Ziel. Steffi Böhler überzeugte als tolle Sechste vor Aino Kaisa Saarinen, die sie nach 23 Kilometern einholte, und Heidi Weng. Die Norwegerin brach auf der Schlussrunde völlig ein, wankte am Mördarbakken sichtlich und wirkte sehr wacklig auf den Beinen. Sie war zum Zeitpunkt ihres Einbruchs noch mit Bleckur zusammen unterwegs gewesen, auf die sie bis ins Ziel aber immerhin nur 35 Sekunden verlor. Rang neun ging an Eva Vrabkova-Nyvltova vor Ingvild Flugstad Østberg, die sich wie ihre Landsfrau Martine Ek Hagen (Rang 12 hinter Liz Stephen) sehr gut schlug. Beide waren erst kurzfristig ins norwegische Aufgebot gerückt als Ersatz für Kristin Størmer Steira (umgeknickt beim Joggen) und Astrid Uhrenholdt Jacobsen (erkrankt).
Steffi Böhler wird erstklassige Sechste
Die Nachrichten am Morgen waren nicht gut: Eine von drei deutschen Starterinnen (Nicole Fessel) musste mit 39 Grad Fieber und Magen-Darm-Problemen ihren Start absagen. Für die höher gewettete Fessel sprang Steffi Böhler in die Bresche und erfüllte die Erwartungen und Hoffnungen voll und ganz. Allerdings tat sich die Schwarzwälderin zunächst nicht leicht. Nach der ersten Passage des Stadions gehörte die 34-Jährige nicht mehr zur elfköpfigen Spitzengruppe, an die sie aber später wieder Anschluss fand. Die Attacke von Therese Johaug konnte sie zwar nicht mitgehen, nach der zweiten absolvierten Runde hatte Steffi aber ihren Rhythmus gefunden. Sie erreichte die Gruppe vor ihr und übernahm am Anstieg sogar die Führung innerhalb der Gruppe. Im weiteren Rennverlauf zeigte sie ein exzellentes Rennen. Am letzten Anstieg schnappte sie sich noch die völlig blaue Heidi Weng und jubelte über den sechsten Platz – ein versöhnlicher Abschluss der WM: „Ich bin gut durchgekommen, das war das einzige Rennen dieser WM, wo ich sagen muss, dass es sich gut angefühlt hat. Es hat Spaß gemacht und ist ein versöhnlicher Abschluss. Ich habe die ganze Zeit gesagt, so schlecht wie wir zuletzt dastanden, sind wir nicht! Daher war das gut, dass heute nochmal so ein Platz rausgesprungen ist“, freute sich Steffi. Ein gutes Rennen machte auch Victoria Carl im ersten 30 Kilometer-Rennen ihrer jungen Karriere. Die 19-Jährige sollte Erfahrung sammeln und konzentrierte sich von Beginn an auf ihr eigenes Tempo. Weite Strecken des Rennens absolvierte sie gemeinsam mit der Russin Olga Kuziukova, der sie in der zweiten Rennhälfte zeitweise 20 Sekunden abnahm. Ab der Abfahrt zur letzten Stadionpassage kam dann der Mann mit dem Hammer für die junge Thüringerin: Aus über 20 Sekunden Vorsprung wurden innerhalb von knapp drei Kilometern fast zehn Sekunden Rückstand, die sie aber kurzzeitig wieder einholen konnte. Im Ziel konnte der 29. Platz als neue Erfahrung verbucht werden.
Stadlober und Boner in den Top-15
Mit Teresa Stadlober und Seraina Boner konnten jeweils eine Österreicherin und eine Schweizerin ein Top-15-Ergebnis erreichen. Teresa Stadlober hielt sich über weite Strecken des Rennens in der Gruppe mit Steffi Böhler auf, konnte dem Tempo auf den letzten fünf Kilometern aber nicht mehr folgen. Sie büßte auf die Deutsche 45 Sekunden ein und kam als gute 13. ins Ziel. Seraina Boner ging das Rennen verhalten an und verlor auf den ersten acht Kilometern schon eine Minute, was Platz 26 bedeutete. Im Laufe des Rennens arbeitete sie sich aber kontinuierlich Platz für Platz nach vorn auf Rang 15 im Ziel. Ihre junge Landsfrau Nathalie von Siebenthal, überraschend Sechste im Startnummernrennen über zehn Kilometer, lag zur Halbzeit noch mit Boner und Østberg in einer Gruppe, verlor in der zweiten Rennhälfte aber viel Zeit, so dass sie als 23. mit fast sechs Minuten Rückstand die Linie überquerte, dennoch ein sehr gutes Resultat für die junge Schweizerin. Die junge Österreicherin Nathalie Schwarz verlor als 35. fast zehn Minuten auf die Siegerin.