Der Langlauf Weltcup hat zwei neue Sieger: Sophie Caldwell und Emil Iversen sorgten auf der vierten Etappe der Tour de Ski in Oberstdorf für zwei Sensationen. Martin Johnsrud Sundby und Therese Johaug sammelten mit Finaleinzügen wertvolle Sekunden. Sebastian Eisenlauer schaffte erstmals den Sprung in das Finale.
Sophie Caldwell feiert Premierensieg
Der Klassiksprint in Oberstdorf schien eine relativ klare Angelegenheit für Ingvild Flugstad Østberg zu sein: Teamkollegin Maiken Caspersen Falla nicht mehr dabei, Stina Nilsson nicht mehr in Topform. So schien der Weg frei für die aktuelle Tour-Führende und Ingvild dominierte auch alle Läufe. Im Finale lag sie bis zur letzten Abfahrt in Führung, doch dann ging ihr auf der extrem schwierigen Strecke mit zwei gefährlichen Abfahrten die Luft aus. Im Zielsprint reichte es nur mit deutlichem Abstand zu Rang drei vor Ida Ingemarsdotter. Vorn kämpften zwei Damen um den Sieg, die noch nie ganz oben auf dem Treppchen standen: Sophie Caldwell und Heidi Weng. Die Amerikanerin schob sich mit Raketenski in der Abfahrt nach vorne an die Spitze, doch Heidi Weng kam im Doppelstockschub Meter für Meter näher. Am Ende sorgten zwei Fußlängen Vorsprung für den ersten Weltcuperfolg der Amerikanerin, die es selbst gar nicht realisierte. Doch Ida Ingemarsdotter hatte sofort den Durchblick, fiel neben ihr ins Ziel und rief ihr ein „You have won!“ zu. „Das hätte ich nie gedacht“, strahlte die glücklichere Siegerin im Interview mit Jeff Ellis. „Ich bin in guter Form, aber nun bin ich sehr überrascht. Ich hatte sehr gute Ski. Ich hätte nicht gedacht, dass ich es bis zum Ziel schaffe, ich habe versucht, vorher bei Ingvild zu bleiben und dann habe ich einfach Gas gegeben.“ Heidi Weng konnte sich überhaupt nicht über ihren zweiten Platz freuen, zu nah war der erste Weltcupsieg überhaupt. Für sie war es ihr insgesamt 31. Weltcuppodium. Therese Johaug stieß nach ihrem Weiterkommen im Viertel- und Halbfinale jeweils einen lauten Schrei der Erleichterung aus, wie man es sonst nur nach ihren Distanzsiegen kennt. Im Finale ging sie richtig blau und wurde Fünfte vor Stina Nilsson, die in der ersten Abfahrt stürzte.
Emil Iversen stärker als die Konkurrenz
Nach dem Erfolg von Sophie Caldwell war die Chance für eine weitere Überraschung da. Emil Iversen zeigte sich in erstklassiger Form und im Gegensatz zu seiner Ex-Freundin Heidi Weng konnte er sich im Finale durchsetzen – auch wenn es zunächst nicht so aussah. Am ersten Berg attackierte Martin Johnsrud Sundby, um mit einem Sprintsieg seine Dominanz weiter zu unterstreichen. Danach war es aber am zweiten Anstieg über den Egli-Hügel um seine Kräfte geschehen: An der Brücke vor dem Stadion kämpften drei Sportler Seite an Seite um den Sieg. Sundby verlor innen den gesamten Schwung und wurde durchgereicht auf Platz vier. Emil Iversen kam am besten über die Brücke, nahm allen Schwung mit und stürmte auf und davon. „Ich bin überglücklich, heute gewonnen zu haben. Ich bin völlig überrascht, Erster zu sein“, strahlte der Norweger noch auf der Pressekonferenz. „Ustiugov hat nach dem Start das Tempo gemacht und ich versuchte, mitzuhalten. Nach dem Anstieg war ich in Führung und ich dachte, ich könnte es vielleicht aufs Podium schaffen. Ich habe eine gute Linie in der Abfahrt gewählt und auf dem Weg ins Ziel. Aber ich bin immer noch völlig überrascht, es geschafft zu haben.“ Sergey Ustiugov musste sich mit dem zweiten Platz begnügen vor Alexey Poltoranin. Petter Northug kam abgeschlagen als Fünfter ins Ziel vor Sebastian Eisenlauer, dem am Ende die Kräfte fehlten.
Erste Finalteilnahme für Eisenlauer
Erneut einen ganz starken Sprint zeigte Sebastian Eisenlauer, nachdem er sich in den Distanzrennen in der Lenzerheide etwas geschont hatte. Mit den gesparten Kräften rückte er erstmals bis ins Finale vor und war sichtlich zufrieden. „Es war ziemlich geil!“, freute er sich, nachdem er sich auf dem Weg ins Finale gegen große Namen durchgesetzt hatte. „Es ist egal, wer da neben einem steht, man muss sein Bestes geben“, meinte Sebi, der trotz der fehlenden Kräfte im Finale äußerst zufrieden war: „Im Viertelfinale ist es schon gut losgegangen. Das gibt Selbstvertrauen für die nächsten Runden und so war es heute. Es war ein gelungener Tag. Wer weiß, wann es die nächste Chance gibt, die kommt garantiert. Aber heute war sie schon mal da, es hat leider nicht ganz gereicht. Die Berge haben ziemlich weh getan.“
Wieder Auslosung verpasst: Ringwald dennoch Siebte
Wie schon einmal in diesem Winter hat Sandra Ringwald es geschafft, die Wahl der Viertelfinalläufe zu verpassen. Die Schwarzwälderin war nach dem Prolog noch beim Auslaufen und schaffte es trotz Anfunkens der Betreuer nicht mehr rechtzeitig in den Zielraum. Als starke Zweite der Qualifikation hätte Sandra als Zehnte ihren Lauf wählen können und musste nun wieder das nehmen, was übrig blieb. Damit landete sie zusammen mit Denise Herrmann in Lauf zwei mit der späteren Siegerin, zog aber als Lucky Loser in die nächste Runde ein. Im Halbfinale schied sie knapp als Vierte aus. „Ich bin mit dem Prolog ziemlich zufrieden. Mit den Heats jetzt auch wie es gelaufen ist. Klar war es knapp mit dem Finale, aber ich bin zufrieden mit dem siebten Platz. Die Ski waren heute richtig richtig gut und die Abfahrten sind mir auch richtig gut gelegen, in den Bergen da komme ich auch ganz gut zurecht. Hier in Oberstdorf vor dem Heimpublikum ist es schön zu laufen, so kann es weitergehen!“
Kolb knapp geschlagen, Herrmann ratlos
Für die anderen Deutschen, die die Qualifikation überstanden, war im Viertelfinale Schluss. Ganz knapp war es bei Hanna Kolb, die erst im fünften Lauf von ihrer Lucky Loser-Position verdrängt wurde. Sie wurde als 13. gewertet. Denise Herrmann wurde 16. „Ich habe versucht, gleich am Anfang offensiv reinzugehen in das Rennen, weil vor uns in dem Heat da waren ja drei Stürze und die Abfahrten sind halt alle nicht so einfach, weil es tief ist. Dann am Berg Probleme gehabt und das habe ich dann leider nicht mehr aufholen können“, meinte Denise und fügte ratlos hinzu: „Ich weiß gerade nicht, was überhaupt noch mein Sprintprofil ist. Ich laufe eigentlich schon gern hier, gerade mit der Kulisse und den Zuschauern, das ist top. Du musst 100% in Form sein, sonst verlierst du am Übergang und so ist es bei mir auch gewesen.“
Fessel stürzt, Anger und Böhler scheitern ebenfalls im Viertelfinale
Ganz schlecht begann der Sprinttag aus deutscher Sicht im ersten Viertelfinallauf. Nicole Fessel lag zwar ganz hinten, hätte aber noch eine Chance gehabt, als die Damen vor ihr reihenweise stürzten. Leider verhakte sich auch Nicole beim Querstellen im tiefen Schnee und kam ebenfalls zu Fall. „Die Bedingungen sind sehr schwer, es ist sehr tief. Wenn man da mit dem Klassikschuh ein bisschen reinkommt in den Schneewulst, stürzt man. Da hat es mich sehr blöd…“, meinte Nicole und fügte hinzu: „Das ärgert mich jetzt ziemlich. Ich habe es eigentlich voll gut im Griff gehabt und auf einmal lag ich. Ich war völlig überrascht, dass das passiert ist.“ Wie für sie war auch für Lucia Anger und Steffi Böhler im Viertelfinale Schluss.
Überraschendes Viertelfinale für Andi Katz
Ganz anders als für die Damen war für Andi Katz das Viertelfinale ein großer Erfolg und eine Überraschung, nachdem er sich oftmals im Training allein und ohne Mannschaftskollegen durchkämpfen muss. Er erreichte zum ersten Mal in seiner Karriere ein Sprint-Viertelfinale und hatte als weiterhin bester Deutscher in der Tour-Wertung allen Grund zur Freude: „Im Sprint habe ich eigentlich nicht so das große Potential. Mit Sicherheit habe ich gerade am Berg viel trainiert gehabt und die Strecke kommt mir ein bissel entgegen, weil es steile Berge sind, aber das hätte ich auf gar keinen Fall erwartet.“
=> Resultat Sprint KT Damen
=> Resultat Sprint KT Herren
=> Zwischenstand Damen nach vier Etappen
=> Zwischenstand Herren nach vier Etappen