Das deutsche Quartett hat sich nach einer erstklassigen Leistung überraschend die Bronzemedaille gesichert. Gold in dieser verrückten Staffel sicherte sich die Mannschaft aus Schweden vor Finnland.
Alle Norwegerinnen mit Problemen
Norwegen ohne Gold bei einer Damenstaffel? Und dann auch noch ganz ohne Edelmetall? Wer das getippt hat, hätte viel Geld im Wettbüros gewinnen können. Schon von Beginn an hatten die Norwegerinnen mit Problemen zu kämpfen, weder Heidi Weng noch Therese Johaug, Astrid Uhrenholdt Jacobsen oder Marit Bjørgen konnten zu gewohnter Form auflaufen und fielen kurz vor dem zweiten Wechsel sogar aus der Spitzengruppe zurück. Grund dafür ist offenbar in erster Linie ein Wachsproblem, dass die Hoffnungen auf das sicher geglaubte norwegische Gold zunichte machte. Er würde eine emotionales, tränenreiches Staffelrennen geben – das hatte die norwegische Presse zuvor prophezeiht. Das wurde es tatsächlich, jedoch nicht, weil Astrid Jacobsen sich die sichere Goldene abholen konnte…“Ich kann mich nicht erinnern, dass die Ski jemals so schlecht waren“, wird Therese Johaug in der norwegischen Presse zitiert. „Als ich losging fühlte es sich gut an, aber die anderen tanzten mir auf der Nase herum. Wir sahen schon bei Heidi, dass sie nicht so laufen konnte wie gewohnt. Da hatte ich schon ein schlechtes Gefühl“, meinte Johaug nach dem Staffel-Fiasko, nachdem im Ziel Eis unter dem Ski der Norwegerin gesichtet worden war.
Finnland bestimmt das Rennen
Das Tempo machten von Beginn an die Finninnen, doch Anne Kyllönen musste für ihr hohes Anfangstempo gegen Ende ihrer fünf Kilometer langen Schleife büßen und fiel aus der Spitzengruppe, in der sich Nicole Fessel trotz Krämpfen gut hielt, zurück. Diese Lücke musste Aino Kaisa Saarinen zunächst wieder zulaufen, so dass vorn die Russinnen das Tempo übernahmen und Olga Kuziukova sich sogar einige Sekunden absetzen konnte. Nach dem Stadiondurchlauf nach 2,5 Kilometer setzte sich Aino Kaisa Saarinen an die Spitze. Einer Attacke der Finnin kurz vor dem Wechsel konnten nur Steffi Böhler und Emma Wikén folgen und den Vorsprung durch ihre dritten Läuferinnen weiter ausbauen.
Schweden holt historisches Gold
Auf der dritten Schleife wurde das Rennen von Kerttu Niskanen bestimmt, an deren Fersen sich Claudia Nystad bis zum letzten Anstieg hartnäckig hielt. Die knapp sechs Sekunden Rückstand machte Denise Herrmann nach dem Wechsel schnell wieder wett und die Oberwiesenthalerin bestritt die letzten Kilometer gemeinsam mit Krista Lähteenmäki. Doch auch Charlotte Kalla kam Meter um Meter näher und machte ihre 25 Sekunden Rückstand bis einen Kilometer vor dem Ziel wieder fit. Es kam zu einem Dreikampf auf der Zielgeraden: Kalla nahm in der Zielkurve die Innenbahn und sprintete an Herrmann und der Finnin vorbei zum Olympiasieg. Den ersten Olympiasieg in der Damenstaffel seit den Spielen in Squaw Valley 1960 – auch das letzte schwedische Podium ist schon 46 Jahre her. Denise Herrmann lag zwar zwischenzeitlich auf Rang zwei, musste sich jedoch Lähteenmäki geschlagen geben. „Ich habe gemerkt, dass die Kalla immer näher kam und da habe ich am letzten Berg gedacht, ich muss jetzt irgendwie versuchen, die Initiative zu ergreifen, weil die Kalla ist halt auch schwer zu schlagen“, meinte sie, die am vorletzten Anstieg erfolglos eine Attacke versucht hatte. „Sie kam dann trotzdem und ich habe natürlich übelst gekämpft auf der Zielgeraden und ich habe es dann leider nicht geschafft, die anderen zwei noch zu schlagen. Aber ich bin überglücklich, dass es heute fürs Podium gereicht hat“, strahlte sie mit ihren Kolleginnen um die Wette. Den vierten Platz sicherten sich sogar noch die Französinnen vor den enttäuschten Norwegerinnen.
Von Krämpfen geplagte Nicole Fessel und Steffi Böhler legen den Grundstein
„Nach dem 10er klassisch habe ich gesagt, ‚Mädels, es ist alles möglich! Wir können viel mehr als uns zugetraut wird!'“ Damit sollte Steffi Recht behalten, die außerdem erklärte: „Wir wollten einfach eine Medaille und dass das nun geklappt hat, ist einfach phänömenal!“ Die Grundlage dazu hatte Nicole Fessel gelegt, die trotz Schienbeinkrämpfen bis auf die letzten Meter vor dem Wechsel den Anschluss hielt. „Ich habe zum Schluss, weil es ein bisschen schnellere Bedingungen waren, weil sie gesalzen haben, wieder ein bisschen mit Schienbeinkrämpfen kämpfen müssen, so dass ich die Kurven kaum rumtreten konnte. Aber sonst ist es schon gut gegangen. Ich bin krampfanfällig, aber gerade wenn es so schnelle Bedingungen sind, wenn ich den Ski bei jedem Schub kontrollieren muss, dadurch verkrampfe ich dann, weil ich das Fußgelenk stabilisieren muss. Das ist ein altes Problem bei mir, das habe ich nur bei wirklich schnellen Bedingungen und dann ist es ein bisschen schwierig zu laufen“, erklärte Nicole nach dem Rennen ihre Probleme und fügte hinzu: „Ich denke, wir haben alle gut trainiert und wir wissen auch, was wir können und gerade ist es so gut aufgegangen und sie hat so einen wahnsinnig guten Wettkampf gemacht. Wir wisen dann alle, wenn wir unsere beste Leistung abrufen, können wir vorne mitkämpfen und das ist uns heute gelungen.“
Claudia und Denise festigen Medaillenposition
Auch die Freistilläuferinnen der deutschen Staffel zeigten sich selbstverständlich überglücklich – auch Claudia Nystad fühlt sich nach ihrer Wettkampfpause und Anfangsschwierigkeiten zu Saisonbeginn inzwischen wieder in der Weltspitzen angekommen. „Das ist definitiv etwas Besonderes. Damit hat man ja gar nicht rechnen können. Wenn man so eine lange Pause hatte wie ich, ist es immer schwer, wieder reinzukommen und das habe ich auch gemerkt am Anfang. Aber die 5km sind eine Distanz, die ich mein Leben lang trainiert habe und das war heute wirklich richtig gut, das hat man ja gesehen. Von Position zu Position wurde das klarer. Für mich ist einfach noch unglaublich.“ Denise Herrmann lobte ebenfalls die Mannschaftsleistung und vergaß trotz des überraschenden Erfolges nicht die Fünfte im Bunde: „Ich denke, das haben wir uns so sehr verdient und auch die Katrin wollen wir da noch mit einbeziehen, die gehört genauso zum Team. Wir sind einfach überglücklich, heute Bronze gewonnen zu haben.“