Therese Johaug hat erwartungsgemäß die Tour de Ski 2016 für sich entschieden. Rang zwei ging an Ingvild Flugstad Østberg vor Heidi Weng.
Johaug am Berg nicht zu schlagen
„Ich werde nicht aufgeben, solange ich den Schnee vor mir noch sehe. Ich denke, dass Therese 2-3 Minuten schneller sein wird“, erklärte Ingvild Flugstad Østberg vor dem Start. Dass sie damit recht behalten sollte, merkte man schnell im Schlussanstieg zur Mittelstation der Alpe Cermis. Auf den ersten flachen sechs Kilometern konnte Østberg ihren Vorsprung auf Therese Johaug noch einigermaßen konstant halten. Sobald die 3,5 Kilometer lange Tortour bergauf begann, schmolz der Vorsprung auf jedem Meter. Ingvild Flugstad Østberg sah schon auf den ersten Metern des Skihangs nicht mehr gut aus und tat sich sichtlich schwer. Drei Kilometer vor dem Gipfel hatte Therese den Anschluss geschafft, wenige Sekunden später sprang sie vorbei und attackierte, um ein Anhängen der Teamkollegin zu verhindern. Dazu war Ingvild Flugstad Østberg aber schon längst nicht mehr in der Lage. Sie quälte sich geradezu den Hang hinauf und musste am Ende sogar hoffen, dass Heidi Weng sie nicht noch einholte, die mit kraftvollen Schritten – optisch sehr ähnlich wie Johaug – dem Ziel entgegen stapfte. Währenddessen konnte Therese Johaug schon oben mit der norwegischen Flagge ins Ziel einlaufen, Ingvild Flugstad Østberg fiel 2:20 Minuten später über die Linie und konnte etwa 50 Sekunden Vorsprung auf Heidi Weng ins Ziel retten. Für den Tour de Ski-Erfolg erhält Therese Johaug rund 92.500 Euro. „Ich hatte heute einen wirklich guten Tag. Meine Form war toll. Ich hatte gehofft, Ingvild vor dem Anstieg ein paar Sekunden abnehmen zu können. Das lief besser als erwartet. Das war mein Traum und ein großes Ziel, die Tour de Ski zu gewinnen. Ingvild hat mich auf jeder Etappe dieser Tour gefordert“, sagte Therese.
Kalla wird Vierte vor Niskanen
Sobald der Anstieg begann, hatte Kerttu Niskanen in der kleinen Zweiergruppe mit Charlotte Kalla die Führung übernommen und bestimmte immer das Tempo. Die Schwedin machte keine Anstalten vorbeizugehen und wollte offenbar im Windschatten etwas Kräfte sparen. 150 Meter vor dem Ziel ging sie an der Finnin vorbei und holte sich den vierten Platz mit 7:45 Minuten Rückstand auf die Siegerin. Mehr als 20 Sekunden hinter dem finnischen Duo Kyllönen/Pärmäkoski gestartet, lieferte Ragnhild Haga eine sehr gute Schlussphase ab und zog einen Kilometer vor dem Ziel noch an beiden Finninnen vorbei. Anne Kyllönen belegte de siebten Platz vor Krista Pärmäkoski. Rang neun ging mit Laura Mononen ebenfalls an eine Finnin vor Toblach-Siegerin Jessie Diggins.
Stadlober knapp an Top10 vorbei
Teresa Stadlober zeigte von Startplatz 13, 40 Sekunden hinter Jessie Diggins, ein sehr gutes Rennen. Die Österreicherin ging das Rennen sehr kontrolliert an und sparte Kräfte, die sie dann im zweiten Teil des Anstiegs nutzen konnte. Vor Beginn des Anstiegs und auch noch nach dem ersten Kilometer lag sie 1:20 Minuten hinter der Amerikanerin, schob sich dann aber nach und nach an Sadie Bjornsen und Ida Ingemarsdotter vorbei. Im Ziel fehlten ihr nur noch zehn Sekunden auf Jessie Diggins und damit auf den zehnten Platz.
Starke Alpe Cermis von Nathalie von Siebenthal
Knapp vor dem ersten Wellenstart war die junge Schweizerin Nathalie von Siebenthal als 23. ins Rennen gegangen und startete ebenfalls vorsichtig ins Rennen. Die gesparten Kräfte nutzte sich dann Im Steilen, wo sie bald an Athletinnen wie Sandra Ringwald oder Justyna Kowalczyk vorbeiging. Die letzten Kilometer absolvierte sie zusammen mit Steffi Böhler, die sie im Zielsprint hinter sich ließ und 15. wurde.
Böhler beste Deutsche als 16.
In den letzten Tagen sprach Steffi Böhler immer davon, sich auf den Schlussanstieg zu freuen, weil es danach vorbei ist. Dies revidierte sie nun nach ihrer zehnten beendeten Tour: „Es ist zu krank, um Worte zu finden. Ich habe das im Vorfeld immer runtergespielt und gesagt, die Vorfreude ist riesengroß auf das Ding. Aber ich frage mich unterwegs immer wieder: Was mache ich hier?.“ Viel mehr als der 16. Platz von Steffi Böhler war nach dem Verlauf der Tour de Ski aus deutscher Sicht nicht mehr möglich gewesen, die angestrebten Top10 schon längst außer Reichweite. Die ersten Kilometer lief Steffi Böhler zunächst zusammen mit den anderen Deutschen und anderen Sportlerinnen in einem Pulk zwischen Platz 15 und 22. Im Berg ließ dann zunächst Sandra Ringwald Federn nach der anstrengenden Tour de Ski und fiel aus der Gruppe zurück, bald darauf konnte Denise Herrmann das Tempo nicht mehr halten und fiel noch hinter die Teamkollegin zurück. Im Ziel belegte Steffi Böhler Rang 16, zumindest Platz zwölf wäre aber theoretisch wohl noch möglich gewesen – bis dahin fehlte rund eine halbe Minute. Aber die Schwarzwälderin hatte alles gegeben. „Ich bin ganz gut unten reingekommen, also recht ökonomisch. Aber irgendwann merkt man, das die Luft so knapp wird und du kannst die Muskeln nicht mehr versorgen, so wie du das gern hättest und dann ist es ganz einfach nur Krampf und Biss. Aber irgendwie haben wir es wieder geschafft“, meinte Steffi zufrieden. „Man durchlebt schon ein paar Hochs und Tiefs. Man merkt es auch bei den Läuferinnen, mit denen man zusammen unterwegs ist. Die hat mal da die bessere Phase und die andere da und manche können noch mal Reserven mobilisieren. Wenn man lange Zeit Langlauf macht, dann muss man oft den inneren Schweinehund überwinden – und hier überwindet man zehn Schweinhunde!“ Auf die Frage, ob sie sich die Strapaze nochmal antut, schmunzelte sie „Heut nimmer!“
Drei weitere Deutsche in den Top30
Sandra Ringwald erreichte eine MInute später als 20. das Ziel, Denise Herrmann überquerte eine weitere halbe Minute später als 22. vor Justyna Kowalczyk die Linie. Die Polin beendete diesmal die Tour de Ski ohne Kreislaufkollaps, aber auch ohne Form – für sie war das möglicherweise der letzte Auftritt bei einer Tour de Ski. Monique Siegel kam als 28. ins Ziel.